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Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wackerbarth ist der Name eines Uradelsgeschlechts aus dem einstigen Herzogtum Sachsen-Lauenburg, dem heutigen Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein.
Die ersten Namensträger entstammten einer Linie der edelfreien Witten („die Weißen“), die bei der Landnahme in den wendischen Gebieten um Ratzeburg unter den Herzögen Albrecht der Bär und Heinrich der Löwe mitwirkten. Der Name der unweit gelegenen Stadt Wittenburg, Landkreis Ludwigslust-Parchim, (erstmals 1154 erwähnt) dürfte auf die Errichtung einer Burg durch die Witten auf dem vormals slawischen Ringwall zurückgehen. Auch einer der drei – seit dem 8. Jahrhundert bestehenden – polabischen Burgwälle, die der Razesburg (Ratzeburg) im südlichen Umland vorgelagert waren, dürfte den Witten gegen Mitte des 12. Jahrhunderts zur Besatzung und Ansiedelung zugeteilt worden sein: der Oldenburger Wall in Horst (Lauenburg), an der Straße von Neuhorst nach Lehmrade gelegen (nicht zu verwechseln mit dem bekannteren Oldenburger Wall in Oldenburg/Ostholstein), samt der dazugehörigen Siedlungskammer, zu welcher die Hörigendörfer Kogel (Kovale = Schmiede), Sterley (Stralige = Pfeilschmiede) sowie die Siedlungen Kolatza (= Bäcker) und Clotesfelde (= Fischer und Baumfäller) gehörten.
1190 wird Otto Albus (Otto de Witte) in der ersten Urkunde erwähnt, in der Lauenburgische Adelige namentlich genannt sind. Der Schiedsrichter des Isfriedschen Teilungsvertrages von 1194, Domprobst Otto Albus, tritt als Zeuge für Bischof Isfried auf. Der Lauenburger Magnat „Otto der Ältere“ wird in einer Urkunde von 1219 erwähnt; er dürfte ein Edelherr im Gefolge des Grafen Heinrich von Badewide gewesen sein, der 1142 von Heinrich dem Löwen das Land der Polaben erhalten hatte und ab 1154 Graf von Ratzeburg war. In derselben Urkunde wird auch „Otto der Jüngere“ Otto Albus (II.) aufgeführt, wahrscheinlich sein Sohn, Burgmann von Ratzeburg, der die von Bischof Evermod begründeten kirchlichen Besitzungen um Ratzeburg verwaltet. Er ist Lehnsinhaber in Groß Thurow. Dessen Sohn Otto Albus (III.), gelegentlich auch als Otto von Wittenburch erwähnt, wurde Camerarius (Kämmerer, Finanzverwalter) des dänischen Statthalters Graf Albrecht II. von Orlamünde. Ottos III. Sohn Otto (IV.) de Cowale (Kogel, ein Gut südlich von Ratzeburg in der Gemeinde Sterley) ist zwischen 1228 und 1246 häufig im Dienst des Herzogs Albrecht I. oder in Geschäften des Ratzeburger Bischofs nachgewiesen. Er besitzt Lehen in Kogel, Sterley, Eich-Horst, Dargow, Klein Thurow und Groß Disnack. Von ihm könnte die fast wappengleiche Familie von Witte abstammen, die als Lokatoren ab etwa 1230 in der Neumark, südöstlich von Angermünde, erscheinen und Herren der Insel Neuenhagen sowie der Güter Gabow, Hohen- und Niederwutzen, Kleinmantel und Zachow sind, bis sie gegen 1490 aussterben.
