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Reisezugwagen der ÖBB Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Schlierenwagen wird eine Bauart von Reisezugwagen der ÖBB bezeichnet, die in den Jahren 1965 bis 1981 als Lizenzbau der Schweizer Einheitswagen I entstand. Der Name leitet sich von der Schweizer Stadt Schlieren ab, wo eine der beiden Lizenzgeberinnen ihren Sitz hatte. Die Schlierenwagen wurden bei den ÖBB bis Ende 2010 ausgemustert.
Schlierenwagen der ÖBB | |
---|---|
Anzahl: | 800 |
Hersteller: | SGP, JW |
Baujahr(e): | 1965–1981 |
Spurweite: | 1435 mm |
Länge über Puffer: | 23,700 m |
Länge: | 23,400 m |
Höhe: | 3,700 m |
Drehzapfenabstand: | 17,600 m |
Drehgestellachsstand: | 2,700 m |
Höchstgeschwindigkeit: | 140 km/h/120 km/h (GYSEV) |
Bremse: | Druckluftbremse & Handbremse |
Kupplungstyp: | Schraubenkupplung |
Es handelt sich um vierachsige Großraumwagen für den Inlandverkehr, bestellt im Jahr 1963 und gebaut von 1965 bis 1981 von SGP und den Jenbacher Werken (JW) in Lizenz von der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft Neuhausen am Rheinfall (SIG) und der Schweizerischen Wagons- und Aufzügefabrik Schlieren (SWS). Im Gegensatz zu den Schweizer Wagen besitzen die 1.-Klasse-Wagen nur 7 statt 8 bzw. die 2.-Klasse-Wagen nur 9 statt 10 Fenster mit Sitzgruppen.
Insgesamt wurden 800 Wagen in den Gattungen Apo, ABpo, Bpo, Bpoz (Reihe 85-35 mit Buffet), BDpo und BDpoz gebaut (das Nebengattungszeichen „o“ für Wagen ohne Dampfheizung entfiel 1981). Die ersten 211 Wagen wurden noch mit der alten Gattung B4ipüho und den Nummern 33 000 bis 33 211 geliefert. Danach erhielten sie die UIC-Nummern 50 81 29-35 xxx. Zahlreiche Wagen wurden im Laufe der Jahre mit einer Zugführerkabine – zuerst bei den Wagen 29-35 348 bis 351 und 363 bis 379 anstelle der Notsitze im Einstiegsraum, später anstelle einer Sitzgruppe im Fahrgastraum (bei der Serie 28-33 anstelle eines WC) – ausgestattet und als Bp-k bezeichnet. Die Halbgepäckwagen gibt es in zwei Ausführungen mit großen und kleinen (82-35 400 ff.) Gepäckräumen. Sie haben ein Zugführerabteil sowie keinen Seitengang neben dem Gepäckraum und werden deshalb in der Regel an der Zugspitze oder am Zugschluss eingereiht.
