2-Methyl-4,6-dinitrophenol

organische Ringverbindung, historisches Insektizid, Akarizid und Herbizid Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

2-Methyl-4,6-dinitrophenol

2-Methyl-4,6-dinitrophenol, auch 4,6-Dinitro-o-kresol (DNOC), ist ein zweifach nitriertes ortho-Kresol. Es wurde von Bayer 1892 als erstes synthetisches Insektizid auf den Markt gebracht. 1925 wurde es auch als Herbizid eingeführt.[7]

Schnelle Fakten Strukturformel, Allgemeines ...
Strukturformel
Struktur von 2-Methyl-4,6-dinitrophenol
Allgemeines
Name 2-Methyl-4,6-dinitrophenol
Andere Namen
  • 4,6-Dinitro-o-kresol
  • DNOC
Summenformel C7H6N2O5
Kurzbeschreibung

gelbe Kristalle[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 534-52-1
EG-Nummer 208-601-1
ECHA-InfoCard 100.007.821
PubChem 10800
Wikidata Q209437
Eigenschaften
Molare Masse 198,13 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,58 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

86,5 °C[2]

Siedepunkt

312 °C[2]

Dampfdruck

16 mPa (25 °C)[3]

pKS-Wert

4,31[4]

Löslichkeit

schwer löslich in Wasser:

  • 0,198 g·l−1 (20 °C)[4]
  • 6,94 g·l−1 (pH 7 und 20 °C)[1]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[5] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300+310+330315317318341410
EUH: 044
P: 262280301+310+330302+352+310304+340+310305+351+338+310[2]
MAK

Schweiz: 0,2 mg·m−3 (gemessen als einatembarer Staub)[6]

Toxikologische Daten
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0°C, 1000 hPa).
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Eigenschaften

2-Methyl-4,6-dinitrophenol bildet gelbe Kristalle mit trikliner Kristallstruktur,[3] die in trockener Form explosiv sind und bei 88,2–89,9 °C schmelzen.[1] Es ist hochgiftig und kann über die Haut aufgenommen werden. Im Tierversuch zeigt 2-Methyl-4,6-dinitrophenol mutagene Wirkung.[2] Mit Alkalimetallen bildet es wasserlösliche Salze.[3]

Verwendung

2-Methyl-4,6-dinitrophenol ist ein nicht-systemisches Insektizid und Akarizid mit Kontakt- und Fraßgiftwirkung gegen beißende und saugende Schädlinge, speziell zur Bekämpfung der Nonne (Lymantria monacha) im Forst, als Winterspritzmittel (Gelbkarbolineum, Gelböl) gegen Überwinterungsstadien tierischer Schädlinge im Obst- und Weinbau und als Ovizid gegen Spinnmilben eingesetzt. Weiterhin wird es als Kontaktherbizid mit Ätzwirkung gegen einjährige Unkräuter im Getreide und Mais sowie zur Krautabtötung im Kartoffelbau eingesetzt. Biochemisch wirkt es wie 2,4-Dinitrophenol als Entkoppler der oxidativen Phosphorylierung.[1]

Es wird als Natrium- oder Ammoniumsalz mit einer Beimengung von mindestens 10 % Wasser verwendet.[2]

Eine angebliche Verwendung von 2-Methyl-4,6-dinitrophenol während des Vietnamkriegs als Entlaubungsmittel „Agent Yellow“ wird in der deutschsprachigen Literatur gelegentlich erwähnt.[8] In der englischsprachigen Fachpresse gibt es darauf keine Hinweise.[9]

Zulassung

Seit 1991 ist 2-Methyl-4,6-dinitrophenol europaweit nicht mehr zugelassen.[10][11]

Handelsnamen

  • Antinonnin als erstes synthetisches Insektizid 1894 von Bayer patentiert und in Verkehr gebracht.[12]
  • Dinitrol, Etzel: DNOC für die Anwendung als Herbizid[13]
  • Selinon (Ammoniumsalz), Dinitrokarbolineum, Dinitrosol-Karbol: DNOC als Winterspritzmittel für den Obstbau

Einzelnachweise

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