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deutscher Komponist des Barocks Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johann Adolph Hasse (italianisiert Giovanni Adolfo, darauf basierend verbreitet auch Johann Adolf;[1] getauft 25. März 1699 in Bergedorf; † 16. Dezember 1783 in Venedig)[2] war ein einflussreicher deutscher Komponist des Spätbarock. Sein Ruhm zu Lebzeiten gründete sich hauptsächlich auf seine Opern im italienischen Stil.
Johann Adolph Hasse stammte aus einer Organistenfamilie, die über drei Generationen das Organistenamt an der Kirche St. Petri und Pauli in Bergedorf versah, und war der Urenkel von Peter Hasse dem Älteren, einem Schüler Jan Pieterszoon Sweelincks aus Amsterdam. 1714 begann er ein Gesangsstudium in Hamburg, wo der Dichter Johann Ulrich von König auf ihn aufmerksam wurde und ihn 1718 als Tenor an die Oper am Gänsemarkt empfahl. Im Jahr darauf wechselte Hasse nach Braunschweig, wo im Opernhaus am Hagenmarkt am 11. August 1721 seine erste Oper Antioco mit ihm in der Titelrolle zur Aufführung kam.[3] Da Norddeutschland ihm ansonsten wenig Perspektiven bot, reiste Hasse nach Italien und studierte von 1722 bis 1725 in Neapel Komposition bei Nicola Porpora und Alessandro Scarlatti.
Im September 1725 führte er auf dem Landsitz von Carlo Carmignano, dem königlichen Rat am Hof von Neapel, seine Serenata Marc’Antonio e Cleopatra auf, in der Vittoria Tesi und Farinelli sangen. Mit Sesostrate gab er am 13. Mai 1726 seinen erfolgreichen Einstand am renommierten Teatro San Bartolomeo in Neapel und reihte sich mit seinen folgenden Opern unter die beliebtesten Opernkomponisten Italiens ein. Spätestens der Erfolg von Artaserse in der Karnevalsaison 1730 in Venedig machte Hasse, der sich den Beinamen il divino Sassone („der göttliche Sachse“) verdient hatte, über Italien hinaus bekannt. Dies war zugleich seine erste Zusammenarbeit mit dem Dichter Pietro Metastasio, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.
Am 20. Juli 1730 heiratete Hasse die als „La nuova Sirena“ gefeierte Opernsängerin Faustina Bordoni. Vom 7. Juli bis 8. Oktober 1731 gaben beide ein Gastspiel in Dresden, wo Hasse am 13. September 1731 seine Oper Cleofide uraufführte. Unter den Zuhörern waren auch Johann Sebastian Bach und dessen ältester Sohn Wilhelm Friedemann, die auch in späteren Jahren häufig die Dresdner Hofoper besuchten, um „hübsche Liederchen“ zu hören, wie der Thomaskantor Hasses Arien leicht spöttisch nannte. König August der Starke verlieh Hasse den Titel eines „Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Kapellmeisters“.[2] Sein offizieller Dienstantritt fand am 1. Dezember 1733 unter dem neuen Herrscher August III. statt; bis dahin reisten Hasse und Faustina Bordoni weiterhin durch Italien und mehrten ihren Ruhm mit gemeinsamen Opernauftritten.
In seiner dreißigjährigen Amtszeit als Hofkapellmeister in Dresden formte Hasse das dortige Opernpersonal zu einem der Spitzenensembles der Zeit. Neben den Sängern mit Faustina Bordoni an der Spitze galt das von ihm neu organisierte Orchester als so vorbildlich, dass Jean-Jacques Rousseau den Sitzplan dieses Klangkörpers im Artikel Orchestre seiner Encyclopédie als Musterbeispiel veröffentlichte. Der königliche Hof in Dresden gewährte Hasse und seiner Faustina großzügige Freiheiten, damit sie auch in ihrer eigentlichen künstlerischen Heimat Italien ihre Kontakte pflegen konnten. Für die Dresdner Zeit sind mindestens fünf längere Auslandsreisen des Ehepaars Hasse belegt: von November 1734 bis Januar 1737, von September 1738 bis Ende 1739, von April 1744 bis Spätsommer 1745, von Juli 1746 bis Anfang Januar 1747 sowie im Laufe des Jahres 1754. Zentrum dieser Reisen war Venedig, wo Hasse seit 1735 ein Haus besaß.