Gattung | Nummer | Hersteller | Baujahr(e) | Anzahl | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|
Ap | 17-35 000 – 019 | SGP | 1970 | 20 | |
ABp | 37-35 000 – 069 | SGP | 1968–1970 | 70 | ab 1992 deklassiert zu Bp 28-33 |
ABp | 36-35 000 | SGP/ÖBB | 1985 | 1 | Umbau aus Ap 17-35 005; Prototyp mit Behinderten-WC |
Bp | 29-35 000 – 259 | SGP/JW | 1965–1970 | 260 | |
Bp | 29-35 300 – 379 | SGP/JW | 1973–1975 | 80 | |
Bpz | 29-35 400 – 439 | JW | 1977–1978 | 40 | |
Bpz | 29-35 500 – 569 | JW | 1979–1980 | 70 | |
Bpz | 29-35 600 – 759 | JW | 1980–1981 | 160 | |
BDp | 28-35 124, 129 & 150 | JW | 1998-1999 | 3 | Umbau aus ABp 37-35 & Bp 28-33; Prototyp Fahrradtransportwagen |
BDp | 82-35 000 – 034 | JW | 1971–1972 | 35 | |
BDp | 82-35 300 – 314 | JW | 1972–1973 | 15 | |
BDpz | 82-35 400 – 439 | JW | 1978 | 40 | |
BDp-l | 84-33 000 – 068 | SGP/ÖBB | 1999–2001 | 33 | Umbau aus Bp 28-33; Fahrradtransportwagen |
BRpz | 85-35 300 – 309 | JW | 1975 | 10 | |
Die Wagen sind leicht erkennbar an ihren charakteristischen Einstiegen, die aus jeweils zwei miteinander gekoppelten schmalen Klapptüren bestehen, sowie den Ganzfenstern. Die Länge über Puffer beträgt 23,7 m, die Wagen sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h zugelassen (bis 1967 nur 120 km/h). In der ersten Klasse wurden 14 Sitzreihen in 2+1-Anordnung, in der zweiten Klasse 18 Sitzreihen in 2+2-Anordnung untergebracht. Dabei entsprechen die Sitze in der ersten Klasse den Triebzügen ÖBB 4010, in der zweiten Klasse sind je nach Bauserie Bremshey-Sitze oder feste Einzelsitze (ab 29-35 600 ff.) eingebaut. Die Sitzbezüge sind in der ersten Klasse blau, in der zweiten Klasse gab es ursprünglich grüne Kunstlederbezüge, ab Ende der 1970er Jahre orangebraune Veloursbezüge.
Die Schlierenwagen sind als Inlandsreisezugwagen konzipiert und waren zu Beginn nur für den Einsatz auf den Strecken der Bahnverwaltungen SBB, DB und FS zugelassen, wobei nicht alle Wagen freizügig eingesetzt werden konnten. Die Zulassung im jeweiligen Einsatzland lässt sich durch die Hunderterstelle der Wagennummer ableiten:
Hunderterstelle | Schweiz (SBB) | Deutschland (DB) | Italien (FS) | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
0 | Ja | Nein | Ja | |
1 | Ja | Nein | Ja | |
2 | Ja | Nein | Ja | |
3 | Ja | Ja | Ja | |
4 | Ja | Ja | Nein | 29-35 400 – 439 auch bei den FS zugelassen |
5 | Ja | Ja | Nein | |
6 | Ja | Ja | Nein | |
7 | Ja | Ja | Nein |
Wagenserie 17-35 000 – 019
Der Wagen Ap 17-35 005 wurde im Jahr 1985 versuchsweise rollstuhlgängig gemacht. Er erhielt ein Behinderten-WC, zwei Klappsitze im Fahrgastraum und eine breitere Abteiltür (90 cm). Wagenserie 37-35 000 – 069
Ab 1987 wurden die Wagen mit einer automatischen Türschließeinrichtung ausgestattet. Die Wagen 002, 006, 011, 018, 020, 022-023, 039-042, 046, 051, 058-059, 062, 065 und 069 besitzen eine Zugführerkabine (Gattung Bp-k).
Wagenserie 29-35 000 – 259
Die Wagen 150 bis 199 besitzen eine Zugführerkabine (Gattung Bp-k).
Wagenserie 29-35 300 – 379
Sämtliche (und zukünftige) Wagen besitzen eine zweite Luftleitung sowie eine 12-polige UIC-Kabel. Die Wagen 320 bis 379 besitzen eine Zugführerkabine (Gattung Bp-k).
Wagenserie 29-35 400 – 439
Wagenserie 29-35 500 – 569
Wagenserie 29-35 600 – 759
Wagenserie 82-35 000 – 034
Wagenserie 82-35 300 – 314
Wagenserie 82-35 400 – 439
Wagenserie 85-35 300 – 309
Bei den Schlierenwagen kommen zwei verschiedene Heizungstypen zum Einsatz:
Widerstandsheizung 1000 V mit Energieregler
Zweikanal-Warmluftheizung
Die ABp wurden in den Jahren 1992 bis 1998 teilweise ohne Änderung der Inneneinrichtung zu reinen 2.-Klasse-Wagen (Bp 28-33) deklassiert und umnummeriert. 17 Wagen erhielten auf der Seite des 2.-Klasse-Abteils anstelle eines WC ein Zugbegleiterabteil.
