Palästinensische Vertreibung aus Lydda und Ramle 1948
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Die Palästinensische Vertreibung aus Lydda und Ramle 1948 (auch bekannt als der Todesmarsch von Lydda)[1][2] war die Vertreibung von 50.000 bis 70.000[3] palästinensischen Arabern, als israelische Truppen die beiden Städte im Juli des Jahres einnahmen. Die Kriegshandlungen ereigneten sich im Zusammenhang des Palästinakriegs. Die beiden arabischen Städte Lydda und Ramle lagen außerhalb der Grenzen des israelischen Staates, die im Teilungsplan von 1947 festgelegt worden waren, und innerhalb des Gebiets, das für einen arabischen Palästinenserstaat bestimmt war.[4][5] Beide Städte verwandelten sich in der Folge in hauptsächlich von Israelis bewohnte Gebiete des neuen Staates Israel, die seither in Israel und im deutschen Sprachraum meist als Lod und Ramla bezeichnet werden.[6]
Der Exodus, der laut Morris die „größte Vertreibung während des Krieges“ darstellte,[7] fand nach dem Ende des Waffenstillstands statt, als die Kämpfe wieder aufgenommen wurden. Israel fühlte sich dazu veranlasst, seine Kontrolle über die Straße nach Jerusalem und die Küstenstraße zu verbessern, die von seiten der jordanischen Arabischen Legion und ägyptischen wie palästinensischen Truppen unter Druck kam. Aus israelischer Sicht schützte die Einnahme der Städte, nach Benny Morris unternommen um Panik und Flucht der Zivilbevölkerung hervorzurufen, Tel Aviv vor Bedrohungen.[8] Die Militäraktion machte den Vormarsch der Arabischen Legion zunichte, insofern die Straßen mit Flüchtlingen verstopft waren, wodurch die Arabische Legion dazu veranlasst wurde, logistische Anstrengungen auf sich zu nehmen; dies schwächte ihre militärischen Fähigkeiten und trug dazu bei, die nahe gelegenen arabischen Städte zu demoralisieren.[9] Am 10. Juli befahl John Baggot Glubb („Glubb Pasha“) den Truppen der Arabischen Legion „Vorkehrungen ....für einen Sitzkrieg (phony war) zu treffen“.[10] Am nächsten Tag ergab sich Ramle sofort, aber die Einnahme von Lydda dauerte länger und führte zu einer unbekannten Zahl von Todesfällen. Der palästinensische Historiker Aref al-Aref schätzte, dass am 12. Juli 426 Palästinenser in Lydda ums Leben kamen, davon 176 in der Moschee und etwa 800 weitere Opfer bei den Kampfhandlungen insgesamt.[11] Der israelische Historiker Benny Morris geht von bis zu 450 getöteten Palästinensern und 9–10 israelischen Soldaten aus.[12]
Nachdem die Städte eingenommen waren, unterzeichnete Jitzchak Rabin eine Vertreibungsorder für die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF): „1. Die Einwohner müssen schnell ohne Rücksicht auf das Alter....vertrieben werden.“ („The inhabitants of Lydda must be expelled quickly without attention to age.“)[13] Die Bewohner von Ramle wurden mit Bussen abtransportiert, die Bewohner Lyddas dagegen gezwungen, in der Sommerhitze bis zur Frontlinie zu laufen, wo die Arabische Legion, Jordaniens von Briten geführte Armee, Unterkunft und Unterstützung bereitzustellen suchte.[14] Einige der Flüchtlinge starben während des Marsches an Erschöpfung und Wassermangel, die Schätzungen reichen von einigen wenigen bis zu 500 Todesfällen.[15]
Die Zahl der Flüchtlinge entspricht einem Zehntel aller Flüchtlinge während der so genannten „Nakba“.
Ilan Pappé und andere charakterisierten die Vorfälle als ethnische Säuberung.[16] Viele der 850.000 vertriebenen arabischen Juden, die zwischen 1948 und 1951 mittellos nach Israel eingewandert waren, wurden in den leeren Häusern der Flüchtlinge ansässig, einerseits wegen Wohnungsmangels und zugleich als Maßnahme, um die Rückforderung der Häuser durch die früheren Bewohner zu verhindern.[17] Für 58 % der Aufgenommenen, zu drei Vierteln jüdische Araber, großteils aus dem Irak und Jemen,[18] gab es aber keinen Platz, sie lebten unter schwierigsten Bedingungen in Zelten der Übergangslager (Maʿabbarot).[19]