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nordgermanische Sprache Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Färöisch [dänisch færøsk; daraus abgeleitet die deutsche Bezeichnung Färöisch neben [seltenerem] Färingisch) bildet zusammen mit dem Isländischen die inselnordischen Sprachen im Gegensatz zu den skandinavischen Sprachen Norwegisch, Schwedisch und Dänisch. Eine mehr auf die Diachronie bezogene Einordnung spricht von Westnordgermanisch und platziert dort Färöisch, Isländisch, westnorwegische Dialekte sowie das ausgestorbene Norn. Färöisch wird von mindestens 44.000 Menschen auf den politisch zum Königreich Dänemark gehörenden und weitreichende Autonomierechte besitzenden Färöern sowie weiteren Färingern im Ausland gesprochen.
] (färöisch føroyskt [ ],Färöisch (føroyskt) | ||
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Gesprochen in |
Färöer, Dänemark | |
Sprecher | 60.000 bis 100.000 (Muttersprachler) | |
Linguistische Klassifikation |
| |
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Färöer | |
Sonstiger offizieller Status in | Dänemark | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
fo | |
ISO 639-2 |
fao | |
ISO 639-3 |
fao |
Die Gesamtzahl der Muttersprachler auf der Welt ist unklar. Ältere Schätzungen reichen von 60.000 bis zu 100.000, je nachdem, wie gut die Nachkommen von Muttersprachlern außerhalb der Färöer die Sprache noch beherrschen. Die weitaus größte Anzahl von Färöisch sprechenden Menschen außerhalb der Färöer lebt in Dänemark und hier insbesondere in Kopenhagen. Im Jahr 2007 ermittelte die Nordatlantische Gruppe im Folketing erstmals die Gesamtzahl von Färingern der ersten Generation, d. h. mit färöischen Geburtsort und Wohnsitz in Dänemark. Es wurden 7737 Personen gefunden.[1] Seit 2008 ist jedoch eine stetige Zunahme in der Anzahl dieser Gruppe verzeichnet worden. Ende 2013 lebten laut Danmarks Statistik insgesamt 11.696 Menschen in Dänemark, deren Geburtsort auf den Färöern liegt, 4877 Männer und 6819 Frauen.[2] Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Personengruppe (die erste Generation) die färöische Sprache als Muttersprache beherrscht. Hinzu kommen noch Menschen, die in Dänemark geboren wurden und bei Färöisch sprechenden Eltern bzw. Elternteilen aufgewachsen sind, die zweite Generation, sowie in Teilen auch noch die dritte Generation. Neuere Schätzungen gehen sogar von einer Gesamtzahl von 30.000 Färingern in Dänemark aus, wovon die Hälfte, also 15.000 Personen, im Großraum Kopenhagen leben soll.[3] Unklar ist hier jedoch, wie viele davon die Sprache noch aktiv sprechen können.
Färöisch gehört damit zu den kleineren germanischen Sprachen (indogermanische Sprachfamilie).
In färöischer Sprache werden viele Bücher herausgegeben. Von 1822 bis 2002 erschienen 4306 Titel, wobei das Jahr 2000 mit 170 Titeln (darunter 66 Übersetzungen aus anderen Sprachen) der bisherige Rekord ist, ein Buchtitel auf etwa 325 Einwohner.
Nicht zuletzt durch ihren Status als Amtssprache auf den Färöern und durch die reichhaltige färöische Literatur gilt sie heute als nicht mehr gefährdet gegenüber der Dominanz des Dänischen bis in das 20. Jahrhundert hinein.
Der älteste Text auf Faröisch, der Seyðabrævið aus dem 14. Jahrhundert, befindet sich in der Bibliothek der Universität Lund.
Färöisch und Isländisch sind schriftsprachlich gegenseitig verständlich. Beide modernen Sprachformen stehen in grammatischer Hinsicht noch dem Altwestnordischen nahe. Die gegenseitige Verständlichkeit der gesprochenen Sprachen Färöisch und Isländisch ist hingegen eingeschränkt. Hammershaimb (1891) spricht von gegenseitiger Verständlichkeit zwischen Färöisch und westnorwegischen Dialekten, mit denen es größere Übereinstimmungen im Vokabular aufweise.[4] Wie weit das heute noch gegeben ist, ist schwer prüfbar, denn es spielt auch die Zweisprachigkeit bei den Färingern eine wichtige Rolle: Sie lernen Dänisch bis auf annähernd muttersprachliches Niveau und können deshalb auch Norwegisch gut verstehen.
Das nordische Dialektkontinuum wird heute nur noch für die festlandskandinavischen Dialekte in Norwegen, Schweden und Dänemark angenommen, trotzdem soll die färöische Schriftsprache vielen Norwegern relativ leicht verständlich erscheinen.[5]
Die alte Kolonialsprache Dänisch hingegen ist mit Färöisch weder in Schrift noch Aussprache gegenseitig verständlich, obwohl sie von der gemeinsamen urnordischen Vorläufersprache abstammt. Dänen können ohne weitere Färöischkenntnisse in der Regel nur einen Teil geschriebener Texte entziffern und von der gesprochenen Sprache nur einzelne Wörter erahnen. Färinger hingegen lernen Dänisch ab der 3. Klasse in der Schule und beherrschen es (in der Schriftsprache) oft auf muttersprachlichem Niveau. Den färöischen Akzent – gøtudanskt genannt – hört man aber meist heraus.
