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Ortsteil von Leibertingen, Baden-Württemberg, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kreenheinstetten (lokal: Grẽåhõẽschdeddå) ist ein Ortsteil der Gemeinde Leibertingen im Landkreis Sigmaringen (Baden-Württemberg).
Kreenheinstetten Gemeinde Leibertingen | |
---|---|
Koordinaten: | 48° 3′ N, 9° 3′ O |
Höhe: | 787 m |
Fläche: | 15,88 km² |
Einwohner: | 632 (1. Jan. 2018)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 40 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 88637 |
Vorwahl: | 07570 |
Kreenheinstetten bei Sonnenuntergang im Dezember |
Kreenheinstetten liegt auf 793 m ü. NN auf der Mittleren Flächenalb inmitten des Naturparks Obere Donau und hat eine Gemarkungsfläche von 1588 ha[A 1] (Stand: 31. Dezember 2010[2]). Das Dorf befindet sich rund 3,1 Kilometer nordöstlich des Kernorts Leibertingen.
Im Osten der Gemarkung befindet sich die Wüstung Reinstetten. An das Dorf, das 1390 genannt wurde, erinnert heute nur noch ein Flurname.
Funde aus den fünf Grabhügeln im Gewann „Straßenhau“, einem Waldstück zwischen Kreenheinstetten und Langenhart, die in die Hallstattzeit (800 bis 450 v. Chr.) datieren, weisen darauf hin, dass auf der heutigen Gemarkung wohl ein keltischer Siedlungsort bestand.[3] Zudem führt eine Römerstraße an der Ortschaft vorbei.
Wann das heutige Kreenheinstetten genau entstand, kann nicht genau gesagt werden, der aufgelockerte Grundriss lässt auf mindestens zwei Siedlungskerne schließen. Nach alamannischen Reihengräberfunden an zwei verschiedenen Stellen des Ortsbereichs ist die Siedlungsgründung wohl dem frühmittelalterlichen Ausbau zuzurechnen.[4]
Der Name „Kreenheinstetten“ ist bis heute nicht klar gedeutet: Die erstmalige urkundliche Nennung Kreenheinstettens unter dem Namen hohunsteti stammt womöglich aus dem Jahre 793 aus einer Schenkungsurkunde des Grafen Berthold an das Benediktinerkloster St. Gallen nach der Eingliederung Alemanniens in das Fränkische Reich.[5] 1276 wird ein Honstetin (= zu hoch ?) genannt.[4] Der Vorsatz „Krayen“ scheint erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts hinzugekommen zu sein. Vielleicht kommt „Kreen“ von „Grune“ (= hochgelegene Stätte), oder von „Krähen“, weil die Herren von Hohenkrähen den Ort einmal besessen haben sollen.[3] Ungesichert ist, ob die Familie des 1264 genannten Werner von Hohenstetn ihren Sitz im Dorf oder im nahegelegenen Heinstetten hatte. Erst in der Neuzeit wird Kreenheinstetten genannt.[4]
Wahrscheinlich ist, dass eine frühere Ortsherrschaft den Herren von Wagenburg, deren Stammburg, die heutige Ruine Wagenburg oder Lägelen, sich auf dem „Schlossfelsen“ rund drei Kilometer nördlich des Ortes befand ( – Standort), oblag.[3] Gesichert ist, dass das Dorf zusammen mit der heute abgegangenen Burg Falkenstein von den Grafen von Lupfen als Lehen 1367 an die Familie von Magenbuch kam. 1390 verkauft Albrecht von Magenbuch das Dorf, die Burg und die zugehörige Herrschaft dem Heinrich von Bubenhofen. Die Herren von Bubenhofen trugen den Ort noch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu Lehen.[4]
Im Jahre 1445 lag Ritter Jos Sürheffel von Buchhorn[A 2] in Fehde mit Hans von Bubenhofen. Ersterer ließ ganz Heinstetten plündern und in Brand setzen.[3] Die Rottweiler kamen ihren Mitbürgern Conrad und Hans von Bubenhofen zur Hilfe und nahmen den Täter und seine Leute gefangen. Sürheffel wurde in Sigmaringen in einem über ihn gehaltenen Gericht zum Tode verurteilt. Jedoch hatte er das Mitleid hoher Damen, die bei den Herren von Bubenhofen Fürbitte einlegten. Diese schenkten ihm das Leben, jedoch unter der Bedingung, dass er eine Urphede ablegte, künftig nichts mehr gegen sie zu unternehmen und eine Geldzahlung an sie und an die Heinstetter zu entrichten.[6][7][8]
