Alfred Neumann wurde nach der Machtergreifung wegen seiner jüdischen Abstammung auf die Liste verbotener Autoren während der Zeit des Nationalsozialismus gesetzt. Neumann emigrierte 1933, lebte bis 1938 in Fiesole bei Florenz, dann in Nizza und ab 1941 in Los Angeles, wo er US-Staatsbürger wurde. 1949 kehrte er nach Europa zurück und ließ sich in Florenz nieder. Er starb 1952 im Alter von 56 Jahren in Lugano. Neumanns künstlerischen Nachlass überantwortete seine Witwe Katharina Neumann der Stadt München.
Bis zu seinem Lebensende pflegte er eine Freundschaft mit dem Schweizer Schriftsteller Gottlieb Heinrich Heer.
Seine stark dialogisierten Romane sind aus dem Konflikt zwischen tragischem Weltgefühl und optimistischem Lebensgefühl hervorgegangen.
Die frühe Novelle Lehrer Taussig ist noch dem Expressionismus verpflichtet, aber bald reizte es ihn, stilistisch die bildliche Raumempfindung des Barock ins Sprachkünstlerische umzusetzen. Das historische Thema, dem er sich vorwiegend zuwandte, war ihm stets nur Anlass, die Tiefen der menschlichen Seele auszuloten.
Der SchelmenromanNarrenspiegel handelt von dem abenteuerlichen Leben des ewig bankrotten Liegnitzer Herzogs Heinrich, der einmal im Hugenottenheer kommandierte und fast König von Polen geworden wäre.
Spieler und Gegenspieler in seinen Romanen des Risorgimento, Rebellen und Guerra, sind typisch in ihrem Benehmen, wenn sie wie Schachspieler ihre nächsten politischen Züge ohne Gehässigkeit planen.
Die vor dem geschichtlichen Hintergrund der Ermordung des Zaren PaulI. spielende Erzählung Der Patriot wurde erfolgreich mit Emil Jannings verfilmt (Der Patriot, 1928).
Während seiner Zeit in Kalifornien schrieb er den Roman Der Pakt über den amerikanischen Oberst William Walker, der im 19. Jahrhundert zum Präsidenten Nicaraguas gewählt wurde und den Staat dann in eine Diktatur umwandelte.
Der Held, 1930 Roman um einen politischen Mord (an Walther Rathenau)
Narrenspiegel 1932 Roman um den abenteuerlichen Liegnitzer Herzog Heinrich
Romantrilogie „Tragödie des neunzehnten Jahrhunderts“; die ersten beiden Bände sind im Wesentlichen Napoléon III. gewidmet:
Neuer Cäsar 1934
Kaiserreich 1936
Die Volksfreunde 1940 (1952 unter dem Titel Das Kind von Paris)
Gitterwerk des Lebens 1943, Teilabdruck von Der Pakt[1]
Es waren ihrer sechs, Stockholm: Neuer Verl., 1944, Berlin: Verlag Das Kulturelle Gedächtnis, 2018, ISBN 978-3-946990-17-8, Roman um den Widerstand der Geschwister Scholl[2]
Die Brüder 1924
Die Goldquelle 1938, Neuaufl. 1948, 1957
Der Pakt 1949, Roman um den amerikanischen Abenteurer William Walker[3]
Erzählungen
Lehrer Taussig, 1924
König Haber, 1926, zum Drama Haus Danieli umgestaltet. 2022 Neuausgabe der Erzählung mit einem Nachwort von Volkhard Huth als IB 1422 in der Insel-Bücherei
Der Patriot 1925
Der Konnetabel, 1927
Marthe Munk, in Neue Deutsche Erzähler, Schlüter & Co., 1928, (1933)
Tagebücher. 15. Oktober 1939 - 15. Februar 1940. In: Katalog: Exil am Mittelmeer, 2005
Flucht aus Frankreich. Aus einem Tagebuch. 10. Januar 1941. In: Egon Schwarz, Matthias Wegner (Hrsg.): Verbannung. Aufzeichnungen deutscher Schriftsteller im Exil. Wegner, Hamburg 1964, S.96f.
Herausgebertätigkeit, Übersetzer, Bearbeiter
Alfred de Musset: Werke. Müller, München 1925 (5 Bde.; Übersetzung).
Franz Lennartz: Deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Kritik. Band 2: Habe – Novak. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-520-82101-X, Seite 1278–1281.
Herbert Wiesner: Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1987, ISBN 3-485-03544-0 (basiert auf Hermann Kunisch’ „Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur“).
Interview: Walter H. Perl: Gespräch mit Alfred Neumann. In: Aufbau, 12. Jahrgang, Nummer 33, 16. August 1946, S. 20–21; archive.org – Rezension: Ferdinand Kahn: Alfred Neumann liest. In Jewish Club of 1933. In: Aufbau, 13. Jahrgang, Nummer 19, 9. Mai 1947, S. 24; archive.org.