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Shaka ist die Bezeichnung für eine theologische Schule im Hinduismus, die sich auf das Studium ausgewählter vedischer Schriften spezialisiert hat. Oft laufen die ausgesuchten Schriften ebenfalls unter dem Begriff Shakha.[1]
Das weibliche Sanskritsubstantiv शाखा (śākhā) bezeichnet einen Zweig oder ein Glied. Ein Anhänger einer bestimmten hinduistischen Schulrichtung heißt demzufolge śākhin.[1] Der Begriff Shaka wird in der Hinduphilosophie auch für Verfechter einer ganz bestimmten orthodoxen Lehrmeinung verwendet.[2] Shaka leitet sich ab von der protoindoeuropäischen Wurzel *ḱak- mit Bedeutung Zweig. Dem Sanskritausdruck sehr nahe kommen das Litauische šakà und das Persische šâx.
In der traditionellen Hindugesellschaft stellt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schulrichtung (Shakha) einen wichtigen Aspekt der Klassenzuordnung dar. Gegen Ende der Rigveda-Zeit wurde die Bezeichnung Brahmane zwar sämtlichen Angehörigen der Priesterklasse zugedacht, diese wurden aber dennoch je nach Shaka weiter differenziert.[3] Brahmanen, die ihre Schule wechselten, wurden gar als śākhāraṇḍaḥ bezeichnet, Verräter ihrer śākhā.
Für die vedischen Schulen bestand neben dem Begriff Shaka noch der Terminus caraṇa ( चरण), der individuelles Benehmen, Lebensführung kennzeichnet. Auch wenn die beiden Begriffe oft synonym gebraucht werden, bezieht sich caraṇa streng genommen auf die Anhänger einer Schule (bzw. Sekte), wohingegen śākhā nur an den jeweiligen Quelltexten und deren Interpretation orientiert ist. Letzteres findet Ausdruck in der Redewendung śākhām adhite – er rezitiert einen besonderen Abschnitt (der Veden).[4]
Die einzelnen Schulen unterscheiden sich in der Interpretationsweise der vedischen Texte, was mit dem Begriff śākhābhedaḥ belegt wurde. Jede der Schulen spezialisierte sich auf eine der vier vedischen Samhita sowie auf assoziierte Texte wie Brahmanas, Aranyakas, Vedangas wie Shrautasutra und Grhyasutra und Upanishaden.
Traditionelle Quelle für die Auflistung der einzelnen Shakas der vier Veda ist das Caraṇa-vyūha. Von diesem existieren zwei sehr ähnliche Versionen:
Beide führen Listen über die vormals vorhandenen sowie über die zur Zeit der Abfassung noch existierenden Rezensionen. Mittlerweile sind nur noch sehr wenige Rezensionen verfügbar.
Das von Śaunaka verfasste Caraṇa-vyuha führt fünf Schulen für das Rigveda an:
Heute sind nur noch die beiden erstgenannten Schulen vorhanden. Von der Aśvalāyana-Shaka existiert noch Sutra-Literatur des Vedanga, ein Shrautasutra und ein Grhyasutra, beide mit erhaltenem Kommentar (vrtti) des Garga Naranaya. Garga Naranaya’s Kommentar beruhte seinerseits auf einem ausführlicheren Kommentar (bhashya), der von Devaswamin im 11. Jahrhundert redigiert worden war.[5]
Dem Yajurveda folgten einst die beeindruckende Anzahl von 86 Schulen. Śaunaka führt in seinem Caraṇa-vyuha noch 42 oder 44 dieser Schulen auf, von denen heute aber nur noch 5 vollständig und eine sechste teilweise existieren:
Die Shakhas des Yajurveda werden ihrerseits in zwei Unterabteilungen aufgespalten – in weiße (शुक्ल – shukla) und schwarze (कृष्ण – krishna) Schulen. Die weißen Rezensionen zeichnen sich durch separate Brahmanas aus, wohingegen bei den schwarzen Rezensionen zwischen die wesentlich älteren Brahmanas noch Mantras jüngeren Ursprungs eingeschaltet sind.
Zur shukla-Richtung gehören die Vajasaneyi-Madhandina- und die Kanva-Schule mit den Werken Vājasaneyi Samhita Madhyandina (VSM) und Vājasaneyi Samhita Kānva (VSK). Beide Schulen enthalten darüber hinaus ein eigenes Shatapatha Brahmana (ShBM und ShBK).
Zur krishna-Richtung zählen die Taittiriya-, die Maitrayani-, die Caraka-Katha- und die Kapisthala-Katha-Schule. Die Taittiriya-Schule stützt sich auf die Taittirīya Saṃhita (TS) und zusätzlich auf das Taittiriya-Brahmana (TB). Ausschlaggebend für die Maitrayani-Schule ist die Maitrayani Saṃhita (MS), für die Caraka-Katha-Schule die Caraka-Katha Saṃhita (KS) und für die Kapisthala-Katha-Schule die Kapiṣṭhala-Katha Saṃhita (KapS).
Zu den Schulen im Einzelnen:
Die zum weißen Yajurveda zählende Vajasaneyi-Madhandina-Schule hat sich auf folgende Texte spezialisiert:
Die ebenfalls zum weißen Yajurveda gehörende Kanva-Schule konzentriert sich auf folgende Texte:
Die Taittiriya-Schule bildet Teil des schwarzen Yajurveda und besitzt folgende Texte:
Schwarzer Yajurveda:
Schwarzer Yajurveda:
Schwarzer Yajurveda:
Für den Samaveda gab es einst die erstaunliche Anzahl von mehr als tausend Schulen. Im Caraṇa-vyuha des Śaunaka werden dann nur noch 12 Schulen aufgeführt. Heute existieren noch drei Schulen, die Kauthuma-, die Ranayaniya- und die Jaiminiya-Schule.
Von den ursprünglich 9 Schulen des Atharvaveda bestehen heute noch zwei. Es existier(t)en folgende Schulen:
Die Shaunakiya-Schule ist die einzige Shakha des Atharvavedas, die noch gedruckte Texte und eine mündliche Tradition besitzt. Die Texte der Shaunakiya-Schule als auch die der Paippalada-Schule sind jedoch fehlerhaft, so dass auf das ursprüngliche Atharvaveda nur noch durch Textvergleiche zurückgeschlossen werden kann.
Die Paippalada-Tradition riss zu Beginn des 20. Jahrhunderts ab. Überlebende Texte wurden seitdem gesammelt. Einige Brahmanen aus Orissa setzen die Tradition aber weiterhin fort.[7]
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