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deutscher Kunsthistoriker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Alexander von Vegesack (* 5. März 1945 in Jena, Thüringen) ist ein Kurator und Sammler von Design, Handwerk, Kunst und Architektur.
Von 1989 bis 2010 war er Gründungsdirektor des Vitra Design Museums. 1986 gründete er das Centre international de recherche et d'éducation culturelle et agricole (CIRECA), eine gemeinnützige Organisation, die ein internationales Workshop-Programm in der Domaine de Boisbuchet betreibt. Er ist Mitglied des Fonds National d’Art Contemporain und wurde zum Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres ernannt.
Alexander von Vegesack stammt aus einer westfälischen Adelsfamilie aus Lettland. Seine Eltern ließen sich 1950 in Koblenz scheiden. 1960, im Alter von 15 Jahren, gründete er in Düsseldorf einen Schülerdienst. Mehr als 80 Schüler arbeiteten für seine Arbeitsagentur und boten Dienstleistungen wie Fensterputzen, Einkäufe und kleinere Umzüge an. Aufgrund einer Intervention der Bundesanstalt für Arbeit musste er seinen Betrieb schließen. Im Jahr 1961 lebte Vegesack in Düsseldorf-Stockum.
1966 eröffnete Vegesack in Hamburg eine Galerie für ausgefallene, bereits getragene Kleidungsstücke.[1] Danach versuchte er sich als Wohnungsmakler, erfolglos blieb auch sein Versuch, ein Wohnheim für ledige Mütter zu eröffnen. 1970 gründete er mit Freunden und Haustieren im Stadtteil Altona den Künstlerclub Fucktory in einer leerstehenden Fabrik. Mit internationalen Künstlergruppen organisierte und inszenierte er provokante Theaterstücke und so genannte schwarze Messen, welche beim Feuilleton Anerkennung fanden.[2] Ab 1973 war er im Auftrag der Stadt Hamburg für die kulturelle Innenstadtbelebung zuständig. Bis 1975 war er verantwortlich für die Schaffung von Wohnateliers in alten Fabriken und Warenlagerhäusern der Hansestadt.[2]
1977 übersiedelte er nach Südwestfrankreich und gründete ein Unternehmen für Reittourismus.[2] Aus vielen europäischen Ländern, besonders in Andalusien, hatte er frühe Thonet-Sitzmöbel zusammengetragen und restaurierte seine Sammlung von Bugholzmöbeln.[2] Er entwickelte sich zu einem Bugholzmöbel-Fachmann, so dass er unter anderem an einer New Yorker 150-Jahr-Ausstellung für den Möbel-Designer und -Fabrikanten Michael Thonet beteiligt war. Von 1982 bis 1986 richtete er im Museum in Boppard am Rhein eine Thonet-Abteilung ein, das erste öffentliche Thonet-Museum.[3]
Mitte der 1980er-Jahre begann seine Zusammenarbeit mit Rolf Fehlbaum, dem geschäftsführenden Inhaber von vitra. Fehlbaum kaufte ihm einen Teil seiner Thonet-Möbelsammlung ab. Da der Fabrikant seine Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte, einigte er sich mit Alexander von Vegesack auf ein separates Gebäude. Es sollte sich nicht auf dem Produktionsgelände von vitra befinden und auch anderen Ausstellungen Raum geben. Seit der Fertigstellung des Vitra Design Museums 1989 war er der Leiter einer hochwertigen Sammlung und Museumsdirektor in einem der bekanntesten Bauwerke des weltweit angesehenen Architekten Frank O. Gehry.[4] Mit jährlich ein bis zwei Ausstellungen über Designer, Architekten, Objekte und Stile, die Vegesack als Wanderausstellungen konzipierte, trug er maßgeblich zur internationalen Anerkennung einer hochqualitativen Formgebung bei. Ende 2010 gab er die Direktion und operative Museumsleitung des Vitra Design Museums in Weil am Rhein an eine neue Doppelspitze mit Mateo Kries (Inhalte) und Marc Zehntner (Management) ab.
Er organisierte Ausstellungen für das Centre Georges-Pompidou und das Musée d’Orsay in Paris und konzipierte die erste große Ausstellung der American Federation of Arts - die der Geschichte des Designs von Industriemöbeln gewidmet war. Diese Ausstellung wurde in zehn der wichtigsten Museen in den USA gezeigt[ref. necessary]. Im Auftrag des deutschen Außenministeriums realisierte er ähnliche Projekte in Osteuropa.
Er hat zahlreiche Publikationen herausgegeben und ist Initiator der jährlich stattfindenden internationalen Museumskonferenz MUSCON, auf der Institutionen ihre Ideen und Programme austauschen können.
1990 entwickelte Alexander von Vegesack in Frankreich in Zusammenarbeit mit dem Vitra Design Museum das sommerliche Workshop-Programm „Domaine de Boisbuchet“ in Lessac (Charente), an dem neben Designern und Architekten auch Künstler, Handwerker und Kunsthandwerker aus den verschiedensten Bereichen teilnahmen. Seit 1996 ist das Centre Georges Pompidou der andere Partner des Bildungsprojekts.
1993 wurde seine Privatsammlung zum ersten Mal im Centre Georges Pompidou zusammen mit dem Katalog Miroir d'une collection ausgestellt. Im März 2008 eröffnete die Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli in Turin die Ausstellung Scoprire il Design - La Collezione von Vegesack, die in Frankreich 2012 in Nancy und 2014 in Royan ausgestellt wurde.
1986 verkaufte Vegesack einen Teil seiner Thonet-Sammlung an den österreichischen Staat und die Stadt Wien. Mit dem Verkaufserlös konnte er das Landgut Domaine de Boisbuchet mit 150 Hektar Gelände im Südwesten Frankreichs (bei Lessac, Region Poitou-Charentes) erwerben,[5] um es während der Sommermonate für Workshops für Künstler, Designer, Architekten und interessierte Studenten nutzen zu können.[6] Bisherige Dozenten waren unter anderem Estudio Campana, Ronan & Erwan Bouroullec, Tom Dixon, Fabio Novembre und Ingo Maurer, welche in den Pavillons der Architekten Simón Vélez, Jörg Schlaich und Shigeru Ban Studierende bei ihren Arbeiten unterstützen. Vegesack gründete für die Organisation der kulturellen Aktivitäten die Non-Profit-Organisation CIRECA (Centre International de Recherche et d’Education Culturelle et Agricole).[7] Für Boisbuchet knüpfte Vegesack Kontakte mit vielen Institutionen, die Materialien oder auch Leiter für die Workshops zur Verfügung stellen, so etwa mit dem Centre Georges Pompidou in Paris, der École nationale supérieure d'art de Limoges-Aubusson oder dem US-amerikanischen Corning Museum of Glass (CMoG).
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