Sibylle Bergemann (* 29. August 1941 in Berlin ; † 1. November 2010 bei Gransee ) war eine deutsche Fotografin von internationaler Bekanntheit. 1990 war sie Mitbegründerin der Fotografen-Agentur Ostkreuz .
Sibylle Bergemann, Selbstporträt Schiffbauerdamm (1986)
Bergemann absolvierte von 1958 bis 1960 eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete bis 1965 im Beruf. Von 1965 bis 1967 war sie in der Redaktion der Zeitschrift Das Magazin tätig. 1966 begann sie eine Ausbildung als Fotografin bei Arno Fischer , mit dem sie seit 1985 auch verheiratet war. Seit 1967 war sie als Mitglied der Gruppe Direkt freischaffende Fotografin. Seit 1969 erschienen Fotos von ihr in der Wochenzeitung Sonntag , seit 1973 in der Modezeitschrift Sibylle und im Magazin . Sie arbeitete auch für den Buchverlag Der Morgen und den Greifenverlag .
1974 hatte sie ihre erste Einzelausstellung im Haus der Jungen Talente in Berlin. 1977 wurde sie Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR . Von 1975 bis 1986 erstellte sie als mehrjährige Auftragsarbeit des Ministeriums für Kultur eine Fotodokumentation über die Entstehung des Marx-Engels-Forums in Berlin-Mitte .
1990 war sie Gründungsmitglied der Agentur der Fotografen Ostkreuz . Sie beteiligte sich 1991 am Projekt Almediterrana 92 in Almería . Seit 1994 war sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und war 2001 Gründungsmitglied der Schule „Fotografie am Schiffbauerdamm“, 2005 der Ostkreuzschule für Fotografie und Gestaltung in Berlin-Weißensee . Bergemann und Fischer zogen 2004 sanierungsbedingt nach 28 Jahren aus ihrer Wohnung am Schiffbauerdamm aus.[1] Die Altbauwohnung unmittelbar am Bahnhof Friedrichstraße war ein beliebter Treffpunkt von DDR-Fotografen und vieler international bekannter Fotografen wie etwa Henri Cartier-Bresson , Helmut Newton , Robert Frank , Josef Koudelka , Barbara Klemm und Ellen Auerbach .[2] Viele internationale Kontakte vermittelte der Leiter des Ostberliner Institut Français , der ihr 1988 auch die erste Ausreise aus der DDR nach Venedig in die Wege leitete. Das Ende ihres Wohnrechts begingen sie mit einer Finissage , die wiederum mit einer Ausstellung dokumentiert wurde.[3] Das Projekt einer Privatschule für angehende Fotografen im selben Gebäude wurde ebenfalls durch die Sanierung beendet.[2] Ihr Ehemann hielt hier als Professor für Fotografie in Leipzig die meisten seiner Seminare ab.[2] Bergemann führte den Ausbruch ihrer Krebserkrankung auf den erzwungenen Auszug aus dieser Wohnung zurück.[4]
Grabstätte von Sibylle Bergemann und Arno Fischer
In den Jahren 2006 und 2007 hatte die Künstlerin eine vielbeachtete Ausstellung in der Akademie der Künste Berlin und im Museum für Photographie in Braunschweig. 2009 präsentierte sie einige ihrer Werke in der Gruppenausstellung Ostzeit. Geschichten aus einem vergangenen Land im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.
