Greifswalder Bodden
Küstengewässer der südlichen Ostsee, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Greifswalder Bodden ist ein Bodden an der Südküste der westlichen Ostsee. Mit einer Fläche von 514 km² ist er der größte Bodden der vorpommerschen Ostseeküste.
Die Wasserfläche ist umgeben von der Insel Rügen im Norden und dem vorpommerschen Festland im Südwesten und Süden. Im Osten trennt die nur 1½ bis 2½ Meter unter NHN gelegene Boddenrandschwelle mit den kleinen Inseln Ruden und Greifswalder Oie den Bodden von der offenen Ostsee. Südöstlich liegt die Insel Usedom. Im Westen des Greifswalder Boddens besteht über den langgezogenen Strelasund und dann die Durchfahrt zwischen den Inseln Bock und Hiddensee eine weitere Verbindung zur Ostsee.
Der nördliche Teil des Greifswalder Boddens wird auch Rügischer Bodden genannt. Die Küstenlinie des Greifswalder Boddens ist stark gegliedert. Die Halbinseln Zudar, Struck und Teile der Halbinsel Mönchgut reichen weit in das Gewässer hinein. Diese teilen den Greifswalder Bodden wiederum in Buchten, die zum Teil tief eingeschnitten sind. Im Nordosten sind diese Buchten der Having (mit dem Neuensiener See und dem Selliner See), die Hagensche Wiek sowie die Kaming mit dem Zicker See; im Westen die Schoritzer Wiek und im Süden die Dänische Wiek. Im Greifswalder Bodden befinden sich die Inseln Vilm, Koos, Riems sowie die ehemalige Insel Stubber und eine teilweise als Ostervilm bezeichnete Entmagnetisierstation.
Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt 5,6 m (max. 13,5 m). Das Wasser des Greifswalder Boddens setzt sich aus Süßwasser des mündenden Flusses Ryck, dem schwach salzigen Wasser des Peenestroms und dem salzhaltigen Wasser der Ostsee zusammen und wird als Brackwasser bezeichnet. Der Greifswalder Bodden wird durch verschiedene Untiefen gegliedert, die zum Teil nach Schiffen benannt sind, die mit ihnen in Berührung kamen, wie Doretta- oder Ellidagrund. Andere sind nach Kapitänen benannt, wie z. B. der Schuhmachergrund nördlich der Halbinsel Struck. Für weite Küstenabschnitte besteht ein Fahr- und Anlegeverbot, in den Naturschutzgebieten und um das Seuchenschutzgebiet um die Insel Riems ganzjährig. Andere Uferabschnitte und Buchten sind nur von Mai bis September befahrbar.
Im Süden des Greifswalder Boddens am Übergang zur Dänischen Wiek befinden sich zwei verlassene Bohrplattformen. Auf den ursprünglich drei Anlagen wurden in den 1970er Jahren Probebohrungen durch den VEB Erdöl-Erdgas Grimmen vorgenommen, jedoch keine ergiebigen Erdöllagerstätten aufgefunden.
Durch den Greifswalder Bodden verlaufen die Pipelines von Nord Stream nach Lubmin und die Erdgasleitung zum LNG-Terminal Lubmin.
Für den Anschluss von Offshore-Windparks in der Ostsee werden Seekabel auf dem Meeresgrund verlegt. Zuständiger Übertragungsnetzbetreiber ist 50Hertz Offshore.
Aufgrund der Bedeutung für den Arten-, Natur- und Landschaftsschutz ist der Greifswalder Bodden durch verschiedene Instrumente geschützt.
Das gleichnamige Landschaftsschutzgebiet umfasst eine Gesamtfläche von rund 56.522 Hektar. Es dient der Erhaltung, Wiederherstellung und Entwicklung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts sowie der Nutzungs- und Regenerationsfähigkeit der Naturgüter.
Das Landschaftsschutzgebiet wurde mit Verordnung vom 10. Dezember 2008 festgesetzt[1] und dient der Erhaltung und Verbesserung von Bedingungen, die es vor allem den in besonders bedeutsamen Konzentrationen vorkommenden Vogelarten ermöglichen, das Gebiet in für den günstigen Erhaltungszustand ausreichender Anzahl, Ausdehnung und Dauer zur Vermehrung, Mauser, Überwinterung, Rast und Nahrungsaufnahme, zum Ruhen und zum Schlafen zu nutzen.
