Hamburg-Wilhelmsburg
Stadtteil von Hamburg im Bezirk Hamburg-Mitte Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wilhelmsburg ist ein Stadtteil im Bezirk Hamburg-Mitte der Freien und Hansestadt Hamburg. Er ist der flächenmäßig größte Stadtteil Hamburgs. Bis zum 29. Februar 2008 gehörte Wilhelmsburg zum Bezirk Harburg.[1]
Wilhelmsburg Stadtteil von Hamburg | |
---|---|
Koordinaten | 53° 29′ 42″ N, 10° 0′ 40″ O |
Fläche | 35,3 km² |
Einwohner | 54.662 (31. Dez. 2023) |
Bevölkerungsdichte | 1548 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 20539, 21107, 21109 |
Vorwahl | 040 |
Bezirk | Hamburg-Mitte |
Verkehrsanbindung | |
Autobahn | |
Bundesstraße | |
S-Bahn | |
Bus | 13, 151, 152, 154,155, 156, 252, 351, 355, 640 |
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein |
Wilhelmsburg liegt – zusammen mit den Stadtteilen Steinwerder, Kleiner Grasbrook und Veddel – im „Stromspaltungsgebiet“ zwischen den beiden großen Elbarmen Norderelbe und Süderelbe-Köhlbrand. Volkstümlich werden diese Gebiete oft als eine große zusammenhängende Elbinsel betrachtet und bezeichnet, tatsächlich bestehen sie aber aus einer Vielzahl kleinerer Inseln.
Der Stadtteil Wilhelmsburg umfasst neben der gleichnamigen Hauptinsel, die ihrerseits im 18. Jahrhundert durch Eindeichung aus mehreren kleinen Inseln (Stillhorn, Georgswerder, Moorwerder) entstand, außerdem die Insel Hohe Schaar und einen Teil der Insel Neuhof.
Wilhelmsburg grenzt im Norden an die Stadtteile Steinwerder, Kleiner Grasbrook und Veddel, im Osten an Rothenburgsort, Spadenland und Ochsenwerder, im Süden an Neuland, Harburg und Heimfeld sowie im Westen an Moorburg und Altenwerder. Ganz im Südosten, an der Bunthäuser Spitze, grenzt Wilhelmsburg zudem an die niedersächsische Gemeinde Seevetal.
Das Gesamtgebiet zwischen Norder- und Süderelbe/Köhlbrand umfasst etwa sieben mal sieben Kilometer, also gut 50 Quadratkilometer. Davon entfallen rund 35 Quadratkilometer auf den Stadtteil Wilhelmsburg, die gleichnamige Hauptinsel ist etwa 25 Quadratkilometer groß.
Wilhelmsburg hat aufgrund seiner Geschichte kein gewachsenes Zentrum, sondern teilt sich in sehr unterschiedliche und zum Teil weit voneinander entfernte Bereiche:
Die Elbinsellandschaft entstand am Ende der Weichsel-Kaltzeit vor etwa 11.700 Jahren, als die letzten holsteinischen Gletscher abschmolzen und zwischen den Geesträndern im Norden und Süden des heutigen Hamburger Stadtgebietes ein Meer von kleinen und größeren Insel hinterließen. Menschen siedelten hier seit dem 14. Jahrhundert – von Spadenland in den Vierlanden kommend – zunächst auf Warften oder Wurten, künstlichen Erdhügeln, die so vor Hochwasser geschützt waren. Sommerdeiche schützten die Felder.[2] 1672 erwarb Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Celle drei große Elbinseln, die durch Verbindungsdeiche miteinander verbunden wurden und fortan den Namen „Wilhelmsburg“ trugen; eine um 1500 erbaute kleine Wasserburg wurde zur Wasserburg Wilhelmsburg. Die Georg-Wilhelm-Straße erinnert an den einstigen Gründer.
Nach der Annexion des Unterelbegebiets durch Frankreich war Wilhelmsburg zwischen 1811 und 1814 ein Kanton im Arrondissement Hambourg des Departements der Elbemündung, danach wieder Teil des Königreiches Hannover, das nach der Niederlage im Deutschen Krieg 1866 zur preußischen Provinz wurde.
