Genfersee
Rotten-/Rhône-See in den Westalpen, in der Schweiz und Frankreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Genfersee (Schweizer Schreibweise; Schreibweise in Deutschland und Österreich: Genfer See), französisch Léman oder lac Léman, ist der grösste See sowohl Frankreichs als auch der Schweiz. Er liegt an der Grenze zwischen der Westschweiz und der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Südwestspitze des Sees gehört zum Schweizer Kanton Genf, das Nordufer zum Schweizer Kanton Waadt und das Südufer grösstenteils zum französischen Département Haute-Savoie. Daneben hat der Kanton Wallis einen kleinen Anteil am östlichen Südufer. Der See wird in Haut Lac, Grand Lac und Petit Lac eingeteilt.
Genfersee (Léman, lac Léman) | ||
---|---|---|
Satellitenaufnahme des Genfersees | ||
Geographische Lage | Schweiz (Romandie) Frankreich (Haute-Savoie) | |
Zuflüsse | Rhone, Venoge, Dranse, Aubonne | |
Abfluss | Rhone ins Mittelmeer | |
Orte am Ufer | Genf, Nyon, Lausanne, Montreux, Vevey, Thonon-les-Bains | |
Daten | ||
Koordinaten | 529160 / 144713 | |
| ||
Höhe über Meeresspiegel | 372 m ü. M.[1] | |
Fläche | 581,3 km²[1], davon 345 km² (60 %) zu CH, 234 km² (40 %) zu F | |
Länge | 72 km | |
Breite | 13,7 km | |
Volumen | 89,9 km³ [1] | |
Umfang | 199,884 km[1] | |
Maximale Tiefe | 310 m[1] | |
Mittlere Tiefe | 153 m | |
Besonderheiten |
Grösster See der Schweiz, | |
Seetiefen, Zuflüsse, Gebietsgliederung |
In der deutschen Sprache lautet die Bezeichnung heute Genfersee (so in der Schweiz geschrieben) bzw. Genfer See (so in Deutschland und Österreich geschrieben). Sie wird erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt.[2] In der englischen Sprache wird der See Lake Geneva genannt.
In Frankreich sowie in den Kantonen Waadt und Wallis wird der See Léman oder lac Léman genannt. In den Karten des Bundesamtes für Landestopografie (Swisstopo) ist die Bezeichnung Le Léman eingetragen,[3] also mit Voranstellung des französischen Artikels le, anders als bei den anderen Seen mit französischem Namen.[4]
Léman geht auf eine indoeuropäische Wurzel mit der Bedeutung «See» zurück. Die Namensform lac Léman ist eigentlich ein Pleonasmus, denn sowohl französisch lac als auch Léman bedeuten «See».[2]
Bereits Caesar und die Geografen der Antike sprachen vom lacus Lemanus. Die Bezeichnung Léman wurde dann wieder von den Humanisten und Kartografen im 16. Jahrhundert gebraucht, unter anderem von Sebastian Münster (1552) und Gerhard Mercator (gegen 1575). Die Obrigkeit und die Behörden des Kantons Bern verwendeten sie während der Revolution.[2] Léman wurde Namensbestandteil des ehemaligen Kantons Léman und des ehemaligen französischen Département Léman.
