Hildesheimer Dom
Bedeutendes Kirchengebäude in Hildesheim Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Hildesheimer Dom, auch Hoher Dom zu Hildesheim oder Mariendom zu Hildesheim (offizielle Bezeichnung Hohe Domkirche St. Mariä Himmelfahrt), ist die Kathedrale des römisch-katholischen Bistums Hildesheim in Hildesheim. Er gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Vorromanik in Niedersachsen und ist eine der ältesten Bischofskirchen in Deutschland.
Der erste Dombau an dieser Stelle entstand 872 auf dem sogenannten Domhügel. Die Gebäude und Kunstschätze gehören seit 1985 gemeinsam mit der Michaeliskirche unter der Bezeichnung Dom und Michaeliskirche in Hildesheim zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das Gebäude mit seinem mächtigen Westbau und dem Vierungsturm ist durch überwiegend romanische und gotische Bauteile geprägt.
Nach Gründung der Diözese Hildesheim im Jahr 815 entstand zunächst eine Marienkapelle im Bereich der heutigen Apsis. Südlich benachbart ließ Bischof Gunthar eine der heiligen Cäcilia geweihte Basilika von bescheidenen Maßen mit zwei hohen Rundtürmen errichten, die als erste Dom- und Stiftskirche diente und die Gräber der ersten vier Bischöfe aufnahm. Von beiden Bauten sind nur Fundamentreste erhalten. Eine ältere Hildesheimer Pfarrkirche bestand möglicherweise schon zuvor mit der Kapelle des heiligen Stephanus neben dem Torbau am östlichen Zugang des Hellwegs, die auf Hildegrim von Chalons und sein Missionswirken in Ostsachsen zurückgehen könnte.[1]
Der Hildesheimer Mariendom wurde 872 unter Bischof Altfrid als dreischiffige Basilika auf Kreuzgrundriss mit einem zweistufigen Westbau errichtet. Das Innere gibt ein frühes Beispiel des Niedersächsischen Stützenwechsels. 1046 erlitt er schwere Brandschäden. Bischof Azelin beabsichtigte, weiter westlich einen größeren Neubau zu errichten, und ließ das Langhaus abtragen. Sein Nachfolger Hezilo gab den Neubauplan auf und baute wieder auf den alten Fundamenten unter Einbeziehung der noch vorhandenen Mauern. Bis zum 14. Jahrhundert erfolgten weitere tiefgreifende Bauveränderungen, ohne dass jedoch vom Grundriss der Basilika von Bischof Altfrid abgewichen wurde. Aus gotischer Zeit stammen die Seitenkapellen der Nord- und Südseite. Der Barockzeit entstammen der Vierungsturm sowie eine reich dekorierte Innenausstattung, die 1945 zerstört wurde. 1840 bis 1850 ersetzte man den baufällig gewordenen originalen Westbau durch eine neuromanische Doppelturmfront, die bis 1945 bestand.
Der den Dom umgebende Domhof lässt noch heute in den Umrissen die Struktur der bernwardinischen Domburg erkennen. In der Westverlängerung der Achse des Doms steht seit dem 11. Jahrhundert die fürstbischöfliche Residenz als Regierungszentrum des Hochstifts; sie war bis 1841 durch einen Bogengang mit dem Dom verbunden.
Die Hildesheimer Domschule, die ihre Räume im Kreuzgang hatte, war eine der bedeutendsten Bildungsanstalten des ottonischen und salischen Reiches. Die an ihr entstandene Dombibliothek besteht bis heute.
Bei den Luftangriffen auf Hildesheim im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom bis auf den Westbau, die südlichen Langhausarkaden und die Außenmauern völlig zerstört und musste nach dem Wiederaufbau als einziger Dom in Deutschland neu geweiht werden. Erhalten blieben die Krypta und die Laurentiuskapelle aus dem 11. Jahrhundert.
Das Sakralgebäude wurde zwischen 1950 und 1960 in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Dabei wurde wegen des hohen Zerstörungsgrades die barocke Innenraumkonzeption aufgegeben und eine Gestaltung angestrebt, die auf angenommene frühromanische Formen Bezug nimmt. Die von außen am ehesten sichtbare Maßnahme war, dass die von 1840 stammenden, neoromanischen oberen Geschosse und Flankentürme des Westbaus abgetragen wurden und, unter Anlehnung an den Westriegel des Doms zu Minden, für das der Hildesheimer Dom einstmals Modell stand, der alte Zustand rekonstruiert wurde. Auch das Portalhaus vor dem Westbau wurde um etwa die Hälfte abgetragen. Ansonsten blieb die äußere Erscheinung wie vor der Zerstörung, insbesondere wurde der barocke Vierungsturm rekonstruiert.