Ab 1998 begann man, vorerst mit den Prototypen 37-35 024, 28-33 029 und 28-33 050, das ehemalige 1.-Klasse-Abteil in ein Mehrzweckabteil zur Fahrradbeförderung umzubauen. Zur besseren Unterscheidung und Vereinheitlichung erfolgte später die Umnummerierung mit einem Hundertersprung in 28-35 124, 28-35 129 und 28-35 150. Ab 1999 folgten bis zum 23. November 2000 30 weitere Wagen (001, 05, 007, 008, 009, 010, 012, 014, 019, 021, 022, 025, 027, 030, 032 - 035, 037, 039, 041, 043, 045, 049, 052, 054, 057, 060, 061 & 068). Die nun als BDpz-l 84-33 bezeichnete Wagen wurden außerdem mit einer Steuerleitung für den Wendezugbetrieb ausgestattet (die drei Prototypen wurden im Jahr 2001 nachgerüstet) und verfügen nun über 30 Sitzplätze sowie 40 Plätze für Fahrräder.
Die ersten Fahrzeuge waren ursprünglich tannengrün (RAL 6009) lackiert, das Dach war weißaluminiumfarben (RAL 9005). Im Jänner 1975 wurden erstmals die unfallbeschädigten Wagen 29-35 099 und 29-35 219 versuchsweise in blutorange (RAL 2002)/elfenbein (RAL 1014) lackiert. Dieses Design wurde dann bei den 1.-Klasse-Wagen ab Mai 1975 und bei den 2.-Klasse-Wagen ab April 1976 angewendet. Die Wagen 29-35 345 bis 354 wurden bereits ab Werk im neuen Design ausgeliefert. Da jedoch die Schürze mit der Zeit stark verschmutzte und somit die Anschriften erschwert lesbar waren, wurde sie ab dem Wagen 29-35 400 blutorange lackiert. Die Lackierungsarbeiten erfolgten hauptsächlich in der ÖBB Hauptwerkstätte St. Pölten, bis zur Erweiterung der dortigen Lackierstraße aber fallweise auch in Simmering und Floridsdorf. Der letzte ehemals grüne Schlierenwagen 29-35 195 verließ im Mai 1983 die HW St. Pölten.
Ab 1983 wurden Dächer, Untergestell und Drehgestelle umbragrau (RAL 7022) lackiert. Am 15. März 1987 trat das neue Lackierungsschema in Kraft, bei dem die Zierlinien entfielen und die Farbkante von Elfenbein zum Blutorange der Schürze nach oben versetzt wurde. In den 1990er-Jahren wurden die Farben Blutorange durch Verkehrsrot (RAL 3020) und Elfenbein durch Hellgrau (NCS 2502) ersetzt. Die im Nostalgieverkehr der ÖBB eingesetzten Wagen erhielten 2009 im Rahmen der Modernisierung eine blau-beige Lackierung mit silbernem Dach.
