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Übertragung von Fernsehprogrammen und Filmen mit Hilfe des Internet Protocols Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mit Internet Protocol Television (IPTV) wird die Übertragung von Fernsehprogrammen und Filmen mit Hilfe des Internet Protocols bezeichnet. Im Unterschied dazu stehen die breitbandigen Übertragungsverfahren DVB-S (über Satellit), DVB-T (über terrestrische Antennen) oder DVB-C (über Breitband-Kabel). IPTV ist damit ein Gattungsbegriff, der in sehr vielen unterschiedlichen Ausprägungen anzutreffen ist. Die unterschiedlichen Ausprägungen reichen vom einfachen IPTV über Computer oder Handy bis hin zu speziellen Endgeräten, bei denen der Benutzer gar nicht bemerkt, dass er das Internet dazu nutzt, weil er über den Fernseher eine Set-Top-Box bedient wie etwa bei Apple TV oder T-Home Media Receiver 300.
Der Begriff IPTV wird nicht einheitlich verwendet. Nachfolgend die bekanntesten Definitionen:
Frankreich galt im Juni 2008 mit 8,5 Millionen IPTV-Kunden im Vergleich zu 6 Millionen Kunden für Kabelfernsehen als größter IPTV-Markt, auch aufgrund der geringen technischen Reichweite von Kabelfernsehen (nur ein Viertel der Haushalte werden erreicht) und der vergleichsweise geringen Programmvielfalt im DVB-T-Angebot. Auch in Hongkong haben die Nutzerzahlen von IPTV jene des Kabelfernsehens überholt. Im Vergleich dazu empfingen in Deutschland nur 0,4 % aller Fernsehhaushalte bzw. 1 % aller Breitbandhaushalte IPTV.[5][6][7]
Seither hat sich auch in Deutschland einiges getan: 2021 wuchs die Zahl der Nutzer, die IPTV wenigstens an ihrem Hauptgerät empfangen, auf 3,24 Millionen Haushalte an. Dies entspricht einem Anteil von 8,6 %.[8]
In Deutschland wird IPTV, je nach Einstufung des Angebots, durch das Telemediengesetz 2007 und/oder durch den Rundfunkstaatsvertrag reguliert.[9]
Als wichtige Merkmale von IPTV werden die Unterstützung des Next Generation Network, Bidirektionale Netze, Echtzeit- und Nicht-Echtzeitdienste angegeben.[10] Der DVB-Standard für IPTV nennt sich DVB-IPTV.
IPTV wird bei der Verbreitung über einen Telekommunikationsdienstleister mittels eines geschlossenen Datennetzes angeboten. Dank neuer Videodatenkompressionen und Breitband-Internetzugang wird es möglich, Fernsehen oder Videos auch über das offene Internet anzubieten. Diese Form wird zum Teil auch Internetfernsehen genannt. Im Gegensatz zu IPTV über geschlossene Netze und herkömmlichem Fernsehen ist für frei verfügbares Internetfernsehen keine Funktionsgewähr gegeben, da kein Internet-Provider eine Mindestbandbreite garantiert. Es ist außerdem technisch möglich, dass ein Internetzugangsanbieter die Bandbreite konkurrierender Dienste reglementiert. Inwieweit ein solches Vorgehen zulässig ist, wird derzeit unter dem Stichwort Netzneutralität politisch diskutiert.
Hinsichtlich der prinzipiellen Funktionsmöglichkeiten sind beide Ausprägungen IPTV über geschlossene Netze und frei zugängliches IPTV (Übertragung über das Internet oder über ein Hochverfügbarkeitsnetz) weitgehend identisch. Mit Hilfe von clientseitiger Puffertechnik, die die Schwankungen der Download-Leistung aus offenen Netzen temporär und im statistischen Mittel ausgleichen kann, genügen nach einer WDR-Studie je nach Bildgröße bereits Datenraten mit mehr als 2,5 MBit/s Download-Leistung, um eine angemessene Videoqualität zu erreichen. Bei ständig steigender Datenrate werden spezielle Netze sehr schnell überflüssig sein und haben heute schon Probleme, sich am Markt durchzusetzen.[11][12]
Neben der technischen gibt es auch eine rechtliche Sichtweise. Die meisten Anbieter verbreiten die Signale auf Basis von Verträgen mit den Sendern zur Kabelweitersendung. Diese schließen jedoch meistens unter Hinweis auf §20b UrhG eine Verbreitung über das eigene Netz hinaus aus. Über fremde Netze (u. a. auch 3G- oder LTE-Netze) dürfen die Signale nicht übertragen werden.