Obwohl Isländisch und Färöisch von allen skandinavischen Sprachen dem Altwestnordischen phonologisch und grammatisch am nächsten sind, müssen Isländer und Färinger gleichermaßen üben, um es zu verstehen.[6] Generell lässt sich sagen, dass sich Färöisch mehr vom Ursprung entfernt hat als Isländisch. Dies zeigt sich besonders bei der Flexion der Substantive und Verben, die einfacher ausfallen als im Altnordischen, aber weitaus komplexer als im Dänischen.[7]
Trotz der relativ geringen Bevölkerung und Fläche der Färöer gibt es aufgrund der geographischen Situation große Dialektunterschiede (im Gegensatz zum viel weitläufigeren Island). Die wichtigste Isoglosse läuft entlang dem Skopunarfjørður als Wasserstraße zwischen Sandoy und Streymoy (auf der Abbildung rot markiert: „short ó“). Sie teilt das Färöische in die Hauptgruppen:
Die Trennung der beiden Hauptdialekte fand im 15. Jahrhundert statt. Typische Merkmale sind:[6]
Altnordisch | Färöisch | |
---|---|---|
Nord | Süd | |
ó | [ɛu] | [ɔu] |
ei | [ɔi] | [ai] |
æ | [ɛː] -> [ɛa] | [eː] |
Die Dialektgruppe nordfjords zerfällt in:
Diese können auch in zwei Gruppen zusammengefasst werden: Tórshavn-Vágar und Eysturoy-Nordinseln (durch die grüne Isoglosse auf der Abbildung getrennt).
Die Dialektgruppe südfjords zerfällt in:
Als „standardsprachlich“ gelten die Dialekte von Vágar oder Tórshavn. Sprecher sowohl des Nordinseln- als auch des Suðuroy-Dialekts kann man am deutlichsten davon unterscheiden. Daher erscheint es sinnvoll, von drei Hauptgruppen zu sprechen:
Hierbei bilden 1. und 2. wiederum eine Gruppe, die deutlich von 3. unterschieden werden kann. Der Skopunarfjørður hat daher also eine ähnliche Bedeutung für das Färöische wie die Benrather Linie für das Deutsche.
Bereits Jens Christian Svabo berichtete Ende des 18. Jahrhunderts in seinem Vorwort zum Dictionarium Færoense von diesen drei Hauptdialekten. Den Nordinseln-Dialekt und den Südinseln-Dialekt sah er als das „reinste“ Färöisch an, während er das Tórshavnerisch als „verdorben“ bezeichnete.[8] Die „Korrumpiertheit“ des Tórshavner Dialekts führt Svabo vermutlich auf den dortigen Einfluss der Kolonialsprache Dänisch zurück.[9]
Auch wenn es bis heute keine Standardaussprache des Färöischen gibt, orientieren sich Ausspracheangaben in etwa am Dialekt von Tórshavn/Südstreymoy, der auch die höchste Sprecherzahl hat.
Gesprochene Sprache | Schriftsprache | |
---|---|---|
900–1400 | Altwestnordisch (norrønt) | |
1400–1600 | Altfäröisch (miðaldarføroyskt) | |
1600–1770 | Spätes Altfäröisch oder Neufäröisch (føroyskt) | – (dänisch) |
1770–1846 | Neufäröisch (føroyskt) | Neufäröische Lautschrift (Svabo) |
1846–heute | Etymologisierende Rechtschreibung (Hammershaimb) |
Das heutige Färöisch ähnelt im Schriftbild äußerlich zwar dem Altnordischen, aber es fanden durchgreifende Lautentwicklungen statt, die das Sprachgebiet in zwei Hauptvarietäten (Nord und Süd) teilten.
9. Jahrhundert (altnordisch) |
14. Jahrhundert (Frühes Färöisch) |
16. Jahrhundert (Altfäröisch) |
17. Jahrhundert (Spätes Altfäröisch) |
20. Jahrhundert (Neufäröisch) |
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Nord | Süd | Nord | Süd | Nord | Süd | ||||||||||||||||||
lang | lang | lang | kurz | lang | kurz | lang | kurz | lang | kurz | ||||||||||||||
