Die Zistrosen-Arten sind stark verzweigte, buschige Sträucher, Halbsträucher oder Zwergsträucher, von denen einige ein aromatisches Harz erzeugen, das Ladanum.[2] Die gegenständig angeordneten[1]Laubblätter sind sitzend oder gestielt. Die Blattspreiten sind einfach. Nebenblätter fehlen.[1] Die Sträucher sind mehrjährig und können mehr als 3,50m Höhe erreichen.[3][4] Die Formen der Blätter sind elliptisch, lanzettförmig oder linealisch. Die Oberfläche der ganzrandigen Blätter kann rau, samtig, filzig, glatt-glänzend, ledrig und klebrig sein. Die Blattfarbe kann weißlich, gelblich, hellgrün bis dunkelgrün sein. Der Geruch der Blätter kann harzig-würzig sein.
Generative Merkmale
Die end- oder seitenständigen Blütenstände sind zymös, trugdoldig oder wickelartig, gelegentlich auch auf eine Blüte reduziert.
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig, wie bei fast allen Arten aus der Ordnung der Malvenartigen (Malvales). Die beiden äußeren Kelchblätter sind mindestens ebenso groß wie die drei inneren oder fehlen. Die kurzlebigen Kronblätter sind schon in der Knospe geknittert. Meist sind es fünf an der Zahl, gelegentlich aber auch vier oder sechs. Die Kronblätter sind weiß, weiß-gelblich oder hellrosa- bis purpurfarben,[1] bei einigen Arten, vor allem Hybridarten sind sie am Grund gelb oder dunkelrot gefleckt. Der Durchmesser der Blüten liegt meist zwischen 5 und 7 cm. Die 50 bis 200 gelben[1]Staubblätter sind in mehreren Reihen angeordnet und alle fertil. Meist fünf, selten sechs bis zwölf[1]Fruchtblätter sind zu einem fünf-, selten sechs- bis zwölffächerigen Fruchtknoten verwachsen. Die Samenanlagen sind orthotrop.[1]
Die verholzten Kapselfrüchte springen fast vollständig entlang der Fächerwände auf. Die zahlreichen Samen sind vieleckig.
Chromosomensätze
Die Chromosomengrundzahl beträgt n = 9.[1] Alle Arten, von denen Chromosomenzählungen existieren, sind diploid mit 2n = 2x = 18 Chromosomen.[5]
Die Gattung ist im gesamten Mittelmeerraum und auf den Kanarischen Inseln verbreitet. Die größte Artenvielfalt befindet sich im westlichen Mittelmeergebiet[6][7] (Frankreich, Spanien, Portugal, Marokko, Algerien). Die Zistrosen bilden einen Hauptbestandteil der Garigue.[7] Sie wachsen meist auf trockenen, steinigen Flächen, teilweise auch in lichten Wäldern der mediterranen Hartlaubvegetation oder den kanarischen Kiefernwäldern, bisweilen auf kalk- und nährstoffarmen Böden.
Clusius-Zistrose[10] (Cistus clusiiDunal), Syn.: Halimium clusii(Dunal) Spach:es gibt zwei Unterarten:
Cistus clusii subsp. clusii
Cistus clusii subsp. multiflorusDemoly. Sie kommen beide im westlichen Mittelmeerraum vor.[16][11]
Kretische Zistrose[17] Kretische Graubehaarte Zistrose. (Cistus creticusL.), Syn.: Cistus incanus auct. non L., Cistus villosusL., Cistus ponticusJuz., Cistus polymorphusWillk.; (lat.: creticus = aus Kreta); Sie ist im Mittelmeerraum in 4 Unterarten weitverbreitet, fehlt aber auf der Iberischen Halbinsel und in Frankreich.[11][7] Die vier Unterarten sind:
Krause Zistrose[18] (Cistus crispusL.), Syn.: Cistus vulgaris var. crispus(L.) Spach; Sie ist im westlichen Mittelmeergebiet verbreitet.[11]
Gran Canaria-Zistrose[14] (Cistus grancanariaeMarrero-Rodr., Almeida & C.Ríos). Dieser Endemit kommt nur auf der Kanaren-Insel Gran Canaria vor.[19][13]
Verschiedenblättrige Zistrose[18] (Cistus heterophyllusDesf.), Syn.: Cistus vullgaris var. heterophyllus(Desf.) Spach.; Die zwei Unterarten sind:
Cistus heterophyllus subsp. heterophyllusDesf.
