IEEE-Norm für Kommunikation in Funknetzwerken Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
IEEE 802.11 bezeichnet die Normen des WLAN, der Marketingbegriff lautet Wi-Fi.[1] Herausgeber der Norm ist das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE).
Die erste Version des Standards wurde 1997 verabschiedet. Sie spezifiziert den Mediumzugriff (MAC-Layer) und die physische Schicht (vgl. OSI-Modell) für lokale Funknetzwerke.
Für die physische Schicht sind im ursprünglichen Standard zwei Spreizspektrumverfahren (Übertragung per Radiowellen) und ein Verfahren zur Datenübertragung per Infrarotlicht spezifiziert, wobei eine Übertragungsrate von bis zu 2 Mbit/s (brutto) vorgesehen ist. Zur Datenübertragung per Radiowellen wird das lizenzfreie ISM-Band bei 2,4 GHz verwendet. Die Kommunikation zwischen zwei Teilnehmern kann direkt im so genannten Ad-hoc-Modus, im Infrastruktur-Modus mithilfe einer Basisstation (Access Point) oder als Meshnetzwerk erfolgen.
1999 folgten zwei Erweiterungen: 802.11a spezifiziert eine weitere Variante der physischen Schicht, die im 5-GHz-Band arbeitet und Übertragungsraten bis zu 54 Mbit/s ermöglicht. 802.11b ist ebenfalls eine alternative Spezifikation der physischen Schicht, die mit dem bisher genutzten 2,4-GHz-Band auskommt und Übertragungsraten bis zu 11 Mbit/s ermöglicht. Die 2003 verabschiedete 802.11g-Erweiterung, die ebenfalls im 2,4-GHz-Band arbeitet, erhöht die maximale Übertragungsrate auf 54 Mbit/s. Die Erweiterung 802.11n sieht bei geänderten Frequenzbändern und neuen Kanaleinteilungen eine Übertragungsrate von bis zu 600 Mbit/s vor.[2]
Dadurch, dass das 2,4-GHz-Band in den meisten Ländern lizenzfrei genutzt werden darf, haben Produkte nach dem Standard 802.11b/g eine weite Verbreitung gefunden. Produkte, die standardkonform arbeiten und die Interoperabilität mit Produkten anderer Hersteller gewährleisten, können vom Interessensverband Wi-Fi-Alliance zertifiziert werden. Es werden auch weitere Frequenzbänder genutzt: Der 802.11ac Standard nutzt das 5-GHz-Band, mit 802.11ad wird das 60-GHz-Band erschlossen und 802.11ah ist für das 900 MHz-Band vorgesehen.
802.11 ist eine Normenfamilie für Wireless Local Area Networks (WLAN). Die Definition der IEEE-802-Normen, die zunächst ganz allgemein den Netzwerkzugriff beschreiben, begann im Februar 1980. Die Nummer 802 wird manchmal mit dem Projektbeginn im Februar 1980 in Verbindung gebracht, es war aber einfach die nächste freie Kennnummer des IEEE.[3]
Einige wichtige Normen der IEEE 802.11 Familie sind 802.11, b, g, n, ac, ax, ad.
Im Jahre 2018 führte die Wi-Fi-Alliance aus Marketinggründen zusätzlich die „Branchenbezeichnung[en] für Produkte und Netzwerke“ Wi-Fi 4, Wi-Fi 5 und Wi-Fi 6 für die IEEE-Standards 802.11n, ac und ax ein.[4]
Datenrate: 6, 12, 18, 24, 36, 48 oder 54 Mbit/s brutto, bis 24 Mbit/s netto
Frequenzband: 2,400–2,4835 GHz (lizenzfrei)
Modulationsverfahren: OFDM (Orthogonal Frequency Division Multiplexing)
Unterstützt 802.11 und 802.11b als Fall-Back
Akzeptanz: große Verbreitung, wird aber zunehmend durch 802.11n verdrängt.
802.11-2007 Zusammenfassung der Standards vom 8. März 2007
Zusammenfassung der Version von 1999 mit den 8 Erweiterungen (802.11a, b, d, e, g, h, i, j) zu einem einzigen Standard.
802.11n Ratifizierung am 11. September 2009 geschehen[5]
Datenrate: 6,5–72,2 Mbit/s (20MHz Kanalbreite), 13,5–150 Mbit/s (40MHz Kanalbreite), mit 4x4-MIMO theoretisch bis 600 Mbit/s
Frequenzband: 2,400–2,4835 GHz (20MHz Kanalbreite), 5GHz (bis 40MHz Kanalbreite) als zusätzliches Band
Akzeptanz: Neugeräte verfügen überwiegend über 802.11n, wodurch ältere Standards abgelöst werden.