Der Wiederaufbau fand unter Verwendung einfachster Mittel statt. Weil Sandstein nach dem Krieg Mangelware war, wurde der Fußboden mit Marmor ausgelegt. Die Decken des Langhauses sowie der Seiten- und Kreuzschiffe wurden in Beton gegossen und von innen verbrettert, um den Eindruck von flachen Balkendecken zu erwecken. Die Innenmauern sowie die Mauern des Langhauses wurden mit Hohlziegeln bzw. Kalksandstein aufgemauert, von außen mit Natursteinmauerwerk, welches man aus den Trümmern gewann, verblendet und von innen glatt verputzt. Das Bodenniveau wurde um 60 cm erhöht, was besonders in den Seitenschiffen einen gedrungenen Raumeindruck zur Folge hatte. Die Säulen der nördlichen Langhausarkaden wurden aus Beton gegossen und die Pfeiler mit Sandstein verblendet.
Verzögernd wirkte sich insbesondere der „Hildesheimer Dombaustreit“ aus, weswegen die Fertigstellung und Neuweihe erst im Jahr 1960 stattfinden konnten. Dabei stritten sich das Bistum Hildesheim und das Land Niedersachsen um die Kosten des Wiederaufbaus, genauer um die Frage, ob Niedersachsen ein Rechtsnachfolger des Freistaates Preußen sei, der seinerzeit 1803 als Königreich Preußen im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses die Dombaulast übernommen hatte. Der Streit wurde 1957 durch einen Vergleich beigelegt.
Nach jahrelangen Vorplanungen begann, erstmals seit 1960, im Januar 2010 eine aufwendige Sanierung des Doms. Neben technischen und konservatorischen Maßnahmen wurden dabei auch gestalterische Änderungen durchgeführt. So wurde der Fußboden auf das ursprüngliche Niveau abgesenkt, der Hezilo- und der Thietmarleuchter erhielten ihre Plätze im Langhaus und im Hochchor zurück, und die Bernwardstür wurde bestimmungsgemäß mit der Bildseite nach außen hinter einem Vorraum eingehängt. Außerdem wurde eine Bischofsgruft geschaffen. In der ehemaligen St.-Antonius-Kirche und Teilen des Domkreuzgangs entstand am südlichen Querhausarm des Doms das neue Hildesheimer Dommuseum, das am 17. April 2015 eröffnet wurde.[2]
Am 10. Januar 2010 wurde der Dom geschlossen.[3] Während der Umbaumaßnahmen diente, wie schon in den Nachkriegsjahren, die Basilika St. Godehard als Bischofskirche. Die feierliche Wiedereröffnung des Doms fand am 15. August 2014 statt,[4] zugleich als Eröffnung des 1200-jährigen Bistumsjubiläums 2015. Der Dom war bis dahin die größte Kirchenbaustelle in Deutschland.
Neben der Domsanierung wurde auch zeitgleich der Domhof umgestaltet.
Bei Ausgrabungen während der Domsanierung ab 2010 wurden Fundamente der Marienkapelle aus dem frühen 9. Jahrhundert sowie westlich und südlich davon ein ebenso alter Friedhof gefunden. 20 Gräber und Überreste von Bestatteten wurden freigelegt, darunter im August 2012 das Skelett einer um 800 gestorbenen jungen Frau mit Glasperlen – den Resten eines Halsschmucks – und einem kleinen Messer als Grabbeigaben. Es handelt sich um die älteste so vollständig vorgefundene Bestattung im Hildesheimer Dom.[5]
Der Dom zu Hildesheim ist in der Grundstruktur eine dreischiffige romanische Basilika mit Querhaus. Das Mittelschiff und die Seitenschiffe des Langhauses sind durch jeweils neun Arkaden im typischen Niedersächsischen Stützenwechsel voneinander getrennt. An die Außenseiten der Seitenschiffe sind insgesamt neun gotische Seitenkapellen angefügt. Dem Langhaus ist an der Westseite ein sogenannter Westriegel vorgesetzt; östlich schließt an das Langhaus ein Querschiff an, dem an der Nordseite das sogenannte Nordparadies vorgebaut wurde. In der Achse des Mittelschiffes befindet sich an der Ostseite des Querschiffes das romanische Chorquadrat, das mit einer halbrunden Apsis abschließt. Unter der Vierung und dem Chorraum liegt die Krypta des Domes.