Im Kanton Genf wird der See häufig lac de Genève genannt. Das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) kennzeichnet allerdings nur das südwestliche Ende des Genfersees, das innerhalb der Kantonsgrenzen von Genf liegt, als lac de Genève. Das Kantonsgebiet reicht am Nordufer bis Versoix und am Südufer bis Hermance.[5]
Die Einwohner von Genf benannten schon früh den See nach ihrer Stadt. François Bonivard nannte im Jahr 1529 den See lac Lemanne, fügte aber hinzu: qu’est nostre lac de Genesve («der unser Genfersee ist»). Nachdem die Stadt Genf immer mehr an Bedeutung gewonnen hatte, wurde dieses Toponym in anderen Sprachen übernommen, z. B. Genfersee und englisch Lake Geneva.[2]
Ab dem 2. Jahrhundert wurde der See vermehrt nach Lausanne benannt. Im Itinerarium Antonini taucht die Bezeichnung lacus lausonnius auf, in der Tabula Peutingeriana erscheint die Namensform lacus Losanete. Daraus wurde im Französischen lac de Lausanne. Im Laufe des 17. Jahrhunderts verschwand dieser Name wieder.[2]
Im Italienischen ist der Name lago Lemano oder kurz Lemano (analog zu französisch lac Léman oder Léman) ebenso gebräuchlich wie der Name lago di Ginevra (analog zu deutsch Genfersee).[2]
Der Genfersee ist der grösste Alpenrandsee und nach dem Plattensee (Balaton) in Ungarn der zweitgrösste See Mitteleuropas. Er ist 580,03 km² gross, davon entfallen 345,29 km² (59,53 %) auf Schweizer und 234,74 km² (40,47 %) auf französisches Staatsgebiet. Der See liegt auf 372 m ü. M.. An der tiefsten Stelle ist er 310 m tief.[6] Er ist damit auch der tiefste See Frankreichs. Sein durchschnittlicher Wasserinhalt liegt bei etwa 89 km³, was ihn zum wasserreichsten See Mitteleuropas macht.[7]
Gespeist wird der Genfersee vor allem durch die Rhone, die im Delta bei Le Bouveret in den See mündet. Zweitwichtigster Zufluss ist die Dranse, dann folgen die Venoge und die Aubonne. Die Rhone fliesst bei Genf aus dem Genfersee ab, wobei das Wasser aller Zuläufe durchschnittlich 10,4 Jahre für den Durchfluss benötigt. Der Wasserstand des Sees wird in Genf mit dem Barrage du Seujet reguliert.[8] Im Jahresmittel beträgt der Ablauf etwa 270 m³ je Sekunde.
Sieben kleine Inseln liegen im Genfersee (einschl. der knapp ausserhalb liegenden Île Rousseau), alle innerhalb des Schweizer Teils:
Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap
Nr. | Insel | Fläche m² | Ufer- Entfernung m |
Bemerkung | Gemeinde | Seeteil | Koordinaten |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Île de Chillon | 5070 | 2 | mit Schloss Chillon | … | Haut Lac | 46° 24′ 51″ N, 006° 55′ 39″ O |
2 | Île de Peilz | 400 | 480 | bei Villeneuve | … | Haut Lac | 46° 24′ 00″ N, 006° 54′ 50″ O |
3 | Île de Salagnon (Île aux Mouettes) | 1450 | 110 | bei Clarens | … | Haut Lac | 46° 26′ 26″ N, 006° 52′ 59″ O |
4 | Île aux oiseaux | 2100 | 0 | bei Préverenges 2001 künstlich aufgeschüttet | … | Grand Lac | 46° 30′ 25″ N, 006° 32′ 06″ O |
5 | Île de la Harpe | 2368 | 70 | bei Rolle | … | Grand Lac | 46° 27′ 20″ N, 006° 20′ 21″ O |
6 | Île de Choisi | 120 | 70 | bei Bursinel | … | Grand Lac | 46° 26′ 20″ N, 006° 19′ 05″ O |
7 | Île Rousseau | 3390 | 60 | in Genf, Abfluss der Rhone | Genf | Rhone | 46° 12′ 21″ N, 006° 08′ 51″ O |
Die Île Rousseau liegt eigentlich nicht mehr im Genfersee, sondern wenige Meter unterhalb der Brücke Pont du Mont-Blanc, die die südwestliche Begrenzung des Sees am Abfluss der Rhone markiert.
Die Pierres du Niton (Lage ) bei Genf sind keine Inseln, sondern erratische Blöcke, die aus dem Wasser ragen.
Der See wird aufgrund unterschiedlicher Entstehungsgeschichte (Sedimentation, tektonische Faltung, glaziale Erosion) in drei Seeteile gegliedert:[9]
Das Nordufer wird wegen der Fliessrichtung der Rhone auch als das rechte Ufer bezeichnet (französisch rive droite). Es gehört grösstenteils zum Kanton Waadt. Die Grenze zum Hauptgebiet des Kantons Genf liegt zwischen den Orten Mies (Kanton Waadt) und Versoix (Kanton Genf). Etwa sechs Kilometer nordöstlich liegt Céligny, eine Exklave des Kantons Genf. Das Ufer bei Céligny gehört ebenfalls zum Kanton Genf.
Das Nordufer beginnt im Osten als Waadtländer Riviera (französisch Riviera vaudoise) mit den Orten Villeneuve, Montreux und Vevey. Beim Schloss Chillon zwischen Villeneuve und Montreux verläuft das Ufer annähernd in Nord-Süd-Richtung. Am nördlichsten Abschnitt des bogenförmigen Nordufers liegt Lausanne. Weiter westlich liegen Rolle und Nyon.