Cistus heterophyllus subsp. carthaginensisPau. Sie kommen in Marokko, Algerien und Spanien vor.[16][11]
Aufgeblasene Zistrose[18] (Cistus inflatusPourr. ex Demoly), Syn.: Cistus psilosepalusSweet, Cistus hirsutusLam.; Sie kommt in Portugal, im westlichen Spanien und zwei nordwestlichen Regionen Frankreich vor.[16][11]
Lack-Zistrose[10] (Cistus ladaniferL.), Syn.: Cistus palhinhaeIngram; Die drei Unterarten kommen in Frankreich, auf der Iberischen Halbinsel, in Marokko und Algerien[16][11] so wie auf Gran Canaria[13] und den Balearen vor.[7]
Cistus ladanifer subsp. ladanifer
Cistus ladanifer subsp. mauritanicus(Thibaud ex Dunal) Pau & Sennen
Cistus ladanifer subsp. sulcatus(Demoly) P.Monts.
Lorbeerblättrige Zistrose[17] (Cistus laurifoliusL.); (lat.: laurus = Lorbeer + folia = Blatt): Von den zwei Unterarten kommt:
Cistus laurifolius subsp. laurifolius im nördlichen Mittelmeerraum von der Iberischen Halbinsel bis Anatolien vor.
Cistus laurifolius subsp. atlanticus(Pit.) Sennen & Mauricio kommt in Marokko vor.[16][11]
Cistus libanotisL., Syn.: Cistus bourgeanusCoss.; (von altgriech.: libanotis = Rosmarin); Sie kommt in Spanien und Portugal vor.[16][11]
Montpellier-Zistrose[10], Schmalblättrige Zistrose,[21] (Cistus monspeliensisL.); (von lat.: monspeliensis = aus Montpellier); Sie kommt auf den Kanarischen Inseln[13] und im Mittelmeerraum ostwärts bis Zypern vor.[11][7]
Cistus monspeliensis subsp. canariensis Rivas Mart., Martin Osorio & Wildpret[22]: Sie kommt auf den Kanarischen Inseln vor.
Cistus monspeliensis subsp. monspeliensis L.: Sie kommt im mediterranen Raum vom Westen bis Zypern vor.
Cistus munbyiPomel., Syn.: Cistus sericeusMunby; Sie kommt in Marokko und Algerien vor.[16][11]
Tamadaba-Zistrose[14] (Cistus ocreatusC.Sm. ex Buch), Syn.: Cistus candissimusDunal; . Dieser Endemit kommt nur auf der Kanaren-Insel Gran Canaria im Naturpark Tamadaba vor.[23][13]
Pappelblättrige Zistrose[18] (Cistus populifoliusL.); Die zwei Unterarten kommen in Frankreich, auf der Iberischen Halbinsel und in Marokko vor.[16][11]
Cistus populifolius subsp. populifolius
Cistus populifolius subsp. major (Dunal) Heywood
Cistus pouzolziiDelile , Syn.: Cistus varius auct.non Pourret, Sie kommt in Frankreich, Marokko und Algerien vor.[16][11]
Salbeiblättrige Zistrose[10] (Cistus salviifoliusL.): (lat.: salvia = Blatt + folia = Blatt); Sie kommt im gesamten Mittelmeerraum vor.[11][7]
Sintenis-Zistrose, Albanische Zistrose[18] (Cistus sintenisiiLitard.), Syn.: Cistus albanicusE.F.Warburg ex Heywood; benannt nach dem deut. Botaniker Paul Ernst Emil Sintenis (1847–1907): Sie kommt in Albanien und Griechenland vor.[16][11]
Beinwellblättrige Zistrose[14] bzw. Scheidenblättrige Zistrose[25] (Cistus symphytifoliusLam.); (altgr.: symphyein = zusammenwachsen + lat.: folia = Blatt); Syn.: Cistus vaginatus Dryand. in W.T.Aiton. Sie kommt auf den Kanarischen Inseln La Palma und Teneriffa mit drei Varietäten vor, diese Art ist nicht monophyletisch! :
Die Regeneration der Zistrosen, die zu den feuergeförderten Pflanzen gerechnet werden, erfolgt nach Bränden fast ausschließlich durch Samen.
