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Das Adelsgeschlecht Salm-Reifferscheidt stellt einen Seitenzweig des Hauses Salm und dort der Linie Niedersalm dar, agnatisch hervorgegangen aus dem Adelsgeschlecht Reifferscheid.
Herkunft
Graf Heinrich VII. von Niedersalm († 1416) vermachte, nachdem seine Kinder alle ohne Nachkommen und vor ihm gestorben waren, seinen Besitz 1416 testamentarisch an seinen Neffen Johann V. von Reifferscheid († 1418). Die Herren von Reifferscheidt und Dyck waren wohl die nächsten Blutsverwandten des Erblassers.[1] Johann VI. von Reifferscheid († 1475), der Sohn des Johann V., bekam die Niedersalm’schen Güter schließlich 1456 durch ein Urteil des Rates des Herzogtums Luxemburg zugesprochen. Ab 1460 nannte sich Johann VI. auch Graf zu Salm. Er ist der Stammvater der später in den Fürstenstand erhobenen Linien des Hauses Salm-Reifferscheidt.
Linien
Das Gesamtgeschlecht Salm-Reifferscheidt verzweigte sich in die Linien
Bedburg, begründet durch Altgraf Erich Adolf (1619–1673). 1803 verlor diese Linie durch den Reichsdeputationshauptschluss ihren Besitz Bedburg, wurde mit dem Fürstentum Krautheim entschädigt und nannte sich seither „Salm-Reifferscheidt-Krautheim“.[2] 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben, beerbte 1888 die Linie Dyck und nannte sich „Salm-Reifferscheidt-Krautheim und Dyck“, 1958 erloschen.
Dyck, begründet durch Altgraf Ernst-Salentin (1621–1684), einem jüngeren Bruder des Erich Adolf († 1673). Diese Linie besaß die Reichsherrschaft Dyck und Herrschaft und Schloss Alfter. Die Grafschaft ging 1815 in Preußen (Provinz Großherzogtum Niederrhein) auf. 1816 wurde diese Linie in den preußischen Fürstenstand erhoben. Nach dem Erlöschen der Linie Dyck 1888 ging ihr Besitz auf die Linie Krautheim (Bedburg) über.
Hainspach, begründet durch Altgraf Leopold Anton (1699–1769), einen Enkel des Erich Adolf († 1673). Diese Linie besaß die Herrschaft Hainspach (Böhmen) und ist 1887 erloschen. Oswald von Thun und Hohenstein beerbte die Linie und ließ eine Namens- und Wappenerweiterung Thun-Hohenstein-Salm-Reifferscheidt durchführen.
Raitz, begründet durch Altgraf Anton Joseph Franz (1720–1769), einen Enkel des Erich Adolf († 1673). Diese Linie wurde 1790 in den Reichsfürstenstand erhoben und besaß die Herrschaften Blansko und Raitz (Mähren) bis zur Enteignung 1945. Seit 1962 besitzt diese Linie das Schloss Steyregg in Oberösterreich.
Erich Adolf von Salm-Reifferscheidt († 1673) und seine Nachkommen
Erich Adolf (1619–1673), Altgraf von Salm-Reifferscheidt-Bedburg ⚭ (I) Magdalene (1611–1671), Landgräfin von Hessen-Kassel; ⚭ (II) Ernestine Barbara Dorothea (1654–1698), Gräfin zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort
(I) Wilhelm Heinrich (1647–1651)
(I) Sophie Magdalena (1649–1675) ⚭ Karl (1649–1711), Landgraf von Hessen-Wanfried
(I) Anna Ernestine Felicitas (1650–1692)
(I) Maria Katharina Maximiliana (1651–1687)
(II) Franz Wilhelm (1672–1734)[3], Altgraf von Salm-Reifferscheidt-Bedburg ⚭ (I) Maria Agnes Agatha Slavata (1674–1718); ⚭ (II) Maria Anna Karoline (1694–1735), Prinzessin von und zu Liechtenstein
(I) Maria Ernestine (1693–1730)
(I) Joseph Johann Christian Sixtus Cajetan (1694–1696)
(I) Maria Christine (1695–1745)
(I) Karl Anton Joseph (1697–1755)[3], Altgraf von Salm-Reifferscheidt-Bedburg ⚭ Maria Franziska Esterházy (1702–1778)
Konstantin Dominik Franz (1798–1856)[3], 2. Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim ⚭ Charlotte (1807–1873), Prinzessin von Hohenlohe-Bartenstein-Jagstberg
Franz Karl August (1827–1860), 3. Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim
Leopold (1833–1893)[8], 4. Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim und Dyck, Erbe der erloschenen Linie Dyck ⚭ Anna (1837–1864), Gräfin von Thurn und Valsassina
Alfred Georg Konstantin (1863–1924), 5. Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim und Dyck ⚭ Maria Dorothea (1873–1945), Gräfin Bellegarde
Franz Joseph Alfred Leopold (1899–1958), 6. Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim und Dyck ⚭ Cecilie (1911–1991)[9], Prinzessin zu Salm-Salm
sieben Töchter, Linie im männlichen Stamm erloschen (1958)
Karl Joseph (1750–1838), 1. Fürst von Salm-Reifferscheidt-Raitz (1790) ⚭ Maria Franziska (1752–1791), Prinzessin von Auersperg
Hugo Franz (1776–1836) ⚭ 1802 Marie Josepha McCaffry of Kean More (1775–1836)
Hugo Karl Eduard (1803–1888), 2. Fürst von Salm-Reifferscheidt-Raitz (1838), 1852 Geheimer Rat ⚭ 1830 Leopoldine zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim (1805–1878), Tochter des Fürsten Franz Wilhelm (1772–1837)
Maria Rosine Leopoldine Auguste Franziska Wilhelmine Aloysia (1831–1845)
Hugo Karl Franz (1832–1890), 3. Fürst von Salm-Reifferscheidt-Raitz
Hugo Leopold (1863–1903), 4. Fürst von Salm-Reifferscheidt-Raitz (1890), Industrieller, Mitglied des österreichischen Herrenhauses ⚭ Eleonore von Sternberg (1873–1960)
Hugo Nikolaus (1893–1946), 5. Fürst von Salm-Reifferscheidt-Raitz (1903), Mitglied des österreichischen Herrenhauses ⚭ Leopoldine von Mensdorff-Pouilly (1895–1980)
Augusta Aloysia Marie Eleonore Rosine Leopoldine Berthilde (1833–1891)
Joseph Franz Maria (1773–1861), 1816 1. Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, Privatgelehrter und Verfasser botanischer Werke („Salm-Dyck“) ⚭ (I) Maria Theresia (1776–1838), Gräfin von Hatzfeld, Ehe aufgelöst 1801; ⚭ (II) Constance de Théis (1767–1845), Dichterin und Schriftstellerin[11]
Franz Joseph August (1775–1826) ⚭ Maria Walpurga (1791–1853), Gräfin von Waldburg-Zeil-Wurzach-Wolfegg-Waldsee
Alfred Joseph Klemens (1811–1888)[8], 2. Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Dyck; mit seinem Tod erlischt die Linie Dyck und wird beerbt von der Linie Krautheim (vormals Bedburg)
Die Wappen des böhmischen Adels, J. Siebmacher’s großes Wappenbuch. Band 30, Neustadt an der Aisch 1979, Salm-Neuburg, Grafen von, Seite 255, Wappentafel 115; Salm-Reifferscheidt, Altgrafen von, Seite 166, Wappentafel 74; Salm-Reifferscheidt, Fürsten von, Seite 203, Wappentafel 89.
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder: Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München, 2007; S. 605.