Am Nordufer liegen zwei Weinbaugebiete: Lavaux zwischen Vevey und Lausanne und westlich davon La Côte.
Das Südufer wird auch als das linke Ufer bezeichnet (französisch rive gauche). Links von der Rhonemündung kommt zunächst eine kurze Walliser Uferzone von Le Bouveret bis Saint-Gingolph. Der Grenzort umfasst zwei durch einen Bach getrennte politische Gemeinden: Saint-Gingolph VS im Schweizer Kanton Wallis und Saint-Gingolph (Haute-Savoie) im französischen Département Haute-Savoie/Hoch-Savoyen.
Westlich davon liegt ein grosser Abschnitt des Südufers, der zu Frankreich gehört (Département Haute-Savoie). Grösste französische Stadt ist Thonon-les-Bains. Bei Hermance beginnt der Abschnitt des Südufers, der zum Kanton Genf und damit wieder zur Schweiz gehört.
Der Genfersee beeinflusst das Klima in seiner Umgebung, wobei er den Schweizer Winter mildert und den Sommer etwas «abkühlt». Wenn im Herbst das Wasser noch wärmer ist als das Land, können örtliche Nebel auftreten.
Die Pegelstände variieren abhängig von der Jahreszeit um ca. 60 cm, wobei der Tiefstand von Januar bis April erreicht wird. Dieser wird in Genf reguliert.
Der See wurde in verschiedenen Kaltzeiten unter dem Gewicht der Alpengletscher (Rhonegletscher und Mont-Blancgletscher) ausgehobelt. Seine tiefste Stelle liegt vor Lausanne. Das südwestliche schmale Seebecken, genannt «Kleiner See», ist das breite Durchbruchstal der Schmelzwässer durch vorhergeschobene Schuttmassen, die als Endmoränen liegen blieben.
Im Jahr 563 ereignete sich ein Bergsturz von den südlichen Bergflanken am Ostende des Sees, worauf offenbar Sedimentmassen im Rhonedelta abrutschten, was eine bis zu 13 Meter hohe Flutwelle (Tsunami) auslöste.[10] Durch den Steinschlag wurden mehrere Dörfer zerstört, die Flutwelle überschwemmte erst Lausanne und dann Genf, wo u. a. die Rhonebrücke zerstört wurde.[11] Ähnliche Binnentsunamis sind vom Vierwaldstättersee aus den Jahren 1601 und 1687 bekannt sowie vom Lauerzersee aus dem Jahr 1806.[12]
Die Commission internationale pour la protection des eaux du Léman (CIPEL) ist für die Wasserqualität zuständig und beobachtet den Genfersee.
Das Wasser ist im Allgemeinen von guter Qualität, sodass jedes Jahr rund 80 Millionen Kubikmeter Seewasser zu Trinkwasser aufbereitet werden können. In der Seemitte und an den elf Pumpstationen rund um den See erfüllt das Wasser die erforderlichen Werte von Metall, Pestizid, Nitrilotriessigsäure (NTA) und Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA).
Der Nitratgehalt liegt weit unter dem Grenzwert und ist stabil. Der Phosphorgehalt sinkt dagegen aufgrund diverser Sanierungen und hat seit dem Jahr 2005 um sechs Prozent abgenommen. Die aktuelle durchschnittliche Konzentration beträgt 27,7 Mikrogramm pro Liter. Im Jahr 2005 waren es noch 29,4 Mikrogramm pro Liter. Das Ziel der CIPEL ist es, den Phosphorgehalt auf 20 Mikrogramm pro Liter zu senken.
Im Genfersee wurden durchschnittlich 129 Gramm Plastikmüll pro Quadratkilometer gemessen.[13] Ab 2018 hat sich die invasive Quagga-Muschel massiv ausgebreitet.[14] Sie wurde 2015 erstmals im Genfersee gesichtet.[15]
Die CIPEL beobachtet eine immer stärkere Vermehrung von Algen, sogenannten Phytoplanktons, und dies bis in grössere Tiefen. Diese fädigen Algen behindern im Sommer die Fischer, da dadurch die Netze für die Fische sichtbar sind, und auch im Winter verbreitet sich die Pflanze stets weiter.
