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Weißwein, der wie Rotwein hergestellt wird Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bei einem orangen Wein, auch im deutschen Sprachgebrauch häufig Orange Wine, handelt es sich um einen Weißwein, der wie ein Rotwein hergestellt wird. Die Weißweintrauben werden mit den Beerenschalen (Maische) vergoren und extrahieren dadurch mehr Tannine und Farbstoffe aus den Beerenschalen. Oranger Wein ist gekennzeichnet durch eine dunkelgelbe bis orange Farbe und ist meistens etwas trüb. Gelegentlich wird er als vierte Weinfarbe neben Rot, Weiß und Rosé bezeichnet.
Ein Beispiel für einen traditionellen maischevergorenen Weißwein ist der Quevriwein aus Georgien. Im friulanisch-slowenischen Grenzgebiet wird auch die Rebsorte Ribolla Gialla (Gelber Ribolla) zu Orange Wine ausgebaut.[1] Auch wenn (mit Stand 2014) eine kleine Marktnische bedient wird, gibt es einen internationalen Trend, bei dem Winzer mit Orange Erfahrung sammeln. Dabei werden mit traditionellen wie auch modernen Methoden verschiedene Stile erzeugt – mit dem gemeinsamen Merkmal der Maischestandzeit.
Die Weine präsentieren sich extrem unterschiedlich in Aussehen, Geruch und Geschmack und können sehr gewöhnungsbedürftig sein. Orange Wine wird überwiegend im gehobenen Preisniveau angeboten. Er wird oft in begriffliche Nähe zum Naturwein (natural wine) gesetzt. Beide Weintypen sind voneinander unabhängig, aber vereinbar.
Der traditionellste orange Weintyp gleicht georgischen Weinen, die in Quevris nach dem kachetischen Stil, d. h. durch Maischegärung, produziert werden. Historisch betrachtet ist die Weinherstellung in großen, in die Erde vergrabenen Tongefäßen wahrscheinlich die älteste Form der Weinherstellung.[2][3] Dieser Ausbau mittels Maischegärung in Quevris ist bis in die Antike in Georgien zurückverfolgbar und rund 4500 bis 5000 Jahre alt.[4][5] Amphoren waren das damals übliche Aufbewahrungs- und Transportgefäße für Flüssigkeiten. Quevris wurden speziell für die Weinerzeugung und Lagerung eigens erzeugt. Sie wurden aus statischen und klimatischen Gründen in den Boden vergraben. Diese Art der Weinbereitung hat sich bis heute in Georgien gehalten und ist seit dem späten 20. Jahrhundert auch international wieder verbreitet, unter anderem in Italien, Slowenien, Kroatien, Deutschland, Österreich und Frankreich.
Auch in den nördlichen Weißweingebieten war ein gewisses Maß an Maischestandzeit nicht unüblich. So wurden Rebsorten mit dickerer Haut, beispielsweise Sylvaner sehr lange bereits im Weinberg gemahlen, und oftmals als Arbeitserleichterung oder aufgrund von Verzögerungen im Betriebsablauf erst im Verlauf des nächsten Tages gepresst. Durch die Verschiebung des Verbrauchergeschmackes hin zu sehr jungen Weinen, beginnend nach dem Zweiten Weltkrieg, sowie durch die flächendeckende Motorisierung, wurde diese Quelle der Oxidation und unkontrolliert einsetzende Gärung im Sinne des Qualitätsweinbaus ausgeschlossen.
Heute werden solche Techniken und andere wieder bewusst eingesetzt, um unterschiedliche Stile beim Wein zu erzeugen. So werden inzwischen auch sehr reduktiv erzeugte orange Weine hergestellt. Die unterschiedlichen charakteristischen Merkmale wie Amphoren, Maischegärung (Orange Wine), Naturwein sowie andere werden dabei sowohl einzeln eingesetzt als auch kombiniert.