Ob Hasse Ende 1734 in London war, wo die mit Georg Friedrich Händel verfeindete Opera of the Nobility unter Leitung von Nicola Porpora eine Bearbeitung seines Artaserse spielte, ist nicht erwiesen. Einigen Quellen zufolge soll Hasse eine Einladung nach London mit der Begründung abgelehnt haben, er sehe sich außerstande, gegen Händel zu konkurrieren. Möglicherweise wollte er auch eine Begegnung mit Porpora vermeiden, der seit einem ungeklärten Vorfall während Hasses Studienzeit in Neapel nicht gut auf ihn zu sprechen gewesen sein soll. Falls Hasse wirklich daran gelegen war, Porpora aus dem Weg zu gehen, war dies jedoch nicht mehr möglich, als Letzterer 1748 nach Dresden kam und sogleich zum Gesangslehrer der Kurprinzessin Maria Antonia Walpurgis und zum Kapellmeister ernannt wurde. In der Folge kam es zwischen den beiden Kapellmeistern zu grotesken Auseinandersetzungen. So soll Porpora behauptet haben, Hasse habe die Arie Se tutti i mali miei in der Oper Demofoonte absichtlich so komponiert, dass sie für die Stimme von Porporas Schülerin Regina Mingotti ungünstig lag und ihre gesanglichen Schwächen bloßstelle. Tatsächlich gehört die fragliche Arie zur Rolle, die Bordoni in dieser Oper verkörperte. Mit seiner Ernennung zum Oberkapellmeister (7. Januar 1749) gewann Hasse wieder die Oberhand, während Mingotti zum Publikumsliebling unter den Dresdner Gesangsstars aufstieg. Anfang 1752 verließ Porpora Dresden; Bordoni hatte sich Anfang 1751 nach der letzten Aufführung von Hasses Oper Ciro riconosciuto aus unbekannten Gründen als Sängerin zurückgezogen.
Von Mai bis August 1750 weilte Hasse auf Einladung des französischen Hofes in Paris und gab Konzerte, bei denen der Dauphin anwesend war.[4] Die Anhänger der französischen Aufklärung um die Philosophen Voltaire und Rousseau feierten ihn als Botschafter der italienischen Musikkultur, die sie als der eigenen überlegen betrachteten. Für Hasse war die Einladung nach Paris der Höhepunkt seines europäischen Ruhmes.
Mit dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges begann die „Ära Hasse“ in Dresden sich ihrem Ende zu nähern. Am 9. September 1756 besetzte der preußische König Friedrich II. die Stadt. Friedrich war ein großer Verehrer von Hasses Kunst. Schon 1742 hatte er Graf Francesco Algarotti gebeten, ihm eine Abschrift der Arie All’onor mio rifletti aus Lucio Papirio dittatore zu senden; nach Erhalt ließ er Hasse durch Algarotti zu dieser Komposition brieflich beglückwünschen. In Dresden nutzte der Preußenkönig, selbst ein passionierter Flötist und Amateurkomponist, trotz des Kriegszustandes jede Gelegenheit, um mit dem Ehepaar Hasse gemeinsam zu musizieren.
Beim Kanonenbeschuss Dresdens am 19. Juli 1760 brannte Hasses Wohnhaus ab,[5] mitsamt den zum Stich vorbereiteten Abschriften seiner gesammelten Werke. Während sich König August III. und sein Hofstaat für die Dauer des Krieges in die Zweitresidenz nach Warschau begaben, zog Hasse mit seiner Familie (zu der auch zwei Töchter gehörten, Maria Peppina und Cristina) im Februar 1764 nach Wien um und war dort vorübergehend als Musiklehrer der Erzherzoginnen Maria Carolina und Maria Antonia (Marie-Antoinette) tätig.