Obwohl es in den Jahren 2006 und 2007 keine komplette Durchmischung des Seewassers gab, ist in den tiefen Wasserschichten immer noch genügend Sauerstoff vorhanden.[16] Mit der globalen Erwärmung könnte sich dies ändern, die Wassertemperatur am Grund des Genfersees ist seit 2012 bereits um ein Grad gestiegen.[17][18]
Im oberen Seebecken ist zum Schutz der Brut- und Zugvögel das Naturschutzgebiet Les Grangettes eingerichtet worden.
Ein Naturschutzgebiet besteht an der Mündung der Dranse bei Thonon-les-Bains, das Areal an der Mündung des Flusses Aubonne in den See ist unter der Bezeichnung Chanivaz – Delta de l’Aubonne ein Landschaftsschutzgebiet von nationaler Bedeutung.
Private Unternehmen versenkten im Genfersee in den 1950er und 1960er Jahren zwischen 150 und 1000 Tonnen nicht mehr benötigter Munition. 2019 wurde bekannt, dass die Munition teils offen auf dem Seegrund liegt. An einer Stelle wurde Munition in 50 Meter Tiefe gefunden, rund 150 Meter von einer Gasleitung und einer Trinkwasserentnahmestelle entfernt.[19][20]
Als eines der Wahrzeichen gilt die Wasserburg Schloss Chillon bei Montreux am östlichen Ende des Sees. Sie ist das meistbesuchte historische Gebäude der Schweiz[21] und befindet sich auf einem Felsvorsprung auf dem See.
Das Stadtbild von Genf prägt der Jet d’eau – ein Springbrunnen im Hafen der Stadt. Seine Wasserfontäne spritzt bis zu 140 Meter in die Höhe. Zwischen Vevey und Lausanne liegen die Weinbauterrassen des Lavaux, ein UNESCO-Welterbe.
Das Genfersee-Museum (Musée du Léman) befindet sich in Nyon und präsentiert die Entstehung und die Kulturgeschichte des Sees.[22] Das Musée des Traditions et des Barques du Léman in Saint-Gingolph erklärt vor allem die Geschichte der Güterschifffahrt.
Auf rund 40 bis 60 Meter unter der Wasseroberfläche liegt das Wrack der Hirondelle vor La Tour-de-Peilz. Der Raddampfer sank, nachdem er am 10. Juni 1862 auf eine Felsformation aufgelaufen war. Heute ist das Wrack ein beliebtes Ziel für Wracktaucher.[23][24] Eine spektakuläre, etwa 100 m hohe Unterwasserfelswand kann man direkt vor dem Schloss Chillon ertauchen. Taucher mit weniger Erfahrung besuchen gerne die fünf kleinen Bootswracks vor Hermance.[24]
Der See ist reich an Resten prähistorischer Pfahlbauten. Diese wurden ca. 1850 entdeckt und sind heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen.[25]
Der See wird angesichts seiner Grösse vielfältig wirtschaftlich genutzt.
Seeufer sind inzwischen sehr begehrte Flächen für Wohnsiedlung mit sehr hohen Grundstückspreisen.
In der Landschaft am Genfersee kreuzen sich wichtige Verkehrsachsen zwischen Italien und der Nordsee und zwischen Südfrankreich und Mitteleuropa. Bis zum Aufkommen der Eisenbahn wurde die Handelsschifffahrt auf dem See rege genutzt. Zum Transport eigneten sich etwa Massenwaren wie Holz, Bausteine aus den Steinbrüchen in Meillerie, Sand vom Rhonedelta, aber auch Getreide, Wein, Salz oder Käse. Die Waren mussten zwar jeweils in Villeneuve, Vevey, Morges und Genf umgeladen werden, der Seeweg galt aber trotzdem als rasch und kostengünstig.
Zwischen Genf und Seyssel war der Warentransport auf der Rhone wegen einer Versickerungsstrecke bei den Pertes du Rhône nicht möglich, und die Waren mussten daher auf dem Land weitertransportiert werden.
Ein nur teilweise realisiertes Projekt ist der 1638 bis 1648 gebaute Canal d’Entreroches, der die Zihl und die Venoge bis Cossonay verband. Der Kanal hätte eine Verbindung zum Neuenburgersee und weiter über den Bielersee und die Aare zum Rhein ermöglichen sollen. Der letzte Abschnitt, die Kanalisierung der Venoge und der Bau der Schleusen zwischen Cossonay und der Mündung der Venoge in den Genfersee, konnte wegen der fehlenden Finanzierung nicht mehr verwirklicht werden.[26] Als die Eisenbahn Einzug nahm, verlor der Transportweg auf dem Wasser immer mehr an Bedeutung.