Möglicherweise ein Bruder Otto Albus’ II., Konrad de Witte, genannt Wackerbart („tapfere Streitaxt“ – Barte bedeutet Kriegsbeil –, ein Beiname, den er sich in der Schlacht bei Verchen 1164 erworben haben könnte), gründete als Lokator die spätere Stadt Mölln, die erstmals 1188 sowie in der Bezeichnung Antiquum Mulne 1194 erwähnt ist. Ein Tiethardus von Mölln, vermutlich sein Sohn, errichtete 1212 eine Klosterstiftung in Hamburg. Dessen Schwester dürfte jene Jungfer „de Witte, Tochter des Ritters Wackerbard“ gewesen sein, die den nach 1211 verstorbenen Herrn von Barmstedt heiratete. Um Tiethardus’ Sohn könnte es sich bei dem 1224 erwähnten Kämmerer Konrad von Lauenburg gehandelt haben und wiederum um dessen Sohn bei dem zwischen 1238 und 1263 vielfach erwähnten Ritter Konrad Wackerbart (II.). Er erwarb von der Familie von Barmstedt durch Heirat ein Lehen in Todendorf bei Ahrensburg, Kreis Stormarn, später wird er auch Herr auf Kogel, Horst, Hollenbek, Neuenkirchen und Zehnthufen in Mölln. Mit ihm beginnt die gesicherte Stammreihe. Seine Nachfahren, die bald auf zahlreichen Gütern im Lauenburgischen, in einem Zweig teils auch in Mecklenburg, ansässig wurden und fortan allein den alten, kriegerischen Spitznamen als Nachnamen führten, stellten jahrhundertelang Stadthauptmänner (so etwa „Otto den Krug“ 1398 in Lübeck), Stiftshauptmänner, Vögte, Räte, Pröpste, Domherren, Ordenskomture, Generäle, Minister, Hofmarschälle und andere fürstliche, städtische und kirchliche Amtsträger.
1288 stiften der Ritter Detlev Wackerbart und der Pfarrer Detlev Wackerbart aus Lüdershagen das Spital des Benediktinerinnenklosters Dobbertin.[2] Detlev Wackerbart erhält vom Kloster Dobbertin 1293 das Dorf Sehlsdorf und acht Hufen in Woserin.[3] Die lauenburgischen Adelsfamilien gründeten im Spätmittelalter als ritterschaftliche Ständevertretung die Lauenburgische Ritter- und Landschaft; zu den ältesten Familien des Landes zählten neben den Wackerbarth die ebenfalls bereits zur Zeit Heinrichs des Löwen als Lokatoren ins Lauenburgische eingewanderten Schack.
Nachdem frühere Seitenzweige nur bis zu drei Generationen bestanden hatten, teilte sich das Geschlecht in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in zwei Stämme auf, die von den Brüdern Hartwig (Stamm A) und Detlof (Stamm B) ausgingen. Ein dritter Bruder, der Älteste, war Georg Heinrich (1460–1510), Herr auf Kogel, Horst und Segrahn, der als Heerführer 1492 mit Herzog Heinrich die Stadt Braunschweig belagerte und später als Armeegeneral in den Diensten Ludwigs XII. von Frankreich stand. Nach dem Tod seines Sohnes um 1540 wurde das Stammgut Kogel mit Segrahn und Alt-Horst gemeinschaftliches Lehen beider Stämme bis 1701.
Die Söhne von Detlof, dem Gründer des Stammes B, begründeten zwei Zweige: Klaus (ca. 1505–1582) den späteren Tüschenbecker Zweig, Jürgen den Mecklenburgischen. Jürgen (Georg) (1506–1586) amtierte zuerst als Oberhauptmann des Hochstifts Ratzeburg, trat dann als Geheimer Rat in den Dienst der Herzöge Heinrich und Ulrich von Mecklenburg und zog in deren Auftrag als Stiftshauptmann des Bistums Schwerin in die Stiftsresidenz Bützow. Sein Epitaph ist in der Stiftskirche Bützow erhalten. Sein Sohn Hardenack (1554–1604) erwarb nahe Bützow die Güter Katelbogen und Moisall, dessen Nachfahren im 17. Jahrhundert die Güter Groß Lunow und Poglow. Der Mecklenburger Zweig des Stammes B erlosch mit den Brüdern Achatz († 1711) und Reinhold Ulrich († 1710) auf Lunow und Poglow.
