Der Sohn des 1832 aus Rom berufenen Edelsteinschneiders und Zeichners Giovanni Calandrelli absolvierte von 1847 bis 1850 die Berliner Akademie der Künste. Aus Geldmangel musste er sein Studium jedoch vorzeitig abbrechen. Er konnte jedoch seine Ausbildung in den Werkstätten von August Wredow, Friedrich Wilhelm Dankberg (bis 1852) und Friedrich Drake (bis 1855) fortsetzen. Anschließend arbeitete er bis 1863 bei Ferdinand August Fischer.
Ab 1864 betrieb er eine eigene Werkstatt. Kleine Wachsarbeiten, deren Fertigung er bei Fischer erlernt hatte, bildeten den Übergang zu größeren Bildhauerarbeiten. Calandrellis erste größere Wachsarbeit waren Modelle zu einem silbernen Tafelaufsatz.
1874 wurde Calandrelli Professor für Bildhauerei, 1883 Mitglied und 1887 Senatsmitglied der Akademie der Künste. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen August Gaul und Martin Götze.
Seine Tochter Margarethe heiratete am 25. Juni 1891 den preußischen Generalleutnant Franz Georg von Glasenapp.
Alexander Calandrelli wurde in Berlin auf dem landeseigenen Friedhof Wilmersdorf, Berliner Straße 81–103 beigesetzt. In Berlin-Lankwitz wurde bereits vor 1878 eine Straße nach ihm benannt.[1]
Calandrelli gehörte seit den 1870er Jahren zu den bevorzugten Künstlern des Kaiserhofes. Der gemäßigte Klassizismus seiner Arbeiten kennzeichnet ihn als einen späten Vertreter der Rauch-Schule in der Berliner Bildhauerschule, deren Einfluss am Ende des 19.Jahrhunderts massiv an Bedeutung verlor. Für ruhige Standbilder mit geforderter großer Porträtgenauigkeit war er einer der besseren Bildhauer seiner Zeit. Davon kann man sich in Rathenow überzeugen. Hier schuf er im Auftrag des Unternehmers Emil Busch 1885 das Denkmal des Begründers der deutschen optischen Industrie Johann Heinrich August Duncker, welches noch heute den Besucher auf dem Bahnhofsvorplatz in Rathenow begrüßt.
1866 Gips-Standbild eines Kurfürsten (welches?) auf der Schlossterrasse zur Festdekoration anlässlich des Einzuges der siegreichen Truppen am 21.September 1866 in Berlin (zerstört)
1867/68 vier Soldatenfiguren: Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Marine an den Ecken eines silbernen denkmalartigen Aufbaus (Ehrensäule), bekrönt von einer Borussia von Gustav Bläser, als Jubiläumsgeschenk der preußischen Armee an König WilhelmI. zum 60.Militärjubiläum des Königs; im Berliner Stadtschloss (verschollen)
um 1870 Ensemble: Vier deutsche Ströme – vier Figurengruppen aus Sandstein im Großen Tiergarten am Großfürstenplatz / John-Foster-Dulles-Allee, gegenüber vom Haus der Kulturen der Welt. Die Figuren, ursprünglich für die bereits 1882 abgerissene Königsbrücke am Alexanderplatz geschaffen, standen danach um einen Tritonbrunnen von Joseph von Kopf im Halbkreis herum. Den Figuren fehlen teilweise Köpfe, sie sind beschmiert und weisen Einschusslöcher auf. Sie befanden sich lange Zeit in einem Depot, nur der Brunnen und die Sockel waren vorhanden. Inzwischen (2015) wurden sie restauriert und wieder an ihrem ursprünglichen Standort aufgestellt.
1871–73 das Relief Auszug der Truppen und Erstürmung der Düppeler Schanzen an der Westseite des Sockels der Berliner Siegessäule, das sich auf den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 bezieht (laut Meyers Lexikon das beste der vier Reliefs). Einige Figuren des Reliefs lassen sich als historische Personen identifizieren: Teilansicht 1, Gruppe links oben: Ferdinand Heinrich August Knerk (Staatsbeamter), Johann Heinrich Strack (Architekt), Heinrich Ludwig Alexander Herrmann (Technische Oberleitung) – sie waren für den Bau der Siegessäule verantwortlich. Rechts daneben der Prediger Wilhelm Hoffmann. Teilansicht 3, Bildmitte: Generalmajor Eduard von Raven, er starb nach einer Verwundung beim Sturm auf die Düppelner Schanzen. Teilansicht 4, links unten: Pionier-Leutnant Lommatzsch starb als Fahnenträger beim Angriff.