Verschiedene Bootstypen waren auf dem Genfersee im Einsatz. Trotz seiner einfachen Bauweise war der Nauen bis ins 18. Jahrhundert der vorherrschende Bootstyp. Er hatte einen flachen Boden, nur ein viereckiges Segel und war aufgrund des fehlenden Steuerruders nur schwer zu manövrieren. Erst im 19. Jahrhundert kam das grosse Boot mit dem dreieckigen Lateinersegel zum Einsatz, das auf vielen Abbildungen zu erkennen ist: Die Barque du Léman war besonders für den Transport von Baustoffen wie dem Kalkstein von Meillerie geeignet; an ihre Geschichte erinnert das Musée des Traditions et des Barques du Léman in Saint-Gingolph.[27] Der waadtländische Dichter Charles Ferdinand Ramuz beschreibt in seinem Roman Ein Bursche aus Savoyen von 1936[28] (französisch Le Garçon savoyard) das Leben der Matrosen auf den Transportschiffen des Genfersees.
Im frühen 19. Jahrhundert begann die Dampfschifffahrt auf dem Genfersee.[26] Ab dem 1. Juli 1823 verkehrte die Guillaume Tell zwischen Genf und Lausanne regelmässig. Für die Personenschifffahrt auf dem Genfersee ist vor allem die Compagnie générale de navigation sur le Lac Léman (CGN) zuständig.[29]
Zur Verteidigung und Durchsetzung ihrer Hoheitsrechte setzten die Anrainerstaaten jeweils bescheidene Militärflotten ein. Ab dem Jahre 1288 ist belegt, dass die Grafen von Savoyen vier oder fünf Galeeren aus genuesischen Werften einsetzten. Im 17. Jahrhundert wurden von den Bernern mit Grand- und Petit-Ours zwei heute noch berühmte Schiffe eingesetzt. Die Stadt Genf besass eine Galeere mit zehn Kanonen.[26]
Die Polizei, der Zoll sowie die Schweizer Armee besitzen seit 1940 diverse Schnellboote.[26] Die Wasserrettung am Genfersee übernehmen die 34 Sektionen der Société internationale de sauvetage du Léman. Die Ruderboote, die die Sektionen ursprünglich für die Rettung Schiffbrüchiger einsetzten, dienen heute nur noch sportlichen oder repräsentativen Zwecken.
Zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Tourismus-Nachfrage immer grösser und erforderte daher zusätzliche Passagierschiffe. Zu diesem Zweck wurde auf Initiative des Amerikaners Edward Church die Guillaume Tell mit einer Kapazität für 200 Personen am 18. Juni 1823 eingeführt. Sie war das erste Dampfschiff, welches auf einem Schweizer See eingesetzt wurde.[26] Aufgrund des grossen Erfolges waren bald weitere Dampfschiffe nötig und folgten auch. Die verschiedenen Schifffahrtsgesellschaften konkurrierten zuerst gegeneinander, schlossen dann aber im Jahre 1840 diverse Vereinbarungen untereinander ab und schlossen sich 1873 zu der Compagnie générale de navigation sur le Lac Léman (CGN) zusammen.[26] Aufgrund des blühenden Geschäfts während der Belle Époque besass die Gesellschaft um 1914 insgesamt 19 Einheiten, darunter elf Salonschiffe. Der Zweite Weltkrieg und diverse Krisen brachten die Tourismusschifffahrt in grosse Schwierigkeiten, obwohl in der Zwischenzeit dieselelektrische Motoren eingeführt wurden, die die Betriebskosten im Jahr 1934 massiv senkten.[26]
Bis in die 1960er Jahre verlief das Geschäft nur schleppend, ehe es sich seither wieder im Aufschwung befindet. Aktuell zählt die Flotte acht Schaufelradschiffe, die somit die grösste europäische Flotte dieser Art ist.[7] Weiter sind acht schraubengetriebene Schiffe im Bestand. Kleine Fähren, welche «Mouettes» (deutsch Möwen) genannt werden, befördern Passagiere in Genf rasch vom einen zum anderen Ufer.[26]