802.11-2012 Zusammenfassung der Standards vom 29. März 2012
Zusammenfassung der 10 Erweiterungen (802.11k, r, y, n, w, p, z, v, u, s) mit dem Basis-Standard 802.11-2007 zu einem einzigen Standard.
Die ursprünglichen Erweiterungen des PHY (Physical Layer) finden sich in einzelnen Kapiteln (Clauses) wieder.
802.11ac Erweiterung zu 802.11n, am 18. Dezember 2013 veröffentlicht[6]
Datenrate: 6,5–96,3 Mbit/s (20-MHz-Kanalbreite), 13,5–200 Mbit/s (40-MHz-Kanalbreite), 29,2–433 Mbit/s (80-MHz-Kanalbreite), 58,5 bis 867 Mbit/s (zweimal 80-MHz- oder 160-MHz-Kanalbreite). Häufig sind Geräte mit 3x3 MIMO, 80MHz Kanalbreite und theoretischen 1299 Mbit/s anzutreffen. Rein rechnerisch sind mit 8x8-MIMO bis zu 6936 Mbit/s möglich.
Frequenzband: nur 5 GHz
Erste Router (z.B. AVM FRITZ!Box 7490), Laptops (z.B. MacBook Air 2013) und erste Smartphones (z.B. HTC One, LG Nexus 5 und Samsung Galaxy S IV) kamen Ende 2013 auf den Markt.
802.11ah (Wi-Fi HaLow) für IoT. Im Januar 2016 veröffentlicht,[9] aber die Entwicklung kam lange nicht voran,[10] 2020 soll es erste Chips geben.[veraltet]
Frequenzband: 750 bis 930MHz regionenabhängig – daher inkompatibel zu allen anderen WLANs.
USA: sechsundzwanzig 1-MHz-Kanäle, dreizehn 2-MHz-Kanäle, (sechs 4-MHz-Kanäle, drei 8-MHz-Kanäle)
EU: fünf 1-MHz-Kanäle, zwei 2-MHz-Kanäle, (ein 4-MHz-Kanal)
OFDM aus insgesamt 64 Unterträgern mit einem Abstand von 31,25 kHz
BPSK, QPSK und 16- bis 256-QAM
MU-MIMO und single user beamforming
802.11-2016 Zusammenfassung der Standards vom 31. Dezember 2017
Zusammenfassung der 5 Erweiterungen (802.11ae, aa, ad, ac, af) mit dem Basis-Standard 802.11-2012.
802.11be Geräte mit Wi-Fi 7 Standard werden seit Januar 2024 zertifiziert.[11]
Datenrate: Die oft behaupteten 46,1 Gbit/s[12] bei MiMo mit Multi-Link-Operation-Technik (MLO) sind nicht einmal theoretisch erreichbar.[13] Theoretisch sollen hingegen aktuell bis zu 33 GBit/s erreichbar sein.[14]
802.11bf
Der Standard soll nicht nur Kommunikation ermöglichen, sondern auch Wi-Fi Sensing unterstützen und Bewegungsdaten messen und auswerten können.[15]
Kritisiert wird, dass viele der vorgeschlagenen Verbesserungen von 802.11bf erst in Wi-Fi 8 einfließen. Dafür setzen sich Intel, Broadcom, Qualcomm und Huawei ein, die als Teil der DensiFi-Gruppe schon zuvor kartellrechtlich auffällig waren.[13]
Wireless Bridging: Verbinder zwischen unterschiedlichen Funknetzwerken (Ende 2021 802.1d zurückgezogen durch die IEEE 802.1 Arbeitsgruppe, ist in IEEE 802.1Q enthalten [17])
2,4GHz: 100 mW – in Deutschland und in der Schweiz[19], andere Länder haben hier andere Regelungen. So sind (z.B. in den USA) auch Karten mit 300 mW und mehr legal.