Der romanische Westbau ist vom Bautyp ein Sächsischer Westriegel. In der Geschichte des Doms wurde die Westfront mehrfach umgestaltet. Den ersten Westriegel ließ Bischof Godehard errichten. Mit den Wiederaufbau nach dem Brand von 1046 ließ Bischof Hezilo den Westriegel neu gestalten. Dieser diente den Westfassaden des Mindener Domes und später auch der neuromanischen Bernwardkirche in Hildesheim als Vorbild. Westlich des Westbaus befanden sich die Simon-und-Judas-Kapelle und die Kapelle des hl. Bernward, südlich die Sylvesterkapelle. Aus der Barockzeit stammte ein bekrönender Dachreiter.
Der Westriegel aus der Zeit Hezilos wurde 1840 aufgrund von Rissen im Mauerwerk abgerissen und durch einen doppeltürmigen, neuromanischen Westbau nach dem Vorbild der Hildesheimer Godehardikirche ersetzt. Diese Westfassade hatte bis zum 22. März 1945 Bestand. Beim Wiederaufbau des Doms nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der neuromanische Westbau nach dem Vorbild des Hezilo-Domes umgestaltet, wodurch sich das heutige Bild ergibt. Westlich des Riegels befindet sich eine Vorhalle mit der Bernwardstür, außerdem beherbergen die oberen Geschosse des Westbaus das 12-stimmige Geläut des Doms.
Das gotische Nordparadies wurde 1412 als repräsentativer stadtseitiger Zugang zum Dom vor der Nordfassade des Querhauses errichtet. Östlich an das Nordparadies grenzt die Steinbergkapelle. Sie beherbergt Reste von Wandmalereien, die wahrscheinlich die Dompatrone und weitere Heilige darstellen. Sowohl das Nordparadies als auch die Steinbergkapelle blieben von den Zerstörungen durch den Bombenangriff auf Hildesheim am 22. März 1945 verschont. Im Obergeschoss des Nordparadieses befindet sich der ehemalige Godehardichor; er wird heute als Proberaum für die Dommusik verwendet.
Der erste Vierungsturm des Hildesheimer Domes bestand aus einer hölzernen Konstruktion. Diese wurde 1150 unter Bischof Bernhard I. durch einen dreistöckigen Turm aus Stein ersetzt. Der heutige Vierungsturm ist eine Rekonstruktion des barocken Turmes, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Der Kreuzgang des Hildesheimer Domes umschließt mit seinen drei Flügeln die Ostapsis des Domes. Er ist einer der wenigen Kreuzgänge in Deutschland, die ein Obergeschoss haben. Zentral im Innenhof wurde 1321 die Annenkapelle als Ort für Gedenkfeiern errichtet. Sie ist der erste rein gotische Kirchenbau in Hildesheim. Das obere Geschoss des Kreuzgangs ist über das Dommuseum für die Öffentlichkeit zugänglich. Zuvor war er nur zu besonderen Anlässen geöffnet. Die Annenkapelle umgibt der sogenannte Annenfriedhof. An den Kreuzgang grenzt im Norden die ehemalige Domschule (heute das Domfoyer) und eine kleine Kapelle mit einer Glas-Skulptur, die an die Zerstörung des Domes im Zweiten Weltkrieg erinnert, im Osten der Godehard-Saal und im Süden die Laurentiuskapelle (heute Sakramentskapelle mit Tabernakel) und die ehemalige Antoniuskirche (heute Teil des Dommuseums).
Die 872 erbaute und in den nachfolgenden Jahrhunderten mehrfach umgestaltete Krypta des Domes ist eine der ältesten in Deutschland. Um die Krypta befand sich eine Umgangskrypta von 872, wovon nur die beiden Eingänge übrig geblieben sind. Sie ist unter der Vierung und dem Chor des Domes gelegen und hat eine Grundfläche von 251 m² sowie eine Höhe von ca. 3 m. An der Stelle der Krypta befand sich zunächst die von Ludwig dem Frommen erbaute Marienkapelle aus der Zeit um 815. Heute sind in der Krypta der Godehardschrein, ein Altar, eine Marienstatue und das Hildesheimer Gründungsreliquiar aufgestellt. Durch ein Fenster an der Ostseite können die Wurzeln des Rosenstocks betrachtet werden.