Befürworter von IPTV über geschlossene Netze wenden ein, dass der Bestand an hochauflösenden Fernsehern in den Haushalten derzeit stetig steigt und diese Bandbreiten von mehr als 4 Mbit/s für eine angemessene SDTV-Bildqualität benötigen. Für HDTV wären Datenraten mit mehr als 8 Mbit/s nötig; außerdem sollen je Haushalt auch mehrere Fernsehgeräte zeitgleich betrieben werden können, was eine jeweilige Vervielfachung des Bandbreitenbedarfs bewirken würde. IPTV-Befürworter gehen deshalb von einem künftigen Bedarf an Internet-Bandbreite von mindestens 30–50 Mbit/s je Haushalt aus und sind der Ansicht, dass solche Bandbreiten, sowie eine IPTV-ähnliche Dienstgüte im offenen Internet mittelfristig nicht garantiert werden kann.
Die Videodaten werden von netzbasierten Video-Servern an die Clients übertragen. Die im Netz dadurch verursachte Last wird durch die räumliche Verteilung der Video-Server im Netz bestimmt. Bei Konzentration der Video-Server an einer Lokalität kommt es durch die sternförmige Verteilung sehr schnell zu Überlastungen des Netzes.
Bei einer Peer-to-Peer Verbindung hingegen werden die Videodaten nicht von einem zentralen Server übertragen, sondern der Empfänger sammelt die Videodaten eines Beitrages von vielen verteilten Servern (meist von anderen Nutzern) auf. Durch diesen dezentralen Algorithmus können die Videodaten in einzelnen Netzabschnitten auch mehrfach oder in beide Richtungen gleichzeitig übertragen werden.
Bei der Datenübertragung vom Streamingserver des Senders zum IPTV-Empfangssystem gibt es zwei Verfahren:
Die notwendige Datenübertragungsrate, um Bewegtbilder vom Sender zum Empfänger zu übertragen, ist von der verwendeten Kodierung abhängig. Übliche Faktoren sind:
Üblich verwendete Kodierungsverfahren sind VC1 und H.264. Für eine PAL- oder (SDTV)-Qualität (Standard Definition Television) wird eine Datenrate von durchschnittlich 2–6 Mbit/s benötigt. Für HDTV ist eine Datenübertragungsrate von durchschnittlich 6–16 Mbit/s notwendig. Dazu ist ein Breitbandanschluss zum Teilnehmer notwendig (beispielsweise DSL, ADSL2/VDSL, Kabelmodem).
Als eine neue Variante zum Satellitendirektempfang ist die sogenannte Sat-over-IP-Technik (auch SAT>IP genannt) zu nennen. Sie ermöglicht das Umsetzen der Sat-Signale von DVB-S und DVB-S2 in der Nähe der Empfangseinheit (LNB) in IP-Pakete zur Verteilung in lokalen Netzen. Der Fernsehempfang kann dann über entsprechende DLNA-Clients erfolgen.
IPTV über geschlossene Netze benötigt aus technischen Gründen ein vom IPTV-Veranstalter freigegebenes Gerät (Set-Top-Box) für den Empfang auf dem Fernseher. Für den Empfang auf dem PC muss der Nutzer die Multicast-Adressen der Fernsehstreams kennen, um die Programme mit entsprechender Software (beispielsweise VLC-Player) empfangen zu können.[13] Ein Programmangebot kann aus urheberrechtlichen Gründen auf eine bestimmte Art einer Ausgabe (PC oder Set-Top-Box, Fernseher u. a.) beschränkt sein. Diese Grenzen verschwimmen jedoch dadurch, dass PCs an den Fernseher angeschlossen werden oder TV-Signale auf dem PC abgespielt werden können. Das Endgerät empfängt beim IPTV Datenströme über eine Internetanbindung, teilt diese in Unterströme auf (Audio, Video, Daten etc.), dekodiert und liefert ein Bild- und Audiosignal an die Video-Audio-Ausgabeeinheit. Aus lizenzrechtlichen Gründen erfolgt durch die Set-Top-Box auch häufig eine Entschlüsselung der Videosignale. Dieses ist der hauptsächliche Grund für die Anbieter nur bestimmte Boxen zuzulassen.
