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Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR), auch als Kosten- und Erlösrechnung (KER), Kostenrechnung (KoRe) oder Betriebsergebnisrechnung bezeichnet, ist ein Aufgabengebiet der Betriebswirtschaftslehre.
Sie ist Teil des internen Rechnungswesens und unterliegt insgesamt nicht derart stark bindenden gesetzlichen Vorschriften wie die Finanzbuchhaltung. Die KLR dient in erster Linie der internen Informationsbereitstellung für die kurzfristige operative Planung von Kosten und Erlösen sowie deren Kontrolle anhand von Plan-, Soll- und Istdaten. Die langfristige strategische Planung erfolgt mit Hilfe der Investitionsrechnung.
Die KLR ist ein institutionalisiertes Informationssystem, das alle wirtschaftlich auswertbaren Vorgänge der Informationsgewinnung und -verarbeitung über angefallene oder geplante Geschäftsvorgänge beinhaltet und vorwiegend an Unternehmensinterne gerichtet ist. Die KLR dient der Ermittlung von Kosten- und Leistungsinformationen zur besseren Übersichtlichkeit der Betriebsbilanz. Hauptaufgabe der KLR ist der Nachweis des Werteverzehrs von betriebswirtschaftlichen Produktionsfaktoren bezogen auf die Wertschöpfungskette in einer Rechnungsperiode.
Ziele und Aufgaben der KLR sind:
- die Wirtschaftlichkeitskontrolle der Prozesse, Kostenstellen, Abteilungen bzw. Betriebe mittels Soll/Ist-Vergleich, Zeitvergleich oder Institutionenvergleich,
- die Kostenkalkulation und Nachkalkulation und Bewertung der Kostenträger,
- die Ermittlung von Selbstkosten für öffentliche Aufträge auf Basis des Preisgesetzes,
- Gewinnung von Informationen als Basis für Entscheidungsrechnungen, z. B. über Eigenfertigung oder Fremdbezug (Produktpolitik) oder Annahme oder Abgabe von Angeboten (Preispolitik),
- Ermöglichung der Umsetzung einer kurzfristigen Erfolgsrechnung (kER); Voraussetzung ist eine korrekte Kosten- und Leistungserfassung,
- Bewertung der Warenvorräte in der Jahresbilanz,
- Erfassung aller Kosten und Leistungen,
- Ermittlung der Verkaufspreise von Produkten[1].
Grundsätzlich gilt für die Einführung oder Beibehaltung der Kostenrechnung, dass diese Aufgaben selbst nicht mehr Kosten verursachen dürfen, als sie Einsparungen und Wertschöpfung – im Sinne der Informationsbeschaffung – für den Betrieb bringen.
Für alle Kostenrechnungsverfahren mit der retrospektiven Analyse gilt wegen der fehlenden Bindung an den bereits abgelaufenen Prozess, dass sie keinen steuernden Eingriff in das laufende betriebliche Geschehen erlauben.
Die KLR erhält ihre Quelldaten aus der Finanzbuchhaltung, der Betriebsstatistik, aus externen Quellen sowie durch Eigenerstellung (zum Beispiel kalkulatorische Kosten). Die KLR ist heute in größeren Unternehmen Bestandteil von ERP-Systemen und bezieht aus diesen Systemen viele Quelldaten wie z. B. Arbeitspläne und Stücklisten für die Kalkulation und Ausführungszahlen von Prozessen für eine Prozesskostenrechnung.
Die Aufbereitung und Verarbeitung dieser Quelldaten erfolgt nach bestimmten Kriterien der Kostenentstehung und -aufteilung: Man spricht allgemein von der Abgrenzungsrechnung, im Speziellen von den Drei Stufen der Kostenrechnung:
Diese Daten werden dann laufend in ein Kostenrechnungssystem übernommen.
Sowohl historisch als auch methodisch unterscheidet man zwischen verschiedenen Systemen der Kostenrechnung und ihren Ausprägungen, die sich inhaltlich oft überschneiden. Für sehr kurzfristige Entscheidungen bietet sich die Deckungsbeitragsrechnung an und für kurz- bis mittelfristige Entscheidungen die Vollkostenrechnung. Langfristige Entscheidungen werden auf Grundlage der Investitionsrechnung getroffen, welche nicht zur Kosten- und Leistungsrechnung gehört. Im genaueren:
Einen völlig anderen Weg geht die relative Einzelkostenrechnung nach Paul Riebel, die die Kosten und Leistungen ausschließlich nach dem Identitätsprinzip zuordnet.
Zum Teil werden bestimmte praktische Gebiete des Operations Research auch als Zusatzaufgaben der Kostenrechnung gesehen.
- Christian Dechêne: Kosten- und Leistungsrechnung. In: WISU – Das Wirtschaftsstudium. 44. Jahrgang, Nr. 10, 2015, S. 1101–1106.
- Carl-Christian Freidank: Kostenrechnung. Grundlagen des innerbetrieblichen Rechnungswesens und Konzepte des Kostenmanagements. 9., aktualisierte Auflage. Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-71645-0.
- Gunther Friedl, Christian Hofmann, Burkhard Pedell: Kostenrechnung. Eine entscheidungsorientierte Einführung. Vahlen, München 2010, ISBN 978-3-8006-3595-5.
- Heinz Lothar Grob, Frank Bensberg: Kosten- und Leistungsrechnung. Theorie und SAP-Praxis. Vahlen, München 2005, ISBN 3-8006-3184-9.
- Hans-Jörg Hoitsch, Volker Lingnau: Kosten- und Erlösrechnung. Eine controllingorientierte Einführung. 5., überarbeitete Auflage. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-21174-8.
- Siegfried Hummel, Wolfgang Männel: Kostenrechnung. Band 1: Grundlagen, Aufbau und Anwendung. Gabler, Wiesbaden 1978, ISBN 3-409-21131-4.
- Siegfried Hummel, Wolfgang Männel: Kostenrechnung. Band 2: Moderne Verfahren und Systeme. 3. Auflage. Gabler, Wiesbaden 1983, ISBN 3-409-21140-3.
- Harald Hungenberg, Lutz Kaufmann: Kostenmanagement. Einführung in Schaubildform. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg, München u. a. 2001, ISBN 3-486-25574-6.
- Wolfgang Kilger: Einführung in die Kostenrechnung. (2. Auflage); Gabler, Wiesbaden 1980, ISBN 978-3-409-21068-3.
- Jochen Langenbeck, Beate Burgfeld-Schächer: Kosten- und Leistungsrechnung : Grundlagen, Vollkostenrechnung, Teilkostenrechnung, Plankostenrechnung, Prozesskostenrechnung, Zielkostenrechnung, Kosten-Controlling. (=NWB Studium Betriebswirtschaft) 3., überarb. Aufl., NWB Verl., Herne 2017, ISBN 978-3-482-58673-6.
- Klaus Olfert: Kostenrechnung. 6., verbesserte und aktualisierte Auflage. Kiehl, Herne 2010, ISBN 978-3-470-49696-2.
- Andreas Schmidt: Kostenrechnung. Grundlagen der Vollkosten-, Deckungsbeitrags- und Plankostenrechnung sowie des Kostenmanagements. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-17-032175-5.
Bernd Falk, Jakob Wolf: Handelsbetriebslehre. 8. Auflage. Verlag Moderne Industrie, Landsberg a.L. 1988, ISBN 3-478-24118-9, S. 351.