Orte mit Schifflände der Personenschifffahrt, von Westen nach Osten:
Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Schiffländen: OSM
Name | Abk. | Lage | Ufer | Kt. | ⊙ | Bild | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Genève-Mt-Blanc (lac) | GEMB | Genf: bei Quai du Mont-Blanc 5 | rechts | GE | Schiffe der CGN | ||
Genève-Molard (lac) | Genf: bei Quai du Général-Guisan 5 | links | GE | Schiffe der SMGN | |||
Genève-Jardin-Anglais (lac) | GEJA | Genf: Jardin anglais | links | GE | Schiffe der CGN | ||
Le Reposoir (lac) | Chambésy | rechts | GE | keine Kursschiffe | |||
Genève-Pâquis (lac) | GEPA | Genf: bei Quai du Mont-Blanc 13 | rechts | GE | Schiffe der CGN | ||
Genève-Pâquis SMGN | Genf: bei Quai du Mont-Blanc 19 | rechts | GE | Schiffe der SMGN | |||
Genève-De-Châteaubriand (lac) | Genf: Parc de la Perle du Lac | rechts | GE | Schiffe der SMGN | |||
Genève-Perle du Lac | Genf: Parc de la Perle du Lac | rechts | GE | 2010 für Kursschiffe ersetzt durch Genève-De-Châteaubriand (lac) | |||
Bellevue GE Port Gitana | Bellevue: Port Gitana | rechts | GE | Schiffe der SMGN | |||
Genève-Quai Gustave Ador (lac) | Genf: bei Quai Gustave-Ador 6 | links | GE | Schiffe der SMGN | |||
Bellevue GE (lac) | BECG | Bellevue | rechts | GE | Schiffe der CGN | ||
Genève-Eaux-Vives (lac) | GEEV | Genf: bei Quai Gustave-Ador 64 | links | GE | Schiffe der CGN | ||
Creux-de-Genthod (lac) | Genthod | rechts | GE | Schiffe der SMGN | |||
Versoix (lac) | VSCG | Versoix | rechts | GE | Schiffe der CGN | ||
Genève-Port Noir (lac) | Genf: am Quai Gustave-Ador | links | GE | Schiffe der SMGN | |||
Ruth | Cologny: Quai de Cologny | links | GE | SMGN | |||
La Belotte (lac) | Cologny | links | GE | Schiffe der CGN | |||
Coppet (lac) | COCG | Coppet | rechts | VD | Schiffe der CGN | ||
Bellerive (lac) | Collonge-Bellerive | links | GE | Schiffe der SMGN | |||
Céligny (lac) | CECG | Céligny | rechts | GE | Schiffe der CGN | ||
Corsier GE (lac) | Corsier | links | GE | ||||
Anières (lac) | Anières | links | GE | ||||
Hermance (lac) | HERM | Hermance | links | GE | |||
Nyon (lac) | NYCG | Nyon | rechts | VD | |||
Chens-sur-Léman (F) (lac) | Chens-sur-Léman, Haute-Savoie | links | |||||
Nernier (F) (lac) | Nernier, Haute-Savoie | links | |||||
Yvoire (F) (lac) | Yvoire, Haute-Savoie | links | |||||
Rolle (lac) | ROCG | Rolle | rechts | VD | |||
Excenevex (F) (lac) | Excenevex, Haute-Savoie | links | |||||
Sciez (F) (lac) | Sciez, Haute-Savoie | links | |||||
Margencel-Anthy-Séchex(F)(lac) | Séchex, Margencel, Haute-Savoie | links | |||||
St-Prex (lac) | SPCG | St-Prex | rechts | VD | |||
Thonon-les-Bains (F) (lac) | Thonon-les-Bains, Haute-Savoie | links | |||||
Morges (lac) | MOCG | Morges | rechts | VD | |||
Amphion-les-Bains (F) (lac) | Amphion-les-Bains, Haute-Savoie | links | |||||
St-Sulpice VD (lac) | STSU | St-Sulpice | rechts | VD | |||
Evian-les-Bains (F) (lac) | Évian-les-Bains, Haute-Savoie | links | |||||
Lausanne-Ouchy (lac) | LSO | Lausanne: Ouchy, bei der Station Ouchy-Olympique | rechts | VD | |||
Tourronde (F) (lac) | Tourronde, Haute-Savoie | links | keine Kursschiffe | ||||
Pully (lac) | PUCG | Pully | rechts | VD | |||
Lutry (lac) | LTCG | Lutry | rechts | VD | |||