Die Grafen von Lupfen veräußerten Kreenheinstetten mit der Herrschaft Falkenstein 1519 an die Grafen von Zimmern. Nach dem Aussterben der Grafen von Zimmern kam das Dorf 1549 an die Grafen von Helfenstein und 1627 an die Grafen zu Fürstenberg.[4]
Die hohe Gerichtsbarkeit war im 16. und 17. Jahrhundert zwischen der Grafschaft Sigmaringen und der Herrschaft Gutenstein geteilt. Alle Grafenrechte innerhalb des Dorfes standen Fürstenberg zu, wie auch das Niedergericht sowie die Steuer- und Militärhoheit.[4]
Bis 1800 machten die Herren zu Fürstenberg, die Fürsten von Hohenzollern und die Erzherzöge von Österreich ihren Einfluss geltend. Die Bevölkerung hatte eine sehr gute Verbindung ins österreichische, wohingegen Hohenzollern-Sigmaringen damals als Ausland galt. Am 5. Mai 1800 fand bei Meßkirch eine Schlacht zwischen französischen und österreichischen Truppen statt. 1806 wurde das fürstenbergische Oberamt Meßkirch und somit Kreenheinstetten Teil des Großherzogtums Baden.
Am 1. Februar 1900 wurde Kreenheinstetten an die Wasserversorgung angeschlossen. Das Wasser wird bis heute von der Donau hochgepumpt. Der Erste Weltkrieg forderte auch in diesem kleinen Dorf große Opfer. 45 junge Männer blieben im Krieg, was etwa 15 Prozent der Bevölkerung entsprach. Erst im Juli 1920 wurde Kreenheinstetten an die Stromversorgung angeschlossen. Das Dorf gehörte 1936 dem Bezirksamt, ab 1939 Landkreis Stockach, an.[4] Der Zweite Weltkrieg brachte auch wieder viele Opfer, über 60 Gefallene und Vermisste musste das Dorf beklagen.
Der Landkreis Stockach wurde bei der Kreisreform Baden-Württemberg 1973 aufgelöst und Kreenheinstetten zum 1. Januar 1973 dem Landkreis Sigmaringen zugeordnet. Bei Festlichkeiten wird allerdings auch heute noch das Badnerlied gespielt und die badische Fahne gehisst.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Kreenheinstetten am 1. Januar 1975 nach Leibertingen eingemeindet.[9]
Zählte der Ort am 6. Juni 1961 noch 531 Einwohner, sind nun derzeit 632 Einwohner gemeldet (Stand: 1. Januar 2014).
Für das katholisch geprägte Kreenheinstetten wurde 1275 eine Kirche und Pfarrei genannt. Es stand unter dem Patronat der Herrschaft Falkenstein. Die katholische Pfarrgemeinde Kreenheinstetten hat derzeit 601 Mitglieder.
Evangelische Christen sind nach Meßkirch eingepfarrt.
Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Kreenheinstetten zeigt in Silber mit silber-blauem Wolkenbord ein wachsender roter Widder.
Kreenheinstetten ist einer der Hauptschauplätze von Arnold Stadlers Roman Ein hinreissender Schrotthändler, dessen Protagonist, ein Nachfahre von Abraham a Sancta Clara, als einer der Söhne der ehemaligen Wirtsfamilie, im Gasthof Zur Traube aufgewachsen ist.
Im zweiten Teil des Romans fährt der Protagonist nach langjähriger Abwesenheit nach Kreenheinstetten zurück, zur Beerdigung der Mutter seiner ersten Liebe. Er trifft dort auf einige Gefährten seiner Kindheit und wird zum Leichenschmaus eingeladen, in dessen Verlauf der Protagonist über Vergangenheit und Gegenwart in Kreenheinstetten reflektiert.
Der Autor Arnold Stadler stammt aus der nahegelegenen Ortschaft Rast.
Durch den Ort führt die Landesstraße 196.
In Kreenheinstetten befindet sich der Kindergarten St. Michael, ein Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft.
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