Nach Kriegsende kehrten Hasse und Bordoni im Sommer 1763 nach Dresden zurück. Unmittelbar nach dem Tod von König August III. am 5. Oktober 1763 mussten sie durch dessen Nachfolger Friedrich Christian entlassen werden, da das Land durch Krieg und Besatzung finanziell ruiniert war. Am 17. Dezember 1763 starb unerwartet auch Friedrich Christian. Hasse komponierte und dirigierte jeweils noch die Musik für die Trauerfeierlichkeiten seiner beiden ehemaligen Dienstherren und verließ danach Dresden. Zunächst reiste er am 20. Februar 1764 nach Wien ab. Dort waren die Anhänger einer Reform der italienischen Oper um Christoph Willibald Gluck immer zahlreicher geworden, doch der Geschmack des kaiserlichen Hofes hielt noch an der traditionellen Opera seria fest. Hasse selbst näherte sich mit dem „tragischen Intermezzo“ Piramo e Tisbe (November 1768), das er als eines seiner gelungensten Werke bezeichnete, behutsam dem reformierten Operntypus an.
Im Januar 1771 erhielt Hasse von Maria Theresia den Auftrag, anlässlich der Hochzeit von Erzherzog Ferdinand mit Prinzessin Maria Beatrice d’Este die Festoper Il Ruggiero nach einem neuen Libretto von Metastasio zu schreiben. Sowohl Hasse als auch Metastasio schlossen mit dieser Oper ihr Lebenswerk ab. Sie wurde am 16. Oktober 1771 im Teatro Regio Ducale in Mailand als Hauptpunkt des musikalischen Rahmenprogramms der Hochzeitsfeierlichkeiten aufgeführt, fand aber nur geringe Resonanz. Wie aus brieflichen Äußerungen hervorgeht, erkannten beide Künstler, dass die Zeit der von ihnen kultivierten Opernästhetik, von der sie sich nicht trennen wollten, vorüber war. Wesentlich größere Aufmerksamkeit erregte die tags darauf aufgeführte Oper Ascanio in Alba des fünfzehnjährigen Wolfgang Amadeus Mozart. Hasse soll daraufhin gesagt haben: „Dieser Knabe wird uns alle vergessen machen.“
Im April 1773 übersiedelte das Ehepaar Hasse nach Venedig, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Am 4. November 1781 starb Faustina Bordoni; ihr Mann überlebte sie um zwei Jahre. Ihre letzte Ruhestätte fanden sie in der Kirche San Marcuola in Venedig.[6]
Mit seinen Opern wurde Hasse zum buchstäblich tonangebenden Komponisten der Opera seria, wie sie durch die Dichtungen von Pietro Metastasio ihre literarische Form erhalten hatte. Metastasios Libretti wurden während des ganzen 18. Jahrhunderts (und teilweise darüber hinaus) von fast allen namhaften Komponisten vertont, einzelne mehr als fünfzig Mal; der Dichter selbst empfand jedoch die Art und Weise, wie Hasse seine Dramen musikalisch einkleidete, in besonderem Maß als kongenial und stellte ihn über alle seine anderen Vertoner.
Die Form der Opera seria, wie sie zu Beginn seiner Laufbahn als Opernkomponist in den Grundzügen bereits fertig ausgebildet war, führte Hasse zur Vollendung, ohne ihr etwas grundsätzlich Neues hinzuzufügen oder sie in Frage zu stellen. Bis zuletzt blieb er dem Schema treu, das aus einer Folge von Arien mit verbindenden Rezitativen bestand. Letztere sind meist als Secco-Rezitativ vertont. Vom orchesterbegleiteten Accompagnato-Rezitativ macht Hasse, einer Empfehlung Metastasios folgend, nur sparsamen Gebrauch; dafür sind diese den Höhepunkten der dramatischen Spannungskurve vorbehaltenen Szenen besonders wirkungsvoll.
