Monacensia
Abteilung der Münchner Stadtbibliothek Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Monacensia, eigentlich Monacensia im Hildebrandhaus, vereint das Literaturarchiv der Stadt München, ein Museum sowie eine Forschungsbibliothek zur Geschichte und zum kulturellen Leben Münchens. Der lateinische Name Monacensia bedeutet „Münchnerisches“. Die Einrichtung bezeichnet sich als „das literarische Gedächtnis der Stadt München“.[1] Seit 1977 ist sie in der ehemaligen Künstlervilla des Bildhauers Adolf von Hildebrand (1847–1921) beheimatet. Die Institution ist an die Münchner Stadtbibliothek angebunden.
Monacensia | |
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Hildebrandhaus | |
Gründung | 1921 |
Bestand | 350.000 |
Bibliothekstyp | Spezialbibliothek |
Ort | München |
ISIL | DE-M36a |
Betreiber | Landeshauptstadt München |
Leitung | Anke Buettner |
Website | https://www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia-im-hildebrandhaus |
Die Monacensia befindet sich im Hildebrandhaus, der ehemaligen Villa des Bildhauers Adolf von Hildebrand im Stadtteil Bogenhausen am Isarhochufer, nahe dem Friedensengel. Gabriel von Seidl erbaute die Villa, eine der bedeutenden Künstlervillen der Prinzregentenzeit,[2] 1898 auf der Grundlage von Plänen Hildebrands. Sie wurde ein Treffpunkt der Münchner Gesellschaft im frühen 20. Jahrhundert und erlebte bis zum Einzug der Monacensia 1977 eine wechselvolle Geschichte.
Hans Ludwig Held veranlasste 1921 die städtischen Stellen, ihre Bestände an Büchern zum Thema München auszulagern. So kamen 5000 Bände aus unterschiedlichen Einrichtungen, wie etwa dem Baureferat oder dem Stadtmuseum, zusammen und wurden zunächst in einem Zimmer im Rathaus der Stadt untergebracht. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Bibliothek weitgehend unbeschädigt. Nach einigen Umzügen befindet sich die Monacensia seit 1977 am jetzigen Standort. Ab 2013[3] war die Monacensia für eine Generalsanierung geschlossen. Sie wurde im Dezember 2016 wieder eröffnet.[4] Während des Umbaus war das Literaturarchiv ausgelagert und nur eingeschränkt zugänglich.
Die Sammlung umfasst derzeit rund 300 literarische Nachlässe, Vorlässe und Konvolute renommierter Schriftsteller, die in enger Verbindung zu München standen oder stehen. Dazu gehören unter anderem Oskar Maria Graf, Annette Kolb, Liesl Karlstadt, Frank Wedekind, Fanny Gräfin zu Reventlow, Gustav Meyrink, Ludwig Thoma, Ludwig Ganghofer, Felix Noeggerath, Marga Noeggerath-Bauer oder Jörg Hube. Im Dezember 2022 kam das Archiv von Rachel Salamander mit zahlreichen Dokumenten jüdischen Geisteslebens aus vierzig Jahren hinzu.[5] Zu den Schwerpunkten des Literaturarchivs zählen die Sammlungsbereiche Exil, Schwabinger Bohème um 1900, Gegenwartsautoren und Volkskünstler.
Zunehmend nimmt die Monacensia auch die literarischen Orte der Stadt in den Blick, die bislang nicht zum tradierten Sammlungsprofil gehörten. So erwarb sie 2023 das Archiv von Lillemors Frauenbuchladen, des ältesten Frauenbuchladens Deutschlands. Außerdem das Archiv der Lesereihe „Geschichten aus der großen Stadt“,[6] die von 2001 bin 2007 in der Kneipe Kilombo stattfand und die die literarische Szene Münchens im ersten Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende entscheidend mitgeprägt hat.[7]
Die von Hans Ludwig Held in den 1920er Jahren gegründete Handschriftenabteilung, die Originalmanuskripte und Autographen aller bedeutender Schriftsteller des Münchner und oberbayrischen Raums umfasste, wuchs zum breitgefächerten Bestand an Nachlässen und wertvollen Einzeldokumenten der Monacensia heran. Einen Begriff vom Umfang der gegenwärtigen Sammlungen des Literaturarchivs gewinnt man durch Recherche im alphabetischen Verzeichnis der Monacensia-Bibliothek.[8] Bei den einzelnen Autoren findet man die Materialien ihres Nachlasses, Teilnachlasses oder Vorlasses wie Manuskripte, Korrespondenzen, biografische Dokumente, Fotos, evtl. vorhandene bildnerische Objekte oder Tondokumente oder persönliche Gegenstände aufgelistet.[9] Detaillierte Informationen zu den Briefbeständen und Autographen lassen sich im Online-Katalog der Münchner Stadtbibliothek[10] und in der Datenbank Kalliope[11] recherchieren. Zur Nutzung des Literaturarchivs bedarf es keines Bibliotheksausweises, da die Dokumente nur vor Ort eingesehen werden können. Da viele Materialien in Außendepots untergebracht sind, ist es ratsam, diese schon mehrere Tage vorher zu bestellen.[12]
Durch die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist es der Monacensia möglich geworden, die Tagebücher von Klaus Mann, den gesamten Archivbestand von Monika Mann und sämtliche Briefe, Manuskripte und biografischen Dokumente von Erika und Klaus Mann in digitaler Form der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.[13]
Die Forschungsbibliothek der Monacensia umfasst rund 150.000 Bücher und Medien zum Thema München. Sammlungsschwerpunkt ist München als Literatur- und Kulturstadt. Die Bestände reichen von Münchner Drucken des 16. Jahrhunderts bis zu Neuerscheinungen. Sowohl für Forschungszwecke als auch zur Lektüre stehen verschiedene Freihandbibliotheken sowie eine umfangreiche Magazinbibliothek zur Verfügung. Bücher und audiovisuelle Medien ab dem Erscheinungsjahr 1960 können ausgeliehen werden.
