Kirche Pobethen
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Die Kirche Pobethen (russisch Кирха Побетен Kircha Pobeten) war das Gotteshaus des heute Romanowo genannten Ortes im Rajon Selenogradsk (Kreis Cranz) der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg). Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und war eine der größten Dorfkirchen des Samlandes, deren wuchtiger Turm weithin sichtbar war.
Die heute 1.100 Einwohner zählende Siedlung Romanowo liegt an der russischen Fernstraße A 192 neun Kilometer südöstlich der Ostseestadt Pionerski (Neukuhren) und drei Kilometer südlich des Primorskoje Kolzo (Küstenautobahnring). Romanowo ist Bahnstation an der Bahnstrecke Kaliningrad–Swetlogorsk (Königsberg–Rauschen), der ehemaligen Samlandbahn.
Die Kirche Pobethen liegt im nordöstlichen Ortsbereich westlich der A 192 und ist über einen unwegsamen Zugang erreichbar.
Bei der Kirche Pobethen[1] handelt es sich um einen Feldsteinbau mit Backsteinrahmung. Der Chor und das Kirchenschiff besaßen zunächst nur flache Holzdecken, die später durch Gewölbe ersetzt wurden. Der Westturm wurde erst im 15. Jahrhundert angebaut und erhielt im Jahre 1800 eine neue Bekrönung. Im Kircheninnern waren Reste spätmittelalterlicher Malereien zu sehen.
Die Pobethener Kirche soll im Krieg unbeschädigt und bis in die 1980er Jahre weitgehend intakt geblieben sein.[2] Nach einer anderen Quelle[3] soll sie bereits als Folge der Kriegshandlungen oder direkt danach – offenbar als einziges Gebäude des Ortes – zumindest in starke Mitleidenschaft gezogen worden sein. Vor 1988 wurde der Turm bis auf die Höhe des Kirchenschiffes abgetragen, die Gewölbe sind eingestürzt und nur noch Teile des Dachs sind erhalten. Pläne, das Gebäude der russisch-orthodoxen Kirche zu übergeben, scheiterten. So steht heute nur noch die Kirchenruine mit dem bedachten Chor und den restlichen Mauern von Turm und Kirchenschiff bis Dachhöhe. Der derzeitige Zustand macht eine kirchliche Nutzung nicht möglich.
Der Altar stammte aus der Zeit um 1600. Im Hauptgeschoss war die göttliche Dreieinigkeit dargestellt, sie wurde jedoch 1896 entfernt und durch eine Kreuzigungsgruppe ersetzt. Die vier Evangelisten waren als Seitenfiguren eingesetzt, oben erschien das Jüngste Gericht mit Adam und Eva. Die Altarkrönung stellte ein geschnitztes Kreuz dar, darunter war ein Bild Martin Luthers zu sehen. Jede Etage war in sich geschlossen, und eine gemeinsame Aussage war nicht erkennbar.
Die Kanzel stammte aus dem 17. Jahrhundert, ebenso die verzierte Herrschaftsempore.
Vom Gestühl waren Reste aus spätgotischer Zeit erhalten.
Vermutlich im Jahr 1697 erhielt die Kirche eine Orgel von Johann Josua Mosengel.[4] Die nur aus einem Manualwerk bestehende Orgel erweiterte der Erbauer selbst im Jahr 1726 um ein Rückpositiv. 1766 wurde sie von Adam Gottlob Casparini restauriert, 1802 reparierte Jacob Preuß die Orgel, nachdem sie durch einen Blitzschlag beschädigt worden war. Erst 1868 fügte Ferdinand Scherweit im Rahmen eines Umbaus das Pedalwerk hinzu. Nach diesem Umbau hatte die Orgel auf zwei Manualen und Pedal 19 Register. Weitere Veränderungen fanden 1889 (durch Max Terletzki) und 1910 (durch Carl Novak) statt. 1933/1934 schließlich wurde die Orgel durch Karl Kemper, Lübeck, und Bartenstein restauriert. Die Orgel verfügte über Schleifladen mit mechanischer Spiel- und Registertraktur. Nach Renkewitz/Janca/Fischer ist die Orgel 1944 zerstört worden.
Im Jahr 1936 wurde folgende Disposition veröffentlicht:[5]
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Anmerkungen
Die Kirche Pobethen verfügte über drei Glocken aus den Jahren 1835, 1845 und 1853.
Bereits in vorreformatorischer Zeit war Pobethen ein Kirchdorf. Die Reformation hielt hier sehr früh Einzug: bereits ab 1520 amtierte hier ein lutherischer Geistlicher. War Pobethen zunächst in die Inspektion Schaaken (heute russisch: Schemtschuschnoje) einbezogen, so gehörte es dann bis 1945 zum Kirchenkreis Fischhausen (heute russisch: Primorsk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1925 gehörten 4100 Gemeindeglieder zum Pobethener Kirchspiel.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und den Verlust der einheimischen Bevölkerung durch Flucht und Vertreibung fand kirchliches Leben so gut wie nicht mehr statt. Auch staatliche Verbote machten eine Wiederbelebung unmöglich. Romanowo liegt heute im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Selenogradsk (Cranz), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[6] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).
Außer dem Pfarrdorf Pobethen gehörten 35 Orte bis 1945 zum Pobethener Kirchspiel[7]:
Name | Russischer Name | Name | Russischer Name | |
---|---|---|---|---|
Alknicken | Pribreschnoje | Kösnicken | ||
Ankrehnen | Perowo | Kringitten | ||
Barthenen | Lauknicken | |||
Biegiethen | Mogaiten | Perowo | ||
Dellgienen | Paggehnen | |||
Diewens | *Perteltnicken | Ternowka | ||
*Eisliethen | *Pobethen | Romanowo | ||
Eisseln | Beregowoje | Pokirren | ||
Garbseiden | Radnicken | Rodniki | ||
Gardwingen | Panajewo | *Rantau | Saostrowje | |
Geroiskoje | Geroiskoje | Regehnen | Dubrowka | |
*Grünhoff | Roschtschino | Schupöhnen | Schumnoje | |
Jaugehnen | Sorthenen | |||
Jouglauken | *Strobjehnen | Kulikowo | ||
Kalaushöfen | Suppliethen | Ternowka | ||
Kalthof | Roschkowo | Tannenhain | ||
Karschau | Watzum bis 1902: Wartnicken | Gorkowskoje | ||
Kiautrienen | Woytnicken | Wolodino |
Anmerkung: * = Schulorte
Von der Reformation bis 1711 amtierten zwei evangelische Geistliche in Pobethen, danach nur noch einer:[8][9]
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Pfarrer Abel Will übersetzte um 1545 auf Geheiß Herzog Albrechts Martin Luthers Katechismus in die Prußische Sprache: Enchiridion – Catechismus in preußischer sprach und dagegen das deutsche, gedruckt 1545 durch Hans Weinreich in Königsberg[10].
Zahlreiche Kirchenbücher für das Kirchspiel Pobethen sind erhalten und werden bei der Deutschen Zentralstelle für Genealogie (DZfG) in Leipzig bzw. beim Evangelischen Zentralarchiv (EZA) in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt[11]:
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