Ypern
Gemeinde in Belgien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ypern niederländisch und westflämisch Ieper, französisch Ypres) ist eine Stadt in der Provinz Westflandern der Flämischen Gemeinschaft in der Region Flandern, Belgien. Ypern hat 35.039 Einwohner (1. Januar 2022). Zu Ypern gehören die Orte Boezinge, Brielen, Dikkebus, Elverdinge, Hollebeke, Sint-Jan, Vlamertinge, Voormezele, Zillebeke und Zuidschote.
(Ypern | ||
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Staat: | Belgien | |
Region: | Flandern | |
Provinz: | Westflandern | |
Bezirk: | Ypern | |
Koordinaten: | 50° 51′ N, 2° 53′ O | |
Fläche: | 130,61 km² | |
Einwohner: | 35.039 (1. Jan. 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 268 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 8900, 8902, 8904, 8906, 8908 | |
Vorwahl: | 057 | |
Bürgermeister: | Emmily Talpe | |
Adresse der Kommunal- verwaltung: | Stadhuis Grote Markt 34 8900 IEPER | |
Website: | www.ieper.be |
Balduin II. der Kahle (879–918) befestigte das zur Grafschaft Flandern gehörende Ypern zur Abwehr gegen die Normannen. Ypern gehörte im späten Mittelalter mit Gent und Brügge zu den bedeutendsten Städten Flanderns, war Mitglied der flämischen Hanse und insbesondere durch den Tuchhandel bedeutend geworden. Um das Jahr 1300 hatte Ypern etwa 20.000 Einwohner. Kurz danach war der Arzt und Verfasser eines chirurgische Lehrbuchs Jan Yperman (auch Jehan Yperman; † um 1330[1]) geschworener Wundarzt der Stadt und am Belle-Siechenhaus tätig.[2] 1559 bis 1801 war Ypern Bischofssitz.
Im Ersten Weltkrieg (1914–1918) lag Ypern ab Herbst 1914 direkt an der Westfront.
Am 4. November 1914 ließ der deutsche General Berthold von Deimling ohne militärischen Grund und gegen die ausdrückliche Weisung seines Oberbefehlshabers Kronprinz Rupprecht von Bayern die berühmten mittelalterlichen Tuchhallen von Ypern in Schutt und Asche legen.
Ypern war stark umkämpft:
Deutsche Truppen versuchten mehrmals, die Stadt einzunehmen; dabei wurden sie (November 1914 und April 1915) zurückgeschlagen. Am 22. April 1915 setzten deutsche Truppen zum ersten Mal Chlorgas ein.
„London, 27. April. „Daily Chronicle“ meldet aus Nordfrankreich folgende Einzelheiten über die Anwendung giftiger Gase durch die Deutschen: Am 22. d. M. um 5 Uhr nachmittags sahen französische Soldaten in den vordersten Laufgräben zwischen Langemarck und Knocks [= Fort Knokke] dichten gelben Rauch aus den deutschen Schützengräben aufsteigen und sich langsam gegen die französischen Stellungen bewegen. Der Nordostwind bewirkte, daß der Rauch wie ein Teppich über die Erde breitete, die er in einer Höhe von 16 Fuß bedeckte. Die Deutschen wendeten starke Flaschen mit komprimiertem Gase an, die mit Hähnen versehen waren und geöffnet wurden, sobald der Wind auf die feindlichen Gräben stand. Die Anwendung von Gasen kam den Franzosen überraschend. Viele unter ihnen wurden vergiftet und starben. Einigen glückte es, zu entweichen, aber sie wurden kurz darauf ganz schwarz im Gesichte, husteten Blut und fielen tot um. Die Wirkungen des Gases wurden an der Front in einer Breite von sechs Kilometern und einer Tiefe von zwei Kilometern bemerkt. Eine Viertelstunde später rückten die Deutschen aus den Schützengräben vor, voran Soldaten mit Sicherheitshelmen, um sich zu vergewissern, ob sie die Luft atmen könnten. Da sich das Gas nunmehr verteilte, rückten große Scharen Deutscher vor.“
Am 12. Juli 1917 testeten deutsche Truppen – wieder bei Ypern – erstmals Senfgas. Es wurde von vielen Soldaten auch Yperit genannt.[4] „Yperit“ ist in Frankreich bis heute auch ein Synonym für „Giftgas“.
Die Stadt wurde bis zum Ende des „Großen Krieges“ von den Alliierten gehalten; bei Ypern kämpften vor allem Soldaten aus dem Britischen Empire. Zur Erinnerung an dort bestattete Gefallene und daran, dass Ypern deutscher Besetzung standhielt, ertönt seit 1929 – mit Ausnahme der Zeit deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg – jeden Abend an der Gedenkstätte Menenpoort um Punkt acht Uhr The Last Post.[5]
Nach dem Krieg wurde die stark zerstörte Stadt (trotz des Wunsches Winston Churchills, die Ruinen als Denkmal bestehen zu lassen) wieder aufgebaut. Die wichtigsten Bauten, wie die Stadtkirche und die Tuchhalle, wurden originalgetreu rekonstruiert, die meisten anderen Häuser aber ganz unabhängig von den Vorgängerbauten frei historisierend neu errichtet.[6] Historisches Bewusstsein und Erinnerungen haben seitdem viel Platz in der Geschichtsschreibung und Kultur der Stadt. In der Umgebung von Ypern befinden sich zahlreiche Soldatenfriedhöfe.
Ypern selbst ist von einem gigantischen Stollennetz durchzogen, das im Ersten Weltkrieg von Arbeitern angelegt und in Teilen erst 2009 wiederentdeckt wurde.[7]
Im Zweiten Weltkrieg fanden im Gebiet um Ypern während des deutschen Westfeldzugs erneut schwere Kämpfe statt. Nach dem Rückzug der British Expeditionary Force nach Dünkirchen und nach der Kapitulation der belgischen Armee am 28. Mai 1940 wurde es am Folgetag kampflos von Truppen der Wehrmacht besetzt. Anfang Juni, noch während der Schlacht von Dünkirchen, besuchte Adolf Hitler Ypern und die umliegenden Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs auf einer Propagandareise.[8]
Ypern wurde im September 1944 von vorrückenden westalliierten Truppen befreit.
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Die Stadt lebt vom Handel und vom Tourismus. Zudem haben sich kleine und mittlere Industrieunternehmen in Ypern angesiedelt.
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