An das westliche Ende der Krypta schließt sich die im Zuge der Sanierung von 2010 bis 2014 neu geschaffene Bischofsgruft des Domes an. Sie hat 24 Grabstellen, von denen derzeit drei belegt sind. Bisher beigesetzt wurden hier Joseph Godehard Machens, Heinrich Maria Janssen und Josef Homeyer. An der Westwand der Gruft ist ein romanisches Kruzifix angebracht; zentral im Raum ist das bei den Ausgrabungen aufgefundene Grab des Hildwin aufgestellt.
An die Nord- und Südseite des Langhauses sind die gotischen Seitenkapellen angefügt.
Im Norden befinden sich von Westen nach Osten die Georgskapelle, die Kapelle der Zehntausend Märtyrer und die Matthäuskapelle. Die Matthäuskapelle bietet seit der Sanierung von 2010 bis 2014 Raum für die Chöre des Hildesheimer Dommusik, zudem ist hier die Chororgel aufgestellt. In der Märtyrerkapelle befinden sich zwei Beichtstühle.
An der Südseite des Langhauses befinden sich die Barbarakapelle, Vinzenz- und Anastasiuskapelle, Elisabethkapelle und die Immaculatakapelle. Die Barbarakapelle beherbergt den einzigen nahezu komplett erhaltenen Altar der barocken Domausstattung; das Altarbild zeigt den Stifter zusammen mit den Dompatronen. In der Vinzenz- und Anastasiuskapelle befindet sich eine Vitrine, in der barocke Gefäße für die Heiligen Öle aufbewahrt werden. In der Elisabethkapelle wird zu Weihnachten die Krippe des Domes aufgestellt.
Die Ausstattung des Hildesheimer Domes ist über Jahrhunderte gewachsen. Weltberühmt und Teil des UNESCO-Welterbes sind die Bronzegüsse aus der Zeit von Bischof Bernward (993–1022):
Weitere Kunstwerke im Dom sind:
Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entstanden sind ein moderner Tabernakel von der Goldschmiedin und Benediktinerin Lioba Munz, der heute in der Anbetungskapelle aufgestellt ist, ein Fenster im Scheitel der Chorapsis, welches Maria als Apokalyptisches Weib zeigte, und ein Mosaik in der Kalotte der Chorapsis, das an die Kriegszerstörung Hildesheims erinnerte und den apokalyptischen Weltbrand zum Motiv hatte. Über dem Mosaik stand das Psalmwort Ps 104,30 EU Et renovabis faciem terrae, alleluia – Und du erneuerst das Antlitz der Erde, Halleluja. Die beiden letztgenannten Kunstwerke wurden im Rahmen der Sanierung 2010–2014 nicht in die heutige Domausgestaltung übernommen.
Einige ehemalige Ausstattungsstücke des Domes und zahlreiche liturgische Geräte und Reliquiare bilden den Bestand des Dommuseums. Dazu gehören:
Außerhalb des Domes befinden sich:
Die Geschichte der Orgeln im Hildesheimer Dom lässt sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Bereits 1378 gab es im Nordschiff, oberhalb der Kapelle der Heiligen Drei Könige, eine Orgel. Dieses Instrument wurde im 15. Jahrhundert auf den Godehardichor über dem Nordparadies versetzt und 1713 veräußert.
Die erste große Orgel wurde von Conrad Abtt (Minden) vermutlich in den Jahren 1616/1617 erbaut. Das Instrument hatte 31 Register auf zwei Manualen und Pedal. Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Instrument mehrfach umgebaut und erweitert. 1909 baute Furtwängler & Hammer (Hannover) unter Beibehaltung des Prospektes von 1617 eine neue Orgel mit 54 Registern auf drei Manualen und Pedal. Dieses Instrument wurde am 22. März 1945 bei einem Bombenangriff zerstört.
