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Art der Gattung Boa Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Kaiserboa (Boa imperator) ist eine von Mexiko bis ins westliche Kolumbien verbreitete Art der Boas (Boidae).
Kaiserboa | ||||||||||||
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Kaiserboa (Boa imperator) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Boa imperator | ||||||||||||
Daudin, 1803 |
Sie zeichnet sich durch die große Vielfalt des Erscheinungsbildes ihrer Lokalformen aus. So variiert die durchschnittliche Größe adulter Exemplare zwischen einem und drei Metern. Die Männchen bleiben im Mittel 30 bis 40 cm kleiner als die Weibchen.[1] Ebenso unterschiedlich wie die erreichbare Endgröße ist auch die Färbung der einzelnen Lokalformen. Sie reicht von weißen, roten, braunen bis hin zu fast schwarzen Lokalformen. Trotz dieser Vielfalt in der Grundfärbung haben alle Boas dunkel umrandete Sattelflecken auf dem Rücken, deren Form allerdings wieder je nach Unterart und Lokalform variiert.[2] Eine weitere Besonderheit der Kaiserboa ist ihre Fähigkeit, die Farbe je nach Temperatur aufzuhellen oder abzudunkeln. So kann ein im Schatten dunkel gefärbtes Exemplar durch Sonneneinstrahlung schnell um mehrere Farbtöne heller erscheinen.
Die Kaiserboa zeigt eine größere Vielfalt an Färbung, Körperbau und Größe als die nah verwandte Abgottschlange (Boa constrictor). Namensgebend für die Art ist das auf der Stirn liegende Imperatorkreuz, das sich aus einem Streifen zwischen den Augen sowie dem Längsstrich von der Stirn zur Schnauze ergibt. Dieses kann bei einzelnen Individuen aber auch komplett fehlen. Ebenfalls typisch ist die im Vergleich zur Boa constrictor höhere Anzahl an Sattelflecken.
Das Verbreitungsgebiet der Kaiserboa erstreckt sich von der West- bzw. Ostküste Mexikos über ganz Zentralamerika bis in westandine Kolumbien, vom Meeresspiegel bis in 1.000 Meter Höhe. Die verschiedenen Unterarten und Lokalformen bewohnen dabei die unterschiedlichsten Lebensräume. Als typisches Habitat können allerdings Gegenden in Gewässernähe mit hoher Luftfeuchtigkeit und dichtem Buschwerk angesehen werden, auch wenn einzelne Populationen durchaus in Halbwüsten vorkommen.[3]
Die Kaiserboa ist dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber versteckt sie sich in Höhlen, hohlen Bäumen oder anderen Unterschlüpfen und kommt daraus nur zu gelegentlichen Sonnenbädern hervor. Die Jungtiere halten sich vornehmlich im Geäst von Bäumen auf, während erwachsene Exemplare mit zunehmendem Alter und Gewicht fast ausschließlich bodenbewohnend sind. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, so lebt die St.-Lucia-Boa auch als erwachsenes Tier größtenteils in Bäumen.[4] Insgesamt zeigt die Abgottschlange wenig Bewegungsdrang. Eine in der Wildbahn mit einem Sender ausgestattete ausgewachsene Boa bewegte sich in einem Zeitraum von zwölf Tagen nur 135 Meter weit.[5]
Bis auf Insekten und Spinnen frisst die Kaiserboa alle Tiere, die sie größenmäßig bewältigen kann, selbst kleine Kaimane werden geschlagen. Sie wendet im Allgemeinen zwei unterschiedliche Jagdmethoden an: Entweder sie folgt aktiv den Duftspuren der Beutetiere oder wartet als Lauerjäger auf den günstigen Moment.[6] Wenn die Schlange mit einer dieser Methoden der Beute nahe genug ist, schnappt sie blitzschnell zu und erdrückt das Opfer anschließend mittels ihrer muskulösen Körperschlingen. Die Beute wird dabei so stark zusammengepresst, dass es zu einem Kreislaufkollaps kommt und nicht wie bislang vermutet der Tod durch Erstickung einsetzt.[7] Je nach Größe des Beutetiers kann dieser Vorgang bis zu 16 Minuten dauern und stellt für die Schlange eine erhebliche Anstrengung dar. Um keine unnötige Energie zu verbrauchen, fühlt die Schlange den Herzschlag der Beute und beendet den Würgevorgang, sobald der Herzstillstand eingetreten ist.[7]
Eine besondere Jagdmethode konnte zudem bei jungen Boas beobachtet werden: Sie bewegen ihren Schwanz wie einen Wurm und locken so Echsen aktiv an.[8]