In seinen späteren Dresdner Opern, für die ihm ein selbstständiger Chor zur Verfügung stand, bereicherte Hasse den musikalischen Formenschatz auch durch Chorszenen, wie den Soldatenchor in Solimano (mit zusätzlichem Bühnenorchester) und den feierlichen Priesterchor in L’olimpiade. Seine für italienische Bühnen geschriebenen Werke begnügen sich mit dem obligatorischen, nur pro forma als „Coro“ bezeichneten Schlussgesang, der gemeinsam von den Solisten bestritten wird und die Moral der Geschichte verkündet.
Hasses Arien (und auch die Duette, in der Regel eines je Oper) folgen, wie zu seiner Zeit allgemein üblich, meist der Da-capo-Form. Der Gesang steht dabei durchaus im Vordergrund, ganz der Aufgabe gewidmet, die sprachliche Eleganz und den Affektgehalt des Textes angemessen zur Geltung zu bringen. Hasses melodischer Einfallsreichtum wird allen Graden der Gefühlsskala gerecht, die in einem metastasianischen Drama vorkommen können, doch es waren vor allem sanft melancholische Liebes- und Abschiedsgesänge wie das heute wieder relativ bekannte Per questo dolce amplesso aus Artaserse, denen er seine Popularität verdankte.
Den Orchesterpart wusste Hasse ebenfalls hervorragend zu behandeln. Die Instrumente steuern immer wieder charakteristische Farben zur Ausmalung eines poetischen und musikalischen Bildes bei, ohne sich auf Kosten des Gesanges in den Vordergrund zu spielen.
Hasses Zeitgenossen bewunderten an seiner Musik ihre vornehme Schlichtheit und das Geschick, mit dem er ohne großen Aufwand glänzende, nie aufdringliche Effekte erzielte. Aus heutiger Sicht mag seine Musik weniger originell als etwa diejenige Händels erscheinen. Sie scheint weniger Ausdruck einer individuellen Persönlichkeit zu sein als vielmehr die Erfüllung dessen, was seiner Zeit als musikalisches Schönheitsideal vorschwebte.
Die eher periphere Rolle, die Hasse im heutigen Musikleben spielt, entspricht kaum seiner musikgeschichtlichen Bedeutung. Er war einer der gefeiertsten Komponisten des 18. Jahrhunderts und durfte Persönlichkeiten wie Maria Theresia, Friedrich II. von Preußen und Voltaire (der ihn den „Helden des Jahrhunderts“ nannte) zu seinen Bewunderern zählen. Sein Werk war jedoch so sehr der Ästhetik seiner Zeit verpflichtet, dass es mit ihr gemeinsam untergehen musste.
Der Operntypus, der den Schwerpunkt von Hasses Gesamtwerk bildet und als dessen typischster Vertreter er gilt, hat auf der modernen Opernbühne generell keinen leichten Stand. Die ernste italienische Oper des 18. Jahrhunderts ist dort fast ausschließlich durch Werke von Händel und Gluck vertreten (auf dem Tonträgermarkt zusätzlich durch Antonio Vivaldi sowie verstreute Einzelstücke in Arien-Recitals), die von der Normalform der Opera seria mehr oder weniger stark abweichen.
Im März 2015 wurde in Hamburg das Johann-Adolph-Hasse-Museum (Eigenschreibweise: Johann Adolph Hasse Museum) eröffnet, das zusammen mit den Museen für Carl Philipp Emanuel Bach, Johannes Brahms, Gustav Mahler, Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy und Georg Philipp Telemann das KomponistenQuartier in der Peterstraße bildet.[7]
(in Klammern Name des Librettisten, Ort und Jahr der Uraufführung)
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