i | /i/ | /iː/ | /iː/ | /ɪ/ | /iː/ | /ɪ/ | [iː] | [ɪ] | [iː] | [ɪ] | i | ||||||||||||
y | /y/ | /iː/ | /iː/ | /ɪ/ | /iː/ | /ɪ/ | [iː] | [ɪ] | [iː] | – | y | ||||||||||||
e | /e/ | /eː/ | /eː/ | /ɛ/ | /e/ | /ɛ/ | [eː] | [ɛ] | [eː] | [ɛ] | e | ||||||||||||
ø | /ø/ | /øː/ | /ø/ | /øː/ | /œ/ | /øː/ | /œ/ | [øː] | [œ] | [øː] | [ʏ] | ø | |||||||||||
u | /u/ | /uː/ | /uː/ | /ʊ/ | /uː/ | /ʊ/ | [uː] | [ʊ] | [uː] | [ʊ] | u | ||||||||||||
o | /o/ | /oː/ | /o/ | /oː/ | /ɔ/ | /oː/ | /ɔ/ | [oː] | [ɔ] | [oː] | [ɔ] | o | |||||||||||
ǫ | /ɔ/ | /øː/ | /øː/ | /œ/ | /øː/ | /œ/ | [øː] | [œ] | [øː] | [ʏ] | ø | ||||||||||||
a | /a/ | /ɛː/ | /ɛː/ | /ɛ/ | /ɛː/ | /ɛ/ | [ɛa] | [a] | [ɛa] | [a] | a | ||||||||||||
Langvokal -> Diphthong | |||||||||||||||||||||||
í | /iː/ | /ʊɪ/ | /ʊɪ/ | /ʊɪ̯/ | /ʊɪ/ | /ʊɪ̯/ | [ui] | [ʊɪ̯] | [ui] | [ʊɪ̯] | í | ||||||||||||
ý | /yː/ | /ʊɪ/ | /ʊɪ/ | /ʊɪ̯/ | /ʊɪ/ | /ʊɪ̯/ | [ui] | [ʊɪ̯] | [ui] | [ʊɪ̯] | ý | ||||||||||||
æ | /ɛː/ | /ɛː/ | /eː/ | /ɛː/ | /ɛ/ | /eː/ | /ɛ/ | [ɛa] | [a] | [eː] | [ɛ] | æ | |||||||||||
ǿ | /øː/ | /øː/ | /øː/ | /œ/ | /øː/ | /œ/ | [øː] | [œ] | [øː] | [ʏ] | ø | ||||||||||||
ú | /uː/ | /ʉu/ | /ʉu/ | /ʉʏ/ | /ʉu/ | /ʉʏ̯/ | [ʉu] | [ʏ] | [ʉu] | [ʏ] | ú | ||||||||||||
ó | /oː/ | /ɔu/ | /ɛu/ | /ɜ/ | /ɔu/ | /ɔ/ | [ɛu] | [ɜ] | [ɔu] | [ɔ] | ó | ||||||||||||
ǭ und á | /aː/ | /aː/ | /ɔː/ | /ɔ/ | /ɔː/ | /ɔ/ | [ɔa] | [ɔ] | [ɔa] | [ɔ] | á | ||||||||||||
Echte Diphthonge | |||||||||||||||||||||||
au | /au/ | /ɛɪ/ | /ɛɪ/ | /ɛɪ̯/ | /ɛɪ/ | /ɛɪ̯/ | [ɛi] | [ɛ] | [ɛi] | [ɛ] | ey | ||||||||||||
øy | /øʏ/ | /ɔɪ/ | /ɔɪ/ | /ɔɪ̯/ | /ɔɪ/ | /ɔɪ̯/ | [ɔi] | [ɔ] | [ɔi] | [ɔ] | oy | ||||||||||||
ei | /ɛi/ | /aɪ/ | /aɪ/ | /aɪ̯/ | /aɪ/ | /aɪ̯/ | [ɔi] | [ɔ] | [ai] | [aɪ̯] | ei |
Das Altwestnordische (Altnorwegisch) kam im 9. Jahrhundert in der Wikingerzeit auf die Färöer. Die meisten Siedler stammten aus dem südwestlichen Norwegen. Gälische Sprachreste belegen, dass ein Teil der nordischen Einwanderer über die britischen Inseln kam.[11]
Durch die Christianisierung der Färöer um 1000 fielen die Inseln an Norwegen, was den sprachlichen Einfluss weiter verfestigte. Lautstand, Formenbau, Wortschatz und Satzbildung des Norwegischen finden sich auch im Färöischen wieder.[11]
Der älteste bekannte Runenstein, der auf den Färöern gefunden wurde, ist der Kirkjubøstein von ca. 1000. Der Sandavágsstein stammt aus dem 12. Jahrhundert, und der Fámjinsstein aus dem 16. Jahrhundert. Letzterer belegt die (teilweise) Verwendung der Runenschrift bis in die Zeit nach der Reformation.
Bis ins 13. Jahrhundert unterschied sich die westnordische Sprache auf den Färöern kaum von den Sprachformen in Island und Norwegen.
Erstes färöisches Dokument in lateinischer Schrift ist der Schafsbrief („Seyðabrævið“) von 1289. Hier zeigen sich bereits vereinzelte Abweichungen vom Norwegischen (Altnordischen), z. B. girða statt gærda („einzäunen“).
Der Schwarze Tod um 1350 halbierte die färöische Bevölkerung, sodass neue Einwanderer aus Norwegen kamen und der Þ-Laut allmählich verschwand, wie er in den Húsavíkbriefen noch vorkam.[12]
1380 gerieten die Färöer zusammen mit Island in die dänisch-norwegische Personalunion und damit faktisch unter dänische Herrschaft, gleichwohl die nordatlantischen Inseln als norwegische Kolonien betrachtet wurden.