Im Zuge des Wiederaufbaus des Domes erbaute Franz Breil (Dorsten) 1960 eine neue Orgel mit 52 Registern auf vier Manualen und Pedal, die unter anderem drei horizontale Zungenregister („Spanische Trompeten“) im Prospekt erhielt. 1989 wurde das Instrument durch die Firma Klais (Bonn) umgebaut und auf 66 Register erweitert.[10]
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Im Zuge der Renovierung des Domes erbaute Orgelbau Romanus Seifert & Sohn (Kevelaer) 2013/14 unter Wiederverwendung von Teilen des Vorgängerinstrumentes (darunter mehrere Windladen, 56 Register und das Chassis des Spieltisches) eine neue Hauptorgel mit 77 Registern auf vier Manualen und Pedal. Zusätzlich entstand eine neue Chororgel mit 16 Registern im linken Seitenschiff.[11]
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Zur Begleitung des Chores, der nun im vorderen Bereich des Domes an der liturgischen Gestaltung mitwirkt, wurde im linken Seitenschiff eine Chororgel mit 16 Registern erbaut. Sie verfügt über keinen eigenen Spieltisch, kann aber sowohl vom Spieltisch der Hauptorgel als auch vom beweglichen Spieltisch im Kirchenschiff aus gespielt werden. Der Spieltisch der Hauptorgel hat mechanische Spiel- und elektrische Registertrakturen; die Koppeln IV-II und I-II sind wahlweise mechanisch oder elektrisch. Der fahrbare elektrische Generalspieltisch im Kirchenschiff hat zusätzlich „Äquallage ab“-Schalter für jedes Teilwerk sowie eine elektrisch höhenverstellbare Pedalklaviatur. Beide Spieltische verfügen unter anderem über ein BUS-System mit frei editierbaren und dynamischen Koppeln sowie Midi- und Aufnahmefunktion.[12][13]
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Bis zum Zweiten Weltkrieg verfügte der Dom über 16 Läute- und Uhrschlagglocken. Die Basis des Vorkriegsgeläuts bildeten fünf große Glocken mit den Schlagtönen fis0, a0, cis1, fis1, gis1.
Von dem Vorkriegsgeläut haben zwar neun Klangkörper den Krieg überstanden; die große Godehardsglocke im Westturm wurde bei einem Luftangriff so stark beschädigt, dass sie nicht mehr läutbar war. Die Bernwardsglocke befand sich auf dem Glockenfriedhof in Hamburg, war allerdings beim Transport dorthin irreparabel beschädigt worden.
Für eine Wiederverwendung standen insgesamt zwei Klangkörper zur Verfügung: Zum einen die historische Apostolica-Glocke aus dem Jahre 1765 von dem Gießer Johann Martin Roth (Mainz), die in das neu zu schaffende Domgeläut integriert werden sollte, sowie eine weitere historische Glocke, die Nikolaus-Glocke aus dem Jahre 1766, von dem Glockengießer Johann Martin Roth (Mainz), die zunächst in den Vierungsturm gehängt wurde, und zuletzt bis 2010 im Nordparadies ausgestellt war.[14]
Nr. |
Name |
Gussjahr |
Gießer |
∅ (mm) |
Masse (kg) |
Nominal (16tel) |
Inschrift | Anmerkung |
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I | Cantabona (Maria) | 1875 | Carl Louis Hermann Große | ? | 8415 | fis0 | JOHANN MARTIN ROTH CHVRMAYNTZISCHER ARTILLERIE OBERLIEVTENANT HAT VNS GEGOSSEN IN HILDESHEIM, ANNO 1765. – MARIAE DE IPARAE PATRONAE H VIVSECCLES IAE ET PATRIAE | Umgegossen von der 1765 gegossene Marienglocke durch Johann Martin Roth aus Mainz. |
II | Apostolica | 1765 | Johann Martin Roth, Mainz | 1946 | 4895 | a0 | JOHANN MARTIN ROTH VON MAINTZ HAT MICH GEGOSSEN IN HILDESHEIM ANNO 1765. – APOSTOLIs PETRO ET PAVLO COM PATRONIS HILDESIENSIB VS. | Wiederverwendet in das neue Geläute von 1960. Umgestimmt auf as0. siehe unten |
III | Godehard | ? | ? | cis1 | SANCTO GODEHARDO PRÄESVLI HILDESIENSI ET PATRONO TVTELARI. | |||
IV | Bernward | ? | ? | fis1 | DIVO BERVARDO EPISCOPO HILDESIENSI AC PATRONO. | |||
V | Nikolaus | 1766 | 950 | 550 | gis1 | SANCTO NICOLAO EPISCOPO, DEFENSORI FIDEI CATHOLICAE IN NECESSITATE OPITVLATORI. |
Nach dem Zweiten Weltkrieg war geplant, ein 12-stimmiges Domgeläut zu schaffen, mit sechs großen Glocken im Westturm, und sechs kleine(re)n Glocken im Vierungsturm (geplante Schlagtöne: g1, b1, c2, es2, f2 und g2).