Nach dem Beitritt Hamburgs zum Deutschen Zollverein 1888 und dem damit verbundenen Ausbau des Hamburger Hafens entstanden auch auf preußischer Seite zahlreiche neue Hafenbecken, Kanäle, Straßen und Brücken, Fabriken und Mietskasernen, ein Güterbahnhof, die Wilhelmsburger Industriebahn und das Reiherstiegviertel als hafennahes Arbeiterwohngebiet. Der erste industrielle Großbetrieb war die Hamburger Wollkämmerei, die schon 1890 etwa 1000 Beschäftigte hatte. Fast die Hälfte davon waren Einwanderer aus Westpreußen und Posen.[3]
1925 wurde Wilhelmsburg aus dem Landkreis Harburg herausgelöst und zum Stadtkreis (kreisfreie Stadt) erhoben. 1927 wurde es mit dem benachbarten Harburg zur Großstadt Harburg-Wilhelmsburg vereinigt. Durch das Groß-Hamburg-Gesetz wurde Harburg-Wilhelmsburg mit Wirkung vom 1. April 1937 zunächst als Stadt dem Land Hamburg eingegliedert und 1938 auch formell eingemeindet. Von April 1943 bis März 1945 bestand am Blumensand auf der Hohen Schaar das Arbeitserziehungslager Langer Morgen.
1951 wurde Wilhelmsburg Stadtteil des Bezirkes Harburg. Von der Sturmflutkatastrophe 1962 wurde die Elbinsel besonders schwer getroffen: von 315 Todesopfern in ganz Hamburg waren allein 222 in Wilhelmsburg zu beklagen, vor allem im Reiherstiegviertel und einer Behelfsheimsiedlung am Klütjenfelder Hauptdeich.[4][5]
Am 1. März 2008 wurde Wilhelmsburg aus dem Bezirk Harburg ausgegliedert und dem Bezirk Hamburg-Mitte zugeordnet.[1][6]
Wilhelmsburg zählt zu den weniger wohlhabenden Hamburger Stadtteilen. Die durchschnittlichen jährlichen Einkünfte pro Steuerpflichtigem betrugen hier im Jahre 2013 etwa 21.890 Euro (Hamburger Durchschnitt: 39.054 Euro)[13].
Die folgende Übersicht zeigt die Volkszählungsergebnisse der Gemeinde Wilhelmsburg nach dem jeweiligen Gebietsstand. Mit der Vereinigung mit der damaligen Stadt Harburg 1927 zu Harburg-Wilhelmsburg überschritt die Einwohnerzahl der Gemeinde die Grenze von 100.000 und machte sie zur Großstadt. Bei der Zählung am 16. Juni 1933 hatte die Stadt 112.593 Einwohner. Seit dem 1. Januar 1938 ist sie Teil der Stadt Hamburg. Die Einwohnerzahlen beziehen sich ab 1890 auf die „ortsanwesende Bevölkerung“ und ab 1925 auf die Wohnbevölkerung.
Im Jahr 2016 waren 20,9 % der Bevölkerung jünger als 18 Jahre (Hamburg: 16,2 %), 60,4 % hatten einen Migrationshintergrund, unter den Jugendlichen lag diese Zahl bei 78,9 % (Hamburg: 34,1 bzw. 50,4 %).[14]
Stichtag Jahr | Einwohner |
---|---|
1. Dezember 1890 | 8.800 |
2. Dezember 1895 | 12.772 |
1. Dezember 1900 | 16.640 |
1. Dezember 1905 | 22.359 |
1. Dezember 1910 | 28.225 |
1. Dezember 1916 | 26.369 |
5. Dezember 1917 | 25.380 |
8. Oktober 1919 | 28.402 |
16. Juni 1925 | 32.517 |
Jahr | 1987 | 1988 | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 |
Einwohner | 44.047 | 44.477 | 45.636 | 46.686 | 46.876 | 47.523 | 47.729 | 47.670 | 47.772 | 47.604 | 47.256 | 46.280 | 46.110 |
Jahr | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 |
Einwohner | 46.125 | 47.180 | 47.857 | 47.847 | 48.322 | 48.957 | 49.132 | 49.803 | 50.091 | 50.472 | 50.731 | 51.171 | 52.372 |
Jahr | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 |