5GHz: Zwischen 25 mW und 4000 mW – je nach Frequenzband. In Europa ist TPC/DFS nach 802.11h für den Betrieb von WLANs nach 802.11a vorgeschrieben. Ohne DFS und TPC sind nur 200 mW und eingeschränktes Frequenzband für 802.11a in Deutschland zugelassen. Schweiz: 5,15–5,25 GHz und 5,25–5,35 GHz: 200 mW; 5,47–5,725 GHz: 1000 mW (entsprechend EN 301 893).[19]
802.11b und 802.11g sind zueinander kompatibel. Die 802.11g-Geräte arbeiten dann in einem Kompatibilitätsmodus, der es 802.11b-Geräten ermöglicht, einen durch ein 802.11g-Gerät belegten Kanal zu erkennen. Die effektive Geschwindigkeit wird dadurch reduziert.
Um einen gemeinsamen Zugriff von mehreren Geräten auf das Medium zu ermöglichen, wird innerhalb des 802.11-Standards verpflichtend der CSMA/CA-Mechanismus benutzt. Optional sind CSMA/CA RTS/CTS und CSMA/CA PCF.
Da bei Funkkommunikation eine höhere Fehlerrate auftritt, existiert bei 802.11 ein eigener Mechanismus zu Übertragungswiederholung. Bei einer korrekten Übertragung bestätigt der Empfänger die Datenübertragung, bei einer fehlerhaften Übertragung müssen die Daten erneut gesendet werden.
Die einzelnen Netze werden über ihre Netzwerknamen (Extended Service Set Identifier (ESSID), siehe Service Set Identifier) identifiziert.
störungsfreier Betrieb von nur einer bestimmten Anzahl an Netzwerken am selben Ort möglich, da effektiv nur drei oder vier brauchbare (kaum überlappende) Kanäle zur Verfügung stehen (Deutschland: Kanäle 1, 5, 9 und 13; Schweiz gemäß Empfehlung BAKOM 1, 7, 13;[19] USA 1, 6 und 11)
5-GHz-Band:
Vorteile:
deutlich höhere Übertragungsrate möglich
weniger genutztes Frequenzband, dadurch häufig störungsärmerer Betrieb möglich
höhere Reichweite, da mit 802.11h bis zu 1000mW Sendeleistung möglich – das überkompensiert die größere Dämpfung der höheren Frequenzen
Deutschland: 19 (bei BNetzA-Zulassung) nicht überlappende Kanäle
Nachteile:
stärkere Regulierungen in Europa: auf den meisten Kanälen DFS nötig; auf einigen Kanälen kein Betrieb im Freien erlaubt; falls kein TPC benutzt wird, muss die Sendeleistung reduziert werden
Ad-hoc-Modus wird von den meisten Geräten nicht unterstützt
Signal wird von Wänden schnell abgeschirmt
6-GHz-Band
Vorteile:
deutlich höhere Übertragungsrate möglich, besonders mit 320 MHz Kanalbandbreite
aufgrund der geringeren Reichweite und bisher geringen Adaption häufig störungsärmerer Betrieb möglich
nur zwei mögliche Kanäle mit der maximalen Bandbreite von 320 MHz im Spektrum möglich
TPC (Transmit Power Control) reduziert ähnlich wie bei Mobiltelefonen die Sendeleistung abhängig von der Notwendigkeit (guter Kontakt zwischen den Geräten = geringere Sendeleistung).
DFS (Dynamic Frequency Selection): Es wird selbstständig eine freie Frequenz gewählt, z.B. um das Stören von Radaranlagen zu vermeiden.
Weitere Standards zur Datenübertragung per Funk im Nahbereich wie HomeRF oder das von der ETSI geförderte HIPERLAN haben keine praktische Bedeutung erlangt.
Overview and Guide to the IEEE 802 LMSC.(PDF)In:ieee.org.IEEE Standards Association,September 2004,S.3,abgerufen am 20.Oktober 2017(englisch):„The project number, 802, was simply the next number in the sequence being issued by the IEEE for standards projects“
Generational Wi-Fi User Guide.(PDF)In:wi-fi.org.Wi-Fi Alliance,Oktober 2018,ehemalsimOriginal(nicht mehr online verfügbar);abgerufen am 13.März 2019(englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.wi-fi.org(Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
Guido R. Hiertz, Sebastian Max:Volle Packung – Wie die Verbesserungen von Wi-Fi 6 wirken. In: c’t. Nr.3, 2020, S.112 (heise.de[abgerufen am 14.Oktober 2020]).
Andreas Walter:Daten- und Sprachübertragung in Wireless Local/Personal Area Networks. Allgemein nutzbare Funktechniken und deren Anwendung. In: Handbuch der Telekommunikation. 140. Ergänzung. Deutscher Wirtschaftsdienst, 2010.