Sibylle Bergemann verstarb nach langer Krebskrankheit .[5] Sie wurde auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden (Grabnummer: CU4-5-13) in Berlin-Mitte beigesetzt. Ehemann Arno Fischer starb im September 2011 und wurde zu ihr gebettet.[6]
Einzelausstellungen (Auswahl)
1974: Haus der jungen Talente , Berlin
1981: Neue Dresdner Galerie, Dresden
1987: Immer derselbe Himmel. Club der Kulturschaffenden, Berlin, (Katalog)
1990: PPS Galerie, Hamburg, (mit Ute Mahler)
1991: Centre Régional de la Photographie, Douchy, Frankreich
1992: Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund , (mit Horst Wackerbarth), (Katalog)
1992: Almediterranea 92. internationales Projekt, Hochschule der Künste, Almería, Spanien
1995: Verwunderte Wirklichkeit Sichtweisen, Galerie Weinberg Hildesheim
1997: es ist einmal. Land Brandenburg Lotto GmbH, Potsdam
1998: Engel in der Stadt. Galerie le Manège, Kulturbrauerei, Berlin
2000: Zeig mir dein liebstes Gut. Museum Berlin-Kreuzberg, Berlin
2000: Yva, Bergemann, McGrew. Postfuhramt, Berlin
2003: Pinacoteca, São Paulo, Brasilien
2004: Galerie Argus, Berlin
2004: Finissage, Abschied vom Schiffbauerdamm, Wohnung Schiffbauerdamm, Berlin
2006: Galerie Robert Morat, Hamburg, (mit Arno Fischer)
2006: Akademie der Künste, Berlin, (Katalog)
2007: Sibylle Bergemann. Verblassende Erinnerung. Museum für Photographie (Braunschweig)
Seit 2009: Sibylle Bergemann. Photographien. weltweite Tourneeausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa)
Premiere in der Akademie der Künste Russlands, Moskau, Russische Föderation
danach 2010:
Galerie Le Manège, Dakar, Senegal
Dum umeni/Haus der Kunst, Brno (Brünn), Tschechische Republik
Museum of Art, Seoul National University, Seoul, Südkorea
danach 2011:
Tochigi Prefectural Museum of Fine Arts, Utsunomiya, Japan
Jiangsu Provincial Art Museum, Nanjing, China
Goethe-Institut Hanoi, Vietnam
danach 2012:
Singapur 2902 Art Gallery, Singapur
Sydney College of the Arts SCA/Kunstakademie Sydney SCA, Australien
Wairarapa Museum and Art Gallery, Masterton, Neuseeland
danach 2013:
Bentara Budaya, Jakarta, Indonesien
MAP-Publika (White Box), Kuala Lumpur, Malaysia
Art Gallery of Khon Kaen University, Khon Kaen, Thailand
Villa Audi, Beirut, Libanon
danach 2014:
Staatliches Museums- und Ausstellungszentrum ROSPHOTO, St. Petersburg, Russische Föderation
ifa-Galerie, Stuttgart, Deutschland
Silk Road Gallery, Teheran, Iran
danach 2015:
Goethe-Institut/Max Mueller Bhavan, Mumbai, Indien
National Gallery of Modern Art NGMA, New Delhi, Indien
danach 2016:
Streetlevel Gallery, Glasgow, Großbritannien
danach 2017:
Museo de Arte Contemporáneo (MACO), Oaxaca, Mexiko
Centro Cultural Bam und Galería Regia, Monterrey, Mexiko
danach 2019:
Institut français de Prague, Prag, Tschechische Republik
Pisztori Palais, Bratislava, Slowakische Republik
danach 2021:
Centar savremene umjetnosti Crnegore/Zentrum für moderne Kunst, Podgorica, Montenegro
danach 2022:
Sofia City Art Gallery, Sofia, Bulgarien
Umetnički paviljon „Cvijeta Zuzorić“, Belgrad, Serbien
2010: Galerie Johanna Breede: Sibylle Bergemann, 'L'allure des femmes'
2011: Galerie Johanna Breede: Sibylle Bergemann, Die Polaroids
2011: Leonhardi-Museum , Dresden
2011: Polaroids. C/O Berlin , Berlin
2011 (–2012): Ein Traum von Theater – Sibylle Bergemann und das Theater RambaZamba , Willy-Brandt-Haus , Berlin
2015: Sibylle Bergemann , Osmos Address, New York
2017: Der Rand der Welt. Sibylle Bergemann in Dialog , Kicken Berlin, Germany
