Tétouan
Marokkanische Stadt im westlichen Rif in der Region Ayt El Hauz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Marokkanische Stadt im westlichen Rif in der Region Ayt El Hauz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Tétouan (marokkanisches Tamazight ⵜⵉⵟⵟⴰⵡⵉⵏ Tiṭṭawin, deutsch ‚Augen‘, arabisch تطوان, DMG Tiṭwān, spanisch Tetuán) ist eine historisch bedeutende Stadt unweit der Mittelmeerküste Marokkos mit etwa 400.000 Einwohnern. Seit dem Jahr 1997 ist die Altstadt (Medina) als Weltkulturerbe der UNESCO anerkannt.[1] Seit 1999 ist sie – wegen ihres gemäßigten Klimas – Sommerresidenz von König Mohammed VI.
Tétouan تطوان ⵜⵉⵟⵟⴰⵡⵉⵏ | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Marokko | |||
Region: | Tanger-Tétouan-Al Hoceïma | |||
Provinz: | Tétouan | |||
Koordinaten | 35° 34′ N, 5° 22′ W | |||
Einwohner: | 380.787 (2014) | |||
Fläche: | 60,9 km² | |||
Bevölkerungsdichte: | 6.253 Einwohner je km² | |||
Höhe: | 90 m | |||
Postleitzahl: | 93022 | |||
Website der Stadtverwaltung: | ||||
Tétouan – Stadtansicht |
Der berberische Name der Stadt bedeutet wörtlich „Augen“. Sie hat auch den poetischen Beinamen „Die weiße Taube“ (arabisch الحمامة البيضاء, DMG al-Ḥamāma al-Bayḍāʾ, französisch La Colombe blanche).
Die für marokkanische Verhältnisse regenreiche Stadt Tétouan liegt in den nördlichen Ausläufern des Rifgebirges in einer Höhe von etwa 35 bis 150 m auf einem Plateau, das an den Jbel Dersa angrenzt. Die nördlich des Oued Martil gelegene Stadt ist nur etwa 10 km (Luftlinie) von der Mittelmeerküste entfernt; die spanische Exklave Ceuta befindet sich ca. 40 km nördlich. Das Klima ist gemäßigt; der für marokkanische Verhältnisse reichliche Regen (ca. 685 mm/Jahr) fällt nahezu ausschließlich in den Wintermonaten.[2]
Jahr | 1994 | 2004 | 2014 |
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Einwohner | 277.516 | 320.539 | 380.787 |
Die schnell wachsende Bevölkerung besteht hauptsächlich aus zugewanderten Rif-Berbern und Arabern, doch haben sich die Kulturen weitgehend vermischt. Gesprochen werden Marokkanisches Arabisch und Tarifit.
Die Einwohner der Stadt leben hauptsächlich von Handwerk, Handel, Dienstleistungen und Tourismus. Fischverarbeitung und das Pulen von Nordseegarnelen spielen eine wichtige Rolle. Weitere Einnahmequellen bieten die Textil-, Zigaretten- und Elektroindustrie.
Anders als bei anderen Städten an der Mittelmeerküste sind für Tetouan keinerlei Zeugnisse aus phönizischer Zeit belegt. Die Römer gründeten in der Nähe der heutigen Stadt eine Militärsiedlung mit Namen Oppidum Tamuda. Im 14. Jahrhundert war Tétouan als Seeräubernest gefürchtet und wurde deshalb wiederholt von kastilischen Schiffen angegriffen. Nach der Eroberung Granadas (1492) und nochmals zu Beginn des 17. Jahrhunderts siedelten sich maurische und jüdische Flüchtlinge aus Andalusien an, was einen wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt zur Folge hatte.
Im Rahmen des Spanisch-Marokkanischen Krieges fanden bei Tétouan mehrere kleine, jedoch sehr blutige Gefechte zwischen Spaniern und Marokkanern statt, nach denen die Spanier am 4. Februar 1860 die Stadt besetzten. Nach einer am 23. März westlich von Tétouan erlittenen entscheidenden Niederlage baten die Marokkaner um Waffenstillstand.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts – nach dem Verlust seiner überseeischen Kolonien – expandierte Spanien zunehmend im Norden Marokkos. 1913 wurde Tétouan Residenzstadt des spanischen Hochkommissars in Marokko. In Spanisch-Marokko begann am 17. Juli 1936 der Staatsstreich des Militärs zum Sturz der spanischen Regierung, wobei die Militärs in Tétouan loyal zur spanischen Regierung standen. Nach der Einnahme Tétouans und der Luftwaffenbasis Sania Ramel liquidierten die Putschisten den Hochkommissar von Spanisch-Marokko und den Major Ricardo de la Puente Bahamonde mit weiteren 189 Republikanern.[4] Während des Spanischen Bürgerkriegs wurde Tétouan von Flugzeugen der republikanischen Seite bombardiert. 1956 gab Franco dem internationalen Druck nach und stimmte der Unabhängigkeit Marokkos zu. Im Algerienkrieg erschien El Moudjahid,[5] die Untergrundzeitung der FLN, zeitweise in Tétouan.
Im Jahr 2015 wurde durch die Internationale Astronomische Union (IAU) der Doppelstern Titawin nach der Stadt benannt.
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