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Die färöische Sprachpolitik wird von der Føroyska málnevndin (Färöischer Sprachrat, FMN) geregelt. Er wurde im April 1985 gegründet.
Der Sprachrat hat seinen Sitz in der sogenannten Málstovan („Sprach-Stube“), innerhalb der Färöischen Fakultät (Føroyamálsdeildin) der Universität der Färöer in Tórshavn. Wie die Universität untersteht er dem Kulturminister der Landesregierung der Färöer. Als Nestor der färöischen Sprachpolitik gilt Professor Jóhan Hendrik Winther Poulsen (1934–2022).
Die Aufgaben des Sprachrats sind die Bewahrung, Förderung und Weiterentwicklung der färöischen Sprache. Hierzu berät er die Regierung, Firmen und Individuen.
Der Sprachrat unterstützt die Schöpfung und Auswahl neuer färöischer Wörter und Begriffe. Darüber hinaus beantwortet er Fragen hinsichtlich der färöischen Personennamen, Ortsnamen und anderer Namen.
Im entsprechenden Løgtingsgesetz ist außerdem geregelt, dass der Sprachrat mit den Medien auf den Färöern kooperiert, denn dort wird Sprache verbreitet, können sich neue Begriffe durchsetzen, kann falscher Sprachgebrauch festgestellt und kritisiert werden.
Der Sprachrat kann durchaus auch in Streitigkeiten eingreifen. Zuletzt geschah das Ende 2004/Anfang 2005, als der Elternbeirat an der Kommunalen Schule in Gøta forderte, dass die dort verwendeten dänischen Mathematiklehrbücher durch färöische ausgetauscht werden mögen. In einer Presseerklärung des Sprachrats hieß es damals sinngemäß:
Das funktionierte zugunsten des färöischen Unterrichtsmaterials.
Der färöische Sprachrat entsendet auch einen Vertreter in den Nordischen Sprachrat des Nordischen Rates. Derzeit sind die Färöer in dem 10-köpfigen Gremium durch den Linguisten Jógvan í Lon Jacobsen vertreten. Gemeinsam nehmen sie am internordischen Projekt Nordterm teil, bei dem Begriffe aus der modernen Welt gesammelt und gegenübergestellt werden.
Der Sprachrat besteht aus fünf Personen, die alle vier Jahre vom Kulturministerium ernannt werden. Dies geschieht auf Vorschlag der Färöischen Fakultät der Universität, der Nationalen Schulverwaltung, des Färöischen Lehrerverbandes und des Schriftstellerverbandes der Färöer. Entsprechend repräsentieren die Mitglieder diese jeweiligen Institutionen.
Der Sprachrat hat einen festen Angestellten, den Linguisten Marius Staksberg, der Ansprechpartner in allen relevanten Fragen ist und auch selbst Neuschöpfungen vorschlägt. Staksberg ist unter anderem Co-Autor des Dänisch-färöischen Wörterbuchs von 1995 (siehe unten).
Die Ausgangsbedingungen des Färöischen waren weitaus ungünstiger als die des Isländischen, der am nächsten verwandten Schwestersprache. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert konnte sich Isländisch in allen Bereichen (Kirche, Staat und Literatur) gegenüber dem Dänischen behaupten, während das Färöische nur noch mündlich in den alten und neuen Balladen überlebte. Kann Island auf eine ungebrochene Kontinuität seit der Landnahme zurückblicken, so entstand Färöisch erst nach vielen Mühen und Kämpfen seit Mitte des 19. Jahrhunderts neu und ist erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts in (fast) jeder Hinsicht anerkannt.
In der Literatur wird es meist als ein Wunder beschrieben, dass (und wie) das Färöische überleben konnte und nicht das Schicksal des Norn erlebte. Als die färöische Grammatik von V. U. Hammershaimb ab Mitte des 19. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde, ergab sich schnell die Frage nach der Reinheit der Sprache, insbesondere der Abwesenheit von Danismen. Als erster Purist gilt Hammershaimbs jüngerer Kollege Jakob Jakobsen, dessen besonderes Verdienst es war, die färöische Sprache erstmals durch die Schöpfung moderner Begriffe zu einer Wissenschaftssprache zu erheben.
Fremde Einflüsse kamen meist aus dem Dänischen, aber auch aus dem Englischen.
Anglizismen vor 1600 sind zum Beispiel koltur (colt, Fohlen, Name einer Insel), pokari (poker, Pokerspiel), syrkot (surcoat, Wappenrock). Vor 1800 kamen Wörter wie fittur (fit), smílur (smell, Geruch) und trupul (trouble, Ärger, Problem). Bis 1940: fulspit (full speed, volle Geschwindigkeit), keis (case, Kasten, Gehäuse). Eine interessante moderne Entlehnung ist der scherzhafte Begriff spikka von speak für Englisch sprechen. Insgesamt kamen so etwa 800 Lehnwörter direkt vom Nachbarn im Süden. Besonderen Einfluss hatten hier die Napoleonischen Kriege, Fischerei und Seefahrt – und nicht zuletzt die britische Besetzung der Färöer im Zweiten Weltkrieg, bevor das weltweite Phänomen der Globalisierung relevant geworden ist.
