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zweimotoriges Turboprop-Regionalflugzeug Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die ATR 72 ist ein vom französisch-italienischen Konsortium Avions de Transport Régional hergestelltes Turboprop-Regionalverkehrsflugzeug für Fracht- und Passagierdienste auf Kurzstrecken. Sie wurde aus der kürzeren ATR 42 entwickelt. Der Schulterdecker wird zivil und militärisch genutzt.
ATR 72 | |
---|---|
ATR 72-600 in ATR-Werksbemalung | |
Typ | Regionalverkehrsflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | Avions de Transport Régional |
Erstflug | 27. Oktober 1988 |
Indienststellung | 27. Oktober 1989 |
Produktionszeit | Seit 1988 in Serienproduktion |
Stückzahl | 1164 (Stand: 6. November 2022)[1] |
Auf der Pariser Luftfahrtschau 1985 kündigte ATR den neuen Typ ATR 72 an. Die verlängerte Variante des Grundtyps für 74 Passagiere wurde am 15. Januar 1986 offiziell vorgestellt. Die drei Vorserienmuster flogen erstmals am 27. Oktober und 20. Dezember 1988 und im April 1989.
Im Jahr 1989 kamen die Ursprungsversion ATR 72-100 und als Variante mit erhöhter Startmasse die ATR 72-200 auf den Markt. Die finnische Karair erhielt ab 27. Oktober 1989 diese Version. Im Jahr 1992 folgte die ATR 72-210 mit stärkeren Triebwerken. Die US-amerikanische Simmons Airlines erhielt kurz nach der Zulassung die ATR 72-210. Die 1997 erstmals geflogene ATR 72-500 verfügte ebenfalls über diese Triebwerke, bot jedoch außerdem das verbesserte Kabineninterieur der ATR 42-500 und eine erhöhte Startmasse MTOW. Größter Konkurrent ist die De Havilland DHC-8-Serie.
Die neueste Version wird unter der Bezeichnung ATR 72-600 verkauft. Die Bodenerprobung des ersten Vorserienflugzeuges dieses Typs begann am 18. Dezember 2008. Sie erhielt vor allem technologische Neuerungen wie neue Triebwerke vom Typ Pratt & Whitney PW127M mit besseren „Hot and High“-Leistungen, eine neue Avionik-Ausstattung (Glascockpit von Thales mit fünf 15 × 20-cm-LCD-Bildschirmen und Electronic Flight Bag) und neue Kabinenbeleuchtung mittels Leuchtdioden. Darüber hinaus wurde das maximale Abfluggewicht wie auch das maximale Gewicht ohne Treibstoff um 300 kg gegenüber der ATR 72-500 erhöht.
Das erste Exemplar der 600er-Serie hatte am 24. Juli 2009 in Toulouse-Blagnac seinen Erstflug, wurde am 1. Juni 2011 zugelassen und am 19. August 2011 an die Royal Air Maroc ausgeliefert.
Bis Oktober 2022 wurden bereits 1164 Exemplare der ATR 72 ausgeliefert. Von der kleineren Schwester, der ATR 42, wurden bis dahin 496 Exemplare ausgeliefert. Damit ist der größere Typ erfolgreicher als die ursprüngliche ATR 42, für die in den letzten Jahren kaum neue Bestellungen eintrafen. Bis August 2015 wurden 779 Maschinen bestellt. Ende Oktober 2018 wurde die 1500. ATR, eine ATR 72-600, an Japan Air Commuter geliefert.[2]
Die ATR 72 ist die um 4,5 m gestreckte Version der ATR 42. Wie diese ist sie mit zwei Turboprop-Triebwerken ausgestattet. Neben dem verlängerten Fluggastraum wurden auch die Tragflächen vergrößert. Da sich in den Tragflächen die Tanks des Flugzeugs befinden, hat die ATR 72 auch einen größeren Tank und damit eine höhere Reichweite. Ein Hilfstriebwerk ist standardmäßig nicht vorhanden, stattdessen kann die Propellerwelle des rechten Triebwerks (Zweiwellen-Turboprop Triebwerk) gebremst und somit stillgelegt werden, während das eigentliche Kerntriebwerk weiterläuft. Der Passagierein- und -ausstieg erfolgt über eine Tür im hinteren Kabinenbereich, der Gepäckladeraum befindet sich im Gegensatz zu vergleichbaren Flugzeugmustern vorne. Durch ihr geringes Gewicht und die Länge hinter dem Hauptfahrwerk neigt die ATR 72 dazu, dass beim gesammelten Nach-Hinten-Laufen der Fluggäste die Maschine nach hinten kippen könnte. Deshalb wird am Boden routinemäßig eine kurze Stütze unter dem Heck angebracht, die dieses auffängt.
Von der ATR 72-500 wurde eine militärische Seeaufklärer- und U-Jagd-Variante mit der Bezeichnung ATR 72 ASW entwickelt. Sie kann mit Seezielflugkörpern und Torpedos bestückt werden und verfügt über verschiedene elektronische Ortungs- und Aufklärungssensoren. Der unbewaffnete Seeaufklärer trägt die Bezeichnung ATR 72 MPA.
Vom Erstflug 1988 bis August 2024 kam es zu insgesamt 40 Totalverlusten der ATR 72. Bei 13 tödlichen Unfällen kamen 531 Menschen ums Leben:[8] Auszüge:
Kenngröße | ATR 72-200 | ATR 72-210 | ATR 72-500 | ATR 72-600[39] |
---|---|---|---|---|
Sitzplätze (max.) | 44 | 74 | ||
Länge | 27,16 m | |||
Spannweite | 27,06 m | |||
Höhe | 7,65 m | |||
Kabinenbreite | 2,57 m | |||
Kabinenhöhe | 1,91 m | |||
Leermasse | 12.700 kg | 12.450 kg | 12.950 kg | 13.010 kg |
max. Startmasse | 22.000 kg | 22.500 kg | 22.800 kg | |
max. Zuladung | 7.000 kg | 7.050 kg | 7.790 kg | |
max. Treibstoffkapazität | 5.000 kg | |||
Geschwindigkeit | 513 km/h | 516 km/h | 511 km/h | |
Reichweite (mit 66 pax) |
1400 km | 1250 km | 1330 km | 1185 km (optional 1540 km) |
Triebwerke | zwei Turboprop Pratt & Whitney Canada | |||
PW124 à 2400 PS |
PW127 à 2750 PS |
PW127F à 2920 PS (2148 kW) |
PW127M à 2920 PS (2148 kW) | |
Propeller | 4-Blatt Hamilton Standard | 6-Blatt Hamilton Standard |
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