2017: Sibylle Bergemann. Eine retrospektive Werkschau , Reinbeckhallen, Berlin, Germany
2017: Frauen. Und in Farbe. , Loock Galerie, Berlin, Germany
2018: landläufig … Kurt-Mühlenhaupt-Museum, Zehdenick OT Bergsdorf
2022: Sibylle Bergemann. Stadt – Land – Hund , Berlinische Galerie
Gruppenausstellungen (Auswahl)
1992: Nichts Ist So Einfach, Wie Es Scheint. Ostdeutsche Fotografie , Berlinische Galerie, Berlin
1999: Östlich Von Eden. Von der DDR nach Deutschland 1974-1999 , Gemeinschaftsausstellung von OSTKREUZ, Postfuhramt, Berlin
2003: Kunst in der DDR. Eine Retrospektive der Nationalgalerie , Berlin
A Clear Vision, Fotografische Werke aus der Sammlung F. C. Gundlach , Deichtorhallen, Haus der Photographie, Hamburg
2005: Heimat Moderne – Die fotografierte Stadt , Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig
Utopie Und Wirklichkeit. Ostdeutsche Fotografie 1956-1989 , Willy-Brandt-Haus, Berlin
2006: Heartbeat Of Fashion , Deichtorhallen, Haus der Photographie, Hamburg
Leben. Sehen , Käthe-Kollwitz-Museum, Köln
2007: Do Not Refreeze , Corner House, Manchester, England
Challenging Walls , Jerusalem, Israel
European Photography , Turner Carroll Gallery, Santa Fe, USA
2008: Von Kunst Und Politik – Fotografie in der Sammlung des Deutschen Bundestages , Kunstraum im Deutschen Bundestag, Berlin
2009: Art Of Two Germanys/Cold War Cultures , LACMA Los Angeles, USA
2010: Eros und Stasi. Ostdeutsche Fotografie Sammlung Gabriele Koenig. Ludwig Forum für Internationale Kunst , Aachen
Die Stadt. Vom Werden und Vergehen , Gemeinschaftsausstellung, C/O Berlin
The Original Copy: Photography of Sculpture, 1839 to Today , MoMA New York, USA
2011: Vanity, Mode / Fotografie aus der Sammlung F.C. Gundlach , Kunsthalle Wien, Österreich
2012: Geschlossene Gesellschaft – Künstlerische Fotografie in der DDR 1949–1989 , Berlinische Galerie, Berlin
2015: Sibylle – das Modemagazin der DDR , Kunstforum Halle
2016: Aufbrüche – Bilder aus Deutschland. Fotografien aus der Sammlung Fricke , Willy-Brandt-Haus, Berlin
Berlin, Raum, Radar , Neue West, Berlin, kuratiert von Nadine Barth
Gegenstimmen , Martin-Gropius-Bau, Berlin, kuratiert von Eugen Blume und Christoph Tannert
2017: SIBYLLE. Die Ausstellung , Kunsthalle Rostock, Rostock
The Polaroid Project , WestLicht Museum for Photography, Wien, Österreich
Blicke, die bleiben , Sammlung Fricke im Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
The Polaroid Project , Amon Carter Museum of American Art, Fort Worth Texas, USA
Sibylle – Die Fotografen , Opelvillen Rüsselsheim
Between Spaces , ZKR, Berlin
2018: Golden Hearts. Sibylle Bergemann und Martin Parr , Loock Galerie, Berlin
The Inner Eye , Side Photographic Gallery Newcastle, England
Radikale Künstlerinnen Hinter Dem Eisernen Vorhang , Staatliche Sammlung Dresden, Lipsiusbau, Dresden
The Polaroid Project , C/O Berlin, Berlin
TraumWelten , Kunsthalle Talstrasse, Kunstverein Talstrasse e. V., Halle
Bilder Aus Einem Vergangenen Land. Ostdeutsche Fotografie , Kunst- und Kulturzentrum der StädteRegion Aachen, Aachen
The Polaroid Project , Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
La condition humaine. Photographies de l’agence allemande OSTKREUZ , Vieille Église Saint-Vincent, Mérignac, Frankreich
Sibylle – Die Fotografen , dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, Cottbus
2019: Durch Mauern gehen , Martin Gropius Bau, Berlin
Restless Bodies – Photography In East Germany From 1980 to 1989 , Rencontres de la Photographie, Arles, Frankreich