Folgende IPTV-Endgeräte gibt es:
IPTV bietet mehr als die klassische Fernsehbildübertragung. Durch den integralen Rückkanal des IPTV eröffnet sich eine Vielzahl von Funktionen für den Zuschauer, die teilweise auch aus dem interaktiven Fernsehen, von DVD-Spielern oder Videorekordern bekannt sind.
Ein deutscher Anbieter eines IPTV-Angebots muss eine Reihe von Landes-, Staats- und supranationalen Gesetzen und Verordnungen beachten.
Die wesentlichen Komponenten sind nach der Neuregelung im Jahr 2006:[16]
Je nach Angebot können, wie bei jeder wirtschaftlichen Tätigkeit, weitere rechtliche Bestimmungen zur Anwendung kommen:
Bei IPTV gewährleistet ein IPTV-Anbieter die Funktionalität des Fernsehempfangs beim Client. Bei der Datenübertragung über das allgemeine Internet (Internetfernsehen) kann der Anbieter eine solche Gewähr nicht übernehmen, da das Netz sowie das eingesetzte Endgerät außerhalb seiner Einflusssphäre liegen.
Derzeit gibt es mindestens drei Arten der Refinanzierung von IPTV:
Bis 2012 könnten rund 2,5 Millionen Haushalte in Deutschland IPTV nutzen. Damit etabliert sich ein weiterer Fernsehübertragungsweg neben Kabel, Satellit und Antenne. Diese Prognose stammt von Goldmedia und BITKOM.[21] Auch die mit IPTV erzielbaren direkten Erlöse steigen. Laut Studie können sie 2012 mehr als 420 Millionen Euro betragen. Die Erlösprognose berücksichtigt dabei die Grundgebühren für die Senderpakete, sowie Erlöse aus Pay-TV-Gebühren, Video-on-Demand und kostenpflichtigen Zusatzdiensten, nicht erfasst sind hingegen Werbeerlöse sowie indirekte Erlöse, die bei der Vermarktung von Triple-Play-Paketen auf Telefonie und Breitbandinternet entfallen.
Im Vergleich zu anderen EU-Ländern liegt Deutschland beim Fernsehen per Internetprotokoll derzeit zurück. So gab in Frankreich im Juni 2008 8,5 Millionen IPTV-Kunden. Auch Italien und Spanien sind deutlich weiter.
Alle oben genannten Refinanzierungsmodelle gewinnen an Bedeutung, je höher die technische Reichweite des IPTV ist (egal ob PC- oder STB-basiert oder über mobile Endgeräte).
Experten gehen davon aus, dass IPTV eine ähnliche Veränderung des Fernsehmarktes verursachen wird, wie sie Anfang des Jahrtausends schon die Musikindustrie durchleben musste. Dabei wird prognostiziert, dass kleine (Genre-, Sparten- und Nischen-)Sender zusammen deutliche Marktanteile auf Kosten der etablierten (Mainstream-)Sender gewinnen werden.[29][30] Aggregatoren,[31] die Kleinstproduktionen sammeln, versuchen, diese Spartenprogramme und Spartenbeiträge zu bündeln und zu vermarkten. Sie stellen ebenfalls eine starke Konkurrenz zu den etablierten Fernsehsendern dar. Der Markt wird sich also zusehends diversifizieren und sich der Werbegesamtetat auf immer mehr IPTV- und Rundfunksender und -beiträge verteilen müssen. Etablierte Sender versuchen, dieser Entwicklung mit eigenen IPTV-Auftritten und Beteiligungen an Aggregatoren zu begegnen.[32][33] Der Verdrängungsprozess läuft aber über Internetfernsehen und IPTV, da Nutzer den Unterschied selbst nicht erkennen. WEBTV, IPTV und Internetfernsehen wird dabei als Synonym verstanden, Fernsehen über das Internet auf dem PC zu empfangen. Auch die Das Erste: Mediathek oder ZDFmediathek unterscheiden die Begriffe nicht, sondern geben den Nutzern lediglich Menues an die Hand, Bewegtbilder über verschiedene Sparten/Sendungen sehen zu können. Erfahrene Internet-Fernseh-Nutzer wechseln zum qualitativ hochwertigerem IPTV, wenn die Bandbreite des browserbasierten Internetfernsehens nicht ausreicht. Dabei werden immer mehr Nischen, Rügen.TV, Venture.TV Hunde.TV zu großen Kanälen. So betreibt mittlerweile jeder Fußball-Bundesligaverein sowie viele weitere kleinere Fußballvereine ein eigenes IPTV-Angebot. Die Masse der kleinen Anbieter vergrößert sich und bindet so ihre webbasierten Communities.