Realisiert wurde jedoch zunächst nur ein sechsstimmiges Geläut. Im Jahre 1960 goss der Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling (Heidelberg) fünf neue Glocken, die – zusammen mit der historischen Apostolica-Glocke aus dem Jahre 1765 als zweittiefster Glocke – im Westturm untergebracht wurden. Auf der unteren Glockenstube des Turms hingen die drei tontiefsten (Glocken 1–3), in der darüber liegenden Glockenstube die kleineren drei (Glocken 4–6). Das neue Geläut wurde – in Abstimmung mit den Glocken der umgebenen Kirchen – einen Halbton tiefer angelegt als das ursprüngliche Geläut. Daher musste die Apostolica-Glocke in Anpassung an die neuen Glocken einen Halbton tiefer gestimmt werden.
Da im Zweiten Weltkrieg sämtliche Uhrschlagglocken zerstört worden waren, wurden nun die Viertelstundenschläge von Glocke Nr. 5 geschlagen, der Stundenschlag von Glocke Nr. 4, und der Angelusschlag von Glocke Nr. 1. Glocke Nr. 6 diente als Angelusglocke.
Im Zuge der Restaurierung des Domes in den Jahren 2010–2014 wurde das Geläut um sechs Glocken auf ein 12-stimmiges Geläut erweitert, wie es zu Beginn der 1960er-Jahre geplant war. Allerdings wurde von der damals geplanten Tonfolge geringfügig abgewichen. Die neuen Domglocken sind nach Glaubenszeugen benannt, die im Bistum Hildesheim besondere Verehrung genießen. So erinnert die Glocke 8 an Bischof Altfrid, einen der bedeutendsten Bischöfe des Bistums Hildesheim, der den Dom auf dem heute noch bestehenden Grundriss erbaute. Mit Glocke 9 wird an Hedwig von Schlesien erinnert, Patronin der Heimatvertriebenen, von denen viele nach dem Zweiten Weltkrieg ins Bistum Hildesheim kamen und es entscheidend prägten. Martin von Tours (Glocke 7) repräsentiert das Eichsfeld. Niels Stensen als Weihbischof in Hannover und Edith Stein als Studentin in Göttingen (Glocken 11 und 12) haben im heutigen Bistumsgebiet gelebt und gewirkt. Der irische Märtyrerbischof Oliver Plunkett (Glocke 10) wird besonders in Lamspringe verehrt, wo seine Gebeine ruhen.[15]
Im Jahr 2013 wurde der alte Glockenstuhl in der oberen Glockenstube abgebaut und durch einen neuen Glockenstuhl aus Eichenholz ersetzt. Er nimmt die sechs neuen Glocken auf und beherbergt zudem einen Teil des vorhandenen Geläuts. In der unteren Glockenstube wurden die tontiefsten Glocken aufgehängt.[16]
Am 16. November 2013 wurden die neuen Glocken von der Glockengießerei Bachert (Karlsruhe) gegossen.[17][18] Die feierliche Glockenweihe vollzog Bischof Norbert Trelle vor dem Dom am 14. Mai 2014.[19] Erstmals erklang das volle Geläut bei der Wiedereröffnung des Domes am 15. August 2014.[20]
Seit 2015 findet am 14. August, dem Vorabend zum Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel, ein einstündiges Glockenkonzert mit allen 12 Glocken statt.[21][22][23]
Das Hildesheimer Domgeläut ist mit einer Anzahl von zwölf Glocken und einem Gesamtgewicht von 24,724 Tonnen das glockenreichste Geläut Hildesheims sowie das größte (neben dem Geläut des Braunschweiger Doms) und schwerste Kirchengeläut Niedersachsens.