Einwohner | 52.892 | 53.764 | 55.074 | 54.169 | 54.068 |
Für die Wahl zur Bürgerschaft gehört Wilhelmsburg zum Wahlkreis Billstedt – Wilhelmsburg – Finkenwerder. Die Bürgerschaftswahlen seit 1966 führten zu folgenden Ergebnissen:
Bürgerschaftswahl | SPD | Linke1) | Grüne2) | AfD | CDU | FDP | Übrige |
---|---|---|---|---|---|---|---|
2020 | 44,6 % | 17,7 % | 17,4 % | % | 6,3% | 5,9% | 1,9% | 6,2
2015 | 48,2 % | 14,8 % | 11,3 % | % | 6,8% | 9,0% | 3,7% | 6,2
2011 | 53,2 % | 10,8 % | % | 8,1– | 15,3 % | % | 3,4% | 9,2
2008 | 43,6 % | % | 8,7% | 5,6– | 35,6 % | % | 2,6% | 4,8
2004 | 35,5 % | – | % | 6,1– | 43,0 % | % | 1,613,8 %3) |
2001 | 36,2 % | % | 0,3% | 3,4– | 19,1 % | % | 2,138,9 %4) |
1997 | 41,8 % | % | 0,4% | 6,7– | 25,6 % | % | 1,823,7 %5) |
1993 | 47,7 % | – | % | 7,2– | 17,5 % | % | 2,425,2 %6) |
1991 | 59,4 % | % | 0,2% | 3,3– | 28,0 % | % | 2,6% | 6,5
1987 | 58,4 % | – | % | 3,6– | 33,5 % | % | 2,9% | 1,6
1986 | 55,7 % | – | % | 5,8– | 34,3 % | % | 2,3% | 1,9
Dez. 1982 | 65,7 % | – | % | 3,9– | 28,3 % | % | 1,3% | 0,8
Juni 1982 | 56,3 % | – | % | 4,9– | 33,3 % | % | 3,5% | 2,0
1978 | 66,7 % | – | % | 2,1– | 26,5 % | % | 2,5% | 2,2
1974 | 60,5 % | – | – | – | 29,0 % | % | 7,1% | 3,4
1970 | 68,0 % | – | – | – | 24,1 % | % | 3,2% | 4,7
1966 | 72,4 % | – | – | – | 21,5 % | % | 3,3% | 2,8
1) 1991 und 1997 als PDS/Linke Liste, 2001 als PDS.
2) 1978 als Bunte Liste – Wehrt Euch, 1982 bis 2011 als GRÜNE/GAL.
3) Darunter 8,2 % für ProDM/Schill.
4) Darunter 34,9 % für die Schill-Partei.
5) Darunter 10,9 % für die DVU.
6) Darunter 11,6 % für die Republikaner und 5,5 % für die Statt Partei.
Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat für den Bereich der Stadtteile Wilhelmsburg, Kleiner Grasbrook, Steinwerder und Veddel den Regionalausschuss Wilhelmsburg-Veddel eingesetzt.
Für die Bundestagswahl gehört Wilhelmsburg zum Wahlkreis Hamburg-Bergedorf – Harburg. Bei den Bezirksversammlungswahlen ist der Stadtteil auf die Wahlkreise „Veddel, Wilhelmsburg-Ost, Kleiner Grasbrook“ und „Wilhelmsburg-West, Steinwerder, Waltershof, Finkenwerder, Neuwerk“ aufgeteilt.
Im Naturschutzgebiet Heuckenlock beherbergt Wilhelmsburg einen der letzten Tideauenwälder Europas. Er liegt am Südufer der Elbinsel rund einen Kilometer flussabwärts hinter der Bunthäuser Spitze, an der sich Norder- und Süderelbe teilen. Ebenfalls in Wilhelmsburg gelegen sind die Naturschutzgebiete Rhee und Auenlandschaft Norderelbe sowie die Möwenkolonie Hohe Schaar.
Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) wurden verschiedene Projekte auf der Elbinsel Wilhelmsburg realisiert.
Auf der Elbinsel Wilhelmsburg fand von April bis Oktober 2013 die Internationale Gartenschau (igs 2013) statt. Auf ca. 100 Hektar wurde mit einem Investitionsvolumen von 70 Millionen Euro das Motto „In 80 Gärten um die Welt“ umgesetzt.[21] Die igs hat wegen geringerer Besucherzahlen als vorhergesagt mindestens 37 Millionen Euro Verlust gemacht. Als ein Grund für die geringen Besucherzahlen wurden die hohen Eintrittspreise vermutet.[22] Das Gelände wurde im Oktober 2013 umgewandelt in den Wilhelmsburger Inselpark.