Den Bibliotheksräumen im 1. Obergeschoss des Hauses sind unterschiedliche Themen zugeordnet:
Erdgeschoss und Hochparterre sind als „offenes Haus“[14] während der Öffnungszeiten zugänglich. Im Erdgeschoss dient das Forum Atelier als Saal für Veranstaltungen. Es schließen sich Räume mit den Dauerausstellungen „Literarisches München zur Zeit von Thomas Mann“ und „Geschichte des Hildebrandhauses“ an. Weitere Räume bieten Wechselausstellungen Platz.[15] Die seit 1995 existierenden Ausstellungen (unter anderem zu Lena Christ) sind auf der Website der Münchener Stadtbibliothek aufgeführt.[16] Die 2019 eröffnete Ausstellung „Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – Politische Rednerin“ ist die erste, in der Erika Mann nicht – wie bislang – vor allem in ihrer Rolle als Tochter von Thomas Mann gesehen, sondern es geht ausschließlich um ihre eigene Persönlichkeit und Verdienste.[17] Im Obergeschoss finden sich Bibliothek und Literaturarchiv. Der Garten der Villa ist für die Öffentlichkeit da, daneben gibt es die Cafébar Mona.
Neben den Ausstellungen und den Freihandbibliotheken gibt es Angebote zur Literaturvermittlung. So bietet die Monacensia in Kooperation mit der Münchner Volkshochschule regelmäßig Führungen durch die Ausstellungen an. In Zusammenarbeit mit dem Museumspädagogischen Zentrum gibt es spezielle Führungen für Schulklassen. Es bestehen Kooperationen mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem NS-Dokumentationszentrum München. Ergebnisse aus der Forschung werden in der Edition Monacensia veröffentlicht.
Die Veranstaltungen spiegeln die Sammlungsschwerpunkte der Forschungsbibliothek und des Literaturarchivs wider: Bayerische Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts, Schriftsteller der Schwabinger Bohème um 1900, Exilliteratur zwischen 1933 und 1945, Münchner Gegenwartsliteratur seit 1945 sowie das Thema Münchner Volkssänger, Vortragskünstler und Kabarettisten. Für diese Themen gibt es die folgenden Veranstaltungsreihen:
Seit einigen Jahren versucht die Monacensia, die weithin vergessene oder einseitig dargestellte Geschichte der Schriftstellerinnen Münchens aufzuarbeiten. So widmete sie 2018 dem Thema Münchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung. 1894–1933[19] eine Ausstellung. 2019 folgte mit Erika Mann. Kabarettistin. Kriegsreporterin. Politische Rednerin[20] eine Ausstellung, die sich erstmals mit Erika Mann als Schriftstellerin und politischen Akteurin befasste – und nicht, wie bisher, nur als Helferin ihres Vaters Thomas Mann. In der 2021 eröffneten Ausstellung Pop Punk Politik – Die 1980er Jahre in München[21] wurden insbesondere Frauenbiographien in den Blick genommen, wie die der bis heute nicht hinreichend gewürdigten Ausnahmekünstlerin Rabe Perplexum. Gleichzeitig startete die Monacensia das Kulturerbeprojekt #Femaleheritage, welches das Ziel hat „verschollenes Wissen über das Werk und Wirken von Frauen zutage (zu) fördern“ – zunächst mit der „Blogparade – Frauen und Erinnerungskultur“,[22] die sehr erfolgreich zur Mitwirkung verschiedenster Institutionen, aber auch privaten Initiativen, aufrief und weiter fortgesetzt wird. Darüber hinaus nimmt die Vernetzung und Kooperation mit wichtigen Institutionen zu, etwa mit dem Archiv der Deutschen Frauenbewegung, dem Literaturhaus Berlin, den Münchner Kammerspielen und auch der Wikipedia. 2022 startete dann mit Frei leben! Die Frauen der Boheme. 1890–1920,[23] eine Ausstellung, die den Versuch dreier Frauen in den Fokus nimmt, ganz individuell ein anti-bürgerliches, freies Leben zu führen. Wichtig ist jedoch nicht nur den Literatinnen der Vergangenheit Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Auch die aktuelle Sammlungstätigkeit der Monacensia wird breiter aufgestellt, da sich nicht sicher voraussagen lässt, was für spätere Generationen einmal Bedeutung haben wird.
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