Danismen erkennt man oft am morphologischen Muster, das seinerseits aus dem Mittelniederdeutschen stammt. Genau genommen sind es also Germanismen. Beispiele sind die Endungen -heit und -agtigur (-artig) oder die Vorsilben be- und for- (ver-). Verben wie begrípa, behandla, bekymra und bevísa kommen uns sehr bekannt vor: begreifen, behandeln, bekümmern, beweisen. Diese Wörter werden auch an-be-for-heit-ilsi-Wörter genannt. Hier kommt es manchmal zu Eigenschöpfungen: bangheit (Angst, Sorge) hat keine dänische Entsprechung *banghed.
Es finden sich auch andere Beispiele von Danismen (nieder)deutscher Herkunft bei geläufigen Wörtern wie: melda (melde, melden), ringur (ringe, gering, arm, schlecht), treffa (træffe, treffen).
Internationalismen kamen dann oft durch dänische Vermittlung, wie: bilur (bil, Automobil), bussur (Bus), kumpass (kompas, Kompass), professari (Professor), púra (pure, pur, völlig) oder sosialur (social, sozial).
Heute orientiert man sich häufig am Isländischen, zumal es die am nächsten verwandte Nachbarsprache ist. Viele moderne Begriffe aus Island wurden 1:1 ins Färöische übernommen – freilich nur, wenn es gemeinsam zutreffende Wortbildungsmuster gibt. Daher werden diese Wörter kaum als Lehnwörter empfunden, sondern als bewusste Neologismen. Beispiele sind sjónvarp („Sicht-Wurf“, Fernsehen), útvarp („Aus-Wurf“, Radio) oder tónlist („Ton-Kunst“, Musik). Daneben gibt es Homonyme in beiden Sprachen, die jeweils andere Bedeutungen haben (faux amis). Richard Kölbl nennt beispielsweise: elding (isl. Blitz, fär. Kochkunst), pynta (isl. quälen, fär. schmücken).
Die färöische Sprachpolitik orientiert sich in ihrer Konsequenz weitgehend an der isländischen mit ihrem málnefnd, dem dortigen Sprachrat. Die meisten Neologismen werden von der Bevölkerung akzeptiert und konnten sich schnell einbürgern. Beispiele sind tyrla (von tyril – Quirl) statt helikoptari für Hubschrauber, oder telda statt des älteren roknari (wörtl. Rechner) für Computer. Andere Begriffe wie løgregla (wörtl. „Gesetzesregelung“) für Polizei werden zwar allgemein verwendet, aber auf den Polizeiwagen steht nach wie vor das dänische Politi.
Seit April 2005 gibt es vom Sprachrat vorgeschlagene Begriffe für:
Für Deutschland gab es vorher nur den Namen Týskland. Die Bundesrepublik Deutschland heißt auf Isländisch Sambandslýðveldið Þýskaland. So steht es auch in der amtlichen Terminologie des Auswärtigen Amtes. Lýðveldi bedeutet in beiden Sprachen Republik (tjóðveldi ist ein färöisches Synonym), während der Gedanke des Bundesstaates im Färöischen offenbar mit samveldi besser zum Ausdruck kommt als mit samband. In den färöischen Medien wurden die Staatsämter bisher nur als kanslari (Kanzler) oder forseti (Präsident, wörtl. Vorsitzender) benannt.
Umfrage: Anglizismen im Färöischen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Bestimmte neue Wörter werden von vielen Muttersprachlern jedoch skeptisch gesehen. Versuche, die färöische Sprache ganz von Anglizismen und Danismen zu reinigen, werden von ihnen als sinnloses Unterfangen betrachtet, zumal viele Wörter sehr gebräuchlich und schon älter sind. Eine Umfrage 2003 unter 537 Färingern ergab, dass ungefähr die Hälfte nicht meint, dass es zu viele Anglizismen im Färöischen gebe. Andererseits sprachen sich über 2/3 dafür aus, dass sie möglichst durch färöische Neuschöpfungen ersetzt werden sollten. Frauen erwiesen sich als puristischer im Hinblick auf ihre Sprache. Auffallend ist auch die Gruppe der 30- bis 44-jährigen beider Geschlechter: Die Mehrheit fühlt sich nicht von zu vielen Anglizismen umgeben, befürwortet aber gleichzeitig zu 3/4 die aktive Einführung färöischer Wörter.