Erst ab dem 15. Jahrhundert bildete sich eine eigenständige färöische Varietät der nordischen Sprache, das Altfäröische im Gegensatz zum Altnordischen, Isländischen oder Norwegischen.[13] Im färöischen Standardlehrbuch Mállæra 1997 wird diese Sprachstufe auch „Mittelalterfäröisch“ (miðaldarføroyskt) genannt.[14]
Linguistisch entscheidend sind hierfür die Húsavík-Briefe („Húsavíkarbrøvini“), die von 1403 bis 1405 datieren. Anhand von Schreibfehlern des Altnordischen kann nachgewiesen werden, inwieweit sich die färöische Aussprache von diesem unterschied. So steht dort an einer Stelle hrentadi statt des korrekten rentaði („rentierte“), was nach Jakobsen[15] und Matras[16] ein Hinweis darauf ist, dass im Färöischen kein /h/ mehr vor dem /r/ vorkam, wodurch der verunsicherte Schreiber es vor ein Wort setzte, wo es auch im Altnordischen nicht hingehört hätte. Ein anderes Beispiel ist huast statt kvask („selbst gesagt“). Hier wäre /kv/ die etymologisch korrekte Aussprache, aber da im Färöischen /hv/ zu /kv/ wurde, konnte der Schreiber auch hier nicht mehr unterscheiden.[13]
Beispiel mit dem Schreibfehler „hrentadi“. Auffallend ist die große Ähnlichkeit des altnordischen/altfäröischen Textes mit der heutigen Grammatik:
Die Reformation auf den Färöern 1538 bewirkte, dass Dänisch alleinige Schriftsprache wurde und sich endgültig durchsetzte.[17] Ab ca. 1600 spricht man von der neufäröischen Sprache[17], die sich in drei Hauptdialekte auffächert. Die Periode bis 1750 wird auch als älteres Neufäröisch bezeichnet.[18]
Das Färöische teilte nach der Reformation ein ähnliches Schicksal wie das Norwegische: Dänisch als Kirchensprache, Rechtssprache und Unterrichtssprache, dänische Lehrbücher und dänische Unterhaltungsliteratur. Die Isländer hingegen wachten über ihre alte Sprache und entwickelten sie in dieser Zeit weiter auf Grundlage des Altnordischen (bis heute). Das Isländische bestand als Literatursprache weiter fort und konnte das ganze Volk unter einer Standardsprache einen, während sich Färöisch und Norwegisch in viele Dialekte aufspalteten.[4]
Eine färöische Schriftsprache gab es ab der Reformation nicht mehr. Es konnte aber – anders als in Norwegen – in den alten Balladen und der überall gesprochenen Alltagssprache überleben. Bis Ende des 18. Jahrhunderts liegen nur sporadische Schriftzeugnisse vor. Zum Beispiel existiert ein Dokument von 1532, das eine Sammlung norwegischer Gesetzestexte beinhaltet und Jógvan Heinason (1541–1602) gehörte.[4]
Die meisten Dokumente bezüglich der Färöer wurden nach der Reformation auf Dänisch geschrieben, aber dort finden sich auch einzelne färöische Wörter, insbesondere Orts- und Personennamen. Die wichtigsten Quellen hierfür sind die jarðabøkur (Grundbücher seit 1584 erhalten) und tingbøkur (Gerichtsprotokolle seit 1615 erhalten). Hier lässt sich z. B. nachweisen, dass der Ð-Laut nicht mehr ausgesprochen wurde.[19]
Im ersten Buch über die Färöer, Færoæ & Færoa Reserata, schreibt Lucas Debes 1673:
„Ihre Sprache ist die Norwegische; anitzo aber sprechen sie meistentheils Dänisch. Sie haben aber gleichwohl viele alte Norwegische Worte behalten, und man findet einen großen Unterschied ihrer Aussprache, zwischen denen so auf den nördlichen Inseln, und denen so auf den südlichen Inseln wohnen.“
Mit anderen Worten empfand man zu Debes’ Zeiten die färöische Landessprache oft noch als eine Art Norwegisch. Hammershaimb weist in seiner Færøsk Anthologi 1891 nach, dass Debes eine Festrede zitiert[21], in der, trotz dänischem Duktus, altnordische Wendungen erkennbar sind.[4] Debes verwendet auch andernorts in seiner Reisebeschreibung typisch färöische Begriffe.
In den alten Tanzballaden haben zum Teil veraltete Wörter und Flexionen überlebt, aber es ist meist unmöglich, sie zeitlich zu bestimmen.[22] Diese Wörter und Formen sind im heutigen Føroysk orðabók erfasst und entsprechend gekennzeichnet, was die Verständlichkeit des alten Balladenstoffs erleichtert.
Die ersten schriftlichen Fragmente färöischer Balladen finden sich 1639 beim dänischen Altertumsforscher Ole Worm.[23]
Der erste Pionier des geschriebenen Färöisch war der Gelehrte Jens Christian Svabo (1746–1824).[24] Im Rahmen seiner Indberetninger fra en Reise i Færø 1781–82 sammelte er alte färöische Balladen und schrieb sie als erster nieder. Allerdings gelangten sie erst lange nach seinem Tode zum Druck. Svabos Orthographie orientierte sich am Dialekt von Vágar[25], versuchte aber bereits eine Standardisierung. Sein Dictionarium Færoense (um 1773) ist das erste färöische Wörterbuch. Es existiert in sieben bekannten Manuskripten und wurde 1966 herausgebracht. Es ist ein Wörterbuch Färöisch-Dänisch-Latein. Svabo schrieb das Wörterbuch in der Annahme, dass Färöisch aussterben würde, aber noch für die Nachwelt dokumentiert werden sollte.
Ein Beispiel für Svabos lautnahe und bemerkenswert konsistente Orthographie:
Svabo | IPA-Lautschrift | Modernes Färöisch | Übersetzung |
---|---|---|---|
Aarla vear um Morgunin Seulin roär uj Fjødl Tajr seuü ajn so miklan Mann rujä eav Garsiä Hødl. |
ɔaɹla vɛaɹ ʊm mɔɹgunɪn sɔulɪn ɹoːaɹ ʊi fjœdl taiɹ sɔuwʊ ain so miːklan manː ɹʊija ɛav garsia hœdl |
Árla var um morgunin sólin roðar í fjøll teir sóu ein so miklan mann ríða av Garsia høll |
Es war früh am Morgen die Sonne rötete die Berge sie sahen einen großen Mann von Garsias Palast reiten. |
Svabos Schreibweise des Vágar-Dialekts Ende des 18. Jahrhunderts zeigt, dass das Färöische sich seitdem kaum in der Aussprache geändert hat. Dass er /ó/ als /eu/ schreibt, spiegelt die dialektale Aussprache nördlich der Linie Suðuroy-Tórshavn wider (violette Isoglosse auf der Karte oben) als [œu] anstelle von [ɔu].[24]
Das erste gedruckte Buch auf Färöisch trägt den dänischen Titel Færøiske Qvæder om Sigurd Fofnersbane og hans Æt und wurde 1822 vom dänischen Pfarrer Hans Christian Lyngbye (1782–1837) verfasst, dokumentierte die Sigurdlieder, die von seinem färöischen Kollegen Johan Henrik Schrøter (1771–1851) gesammelt wurden.
