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deutscher Historiker und Bibliothekar Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Alfred Hessel (* 7. Juni 1877 in Stettin; † 18. Mai 1939 in Göttingen) war ein deutscher Historiker und Bibliothekar.
Der Sohn eines jüdischen[1] Kaufmanns und Bankiers sowie Bruder des Schriftstellers Franz Hessel studierte nach dem Abitur am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin ab 1895 Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaft in Heidelberg, München und Berlin, wo er 1899 promoviert wurde. In den folgenden Jahren war Hessel freier Mitarbeiter Paul Fridolin Kehrs bei der Erforschung der mittelalterlichen Papsturkunden. Von 1901 bis 1908 arbeitete er in Straßburg als Mitarbeiter Harry Bresslaus an der Herausgabe der Urkunden Konrads II. für die Monumenta Germaniae Historica mit. Als weiteres Ergebnis seiner Forschungen in italienischen Bibliotheken und Archiven veröffentlichte er 1910 eine Geschichte Bolognas im 12. und 13. Jahrhundert, mit der er sich 1914 an der Universität Straßburg für Mittlere und Neuere Geschichte habilitierte. Von 1909 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs bearbeitete Hessel im Auftrag der Historischen Kommission des Elsass einen Regestenband der Straßburger Bischöfe.
Von 1914 bis 1918 war Hessel Soldat, zunächst als freiwilliger Krankenpfleger, zuletzt im Kunstschutz im besetzten Oberitalien. Da er nicht in das an Frankreich gefallene Straßburg zurückkehren konnte, habilitierte er sich an die Universität Göttingen um, wo er ab 1919 als Privatdozent lehrte, seit 1922 mit dem Titel „Außerordentlicher Professor“. War Hessel vor dem Krieg aufgrund des väterlichen Erbes wirtschaftlich unabhängig gewesen, war er nun auf ein regelmäßiges Einkommen angewiesen. Weil eine besoldete Professur an der Universität nicht erreichbar war, erhielt er auf Anregung Karl Brandis ab 1922 eine Stelle als Bibliothekar in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Göttingen. Hessel war zugleich seit 1924 Mitdirektor des Diplomatischen Apparats, einer paläographischen Lehrsammlung, und ordnete die Archive der Göttinger Akademie der Wissenschaften und der Universitätsbibliothek. 1926 wurde er zudem Honorarprofessor an der Philosophischen Fakultät, 1928 Mitherausgeber des von Karl Brandi gegründeten Archivs für Urkundenforschung. Er war auf den Gebieten Paläographie, mittelalterliche Geschichte und Bibliotheksgeschichte wissenschaftlich tätig.
Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde Hessel 1935 von seinen Lehrverpflichtungen entbunden und als Bibliothekar zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Auch die Herausgeberschaft des Archivs für Urkundenforschung musste er aufgeben und durfte seit 1938 keine Bibliotheken mehr benutzen. Die zum 200-jährigen Jubiläum 1937 erschienene Geschichte der Göttinger Universitätsbibliothek, deren Herausgeber Hessel sein sollte und deren Text er zum großen Teil verfasst hatte, erschien ohne Nennung seines Namens. Ende 1938 scheint Hessel den Entschluss zur Emigration aus Deutschland gefasst zu haben und nahm Kontakte nach Großbritannien auf, die aber bis zu seinem Tod am 18. Mai 1939 zu keinem Ergebnis führten. Obwohl seit 1895 evangelisch, wurde Hessel auf dem jüdischen Friedhof in Göttingen beigesetzt. Sein wissenschaftlicher Nachlass, den er seiner Hausdame vererbte, ging verloren.
Alfred Hessel ist der Onkel väterlicherseits von Stéphane Hessel.
Zum Gedenken an Alfred Hessel wurde 2012 im Historischen Gebäude der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen der Alfred-Hessel-Saal eingeweiht.[2]
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