Eine wichtige Rolle in der Sprachpolitik spielen die Wörterbücher. Der Grad ihres Purismus ermöglicht einen Rückschluss auf ihre sprachplanerische Intention – was ist erlaubt, was „unfäröisch“?
Die oben erwähnten an-be-for-heit-ilsi-Wörter werden im ersten eigenständigen färöischen Wörterbuch (Føroysk Orðabók) von 1998 (65.000 Stichwörter) als umgangssprachlich bezeichnet und oft nicht extra als eigene Lexeme aufgeführt. In dieser Hinsicht ist es streng: Nur 478 (0,7 %) umgangssprachliche Wörter fanden dort Eingang. Aus der an-be-for-heit-ilsi-Gruppe sind es 273 (0,42 %), wie begynna (beginnen) und begynnilsi (Beginn). Diese beiden Danismen/Germanismen finden sich schon beim Puristen Jakobsen 1891 (10.000 Stichwörter).
Weniger puristisch ist das Dänisch-färöische Wörterbuch von Hjalmar P. Petersen und Marius Staksberg 1995 (54.000 Stichwörter), das den (puristischen) Klassiker von Jóhannes av Skarði (1967) in überarbeiteter Form präsentierte.
av Skarði nennt 1967 beim dänischen Wort für Egoismus (egoisme) nur eine färöische Entsprechung:
Petersen und Staksberg sind ausführlicher, indem sie 1995 die umgangssprachlichen färöischen Synonyme (bzw. Neuschöpfungen) zuerst dokumentieren, dann das entlehnte Fremdwort und zuletzt den (älteren, veraltenden?) Begriff aus der Schriftsprache:
Dafür erntete das Wörterbuch in der färöischen Presse Kritik. Petersen verteidigte es als eine hóvlig málrøkt (moderate Sprachplanung).
Im Färöischen Wörterbuch von 1998 sucht man das Stichwort egoisma vergeblich, gleichwohl es in Gebrauch ist. Stattdessen finden sich alle von Petersen/Staksberg genannten färöischen Begriffe. In der Tat heißt es im Vorwort, dass ihre Ausgabe eine wichtige Quelle bei der Zusammenstellung der Synonyme war.
Zusätzlich findet sich hier noch der Begriff eginkærleiki (Eigenliebe), der selbst ein Danismus ist (egenkærlighed ist das dänische Synonym für Egoismus). Eine Google-Suche auf .fo-Seiten ergibt: Für sjálvsøkni gibt es die meisten Treffer, für egoisma nur einen. Nach den restlichen Synonymen googelt man vergeblich.
Neben dem Versuch, Lehn- und Fremdwörter zu vermeiden, gibt es wie in jeder anderen Sprache auch eine Eigendynamik der Sprachentwicklung hinsichtlich der Grammatik. Es ist hierbei umstritten, wieweit das dem Einfluss der Nachbarsprachen geschuldet ist oder dem Färöischen innewohnend ist. Möglicherweise ist es durch seine Struktur ähnlichen Prozessen wie im Norwegischen und Isländischen unterworfen, wobei sich das Letztere am wenigsten vom Altnordischen entfernt hat.
Bekannte Erscheinungen im Färöischen sind z. B.:
Die Genitiv-Problematik wird in der Literatur gerne diskutiert. Hierbei hatte W.B. Lockwood Einfluss mit seiner Introduction to Modern Faroese, die für Jahrzehnte eines der wichtigsten Bücher zur färöischen Sprache war. Lockwood bezeichnet den Genitiv als aussterbend und setzt in seinen Deklinationstabellen diese Formen in Klammern. Allerdings tat das schon Hammershaimb 1891 im Falle des Plurals. Das Føroysk Orðabók von 1998 verzichtet auf eine solche Kennzeichnung und nennt die Genitivformen gleichwertig.
Kölbls erster deutscher Färöischsprachführer von 2004 verzichtet in seinen Beugungsparadigmen ganz auf diese Formen, kommt aber (wie all seine Vorgänger) nicht darum herum, zu erwähnen, dass nach den wichtigen Präpositionen til (zu, nach, bis, für) und vegna (wegen) der Genitiv oft bzw. grundsätzlich steht. Freilich folgt er damit dem selbst gesteckten Ziel, die gesprochene Sprache ohne zu großen grammatischen Ballast kompakt zu vermitteln.
Beispiele für den lebendigen Genitiv finden sich nicht nur in den Personennamen auf -dóttir und -son, sondern auch in vielen Eigennamen wie Postverk Føroya, Strandfaraskip Landsins oder Løgmansskrivstovan. Føroya (der Färöer) ist ein weiblicher Genitiv Plural, Landsins (des Landes) eine determinierte sächliche Singularform, und Løgmans- (Genitiv des männlichen Løgmaður) ein typisches Beispiel für den Genitiv in Komposita.
Neben der aktuellen Website fmn.fo und dem Rundbrief Orðafar (bis 2002) erschienen:
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