Ein Beispiel von Schrøters Orthographie in dem Buch von 1822, die sehr der von Svabo ähnelt. Auch hier ist die Schreibweise viel näher an der tatsächlichen (Standard-)Aussprache als die heutige Orthographie:
Schrøter | IPA-Lautschrift | Modernes Färöisch | Übersetzung |
---|---|---|---|
Brinild situr uj gjiltan Stouli, Teâ hit veâna Vujv, Drevur hoon Sjúra eâv Nordlondun Uj Hildarhaj tiil sujn. |
bɹiːn(h)ɪld siːtʊɹ ʊi ʤɪltʊn stɔulɪ tɛa hɪtː vɛana vʊiv dɹevʊɹ hoːn ʃʉuɹa ɛav noːɹlɔndʊn ʊi hɪldaɹhai tiːl sʊin |
Brynhild situr í gyltum stóli, tað hitt væna vív, dregur hon Sjúrða av Norðlondum í Hildarheið til sín. |
Brunhild sitzt auf einem güldnen Stuhl, das schöne Weib zieht Sigurd aus dem Nordland an zu sich nach Hildes Heide. |
Ein anderer Pionier jener Jahre war Jóannes í Króki (Johannes Clemensen oder Klemensen, 1794–1869), der in der bekannten Sandoyarbók (1821–1831) ebenfalls färöische Balladen sammelte. Es ist mit 93 färöischen Balladen das umfangreichste Werk seiner Art, das je von einem Einzelnen zusammengetragen wurde. Seine Schreibweise widerspiegelte den Dialekt von Sandoy. Auch seine Orthographie zeigt bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit der heutigen Aussprache. Allerdings ist es keine Lautschrift im Sinne der Svaboschen Orthographie.[26][25]
Jóannes í Króki | IPA-Lautschrift | Modernes Färöisch | Übersetzung |
---|---|---|---|
Gjevi liou u lujie aa meni e man kvøa Bondin fist uj hajmi bigdi har um viil e røa. |
ʤeːvɪ ljɔu ɔ lʊijɪ ɔa meːnɪ eː man kvøːa bœndɪn fɪst ʊi haimɪ bɪgdɪ haɹ ʊm viːl eː ɹøːa |
Gevið ljóð og lýðið á meðni eg man kvøða: Bóndin fyrst í heimi bygdi har um vil eg røða. |
Seid ruhig und hört zu während ich erzähle Der Bauer erst zuhause wohnte darüber will ich reden. |
Johan Henrik Schrøter besorgte auch die erste Übersetzung des Matthäusevangeliums (Evangelium Sankta Matthæussa aa Førisk o Dansk 1823) aus dem Dänischen.
Obwohl das Buch in jeden der rund 1200 färöischen Haushalte gelangte, konnte es sich aber in der Kirche nicht durchsetzen, wo weiterhin Dänisch gepredigt wurde. Es herrschte damals die mehrheitliche Auffassung im Volk, dass das Wort Gottes und die dänische Sprache zusammengehören. Außerdem kamen Beschwerden über bestimmte Wortformen. Søren Sørensen, ein Pfarrer von den Nordinseln, fügte in einem Schreiben an die dänische Bibelgesellschaft sogar die Übersetzung einer kurzen Passage in den Nordinseln-Dialekt hinzu, um dies zu illustrieren.[27]
Schrøter schrieb das Matthäusevangelium im Dialekt von Suðuroy.[25] Im Wesentlichen verwendete Schrøter hierbei die gleiche Orthographie wie bei den Sigurdliedern zuvor. Allerdings schwächte er die Konsonanten /p,t,k/ nach langen Vokalen zu /b,d,g/ ab, wie es für den Südinselndialekt typisch ist, zum Beispiel leiba statt leypa („laufen“), foudur statt fótur („Fuß“) und ruigje [ɹʊiʤɪ] statt ríki [ɹʊiʧɪ] („Reich“).[27]
Die Zusammenstellung der Färingersaga (Færeyínga saga eller Færøboernes Historie) aus altisländischen Quellen durch den dänischen Altertumsforscher Carl Christian Rafn (1795–1864) war ein weiterer Meilenstein. Bei der Herausgabe 1833[28] wurde eine färöische Übersetzung mitgeliefert, die auch von Schrøter stammte, diesmal aber im Dialekt von Südstreymoy verfasst war.[25] Hierbei bekam Schrøter Hilfe von seinen Landsleuten Jákup Nolsøe (1775–1869) und Jens Davidson (1803–1878), die Schüler von Svabo waren.[27] Nolsøe war übrigens der erste Färinger, der eine am Altnordischen ausgerichtete etymologische Schreibweise bevorzugte. Er schrieb 1829 auch die erste färöische Grammatik, die aber nie veröffentlicht wurde.
