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französischer Kolonialbeamter, Ethnologe und Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Robert Randau, eigentlich Robert Arnaud (* 16. Februar 1873 in Mustapha, heute Sidi M'Hamed, Algerien; † 4. August 1950 in Algier) war ein französischer Kolonialbeamter, Ethnologe und Schriftsteller.
Er wird als Robert Arnaud in Mustapha, heute Sidi M'Hamed, geboren. Dort lebt seine Familie seit 1844, weil sein Großvater mütterlicherseits Robert Arnaud Ducheyron de Beaumont du Pavillon zum neu gegründeten Spahi-Korps versetzt worden war. Er wird von seinem Vater sehr streng erzogen. Seine Mutter wünscht sich, dass er Priester würde, aber er weigert sich. Die Oberschule absolviert er in einem Gymnasium in Algier, anschließend studiert er Jura, das er mit einem brillanten Examen abschließt.
Nach dem Studium tritt er 1896 in die École nationale de la France d’Outre-Mer ein, die er aber schnell wieder verlässt. Noch im selben Jahr wird er als bester Bewerber an der Ecole coloniale aufgenommen. 1898 gewinnt er den Wettbewerb der Assistenten in den gemischten Gemeinden und den Wettbewerb der Übersetzer. So wird er zum General der Armee ernannt und zum Amt für Angelegenheiten der Einheimischen und des Militärpersonals abgeordnet, das er bis 1913 leitet. 1900 heiratet er Renée Battandier, die Tochter des Botanikers Battandier, der Professor an der Fakultät Mustapha Supérieur ist.
Er wird mit zahlreichen Aufgaben in Afrika betraut. Von 1898 bis 1899 ist er Mitglied einer Kommission für Technik in Französisch-Sudan, wo er den Kolonialbeamten Xavier Coppolani in Timbuktu und Araouane unterstützt. Anschließend begleitet er Coppolani in Mauretanien im Tagant, bis dieser 1905 in Tidjikja ermordet wird.
Von 1905 bis 1914 ist er in Marokko, anschließend arbeitet er in Französisch-Westafrika. Für herausragende Leistungen bei der Ausweitung der französischen Besitzungen in Französisch-Westafrika wird er 1909 in das Korps der kolonialen Verwaltungsbeamten aufgenommen.
1917 unternimmt er eine Rundreise in der Region Timbuktu, wo er der Stellvertreter des Kommandanten der Region wird. 1919 wird er der Verwaltungsinspektor in Französisch-Sudan. 1927 bis 1928 erfüllt er die Aufgaben eines stellvertretenden Gouverneurs in Obervolta.
Robert Randau stirbt am 4. August 1950 in seinem Appartement Boulevard St Saëns in Algier an den Folgen eines Gehirnschlags.
Randau verstand sich als „Algerianist“ und war einer der wichtigsten Wortführer des Algerianismus. Er hat den Begriff zwar nicht erfunden, aber er hat ihn populär gemacht und ideologisch gefüllt. Für ihn gibt es in Algerien nur die Algerier, und das sind nicht etwa die Einheimischen, sondern die Kolonisten! Die Argumentation ist, dass die Einheimischen kein homogenes Volk (Araber, Berber, Tuareg und andere) bilden würden, sie hätten keine umfassende staatliche Struktur gebildet, sondern würden von kleinen regionalen Fürsten unterdrückt, die sich nur mit Hilfe des türkischen Sultans halten könnten. Das einzig Gemeinsame, das man ihnen nicht absprechen könne, ist die Religion. Deshalb werden sie alle „Muslime“ und die sie betreffende Politik „muslimische Politik“ genannt. Die Einzigen, die hingegen über ein Staatswesen verfügen, sind die Siedler, und so heterogen ihre Herkunft auch sein mag (Franzosen, Spanier, Portugiesen, Griechen etc.), sie wachsen allmählich zusammen und entwickeln eine gemeinsame Identität – sie sind die Algerier. Ihre edelste Aufgabe ist es, dem zeitlos dahinvegetierenden Eingeborenen geduldig die französische Zivilisation nahezubringen und die besten unter ihnen – nach Erfüllung harter, selbstverleugnender Auflagen – als Bürger in das algerische Gemeinwesen aufzunehmen.
Dieser Traum Randaus zerplatzte auf grausame Weise im Algerienkrieg 1954–62, aber das hat Randau nicht mehr erlebt.
Randau bereist in sehr weitläufigen Reisen ganz Nordafrika. Dabei schreibt er Reisetagebücher, in denen er sehr genau die Landschaften und die Lebensweisen der verschiedenen Volksgruppen beschreibt. Er illustriert die Dörfer und Moscheen in Skizzen, aber auch die Geräte und die Kultgegenstände der Eingeborenen. Diese Tagebücher sind später die Grundlage, aus denen er seine Romane und Essays speist.
Sein Werk umfasst 36 Romane, Gedichtbände und zahlreiche Artikel, die in verschiedenen Zeitschriften oder im Echo d’Alger veröffentlicht wurden, für das er seit 1935 regelmäßig schreibt.
Darüber hinaus ist er der überzeugte Kämpfer für eine neuartige Autonomie. Er mitbegründet eine „Vereinigung algerischer Schriftsteller“, die ab 1921 jährlich einen Literaturpreis Algeriens vergibt. Von 1924 bis 1960 gibt er die Zeitschrift Afrique Latine heraus, die später zu Afrique umbenannt wird. Sein Buch Die Eroberer, das im Jahr 1911 veröffentlicht wurde, ist eine fiktive Geschichte seiner letzten Reise mit Xavier Coppolani.[1]
Randau ist einer der wichtigsten Mitarbeiter der Zeitschrift La Grande France (1900–1914), die versucht, das Interesse der Pariser Öffentlichkeit für die Verbreitung der französischen Zivilisation in den Ländern des Maghreb und für die Entwicklung der kolonialen Literatur Frankreichs zu wecken.
Er pflegt freundschaftliche Beziehungen mit den Malern Guérin und Benjamin Sarraillon[2], dem Illustrator des Buchs Cassard le Berbère und mit Jean Pomier. Mit ihm führt er einen Briefwechsel in Versform. Jean Pomier ist der eigentliche Vater des Begriffs „Algerianismus“. Dieser Begriff wird dann von Robert Randau in seinem Vorwort für die Anthologie von dreizehn afrikanischen Dichtern definiert und erläutert. Dieses Vorwort traf auf Anhieb den Ton und die Form eines regelrechten Manifests, das das Algerien von morgen beschwört, ein „künftiges franco-berberisches Volk mit französischer Sprache und Zivilisation“ zu entwickeln.
1933 veröffentlicht er gemeinsam mit Abd-el-Fikri Les compagnons du jardin, in dem ein Areopag schonungslos alle Fragen diskutiert, die die algerische Gesellschaft betreffen.
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