Teilansicht 1
Teilansicht 2
Teilansicht 3
Teilansicht 4
1873 (erfolgloser) Wettbewerbs-Entwurf für ein Goethe-Denkmal in Berlin
um 1870/75 Der Kunstgedanke, eine von zwei Treppenwangenfiguren für die Alte Nationalgalerie Berlin (Die Kunsttechnik von Julius Moser)
um 1870/75 Sandsteinfiguren der MusenThalia, Erato und Melpomene auf dem Kuppelvestibül der Alten Nationalgalerie Berlin (die anderen fünf von Ludwig Brodwolf)
1874–76 Kriegerdenkmal an der Landsberger Allee (ehemaliger Landsberger Platz) mit einem von einem Genius geleiteten Krieger. Inschrift: Seinen in den Jahren 1864, 66, 70 und71 gefallenen Söhnen. Der V.Distrikt; nach Kartei der Gartendenkmalpflege Berlin zwischen 1942 und 1944 eingeschmolzen[3]
1876 Kriegerdenkmal 1870/71 in Güstrow mit der Terrakotta-Figur Germania von Alexander Calandrelli (bereits 1910 wegen Bauschäden abgerissen und durch ein Denkmal von Wilhelm Wandschneider ersetzt)
1874–78 zusammen mit Rudolf Schweinitz Fertigstellung des Kölner Denkmals für Friedrich WilhelmIII. vom verstorbenen Bildhauer Gustav Bläser (Reiterstandbild 1943 schwer beschädigt, 1990 rekonstruiert); von Calandrelli am Sockel die Statue des Generals Johann David Ludwig Graf Yorck von Wartenburg (bereits seit 1870 in Auftrag Bläsers) und die Reliefs mit Motiven zu Kunst, Wissenschaft und Musik (1877, erhalten) bzw. Industrie, Dombau und Handel (1877, zerstört) sowie aus den Befreiungskriegen (1878, zerstört)
1880 zwei (von vier) Bronze-Standbilder Kaiser WilhelmI. und Kurfürst Friedrich sowie zwei (von vier) Reliefs für das Siegesdenkmal der Feldzüge von 1864, 1866 und 1870/71 auf dem Harlunger Berg bei Brandenburg an der Havel
1881 Marmorbüste für das von Stracks gleichnamigem Neffen und Adoptivsohn entworfene Grabmal für Johann Heinrich Strack d.Ä. auf dem Alten Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin, Chausseestraße 126 (hier heute eine Kunststeinkopie der Büste, Original im Besitz des Landesdenkmalamtes Berlin, Referat für Gartendenkmalpflege)
1885 Beim Bade überraschte Nymphe für den Nymphenbrunnen der Villa von der Heydt in Berlin (Bronzenachguss; Marmor-Original leicht verwittert am Eingang des Ephraim-Palais); einer der vielen Bronzegüsse dieser Figur im Kurpark Wildungen; als Kleinbronzen von der GießereiHermann Gladenbeck vervielfältigt
1884–1888 Sitzfiguren der Allegorie des Handels und Allegorie des Ackerbaus, als überlebensgroße Sandsteinskulpturen an der Hauptfassade des Hauptbahnhofes Frankfurt am Main (1888), beide Werke in Beteiligung am Bildprogramm von Gustav Herold, mit weiteren Bildhauern, u.a. Emil Hundrieser. Handel in frontaler Position, links, an Südostecke, Ackerbau in frontaler Position, rechts, an Nordostecke des Portalbogens.
1894 Bronze-Standbild Kurfürst FriedrichI. in Friesack (um 1942 demontiert, allerdings erst in der DDR eingeschmolzen, 2012 rekonstruiert); eine kleine 1891 datierte Bronzestatuette (53cm) befindet sich im Kasteel Huis Doorn, dem Exilhaus von Kaiser WilhelmII.
Trautchen, Büste eines jungen Mädchens mit offenem Haar (Auktionsverkauf 1994)
weiblicher Akt, Bronzestatuette (Auktion 2004) wahrscheinlich eine Nymphe (siehe oben)
Reiterstandbild des Königs WilhelmI. im Turnierkostüm mit zwei Landsknechten, 2m hoch
Peter Bloch, Waldemar Grzimek: Die Berliner Bildhauerschule im 19. Jahrhundert. Das klassische Berlin. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1978. (überarbeitete Auflage 1994)
Peter Bloch, Sibylle Einholz, Jutta von Simson: Ethos & Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786–1914. (Katalog und Begleitband zur Ausstellung) Berlin 1990.
Michael Puls: Gustav Hermann Bläser. Zum Leben und Werk eines Berliner Bildhauers. Letter-Stiftung, Köln 1996.
Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998.
Bernhard Maaz (Hrsg.): Nationalgalerie Berlin. Das XIX. Jahrhundert. Bestandskatalog der Skulpturen. Verlag E. A. Seemann, 2006.