Am Anfang des Jahres 2007 fanden bereits erste große Verdrängungsprozesse statt.[34][35][36][37][38]
Mit der Möglichkeit, IPTV zu betreiben, treten Internetdienstanbieter in direkte Konkurrenz zu Fernsehrundfunkbetreibern.[39][40] Insbesondere Satelliten- und Kabelnetzbetreiber versuchen mit zusätzlichen interaktiven Angeboten, diesen Trend aufzuhalten.[41]
Einige Internetdienstanbieter erwerben Rechte zur Ausstrahlung von Fernsehinhalten und greifen somit direkt in den Markt der Fernsehsender ein.[42]
Internetdienstanbieter (meist im Verbund einer Telefongesellschaft) können dem Kunden nun die wichtigsten elektronischen Kommunikationsmedien in einem Paket anbieten (Telefonie, Internetzugang, Fernsehen (Triple Play) und zusätzlich Mobiltelefonie (Quadruple Play)).
2004 | 2005 | 2006 | 2007 * | 2008 * | 2009 * | 2010 * | |
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PC-basiertes Internetfernsehen | |||||||
DSL-Abonnenten in Deutschland | 7,9 Mio.[43] | 10,3 Mio.[43] | 15,6 Mio.[44] | 21 Mio.[45] | |||
DSL-Abonnenten in Europa | 39 Mio. | 107 Mio.[46] | |||||
DSL-Abonnenten weltweit | 107 Mio.[47] | 150 | |||||
Set-Top-Box-basiertes Internetfernsehen | |||||||
STB-Abonnenten in Deutschland | 47.000[48] | 100.000[49] | 1,3 (l)–2,8 Mio.[48] | ||||
STB-Abonnenten in Europa | 0,7 Mio.[48] | 1,6 Mio.[48] | 3,3 Mio.[48] | 6,3 Mio.[48] | 10,0 Mio.[48] | 8,7[50]–13,6 Mio.[48] | 16,7 Mio.[48] |
STB-Abonnenten weltweit | 3,2 Mio.[51] | 6,4 Mio.[51] | 13,3 Mio.[51] | 24,7 Mio.[51] | 36,3 Mio.[51] | 25 (i)–48,8 Mio.[51] | |
mobiles Internetfernsehen | |||||||
UMTS-Abonnenten in Deutschland | 2,3 Mio.[52] | 6,5 Mio.[52] | 10,7 Mio.[52] | ||||
UMTS-Abonnenten in Europa | 200 Mio.[53] | ||||||
UMTS-Abonnenten weltweit | 1.000 Mio.[50] | ||||||
Internetfernsehsendungen | |||||||
Deutsche Sendungen im Internetfernsehen | knapp 200[54] | über 900[55] | |||||
Europäisches Internetfernsehen | |||||||
Weltweites Internetfernsehen | gut 3.000[54] | über 10.000[55] |
Neben dem klassischen Einsatz von IPTV im geschlossenen Breitbandnetz für die regionale Versorgung von Endkunden bietet sich diese Lösung für eine Reihe von speziellen Einsatzgebieten an. Zu diesen Einsatzgebieten zählen Bereiche, welche erhöhte Anforderungen an das Übertragungsmedium bezüglich Störfestigkeit stellen oder komfortable Funktionen nutzen möchten, welche durch eine herkömmliche Signalverteilung nicht realisiert werden können.
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