Meillerie (F) (lac) | Meillerie, Haute-Savoie | links | keine Kursschiffe | ||||
Cully (lac) | CUCG | Cully | rechts | VD | |||
Rivaz-St-Saphorin (lac) | RISS | Rivaz: beim Bahnhof Rivaz | rechts | VD | |||
St-Gingolph (Suisse) (lac) | SGCG | St-Gingolph | links | VS | |||
Vevey-Plan (lac) | VVP | Vevey: Avenue de Savoie | rechts | VD | keine Kursschiffe | ||
Vevey-Marché (lac) | VVM | Vevey: Place du Marché | rechts | VD | |||
Vevey-La Tour (lac) | VVT | Vevey: Quai Perdonnet | rechts | VD | |||
Bouveret (lac) | BOCG | Le Bouveret: beim Bahnhof Bouveret | links | VS | |||
Clarens (lac) | CLCG | Clarens | rechts | VD | |||
Montreux (lac) | MXCG | Montreux: beim Bahnhof Montreux | rechts | VD | |||
Territet (lac) | TECG | Territet: beim Bahnhof Territet, Talstation Standseilbahn Territet–Glion | rechts | VD | |||
Villeneuve VD (lac) | VICG | Villeneuve: beim Bahnhof Villeneuve VD | rechts | VD | |||
Château-de-Chillon (lac) | CHCH | Veytaux: Schloss Chillon | rechts | VD |
Das Segeln selbst wird heute nur noch als Hobby und Sport betrieben. Die seit dem Jahre 1939 ausgetragene Segelregatta Bol d’Or ist überregional bekannt und führt jeweils von Genf nach Le Bouveret und zurück.
Die Tour du Léman rund um den See ist mit 160 km eine der längsten nonstop ausgetragenen Ruderregatten der Welt.[30]
Verschiedene Schwimmwettkämpfe werden jährlich organisiert wie die Seeüberquerungen von Lausanne nach Evian (13 km),[31] von Montreux nach Clarens (1,8 km),[32] in Genf (1,8 km),[33] jeweils im Sommer, und die Coupe de Noël, 125 m in Genf im Dezember.[34]
Erstmals wurden im 14. Jahrhundert zum Schutz der Fische Vorschriften über die Fischerei im See aufgestellt.[35] Bis ins Jahr 1880 wurde dann das Fischereirecht durch Adlige oder die Städte geregelt, welche dies aber oft einem Berufsmann überliessen.[36] Die Netze und der Fang wurden ab dem 16. Jahrhundert kontrolliert, um eine Übernutzung des Bestandes zu verhindern. Nach der Revolution wurde 1880 erstmals ein internationales Abkommen zwischen Savoyen und den Schweizer Kantonen über die Fischereibewirtschaftung unterzeichnet. Auf Drängen der Waadtländer Berufsfischer wurde dieses Abkommen wieder aufgelöst. Somit regelte wieder jedes Land die Fischerei für sich selbst.[35]
Im Jahr 1980 wurde ein neues Abkommen zwischen der Schweiz und Frankreich vereinbart, welches 1982 in Kraft trat, nachdem das französische Parlament es abgesegnet hatte. Dieses sieht vor, dass Hobbyfischer sich auf dem ganzen See frei bewegen und fangen können, die Berufsfischer sich jedoch an den Landesgrenzen aufhalten müssen. Seit 1986 wird die Thematik der Fischerei durch 5-Jahres-Pläne in gemeinsamer Absprache geregelt.[35] Ein neues Reglement wurde im Jahr 1998 entworfen. Dieses sieht vor, eine Änderung am Abkommen vorzunehmen, sodass es Berufsfischern unabhängig von ihrer Nationalität erlaubt ist, in einer gemeinsamen Zone zu fischen.[35]
Zu den stärksten gefangenen Fischarten des Sees gehörten im späten 19. Jahrhundert und im frühen 20. Jahrhundert die im Genfersee endemischen Coregonus-Arten Féra und Gravenche. Inzwischen gelten beide Arten als ausgestorben, was zumindest teilweise auf Überfischung zurückgeführt wird. Aufgrund der globalen Erwärmung waren die Fangerträge in den letzten Jahren stark rückläufig[37].
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