Nr. | Name | Gussjahr | Gießer, Gussort | Ø (mm) |
Masse (kg) |
Schlagton | Inschrift | Glockenstuhl |
1 | Cantabona (Maria) | 1960 | Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg | 2315 | 8686 | f0 +5 | CANTATE DOMINO CANTICUM NOVUM QUIA MIRABILIA FECIT SANCTA MARIA CANTA BONA NOBIS! – Auxilio Matris D.N.J.Ch. confidens me fudit F.W. Schilling Heidelbergensis Anno Domini MCMLIX („Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er hat Wunderbares getan. Heilige Maria, singe uns gute Botschaft! Im Vertrauen auf die Hilfe der Mutter unseres Herrn Jesus Christus hat mich F.W. Schilling aus Heidelberg im Jahre des Herrn 1959 gegossen.“) |
Westriegel, unten |
2 | Apostolica | 1765 | Johann Martin Roth, Mainz | 1946 | 4895 | as0 +5 | Johann Martin Roth von Maintz hat mich gegossen in Hildesheim Anno 1765, APOSTOLIS PETRO ET PAULO COMPATRONIS HILDESIENSIBUS („Den Mitpatronen Hildesheims, den Aposteln Petrus und Paulus“) | |
3 | Bernward | 1960 | Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg | 1699 | 3366 | b0 +4 | SIT PIA PAX ET VOS AMEN CANITE SANCTE BERNWARDE ORA PRO NOBIS („Heiliger Friede möge sein, und ihr singt das Amen dazu. Hl. Bernward, bitte für uns!“) | |
4 | Godehard | 1502 | 2278 | c1 +4 | STERNE RESISTENTES/STANTES REGE/TOLLE JACENTES. SANCTE GODEHARDE ORA PRO NOBIS („Stürze die Trotzenden/Regiere die Stehenden/Erhebe die Liegenden. Heiliger Godehard, bitte für uns!“) | Westriegel, oben | ||
5 | Epiphanius | 1258 | 1343 | es1 +6 | EPIPHANIUS PACIFICATOR PATRONUS EPIPHANIAM DOMINI NUNTIAT. SANCTE EPIPHANI PRECARE PRO NOBIS („Epiphanius, der Friedensstifter, kündet als Schutzherr die Erscheinung des Herrn. Heiliger Epiphanius, bitte für uns!“) | |||
6 | Cäcilia | 1156 | 1068 | f1 +4 | CANTANTIBUS ORGANIS CAECILIA DOMINO DECANTABAT! SANCTA CAECILIA ADJUVA NOS („Unter dem Klang der Orgel sang Cäcilia das Lob des Herrn. Heilige Cäcilia, erflehe uns Hilfe!“) | |||
7 | Martin von Tours | 2013 | Bachert, Karlsruhe | 1076 | 917 | g1 +3 | HIC EST FRATRUM AMATOR + QUI MULTUM ORAT PRO POPULO („Das ist der Freund seiner Brüder, der viel für das Volk betet“) SANCTE MARTINE + ORA PRO NOBIS („Heiliger Martin, bitte für uns“) | |
8 | Altfrid | 1009 | 767 | as1 +6 | INTERCESSIONE SANCTI EPISCOPI ALTFRIDI SUFFULTA + DIOECESIS NOSTRA FIRMA IN FIDE MANEAT („Unterstützt durch die Fürsprache des heiligen Bischofs Altfrid, bleibe unser Bistum fest im Glaube“) | |||
9 | Hedwig | 896 | 521 | b1 +6 | BEATAE HEDVIGIS INTERCESSIO TRIBUAT POPULIS POLONIAE ET GERMANIAE CAELESTE SUBSIDIUM („Die Fürsprache der seligen Hedwig erwirke den Völkern Polens und Deutschlands himmlischen Beistand“) | |||
10 | Oliver Plunkett | 792 | 357 | c2 +5 | PROBASTI NOS + DEUS + ET EDUXISTI NOS IN REFRIGERIUM („Du hast uns versucht, Gott, aber Du hast uns hinausgeführt und erquickt“) SANCTUS OLIVERUS PLUNKETT + RECONCILIATIONIS EXEMPLUM + EPISCOPUS ET MARTYR + ADIUVET NOS („Der heilige Oliver Plunkett, Vorbild der Versöhnung, Bischof und Märtyrer, helfe uns“) | |||
11 | Niels Stensen | 733 | 294 | es2 +7 | PULCHRA QUAE VIDENTUR + PULCHRIORA QUAE SCIUNTUR + LONGE PULCHERRIMA QUAE IGNORANTUR („Schön ist, was wir sehen, schöner, was wir wissen, am allerschönsten, was wir nicht begreifen“) BEATE NICOLAE STENSEN + ORA PRO NOBIS („Seliger Niels Stensen, bitte für uns“) | |||
12 | Edith Stein | 671 | 232 | f2 +6 | CRUX EXALTATUR + UT CAELUM OSTENDAT („Das Kreuz ragt empor und weist nach oben“) SANCTA TERESIA BENEDICTA A CRUCE + ORA PRO NOBIS („Heilige Teresia Benedicta vom Kreuz, bitte für uns“) | |||
– | Nikolaus | 1766 | Johann Martin Roth, Mainz | 950 | 550 | as1 +2 | SANCTO NICOLAO EPISCOPO, DEFENSORI FIDEI CATHOLICAE IN NECESSITATE OPITULATORI. („Dem Heiligen Bischof Nikolaus, dem Verteidiger des katholischen Glaubens und Wohltäter in der Not“) | – |
Weithin bekannt ist das Kirchengebäude für den „Tausendjährigen Rosenstock“, der außerhalb des Dombaus, an der Außenwand der Apsis, im Innenhof des Kreuzgangs wächst. Das exakte Alter der Rose (Rosa canina L.) lässt sich nicht genau bestimmen. Kontinuierlich bezeugt ist der heutige Rosenstock seit mindestens vierhundert Jahren. Jedenfalls gilt sie als die älteste lebende Rose weltweit.