Im Westen Wilhelmsburgs liegen auf dem Gebiet der Hohen Schaar die Nynas-Raffinerie, das Shell-Forschungslabor und andere Betriebe der Petrochemie. Im Norden gibt es die Werft Theodor Buschmann, im Süden Unternehmen der Lebensmittelindustrie wie die Kampffmeyer Mühlen und die Deutsche Extrakt Kaffee.
Verkehrstechnisch ist die Situation von der Insellage sowie umfangreichen Hafen- und Eisenbahnanlagen geprägt. Mit der Aufhebung des Hamburger Freihafens am 1. Januar 2013 entfielen zwar die Kontrollen an der ehemaligen Zollgrenze; die durch die Lage der Grenzübergänge beeinflusste Straßenführung ist jedoch noch nicht beseitigt.
Wilhelmsburg wird im Osten von der Bundesautobahn A 1 in Nord-Süd-Richtung durchquert. Die Wilhelmsburger Reichsstraße mit ihren Elbbrücken verbindet als Bundesstraße B 75 die Hamburger Innenstadt mit dem Stadtteil Harburg. Die westlichen Hamburger Hafengebiete sowie die A 7 sind mit Kraftfahrzeugen über die Köhlbrandbrücke erreichbar. Im Südwesten ermöglicht die Kattwykbrücke eine Querung der Süderelbe. Wenig Bedeutung für den Autoverkehr heute hat der Alte Elbtunnel, der Wilhelmsburg (Steinwerder) nach Norden hin zur Innenstadt anbindet, der aber an Bedeutung für den Radverkehr nicht zu vernachlässigen ist. Wilhelmsburg ist wegen der Nähe zum Hafen in starkem Maße von LKW-Verkehr belastet.
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird durch verschiedene Buslinien innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) sichergestellt. Die Buslinien dienen dabei neben den örtlichen Verbindungen als Zubringer zu den beiden in Wilhelmsburg befindlichen S-Bahn-Stationen Wilhelmsburg und Veddel der ebenfalls im HVV verkehrenden S-Bahn-Linien S3 und S5.
Im Fahrradverkehr ist Wilhelmsburg als künftiger Hamburger Modellstadtteil für den Radverkehr durch die Presse gegangen. Dazu wird neben den Velorouten zwischen Harburg und der Hamburger City bzw. City-Süd ein Freizeitrundkurs ausgebaut, der Loop genannt wird. Zwei erste Abschnitte sind als Fahrradstraßen ausgebaut worden.
In Nord-Süd-Richtung verlaufen gebündelt mehrere Eisenbahnstrecken mit jeweils zwei Gleisen über die Elbinsel. Dies sind von Westen nach Osten:
Der Rangierbahnhof Hamburg-Wilhelmsburg wird heute nur noch zum Abstellen von Güterzügen und Lokomotiven verwendet. Die ursprüngliche Aufgabe der Zugbildung in und aus dem Hafen hat der Rangierbahnhof Maschen übernommen. Um den Rangierbahnhof entstand mit dem Bahnhofsviertel ein eigener Stadtteil.
Das verzweigte Netz der Hamburger Hafenbahn hat auf der Elbinsel zwei der drei Haupthafenbahnhöfe. Im Hafenbahnhof Hohe Schaar werden Güterwagen mit den Massengütern Getreide, Kali und Mineralölprodukten, im Hafenbahnhof Hamburg-Süd Wagen mit Containern, Kraftfahrzeugen, Früchten und nicht containerisierbaren Stückgütern behandelt. Die aus dem Netz der DB hereinkommenden Züge werden dort zerlegt und die Wagen den Kaianlagen und Betrieben im Hafen zugestellt bzw. mit den Wagen aus dem Hafen werden Züge für Ziele in ganz Europa zusammengestellt.
Die Gleisanlagen zwischen Reiherstieg und der Wohnbebauung gehörten ehemals zur Wilhelmsburger Industriebahn, die nach der Flutkatastrophe 1962 von der Hafenbahn übernommen wurde.
Im Zuge des Baus der U-Bahn-Linie U4 der Hamburger Hochbahn wird auch eine Verlängerung über Wilhelmsburg nach Harburg diskutiert.
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