Im Dreißigjährigen Krieg geriet der gemeinschaftlich gehaltene Stammbesitz in Schwierigkeiten, schon 1622 wurde Segrahn, das zuvor lange teilverpfändet war, an die benachbarten Bülows auf Gudow verkauft, 1624 die Hälfte von Kogel durch den Stamm A verpfändet und dieselbe 1646 an den Lübecker Bürgermeister Christoph Gerdes veräußert, 1649 aber zurückerworben, jedoch unter Verpfändung; Ende des 17. Jahrhunderts wurde Alt-Horst verkauft. Der von Jürgens Bruder Klaus (ca. 1505–1582) abstammende ältere Zweig des Stammes B besaß die andere Hälfte von Kogel. Aus diesem Zweig stammte Christian Ulrich (1641–1701), Oberhauptmann der lüneburgischen Festung Harburg, der Elisabeth von Bernstorff heiratete, eine Schwester des lüneburgischen und später hannoverschen Premierministers Andreas Gottlieb von Bernstorff. Gemeinsam mit seinem Schwager sorgte Christian Ulrich 1689 nach dem Tode des letzten askanischen Herzogs von Sachsen-Lauenburg, Julius Franz, durch rasche Militäraktion für die Annexion des Herzogtums durch das Fürstentum Lüneburg. Seine Frau Elisabeth erbte 1703 von ihrer Jugendfreundin, Herzogin Sibylle Hedwig von Sachsen-Lauenburg, das Gut Tüschenbek mit Groß Sarau im Lauenburgischen. Tüschenbek blieb bis zum Erlöschen des Tüschenbeker Zweiges im Mannesstamm 1785 im Besitz der Familie, ebenso die im 18. Jahrhundert erworbenen mecklenburgischen Güter Kassow und Tessin.
August Heinrich (1651–1711), dem Drost zu Ahlden und Bewacher der dort gefangenen Herzogin, gelang es 1696, die von Stamm A verpfändete Hälfte von Kogel einzulösen und 1701 dem Stamm B die andere Hälfte abzukaufen. Nachdem sein Sohn 1735 gefallen war, vererbte sich der Stammsitz an die Nachfahren seines Bruders Anton Heinrich. Ein weiterer früh verstorbener Bruder, Joachim Christoph, war der Vater des kursächsischen Generalfeldmarschalls und Ministers August Christoph. Das erstmals 1194 erwähnte Kogel blieb von der Zeit der Kolonisation bis zum Erlöschen der Hauptlinie des Stammes A im Jahre 1850 im Lehnsbesitz der Familie.
Angehörige des Stammes A erwarben im 18. Jahrhundert in der Niederlausitz die Güter Koschendorf, Briesen (Spreewald) und Linderode (alle drei bis 1945 im Besitz der Familie) sowie im gräflichen Zweig des 18. Jahrhunderts – begründet von Christoph August – die sächsischen Besitze Großsedlitz, Wackerbarths Ruh’, die Herrschaft Zabeltitz und das Kurländer Palais in Dresden sowie – in der piemontesischen Adoptivlinie Wackerbarth-Salmour, welche die drei letzteren Besitze erbte – zudem die Güter Kittlitz und Unwürde bei Löbau sowie die bis ins 19. Jahrhundert bestehenden savoyischen Lehnsgrafschaften Salmour und Andezeno, die Herrschaft Baldichieri nebst Palais in Chieri und Turin sowie das Wiener Sinzendorf-Palais in der Krugerstraße.
Das Stammwappen ist von Rot und Silber geviert. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein Pfauenwedel zwischen zwei goldenen Stäben, die mit je drei natürlichen Pfauenfedern besteckt sind.
Teut Wackerbarth (1816–1904) erhielt 1847 den sächsischen Adelsstand als legitimierter natürlicher Sohn des Grafen August von Wackerbarth (1770–1850). Er erbte 1864 von seiner Tante Wilhelmine von Böltzig, geb. von Wackerbarth, das Gut Koschendorf in der Niederlausitz, das seinen Nachfahren bis 1945 gehörte. Die Nachkommen leben seither in Kanada.
Wackerbarth ist ferner der Name einer bürgerlichen Familie. Dieses ursprünglich hessische Bauerngeschlecht, Nachfahren des erstmals 1536 erwähnten Bauern Simon Wackerbarth aus Wehren bei Fritzlar, mit einem im 18. Jahrhundert nach London (Zuckerindustrielle) sowie einem im 19. Jahrhundert in die USA ausgewanderten Zweig, steht in keiner nachgewiesenen Verbindung zu dem Lauenburger Adelsgeschlecht. Zu dieser Familie gehört der Künstler Horst Wackerbarth.
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