Die Weinherstellung erfolgt mittels Maischegärung (Zeitdauer einige Wochen bis Monate) in Quevri, Fässern oder Tanks.[5][6][7] Durch den langen Kontakt mit der Maische extrahiert der Wein mehr Tannine und Farbstoffe, daher auch die dunkelgelbe bis orange Färbung und der Name. Die so erzeugten Weine sind oxidativ und besitzen eine starke und komplexe Textur, oft trüb und sind sehr gewöhnungsbedürftig. Sie haben weit mehr Gerbstoffe als gewöhnliche Weißweine. Der Sortencharakter der Rebsorten geht bei dieser Weinherstellung teilweise verloren. Nach der Maischegärung wird erst nach Wochen oder Monaten abgepresst. Die extrem lange Maischestandzeit prägt den Weincharakter stärker als der Lagerbehälter.[5][8][9]
Auch außerhalb Georgiens findet dieses Verfahren seit einigen Jahren Verwendung. Das Verfahren wird dabei sowohl traditionell verwendet als auch mit Methoden moderner Weinbereitung kombiniert.[10]
Da es noch keine gesetzlichen Regelungen gibt und maischevergorene Weißweine nicht zur Tradition der meisten Weinanbaugebiete gehören, wird der Begriff gelegentlich sowohl in der Vermarktung als auch in der Kritik mit anderen Trends vermengt.[11][12] Der georgische Quevri[13] ist sowohl Orange Wine als auch Amphorenwein – es gibt jedoch sowohl Orange Weine ohne Amphore, als auch Amphorenweine, die nicht orange sind. Der Begriff Orange Wine ist dabei weniger etabliert als Amphorenwein.[14] Der Begriff Oranger Wein wird häufig auch als Überbegriff für diese Weine verwendet.
Beide Produktionsmethoden werden auch, jedoch weder zwangsläufig noch ausschließlich, von Winzern verwendet, die eine sogenannte Naturwein-Philosophie verfolgen.[15] Daher werden gelegentlich auch andere weinbauliche Methoden, die dem Spektrum des Naturweins zuzuordnen sind, dem Orange Wine zugeschrieben. Beispiele sind der Verzicht auf Schwefel.[16] Verwendung von Holzfässern oder eben Amphoren, Spontanvergärung (Verzicht auf Reinzuchthefen), keine Temperatursteuerung der Gärung oder oxidativer Ausbau. Dies sind jedoch weder notwendige noch alleinige Eigenschaften eines Orange Wine, sondern sind weitere Methoden neben der Maischvergärung des Weißweins.
Diese Methode der Weinherstellung kann das Entstehen von Weinfehlern begünstigen. Die Maischstandzeit alleine ist jedoch bei den meisten Rebsorten beim Weißwein ebenso unkritisch wie beim Rotwein. Wichtig ist besonders gesundes Lesematerial, analog wiederum zum Rotwein. Um dies zu gewährleisten, sind bereits im Weinberg Mehrarbeit sowie ein guter Standort notwendig. Daraus resultierend hat sich ein Preis im oberen mittleren bis gehobenen Segment für Orange Wine etabliert. Ein ungeschwefelt umgekippter und oxidierter Weißwein mag von der Farbe her einem Orange Wine ähneln, ist jedoch einfach ein umgekippter und oxidierter Wein. Oft werden gerade solche Weine zur Kritik am neuen Stil herangezogen.[17] Weinfehler sind häufig anzutreffen (im Sinne einer Qualitätsweinbeurteilung). Diese Weine eines kleinen Teils der Erzeuger, für die Chemie und Mikrobiologie kaum von Interesse sein mögen, unter Umständen mit einer bedenklichen Kellerhygiene, schädigen so den Ruf des Marktsegmentes. Es seien eben authentische Weine mit lokaler Tradition. Betriebe vermarkten sich auch in der Form, dass sie sehr innovativ, individuell und experimentell sind. Sie erweitern mit diesen sehr unterschiedlichen Weinen die Diversität der Weinwelt. Sie wollen ein ganzheitliches Naturverständnis erkunden, welches zu einem neuen Lebensstil und Weinstil führt bzw. führen soll. Sie wollen unverwechselbare Unikatsweine erzeugen.[18]
Orange Wine ist nicht mit Obstwein aus Orangen zu verwechseln, beispielsweise dem spanischen Tarongino. Ebenso ist er von mit Orangenschalen aromatisierten Weißweinen abzugrenzen.
Bei den Bezeichnungen Orange Wein, naturbelassener Wein, Naturwein, (natural wines), Amphorenwein oder Quevriwein handelt es sich um keine geschützten und klar definierten Begriffe. Grundlage der Erzeugung ist dennoch die Weingesetzgebung. Zur Bezeichnung als Qualitätswein ist die Vergabe einer Amtlichen Prüfungsnummer Voraussetzung. Unter anderem wird dabei ein rebsortentypischer Charakter des Weines gefordert, den Orange Weine nicht bieten können. Daher wurden und werden diese Weine überwiegend als Wein oder Landwein in Verkehr gebracht. Analog zu Cuvées (als Rebsortenverschnitt notwendigerweise ohne rebsortentypischen Charakter) und in Anbetracht des wachsenden Marktsegmentes wurden inzwischen jedoch sowohl in Deutschland als auch in Österreich AP-Nummern vergeben. Derzeit (2015) beschränkt sich dies noch auf die weniger oxidativ ausgebauten Stile.
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