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deutscher Jurist, Richter am Bundesverfassungsgericht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rudolf Mellinghoff (* 25. November 1954 in Langenfeld, Rheinland) ist ein deutscher Jurist. Er war 2001 bis 2011 Richter des Bundesverfassungsgerichts und vom 31. Oktober 2011 bis 31. Juli 2020 Präsident des Bundesfinanzhofes.[1]
Mellinghoff studierte von 1975 bis 1980 Rechtswissenschaften an der Universität Münster und legte nach seiner Referendarzeit 1984 das 2. juristische Staatsexamen ab. Danach war er zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Heidelberg, ehe er 1987 als Richter auf Probe an das Finanzgericht Düsseldorf berufen wurde. Noch im Jahr 1987 wurde er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Bundesverfassungsgericht abgeordnet. Während der Zeit der Abordnung wurde er 1989 zum Richter am Finanzgericht ernannt.
Nach Beendigung seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter wechselte Mellinghoff im Juli 1991 als Referatsleiter in das Justizministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern, wo er für den Aufbau der öffentlich-rechtlichen Gerichtsbarkeit zuständig war.
Im Juli 1992 wurde er zum Richter am Finanzgericht Mecklenburg-Vorpommern ernannt, im Jahr 1996 zum Vorsitzenden Richter am Finanzgericht. In der Zeit von 1992 bis 1996 war er zudem im zweiten Hauptamt Richter am Oberverwaltungsgericht, in den Jahren 1995–1996 überdies Richter am Landesverfassungsgericht.
Vom Wintersemester 1992/1993 an bis zum Sommersemester 1997 nahm Mellinghoff einen Lehrauftrag an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald wahr.
Zum 1. Januar 1997 wurde Mellinghoff zum Richter am Bundesfinanzhof berufen. Im Januar 2001 wurde er als Nachfolger von Klaus Winter Richter am zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts, dem er bis Oktober 2011 angehörte.
Im direkten Anschluss wurde Mellinghoff Präsident des Bundesfinanzhofes und übernahm dort den Vorsitz des IX. Senates. Ende Juli 2020 erreichte Mellinghoff die Altersgrenze.[2]
Von 2001 bis 2020 war er Lehrbeauftragter und seit 2007 Honorarprofessor an der Juristischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Am 17. November 2006 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald verliehen.
Im November 2007 wurde Mellinghoff zum Honorarprofessor an der Eberhard Karls Universität Tübingen bestellt.
Seit 2021 leitet er das Zentrum für Digitalisierung des Steuerrechts der LMU (LMUDigiTax).[3] Am 25. Mai wurde er zum Honorarprofessor für das Fachgebiet "Steuerrecht" an der LMU bestellt.
Seit Mai 2021 ist Mellinghoff außerdem wissenschaftlicher Direktor des Instituts Finanzen und Steuern.
Von Juli 2021 bis April 2023 war Mellinghoff sachverständiges Mitglied der Kommission zur Reform des Bundestagswahlrechts und zur Modernisierung der Parlamentsarbeit.[4] Von Oktober 2023 bis Juli 2024 leitete Mellinghoff die Expertenkommission "Bürgernahe Einkommensteuer" beim Bundesministerium der Finanzen, die am 12. Juli ihren Abschlussbericht vorlegte.[5]
Mellinghoff ist seit 2012 Mitglied des Präsidiums der Deutschen Sektion der Internationalen Juristenkommission; von 2009 bis 2012 war er Vorsitzender. Von 2002 bis 2023 war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Berliner Steuergespräche e. V. Von 2011 bis 2017 war er außerdem Vorsitzender der Deutschen Steuerjuristischen Gesellschaft.[6] Außerdem ist er seit 2011 Vorstandsmitglied im Institut Finanzen und Steuern e. V. Mellinghoff ist Gründungsmitglied und seit 2018 Vorsitzender des Beirats der Steuerrechtswissenschaftlichen Vereinigung Heidelberg.[7] Schließlich ist er seit 2010 Mitglied der Judicial Integrity Group (JIG) und seit 2019 Chair der JIG.
Mellinghoff ist Autor zahlreicher Beiträge zum Verfassungs- und Steuerrecht, Herausgeber mehrerer Festschriften und Tagungsbände; zusammen mit Paul Kirchhof und Hanno Kube gibt er den von Paul Kirchof und Hartmut Söhn begründeten Großkommentar zum Einkommensteuergesetz im C.F. Müller Verlag heraus.
Am 31. Oktober 2011 verlieh ihm der Bundespräsident das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und überreichte ihm gleichzeitig die Ernennungsurkunde zum Präsidenten des Bundesfinanzhofs.
Mellinghoff ist verheiratet und hat zwei Kinder.[2]
Am 31. Oktober 2011 schied Mellinghoff vor Ablauf seiner regulären Amtszeit aus dem Bundesverfassungsgericht aus, um Präsident des Bundesfinanzhofs zu werden. Während seiner Amtszeit beim Bundesverfassungsgericht war er unter anderem bei folgenden Verfahren Berichterstatter[8]:
Aktenzeichen | Verfahren | Entscheidung vom |
---|---|---|
2 BvR 329/97 | Kommunale Verwaltungsgemeinschaften in Sachsen-Anhalt | 19. November 2002 |
2 BvR 2029/01 | Langfristige Sicherungsverwahrung | 5. Februar 2004 |
2 BvR 834/02 u. a. | Nachträgliche Sicherungsverwahrung/ keine Länderzuständigkeit | 10. Februar 2004 |
2 BvR 2374/99 | Klärschlamm-Entschädigungsfonds | 18. Mai 2004 |
2 BvR 1027/02 | Beschlagnahme von Datenträgern | 12. April 2005 |
2 BvF 2/03 | Beitragssatzsicherungsgesetz | 13. September 2005 |
BvR 2099/04 | Durchsuchung zwecks Ermittlung von Kommunikationsdaten | 2. März 2006 |
2 BvR 578/02 | Strafrestaussetzung bei lebenslanger Freiheitsstrafe | 8. November 2006 |
2 BvR 2433/04 u. a. | Hartz IV-Arbeitsgemeinschaften | 20. Dezember 2007 |
2 BvK 1/07 | Fünf-Prozent-Sperrklausel/Kommunal- wahlen in Schleswig-Holstein | 13. Februar 2008 |
2 BvF 4/03 | Beteiligung politischer Parteien an privaten Rundfunkunternehmen | 12. März 2008 |
BvL 4/05 | Steuerbefreiung von Zuwendungen an politische Parteien | 17. April 2008 |
2 BvC 1/07 u. a. | Bundeswahlgesetz/ negatives Stimmgewicht | 3. Juli 2008 |
2 BvC 3/07 u. a. | Wahlcomputer | 3. März 2009 |
2 BvR 902/06 | E-Mail-Beschlagnahme beim Provider | 16. Juni 2009 |
2 BvR 2185/04 | Gewerbesteuerlicher Mindesthebesatz | 27. Januar 2010 |
2 BvR 2101/09 | Liechtenstein-Steuer-CD/ Wohnungsdurchsuchung | 9. November 2010 |
2 BvC 4/10 | Fünf-Prozent-Sperrklausel EuWG | 9. November 2011 |
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