Das FFH-Gebiet Greifswalder Bodden, Teile des Strelasundes und Nordspitze Usedom mit der Gebietsnummer 1747-301 besteht seit 2004. Es hat eine Gesamtfläche von 60.406 ha und ist der zentrale Teil der vorpommerschen Boddenlandschaft mit dem Greifswalder Bodden, dem südlichen Teil des Strelasundes, zahlreichen Buchten und Wieken, Küstenüberflutungsräumen sowie eingelagerten Inseln mit aktiven Landbildungs- und Erosionsprozessen.[2]
Geschützt werden die Lebensraumtypen:
Geschützt werden die Anhang-II-Arten: Biber, Kegelrobbe, Fischotter, Teichfledermaus, Großes Mausohr, Seehund, Schweinswal, Finte, Rapfen, Flussneunauge, Meerneunauge, Bitterling, Große Moosjungfer, Großer Feuerfalter, Schmale Windelschnecke, Bauchige Windelschnecke und Sumpf-Glanzkraut.
Das Vogelschutzgebiet Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund mit der Gebietsnummer 1747-402 besteht seit 2008 und hat eine Fläche von 87.362 ha. Es wird folgendermaßen beschrieben: Strelasund und Greifswalder Bodden bilden zusammen eine strukturreiche, störungsarme Küstenlandschaft. Eng miteinander verzahnte terrestische-und marine Küstenlebensräume sind Rast- und Reproduktionsraum für eine Vielzahl von Vogelarten.[3]
Geschützt werden die Vogelarten: Seggenrohrsänger, Eisvogel, Sumpfohreule, Rohrdommel, Weißwangengans, Alpenstrandläufer, Trauerseeschwalbe, Weißstorch, Rohrweihe, Kornweihe, Wiesenweihe, Wachtelkönig, Zwergschwan, Singschwan, Merlin, Wanderfalke, Prachttaucher, Sterntaucher, Kranich, Seeadler, Neuntöter, Schwarzkopfmöwe, Zwergmöwe, Pfuhlschnepfe, Heidelerche, Zwergsäger, Schwarzmilan, Rotmilan, Wespenbussard, Odinshühnchen, Kampfläufer, Goldregenpfeifer, Ohrentaucher, Säbelschnäbler, Zwergseeschwalbe, Raubseeschwalbe, Flussseeschwalbe, Küstenseeschwalbe, Brandseeschwalbe, Sperbergrasmücke, Bruchwasserläufer.
Außerdem dient der Greifswalder Bodden folgenden Zugvögeln als Rastraum: Spießente, Löffelente, Krickente, Pfeifente, Stockente, Knäkente, Schnatterente, Blässgans, Graugans, Waldsaatgans, Tafelente, Reiherente, Bergente, Schellente, Alpenstrandläufer, Sandregenpfeifer, Eisente, Dohle, Wachtel, Höckerschwan, Turmfalke, Blässhuhn, Bekassine, Austernfischer, Wendehals, Raubwürger, Sturmmöwe, Lachmöwe, Samtente, Trauerente, Gänsesäger, Mittelsäger, Grauammer, Grauschnäpper, Großer Brachvogel, Steinschmätzer, Kormoran, Gartenrotschwanz, Haubentaucher, Uferschwalbe, Eiderente, Turteltaube, Brandgans, Rotschenkel, Kiebitz.
In der Deutschen Demokratischen Republik war der Bodden anders als die restliche Ostsee zugängliches Wassersportgebiet; denn die Ausgänge zur Ostsee konnten wirksam überwacht und Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR verhindert werden.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger unterhält seit 1991 in Lauterbach (Rügen) eine Station mit einem Seenotrettungsboot. Das erste dieser Boote, die Südperd, wurde Ausstellungsstück am Kap Arkona. Von 1992 bis 2017 war in Lauterbach die Putbus stationiert, die von der Casper Otten abgelöst wurde.[4]
Der Intercity 2216/2217 der Deutschen Bahn von Offenburg nach Greifswald ist seit der Fahrplanperiode 2018 nach dem Greifswalder Bodden benannt. Seit dem Fahrplanjahr 2021 führt zudem der Intercity-Express 1663/1664 von Schwerin nach Greifswald diesen Namen.[5]
Der Greifswalder Bodden gilt als eine Kinderstube des Herings in der westlichen Ostsee. Die Larvenproduktion geht dort jedoch seit 2004 kontinuierlich zurück. Fischer stellen jedoch keine negativen Veränderungen in der Heringspopulation der westlichen Ostsee fest. Eventuell weichen die Heringe seit 2004 verstärkt auf andere, bislang unbekannte Laichplätze aus.[6]
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