Loading AI tools
Periode des Dynastiewechsels in Russland von den Rurikiden zu den Romanows 1598-1613 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als die Smuta oder Zeit der Wirren (russ. Смутное время, Smutnoje wremja) wird in der Geschichte Russlands die Zeit zwischen dem Ende der Rurikiden-Dynastie mit dem Tod Fjodor I. im Jahr 1598 und dem Beginn der Romanow-Dynastie mit dem Herrschaftsantritt Michael I. im Jahr 1613 bezeichnet. In dieser Zeit gab es fünf Regenten auf dem Zarenthron.
Während der Herrschaft Fjodors I. regierte Boris Godunow als eigentlicher Herrscher das Land. Er versuchte, auch während seiner späteren Regentschaft, das Zarentum Russland aus der Rückständigkeit zu führen, stieß dabei aber auf den erbitterten Widerstand der Bojaren und der Kirche. Zudem traten in den Jahren 1601 bis 1604 drei Hungersnöte auf, welche die Wirtschaft und die sozialen Strukturen des Landes erschütterten.[1]
Die Situation verschärfte sich durch die Intervention von Schweden und Polen. Polnischen Truppen gelang es 1605, Moskau zu erobern, und der polnische König Sigismund III. setzte den sogenannten falschen Dimitri auf den Zarenthron, einen russischen Hochstapler. Er gab sich als Zarewitsch Dmitri aus, den unter mysteriösen Umständen verstorbenen Sohn Iwans IV. Anfangs hatte der falsche Dimitri die Unterstützung der Bevölkerung, die sich nach geordneten Verhältnissen sehnte. Der Adel stand jedoch in Opposition zu ihm. Als er versuchte, das Land nach polnischem Vorbild zu reformieren, verlor er auch die Unterstützung der Bauern und hatte seinen Rückhalt nur noch in der Besatzungsmacht. Je mehr diese durch ihre Übergriffe verhasst wurde, desto unhaltbarer wurde die Lage für den falschen Dmitri. Er wurde ermordet, und im ganzen Reich brachen Volksaufstände aus.
Die Verhältnisse wurden noch instabiler: Der sich auf Bojaren und Schweden stützende neue Zar Wassili Schuiski war bei den Bauern verhasst und konnte seine Herrschaft nie im gesamten Land etablieren, zumal er von einem zweiten falschen Dimitri bedrängt wurde. Diesen konnte er 1610 mit schwedischer Hilfe besiegen, wurde aber kurz danach mit polnischer Hilfe gestürzt. Die Polen, die Ende 1609 die Kampfhandlungen eröffnet hatten, besetzten im Zuge des polnischen Vormarsches Moskau. Kurz darauf wurde der polnische Kronprinz Władysław gegen Garantien (die der Beginn einer „konstitutionellen“ Entwicklung hätten werden können) als Zar installiert. Die polnische Herrschaft, gekennzeichnet von Gewalt und Raub in russischen Städten sowie Konflikten zwischen dem Katholizismus und der Orthodoxie, verlor zunehmend an Rückhalt in der Gesellschaft. Im Nordwesten und im Osten verweigerten eine Reihe von Städten die Eidesleistung an Władysław.[2] Als sein eigener Vater König Sigismund III. selbst den Zarenthron beanspruchte und jegliche Herrschaftseinschränkungen verwarf, bedeutete dies Władysławs endgültige Desavouierung. Das Ergebnis war eine fast dreijährige Phase völliger Herrscherlosigkeit.
1612 brach unter der Führung des Nischni Nowgoroder Kaufmanns Kusma Minin und des Fürsten Dmitri Poscharski mit Unterstützung durch den Metropoliten Filaret in Moskau ein Volksaufstand aus, der die polnische Besatzungszeit beendete. An die beiden Anführer des Aufstands erinnert das Minin-und-Poscharski-Denkmal auf dem Roten Platz direkt vor der Basilius-Kathedrale in Moskau.
Im Jahr darauf wurde Michael I. durch eine Reichsversammlung, den Semski Sobor, zum neuen Zaren gewählt. Diesem gelang es, das Land halbwegs zu stabilisieren und die Zarendynastie der Romanows zu begründen.
Eine Dramatisierung der ersten Phase dieses Zeitabschnittes bildet die Oper Boris Godunow von Modest Mussorgski, die auf einem gleichnamigen Drama von Alexander Puschkin basiert.
Quellen
Darstellungen
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.