Aufgrund mangelnder Feldforschung muss bei der Fortpflanzung auf die Erfahrungen aus der Terrarienhaltung zurückgegriffen werden. Die entsprechenden Aktivitäten finden – je nach Unterarten verschieden – nur in bestimmten Monaten statt. Während dieser Paarungszeiten sondert das Weibchen Sexuallockstoffe ab, denen die Männchen aktiv folgen. Trifft das Männchen dann auf das Weibchen, kratzt es mit seinen Afterspornen an den Flanken des Weibchens, bis dieses schließlich den Schwanz hebt und das Eindringen des Hemipenis gestattet. Die Werbung kann sich über Wochen hinziehen, ebenso finden immer eine Vielzahl von Paarungen, die durchaus mehrere Stunden andauern, statt. Die Kaiserboa bringt lebende Junge zur Welt, die bei der Geburt von einer dünnen Haut, der so genannten Eimembran oder Eihülle, umgeben sind. Zwischen Ovulation und Geburt vergehen im Mittel 120 bis 150 Tage, wobei der Zeitpunkt des Absetzens der Jungtiere häufig mit Regen einhergeht. Während und nach dem Geburtsvorgang verteidigt das Weibchen seine Jungen, auch wurde beobachtet, wie Weibchen ihren Jungen durch Anstoßen mit der Schnauze aus der Eihülle halfen oder sie zum Wegkriechen animierten. Nach der Geburt sind die Jungschlangen vollständig entwickelt und gehen selbstständig auf Nahrungssuche.[9]
Die Kaiserboa wurde im Jahr 1803 durch den französischen Zoologen François-Marie Daudin erstmals wissenschaftlich beschrieben. Sie galt lange Zeit als Unterart der Abgottschlange (Boa constrictor). Genauere genetische Untersuchungen ergaben aber, dass es sich aber um eine eigenständige Spezies handelt.[10] Boa imperator und Boa constrictor wurden während der Entstehung der nördlichen Anden vor etwa 3,5 Millionen Jahren voneinander getrennt (Allopatrische Artbildung). Beide Arten unterscheiden sich in ihrem Cytochrom-b-Genom zu 5 bis 7 % während sich die verschiedenen Populationen innerhalb der beiden Arten nur zu 2 bis 3 % unterscheiden.[11]
Neben der Nominatform der Kaiserboa wird eine Unterart anerkannt, die Sabogaboa (Boa i. sabogae),[12] die auf den Perleninseln im Golf von Panama vorkommt. Ihre Grundfärbung ist sehr hell, von beige über hellgrau bis hin zu ocker. Die schmalen Sattelflecken sind häufig reduziert oder fehlen ganz. An den Flanken befinden sich ungleichmäßige Flecken oder Stricke. Die Schwanzflecken sind intensiv rot bis orange und gelb umrandet. Die Augenfarbe reicht von Weiß bis hin zu Rot. Die Endgröße liegt bei 200 bis 220 cm.
Auf dem mittelamerikanischen Festland und auf anderen Inseln kommen verschiedene, meist regional isolierte Formen vor, die nicht den Status von Unterarten haben. Die nachstehende Auflistung wurde anhand des Verbreitungsgebiets von Norden nach Süden sowie Westen nach Osten vorgenommen.[2]
Die Mexikaner verehrten die Kaiserboa als Boten oder Abgesandten der Götter. Dementsprechend galten die Bewegungen als Hinweise für den Menschen, das Zischen soll ein Zeichen für bevorstehendes Unglück gewesen sein.[16] Die charakteristische Zeichnung der Kaiserboa findet sich als Motiv auch auf zahlreichen präkolumbischen Keramiken. So wird aus dem gehäuften Auftreten dieses Musters auf Artefakten der Ausgrabungsstätte Sitio Conte in Panama auf eine besondere Rolle der Kaiserboa in der Mythologie der Gran-Coclé-Kultur geschlossen.[17]
Den praktischen Nutzen der Kaiserboa erkannten auch die ersten Einwanderer. So hielten die aus Afrika stammenden Feldarbeiter die Schlangen tagsüber in Kisten, um sie nachts frei im Haus zur Bekämpfung der Nagetiere leben zu lassen. In Europa und Nordamerika waren die Boas hingegen fester Bestandteil der wandernden Tierbuden, wobei die Pfleger versuchten, sie mit Decken und Wärmflaschen am Leben zu erhalten.[18] In der heutigen Zeit sind die Kaiserboas aber eher als Haus- denn als Nutztiere in der Terrarienhaltung vertreten, mit verschiedenen Auswirkungen auf das natürliche Vorkommen. Von den Schweineinseln wurde die dort existierende helle Lokalform der Kaiserboa zwischen 1979 und 1986 in so hohen Stückzahlen für die Terrarienhaltung exportiert, dass bei einer Feldstudie 1988 nur noch Jungtiere auffindbar waren.[19] 1993 erklärte die Regierung Honduras die Schweineinseln zum Naturschutzgebiet, so dass seitdem keine weiteren Exporte mehr stattfinden.
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