Die Rosenstock-Legende nennt das Datum 815. Damals, so wird erzählt, habe Kaiser Ludwig der Fromme auf der Jagd mitten im Wald eine Messe lesen lassen, wobei das mitgeführte Marien-Reliquiar am Zweig einer Wildrose aufgehängt wurde. Nach der Messe sei es von dem Zweig nicht mehr zu lösen gewesen. Darin habe der Kaiser das Zeichen gesehen, hier – und nicht, wie geplant, in Elze – das neue Bistum zu gründen und es der Gottesmutter Maria zu weihen, deren Symbol die Rose ist.
Während des Zweiten Weltkrieges beschädigten Spreng- und Brandbomben den Dom und die Apsis mit dem Rosenstock am 22. März 1945. Von der Rose blieb unter den Trümmern nur ein verkohlter Stumpf stehen, und man dachte, nun sei das Ende der berühmten Rose gekommen. Doch die Wurzeln der Rose waren weitestgehend unbeschädigt. Schon im Frühjahr 1945 entwickelten sich 20 neue Triebe. Die ersten Blüten zeigten sich 1947, wenn auch erst in geringer Zahl. 1948 belief sich die Anzahl der Blüten schon auf 122. Seither werden die sich neu zweigenden Äste der „Tausendjährigen Rose“ – wie bereits vor der Zerstörung – mit kleinen Blechschildern mit dem Jahr gekennzeichnet, in dem sie neu gewachsen sind. Als die Hildesheimer Bevölkerung sah, dass der Rosenstrauch neue Triebe entwickelte, nahm sie das als Zeichen des guten Neuanfangs, und die Bedeutung der Rose als ein Wahrzeichen der Stadt verstärkte sich.
Am südwestlichen Eingang befindet sich das „Teufelshorn“ des Domes, eine hornförmige bräunliche Verfärbung in einem Sandsteinblock, um die sich mehrere Sagen ranken.[24]
Der Dom liegt am mittlerem, westlichen Rand des historischen Stadtkerns von Hildesheim auf dem Domhügel. Über die Nordseite wird das Langhaus durch das nordwestliche Portal und dem Nordparadies betreten und in der Südseite über das südwestliche und südöstliche Portal. Südöstlich der Kirche schließt sich das Bischöfliche Gymnasium Josephinum an. Westlich des Domes befindet sich das Generalvikariat des Bistums. Nach Nordosten erreicht man über Seiteneingänge das Stadtzentrum und im Nordwesten über das Paulustor das Michaelisviertel. Im Südosten des Domes erreicht man über die Stinekenpforte das Fachwerkviertel am südlichen Altstadtrand.
Unweit westlich des Domes befindet sich das Roemer- und Pelizaeus-Museum und im Nordwesten die Kirchen St. Michaelis und St. Magdalenen. Im Nordosten befindet sich das Niedersächsisches Landesamt für Soziales, Jugend und Familie und die Kirche St. Andreas und im Osten das Arbeitsgericht und die Kirche Heilig Kreuz. Südlich des Domes befindet sich das St. Bernward Krankenhaus und die Kirche St. Godehard.
1985 wurde der Hildesheimer Dom mit der Michaeliskirche durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Drei Kriterien für die Aufnahme in die Welterbeliste wurden als erfüllt angesehen:[25]
Vor 2014 brüteten Turmfalken am Dom.[26] Seit 2014 brütete ein Uhupaar am Dom.[27][28]
Architektur und Baugeschichte
Ausstattung
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