In der Färingersaga machte sich der Einfluss des dänischen Philologen Rasmus Rask (1787–1832) bemerkbar, der Schrøter zu einer verbesserten Orthographie bewegen konnte. Offenbar war Rask von Rafn als Berater herangezogen worden, vermutlich, um die Kritik zu vermeiden, die Schrøters Matthäusevangelium zuvor erntete, und um eine gewisse Standardisierung des Färöischen zu erreichen.[27]
Bereinigt von einigen Inkonsistenzen, sehen die Vokalzeichen in den ersten neufäröischen Schriften wie folgt aus:
Heute | IPA | Svabo | Schrøter I | í Króki | Schrøter/Rask |
---|---|---|---|---|---|
a, æ | [ɛaː] | ea | eâ, ea | ea, aa, a | ä |
á | [ɔa] | aa | aa, aaa | aa, a | å |
e | [eː] | ee, e | ee, e | e | e, è |
i, y | [iː] | ii, i | ii | ii, iij | i, ì |
í, ý | [ʊi] | uj | uj | uj | uj |
o | [oː] | oo, o | oo, o | oo | o, ò |
ó | [ɔu] | eu | ou | ou | ow |
u | [uː] | u | u | u | u |
ú | [ʉu] | û | û, u | uu, u | ú |
ø | [øː] | øø, ø | ö | ø | ø |
ei | [ai] | aj | aj, ai | aj, ai | aj |
ey | [ɛi] | ej | ej, ei | ej, ei | ej |
oy | [ɔi] | oj | oj, oi, öj | oj, oi | oj |
Der dänische Skandinavist Niels Matthias Petersen (1791–1862) polemisierte 1845 gegen die phonetische Orthographie in dem Artikel Det færøske Sprog, der in Færdrelandet erschien. Er argumentierte, dass bisher nicht die Rede von einer färöischen Schriftsprache sein kann, da alles bisher veröffentlichte Material immer nur einen bestimmten Dialekt wiedergab. Eine Schriftsprache müsse aber „die dialektale Harmonie sein, basierend auf der simplen, edlen und ursprünglichen Form der Sprache“. Gleichzeitig betrachtete er die bisherigen Orthographieversuche als hässlich, besonders was die Schreibung der Vokale betrifft. Zudem fehlten ihm Konsonanten als „Stützpfeiler“ der Sprache. Als Beispiel nannte er aus Schröters Färingersaga: E haldi tä råvuliast, was für ihn aus Sicht der Skandinavistik keinen Sinn habe, sondern eg haldi täd råduligast geschrieben werden müsse, damit der Leser überhaupt die Wörter erkennt.[29] Die heutige Schreibweise ist ähnlich: eg haldi tað ráðuligast („ich halte das für am ratsamsten“) und wird [eː haldɪ tɛa rɔavʊlijast] ausgesprochen, also etwa so, wie Schrøter schrieb.
Dabei war Petersens Ansatz ähnlich wie der von Svabo, nämlich „vor dem Untergang retten, was vom Altfäröischen noch gerettet werden kann, und es der Welt in einer Form geben, die entgegenkommend und verständlich ist“. Aber seine Methode unterschied sich, denn Petersen interessierte sich nicht für das gesprochene Färöisch, das nur für Linguisten von Interesse wäre. Petersens Kritik erwies sich als wegweisend für die weitere Entwicklung, die ihm am Herzen lag: „Mit anderen Worten: Es muss eine färöische Schriftsprache geschaffen werden!“[30]
Petersen haben wir die Forderung zu verdanken, dass Färöisch sich an der isländischen Schriftsprache orientieren und für alle lesbar sein soll, die Isländisch oder Altnordisch verstehen. Auch wenn das bedeutete, dass die Färinger dann erst lernen müssten, ihre eigene Sprache zu lesen, so sei die Situation in Dänemark nicht anders, wo man auch von keinem gesprochenen Dialekt ohne weiteres auf die Schriftsprache schließen kann.[30]
Eigentlich wollten V. U. Hammershaimb (1819–1909) und Svend Grundtvig (1824–1883) eine Replik schreiben, und Schrøter tat es auch in der Berlingske Tidende, aber da der norwegische Historiker Peter Andreas Munch (1810–1863, Onkel von Edvard Munch) Petersens Argumentation in einem Artikel über eine künftige norwegische Schriftsprache zustimmte, verzichteten Hammershaimb und Grundtvig darauf.[30]
Im Sommer 1845 schickte der dänische Gouverneur auf den Färöern, Christian Pløyen (1803–1867), die vom Lehrer Ole Jespersen gesammelten Zaubersprüche an C.C. Rafn. Sie waren nach Svabos Orthographie verfasst. Neben dem färöischen Originaltext lieferte er eine dänische Übersetzung mit, bei der ihm wohl Schrøter und Jens Davidsen halfen. Rafn hielt diese Schreibweise aber für nicht geeignet, um sie zu veröffentlichen, und beauftragte den isländischen Philologen und Nationalisten Jón Sigurðsson (1811–1879) mit einer Überarbeitung, einer „Isländifizierung“. Das Ergebnis schickte er an N. M. Petersen mit der Bitte um Kommentare. Als Rafn die Kommentare von Petersen vorliegen hatte, wurde das Ganze an Hammershaimb geschickt, denn Petersen meinte, die letzte Entscheidung müsse ein Färinger treffen.
V. U. Hammershaimb (1819–1909) gilt als der eigentliche Vater der modernen färöischen Schriftsprache. Zunächst war er, wie schon Svabo und Schrøter, ein Anhänger einer lautnahen Schreibung. Erst durch Petersens und Sigurðssons Einfluss kam es hier zum Umdenken.