Die Schlierenwagen wurden ursprünglich überwiegend im Fernverkehr eingesetzt, auch nach Deutschland, Schweiz und Italien. Seit der Auslieferung neuer Fernverkehrswagen liefen sie nur noch im Regionalverkehr. Da ab dem Jahr 1994 die 1.-Klasse-Wagen (Ap) sowie die Buffetwagen (BDp) nicht mehr im fahrplanmäßigen Betrieb benötigt wurden, erfolgte großteils die Übernahme in den Nostalgiebestand. Die Wagen erhielten einen tannengrünen Anstrich, außerdem wurden die 1.-Klasse-Wagen mit großen Tischen bei den Sitzplätzen ausgestattet – später erfolgte auch die Übernahme von 2.-Klasse-Wagen in den Bestand der ÖBB-Nostalgie. Die Wagen erhielten folgende Wagennummern:
Neue Nummer | Alte Nummer | Gattung | Baujahr |
---|---|---|---|
97-32 716 | 29-35 033 | Bp | 1966 |
97-32 717 | 29-35 218 | Bp | 1969 |
97-32 718 | 29-35 317 | Bp | 1973 |
97-32 724 | 82-35 305 | BDp | 1972 |
97-32 725 | 29-35 008 | Bp | 1965 |
97-32 726 | 29-35 020 | Bp | 1966 |
97-32 727 | 29-35 065 | Bp | 1967 |
97-32 728 | 29-35 082 | Bp | 1967 |
97-32 729 | 29-35 084 | Bp | 1967 |
97-32 797 | 29-35 011 | Bp | 1966 |
97-32 798 | 29-35 038 | Bp | 1966 |
97-32 799 | 29-35 094 | Bp | 1966 |
97-32 951 | 17-35 006 | Ap | 1970 |
97-32 952 | 17-35 010 | Ap | 1970 |
97-32 953 | 17-35 019 | Ap | 1970 |
97-32 954 | 85-35 309 | BRpz | 1975 |
97-32 955 | 17-35 001 | Ap | 1970 |
97-32 956 | 17-35 008 | Ap | 1970 |
97-32 957 | 17-35 013 | Ap | 1970 |
97-32 958 | 17-35 016 | Ap | 1970 |
97-32 959 | 17-35 017 | Ap | 1970 |
97-32 962 | 85-35 302 | BRpz | 1975 |
97-32 963 | 85-35 304 | BRpz | 1975 |
97-32 964 | 85-35 303 | BRpz | 1975 |
97-32 965 | 85-35 308 | BRpz | 1975 |
97-32 966 | 85-35 307 | BRpz | 1975 |
97-32 967 | 85-35 305 | BRpz | 1975 |
97-32 968 | 85-35 306 | BRpz | 1975 |
97-32 969 | 85-35 301 | BRpz | 1975 |
97-32 970 | 85-35 300 | BRpz | 1975 |
97-32 971 | 17-35 004 | Ap | 1970 |
97-32 972 | 17-35 018 | Ap | 1970 |
97-32 973 | 17-35 014 | Ap | 1970 |
97-32 974 | 17-35 003 | Ap | 1970 |
97-32 975 | 17-35 012 | Ap | 1970 |
97-32 976 | 17-35 015 | Ap | 1970 |
97-32 977 | 17-35 011 | Ap | 1970 |
97-32 978 | 17-35 009 | Ap | 1970 |
97-32 979 | 17-35 000 | Ap | 1970 |
Im Laufe der 2000er-Jahre wurden die Einsatzgebiete der Schlierenwagen von den neuen Nahverkehrstriebwagen Reihe 4024/4124 und den Cityshuttle-Wagen übernommen. Viele Wagen (großteils aus der letzten Lieferserie) gingen in den Besitz der Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn über, für die sie in der üblichen Lackierung der GySEV weiterhin im Einsatz sind. Weitere Käufer waren die NÖVOG, MÁV-Nosztalgia (wo die Wagen bis heute in Nostalgiezügen eingesetzt werden) sowie die Steiermärkischen Landesbahnen.
Die in Österreich verbliebenen Wagen sind heute im Besitz verschiedener Eisenbahnvereine: Mit Auflösung der ÖBB-Erlebnisbahn übernahm die ÖGEG insgesamt 11 Wagen sowie später zwei weitere von der STLB. Der Verein der Eisenbahnfreunde in Lienz (EBFL) hat 5, Regiobahn 4 und Verein Neue Landesbahn 6 Wagen erworben, zum Teil auch aus Ungarn.
Im Jahr 2020 übernahmen der Verein Pro Bahn Vorarlberg vier Wagen der GySEV (drei Bpz und ein BDpz der jeweiligen letzten Lieferserien). Die Wagen wurden technisch aufgearbeitet und tannengrün lackiert.[1] Am 23. Juni 2024 waren sie, mit der ebenfalls im Eigentum des Vereins befindlichen 1110.505 bespannt, als Sonderzug erstmals unterwegs.[2]
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