Aegidienkirche (Hannover)
Ruine eines Kirchengebäudes in Hannover Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Aegidienkirche ist eine im 14. Jahrhundert entstandene Kirche in Hannover. Die östlichste der drei Altstadtkirchen (die beiden anderen sind Marktkirche und Kreuzkirche) wurde benannt nach dem Heiligen Ägidius, einem der 14 Nothelfer. Sie befindet sich in der Altstadt nahe dem Aegidientorplatz an der Ecke Breite Straße und Osterstraße. 1943 wurde die Kirche bei den Luftangriffen auf Hannover durch Bomben zerstört. Die Kirche wurde nicht wiederaufgebaut, ihre Ruine dient heute als Mahnmal für die Opfer von Kriegen und Gewalt, auch im Rahmen des jährlichen Hiroshima-Tages.
Im 10. Jahrhundert befand sich an der Stelle der Kirche möglicherweise ein Dorf, dessen Existenz in archäologischen Grabungen bisher nicht verifiziert werden konnte. Diese Vermutung speist sich aus einer Hildesheimer Grenzbezeichnung von vor 1007 namens Tigislehe, in der Helmut Plath einen der drei Siedlungskerne der späteren Stadt Hannover gesehen hat.[1] Eine an der Stelle der späteren Kirche befindliche Kapelle wurde 1163 durch eine dreischiffige romanische Kirche ersetzt. 1347 erbaute man mit Sandstein aus dem nahen Deister die heute noch vorhandene, dreischiffige gotische Hallenkirche mit Chor und Langhaus. Der Turm erhielt 1703–1711 eine von Sudfeld Vick gestaltete Barockfassade. 1826/28 wurde die Kirche von Georg Ludwig Friedrich Laves im Innern umgebaut, wobei er gusseiserne Säulen einsetzte. Auch der Architekt Conrad Wilhelm Hase baute 1886 weiter das Innere der Kirche um.
Heute befindet sich im Kirchenraum die Muschelkalkplastik Demut (1959) von Kurt Lehmann. Über den Kirchenboden zieht sich das Zickzack der Schattenlinie (1993) von Dorothee von Windheim; sie zeigt den Schatten der spitzen, von Efeu und Wein überrankten Jochgiebel an, wie er sich zu einer bestimmten Stunde auf dem Boden abzeichnet. Im Turm findet sich ein Grundriss des Bauwerks.
An den Außenwänden sind zahlreiche Barock-Grabdenkmäler aus dem 17. und 18. Jahrhundert (mit den obligatorischen Engeln, Sanduhren und Totenköpfen) zu bewundern. Sehr schön an der Südseite das Wandmal für das 1648 verstorbene Kind Susanna Magdalena Oldekop, auf dem neben dem Mädchen der Engel sichtbar wird. Bemerkenswert ist vor allem der sogenannte Siebenmännerstein an einem Tragepfeiler der südöstlichen Außenwand, eine Reliefplatte mit sieben betenden Männern, die sich – der Legende nach – auf Hannovers Spartaner bezieht, die sich 1490 bei einem Überfall des Welfenherzogs Heinrich im Döhrener Turm für die Rettung der Stadt geopfert haben sollen. Der heutige Stein ist eine Kopie, das Original befindet sich im Historischen Museum Hannover.
1958 wurde der Turmstumpf mit einem Aufsatz mit Glockenspiel versehen, das regelmäßig ertönt. Im Turmeingang hängt ein Geschenk der japanischen Partnerstadt Hannovers, die 1985 von Hiroshima gestiftete Friedensglocke. Sie wird am 6. August jeden Jahres beim Gedenkgottesdienst für die Opfer des Atombombenabwurfs auf Hiroshima angeschlagen.[2]
Die Aegidienkirche gehört heute zur Marktkirchengemeinde, zu der sich 1982 die zuvor selbständigen vier hannoverschen Altstadtgemeinden – Marktkirchengemeinde, Aegidienkirchengemeinde, Kreuzkirchengemeinde und Schlosskirchengemeinde (bis 1943 im Leineschloss) – zusammengeschlossen haben.
Am Kirchturm befindet sich eine Höhenmarke des Ur-Nivellements (1868–1918) der Königlich Preußischen Landesaufnahme mit der damaligen Höhe von 56.817 m über Normal-Null.[7]
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