Sibylle – Die Fotografen , Willy-Brandt-Haus, Berlin
Palast der Republik , Kunsthalle Rostock, Rostock
The Polaroid Project , Musée McCord, Montreal, Kanada
The Polaroid Project , National Museum of Singapore, Singapur
1989. The End of the 20th Century , IVAM Institut Valencià d’Art Modern, Valencia, Spanien
2020: Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject , Reinbeckhallen, Berlin
The Polaroid Project , MIT Museum, Cambridge, Massachusetts, USA
1995: Stipendium der Körber-Stiftung , Hamburg
1997: Künstlerinnenstipendium der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin
Art Collection Deutsche Börse
Aktion Mensch, Bonn
Berlinische Galerie, Berlin
Brandenburgische Kunstsammlungen, Cottbus
Centre régional de la Photographie nord Pas-de-Calais, Douchy
Deutscher Bundestag, Berlin
Deutsches Historisches Museum, Berlin
DZ Bank, Frankfurt am Main
Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig
GAFF, Galerie für Fotografie, Rotenburg/Wümme
Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa)
JPMorgan Chase Art Collection
Land Brandenburg Lotto GmbH , Potsdam
Museum für Kunst und Geschichte, Dortmund
Musée de l’Elysée, Lausanne
Museum of Modern Art, New York
Staatliche Galerie Moritzburg, Halle/Saale
Sammlung F. C. Gundlach, Hamburg
Sammlung Joshua P. Smith, Washington
als Autorin
Verwunderte Wirklichkeit. Fotografien. ex pose verlag, Berlin 1992, ISBN 3-925935-11-8 (Nachwort von Jutta Voigt).
Sibylle Bergemann, Photographien. Edition Braus, Heidelberg 2006, ISBN 3-89904-252-2 (Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung).
Fenster. Edition Braus, Berlin 2011, ISBN 978-3-86228-024-7 .
Sibylle Bergemann, Kehrer Verlag, 2016, ISBN 978-3-86828-743-1 .
als Illustratorin
Klaus Walter : Berlin, Hauptstadt der DDR. Ein Reiseverführer . Greifenverlag, Rudolstadt 1980.
Irene Runge : Himmelhölle Manhattan . 2. Auflage. Buchverlag der Morgen, Berlin 1989, ISBN 3-371-00019-2 .
Irene Runge: Du sollst nicht immer Holland sagen. Ein Skizzenbuch. Buchverlag der Morgen, Berlin 1990, ISBN 3-371-00136-9 .
Kurzbiografie zu: Bergemann, Sibylle . In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4 .
Boris Friedewald : Sibylle Bergemann . In: Boris Friedewald: Meisterinnen des Lichts: große Fotografinnen aus zwei Jahrhunderten . Prestel, München 2014, ISBN 978-3-7913-4673-1 , S. 38–41.
Martin Schieder: Affirmation und Differenz. Die „Dokumentation der Entstehung des Marx-Engels-Denkmals“ von Sibylle Bergemann, in: Sigrid Hofer und Martin Schieder (Hrsg.): Fotografieren in der DDR, Dresden 2014, S. 68–88 (Schriftenreihe des Arbeitskreises Kunst in der DDR, Bd. 2).
Frieda von Wild, Jonas Ludwig Walter (Hrsg.): Sibylle Bergemann und das Theater RambaZamba . Fotografien. Theater der Zeit, Berlin 2011, ISBN 978-3-942449-45-8 .
Frieda von Wild, Lily von Wild (Hrsg.): Sibylle Bergemann. Kehrer, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-86828-743-1 .
Nachrufe
Ostfotografinnen [7] , 2006, mit Sibylle Bergemann, Helga Paris , Gundula Schulze Eldowy , Buch und Regie: Pamela Meyer-Arndt , Pamela Meyer-Arndt Filmproduktion, Sendung MDR , WDR , 3sat , Akademie der Künste Berlin
Mein Leben – Die Fotografin Sibylle Bergemann. Dokumentarfilm, Deutschland, 2010, 43 Min., Buch: Maria Wischnewski, Regie: Sabine Michel , Produktion: It Works! Medien, ZDF , Arte , Erstsendung: arte, 16. Januar 2011, 16:30 Uhr, Inhaltsangabe der AdK .
Sibylle Bergemann: Finissage. Abschied vom Schiffbauerdamm. Wohnung Schiffbauerdamm, Berlin