1844 schrieb er einen Artikel in der dänischen Zeitung Københavnsposten, wo er einen Regierungsvorschlag über das Schulwesen auf den Färöern kritisierte, in dem Färöisch als „Dialekt“ bezeichnet wurde. Hammershaimb berief sich auf die alten Balladen und Schrøters Übersetzung der Färingersaga als Beleg dafür, dass Färöisch eine Einzelsprache ist, die „Merkmale des Altnordischen bewahrt hat“.[29]
1845 sprang ihm Svend Grundtvig (1824–1883) mit der Streitschrift Dansken paa Færøerne, et Sidestykke til Tysken i Slesvig[31] zur Seite. Er argumentierte, dass das Verhältnis zwischen Färöisch und Dänisch mit demjenigen zwischen Dänisch und Deutsch im Herzogtum Schleswig vergleichbar sei, wo die Dänen damals für das Recht auf ihre Sprache kämpften. Grundtvig forderte die Regierung auf, deshalb Färöisch als Nationalsprache anzuerkennen und entsprechend an den Schulen, in der Kirche usw. einzuführen.[29]
1846 erschienen Hammershaimbs ersten Volksmärchen in Rafns wissenschaftlicher Zeitschrift Annaler for nordisk Oldkyndighed zusammen mit den o. g. Zaubersprüchen und einigen Kommentaren zur Aussprache.
Das ursprüngliche Manuskript von 1845 hierzu war noch an der letzten Version der Schrøterschen Orthographie orientiert[32]:
Hammershaimb 1845 | Modernes Färöisch | Übersetzung |
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Sjódrejil hèvur fólkaskäpilsi, stendur å skjèrun ettir sólasèting og bìjur útirórabåtnanar lòva sär vi; fiskar väl, men vegrast burtur tåi sól rùvar y hävi, tekur til at minka jú meiri lyjur ymoti dèji; ty sìist: "minkar sum sjódrèjil". | Sjódregil hevur fólkaskapilsi, stendur á skerum eftir sólarseting og biður útiróðrarbátarnar lova sær við; fiskar væl, men veðrast burtur tá ið sól roðar í havi, tekur til at minka jú meiri liður ímóti degi; tí sigist: "minkar sum sjódregil". | Der Sjódregil hat Menschengestalt, steht auf den Schären nach Sonnenuntergang, und bittet die Fischerboote mitkommen zu dürfen; fischt gut, aber verschwindet allmählich, wenn die Sonne über dem Meer aufgeht, wird immer kleiner, je mehr es Tag wird; daher wird gesagt: „Schrumpfen wie ein Sjódregil“. |
Übereinstimmungen sind zum Beispiel:
Neuerungen sind jedoch:
Was 1846 in den Druck gelangte, sah nach dem Einfluss von Sigurðsson und Petersen dann so aus:
Hammershaimb 1846 | Hammershaimb 1891[33] | Übersetzung (1846) |
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Norðan firi bigdina Eiði í Esturoi standa framman firi landi tveir stórir drengar sum líkjast manni og konu. Um hesar drengarnar gengur sögnin í Førjun: at einusinni atlaði Ísland at flita Føroiar norður til sín, og sendi tí ein stóran risa við konu síni eftir teimun. Tey bæði komu àt tí itsta berginun àf Esturoi, sum er nevnt Eiðis kolli, og liggut longst ímóti útnorðingi. | Norðan fyri bygðina á Eiði, ytst á flógvanum, sum er millum Eysturoyar og Streymoyar, standa framman fyri landi tveir stórir drangar, sum kallast Risi og Kelling, hin ytri og hon innari landinum, og har er røtt sund ímillum teirra, tá ið kyrt er. Um hesar drangarnar er sögnin, at einusinni ætlaði Ísland at flytja Føroyar norður til sín og sendi tí ein stóran risa og konu hansara at fáa tær fluttar har norður. Tey komu bæði at tí ytsta berginum, sum kallast Eiðiskollur og longst móti útnyrðingi. | Nördlich des Dorfes Eiði auf Eysturoy stehen zwei große Klippen vor der Küste, die Mann und Frau ähneln. Über diese Klippen geht folgende Sage auf den Färöern: dass eines Tages Island plante, die Färöer nördlich zu sich zu bewegen, und schickte darum einen großen Riesen mit seiner Frau dorthin. Die beiden kamen zu dem äußersten Berg von Eysturoy, der Eiðiskollur genannt wird, und am weitesten nach Nordwest liegt. (zum weiteren Inhalt der Sage siehe: Risin und Kellingin) |
Damit war die Grundlage für die heutige färöische Schriftsprache gelegt. Nur noch Kleinigkeiten wurden geändert:
1854 erschien Hammershaimbs Færøsk sproglære (Färöische Sprachlehre) ebenfalls in dieser Zeitschrift.
Hierüber schreibt er:
„Als ich [...] aufgefordert wurde, [...] eine färöische Sprachlehre zu verfassen, fühlte ich mich in großer Verlegenheit, weil mir keiner der verwendeten Dialekte tauglich schien, als gemeinsame Schriftsprache und Kommunikationsmittel für alle Inseln verwendet zu werden. [...] Ich entschied mich für die etymologisierende Schreibweise, da sie mir die größten Vorteile für die Sprache zu bieten schien, sofern sie etwas Zukunft vor sich haben sollte: Nicht nur, dass färöische Texte damit leichter lesbar für Fremde sind und ordentlicher aussehen, sondern auch, dass die Färinger hiermit näher an die verwandten Sprachen Isländisch und Dänisch kommen, sich leichter deren Gemeinsamkeiten aneignen könnten, anstelle sich zu isolieren, indem man der oft schwierigen Aussprache in der Schriftsprache Ausdruck gibt.“
Als Beispiel nennt Hammershaimb den altnordischen Buchstaben ó, der in den verschiedenen Dialekten als ou oder ow (Suðuroy), eu oder öv (Nordinseln), oder kurz vor zwei Konsonanten ö (im Norden vor e oder æ (siehe färöische Verschärfung)) geschrieben wurde. Er machte daraus wieder einen Buchstaben und definierte stattdessen die besonderen Ausspracheregeln hierfür.[25] Damit wurden die altnordischen Wörter im Schriftbild leichter erkennbar.