Mykorrhizapilze als Symbionten
Als Mykorrhiza (altgr. μύκης mýkēs ‚Pilz‘ und ῥίζα rhiza ‚Wurzel‘) wird eine Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen bezeichnet, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt ist. Mehr als 200 ektomykorrhizabildende Pilzarten aus 40 Gattungen wurden bisher mit Zistrosen in Verbindung gebracht.[26] Die Zistrosen sowie viele andere Zistrosengewächse haben die Fähigkeit, Mykorrhiza-Assoziationen zu bilden, beispielsweise mit Echten Trüffeln (Tuber), Wüstentrüffeln (Terfezia), Wurzeltrüffeln (Rhizopogon) oder dem Gemeinen Erbsenstreuling (Pisolithus arhizus), und sind somit in der Lage, auf trockenen, mageren, steinigen und sandigen Böden oder Felsen zu gedeihen.[26] Man hat auch herausgefunden, dass Cistus ladanifer Mykorrhiza-Verbindungen mit dem Gemeinen Steinpilz (Boletus edulis), dem Blasshütigen Purpurröhrling (Rubroboletus rhodoxanthus) und dem Rötlichen Lacktrichterling (Laccaria laccata) eingeht.[27] Auch Arten der Wulstlinge (Amanita), Schleierlinge (Cortinarius), Risspilze (Inocybe), Schnecklinge (Hygrophorus), Milchlinge (Lactarius) und Täublinge (Russula) bilden Mykorrhiza mit Zistrosen.[26]
Bedeutung als Zierpflanzen
Einige Zuchtformen werden in mediterranen Parks und Gärten als Zierpflanzen verwendet.
Ladan-Gewinnung
Aus den Zweigen und Blättern mancher Arten (wie Cistus ladanifer, Cistus laurifolius oder Cistus creticus) können das Harz Ladanum (synonym: Labdanum, Gummi Ladanum, Resina Ladanum), außerdem ätherisches Öl, Ester- und Sequi-Terpene gewonnen werden. Auf einigen griechischen Inseln wurden dazu Ziegen durch Cistus-Bestände getrieben. Die abgeschnittenen Haare wurden in siedendes Wasser gebracht. Nach der Abkühlung konnte das Harz abgetrennt werden.[7]
Medizinische Bedeutung
Auszüge aus der Kretischen Zistrose (Cistus creticus) werden gesundheitsbezogen verwendet; in Griechenland wird sie als Kräutertee getrunken und spielt in der traditionellen Volksmedizin eine Rolle. Auch Halspastillen (Lutschpastillen), Sud, Tropfen, Kapseln oder Creme sind erhältlich. Bei Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln sind diverse Aussagen (Health Claims) mit Bezug auf Krankheiten (Stärkung des Immunsystems oder besondere antioxidative Fähigkeiten) verboten, da Belege für eine solche Wirkung fehlen.[28]
Der Name Cistus wurde dieser Pflanzengattung von Joseph Pitton de Tournefort gegeben. Er ist recht nah an den Formen, die in der griechischen und lateinischen Antike verwendet wurden (im Altgriechischen κίσθος und im Lateinischen cisthos bei Plinius). „Cistus“ ist die latinisierte Form des griechischen kistos, „Schachtel, Kapsel“. Der Begriff beschreibt die Form der Samenkapsel.[29]
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