1891 wurde Hammershaimbs Sprachlehre in seiner Færøsk Anthologi vollständig überarbeitet und hat bis heute nur wenig an Gültigkeit verloren. Hammershaimbs jüngerer Kollege Jakob Jakobsen trug hierzu maßgeblich bei. Sein Verdienst bei diesem Standardwerk war nicht nur die phonetisch exakte Umschrift und Gegenüberstellung der Dialekte anhand ausführlicher Leseproben, sondern vor allem auch ein Wörterbuch Färöisch-Dänisch mit 10.000 Stichwörtern und durchgängigen Ausspracheangaben. Es bildet den zweiten Band der Anthologi. Abgesehen von der Unterscheidung zwischen den Buchstaben ø und ö und der Verwendung des x entspricht es weitgehend der heutigen Rechtschreibung.
Jakobsen war zugleich der erste färöische Gelehrte, der neue Begriffe schuf und so das Färöische zu einer modernen Bildungssprache ausbaute. Seine reformierte lautnahe Broyting-Rechtschreibung setzte sich allerdings nicht durch, weswegen Färöisch heute noch sehr dem isländischen und altnordischen Schriftbild ähnelt. Als Beispiel sei hier der Buchstabe ð genannt, der im Färöischen stumm oder ein Gleitvokal ist und daher immer wieder zu Schreibfehlern führt.
Hammershaimbs Freund Svend Grundtvig reiste zusammen mit Jørgen Bloch auf die Färöer, um bei der Sammlung vieler alter Sprachdenkmäler zu helfen. Grundtvig und Bloch verwendeten konsequenterweise Hammershaimbs Orthographie in seiner Sammlung Føroyja kvæði. Sie schrieben auch das Wörterbuch Lexicon Færoense (1887–1888), das zwar unveröffentlicht blieb, aber die Grundlage für alle weiteren färöischen Wörterbücher bildete. Es hat 15.000 Stichwörter und übertrug u. a. Svabos Dictionarium Færoense in die Normalrechtschreibung.[35]
Hammershaimbs Verdienst war es, die färöische Sprache in eine Schriftform gegossen zu haben, die keinen der färöischen Dialekte bevorzugt und gleichzeitig für Kenner des Altnordischen ein Höchstmaß an Lesbarkeit garantiert – allerdings auf Kosten der Nähe zur Aussprache.[36]
Das Neufäröische wurde auf dem Weihnachtstreffen der Färöer 1888 von der sich bildenden Nationalbewegung als künftige Hauptsprache proklamiert. Aber erst mit der Gründung der Unabhängigkeitspartei Sjálvstýrisflokkurin 1906 trat das geschriebene Färöisch als „ernstzunehmende Konkurrentin“ des Dänischen auf.[23]
Der färöische Sprachenstreit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war ein besonders deutlicher Ausdruck des Kulturkampfes für die eigene Nationalsprache. Protagonisten waren Pädagogen wie Símun av Skarði (1872–1942), Jákup Dahl (1878–1944) und A. C. Evensen (1874–1917). Von Dahl stammt die erste Grammatik, die Føroysk Mállæra. Sein Freund A. C. Evensen konnte die Arbeit am Føroysk orðabók („Färöisches Wörterbuch“) nicht vollenden, so dass es nur von A–F reicht.
1927–1928 erschien das erste „richtige“ färöische Wörterbuch von Christian Matras (1900–1988) und Mads Andreas Jacobsen (1891–1944). Es war das Føroysk-donsk orðabók ein färöisch-dänisches Wörterbuch, das 1961 in überarbeiteter Ausgabe erschien und mit Ergänzungsband bis heute (2007) maßgeblich ist.
Erst 1937 wurde Färöisch als Schulsprache anerkannt, 1938 als Kirchensprache, und seit der Autonomie der Färöer von 1948 ist es Hauptsprache (høvuðsmál) auf der Inselgruppe.
1961 schließlich kam die erste offizielle färöische Bibel von Jákup Dahl heraus (vorher gab es schon eine baptistische Ausgabe); das Färöische wurde aber bereits vorher von der Kanzel gepredigt.
Die Gründung der Universität der Färöer 1965 unterstrich den Anspruch, Färöisch als Wissenschaftssprache zu etablieren. Erster Professor für Färöisch war Christian Matras. Er sorgte für die Veröffentlichung der färöischen Balladen (Føroya kvæði: corpus carminum Færoensium in 7 Bänden 1941–96) als wichtigstes nationales Sprachdenkmal. Mit dem Føroyamálsdeildin gibt es hier zudem das einzige Färöisch-Institut weltweit.
Es sollte bis 1998 dauern, bis die Färinger ihr erstes muttersprachliches Wörterbuch bekamen, das Føroysk orðabók von Jóhan Hendrik Winther Poulsen (* 1934) und anderen. Poulsen prägte die heutige färöische Sprachpolitik, die sich in ihrem Purismus (Vermeidung von Fremdwörtern) am Isländischen orientiert. Dadurch ist gewährleistet, dass Färöisch auch heute noch einen relativ eigentümlich anmutenden nordischen Wortschatz aufweist. Beispielsweise wurde aus einem helikoptari eine tyrla, und ein komputari heißt inzwischen nur noch telda.
Dänisch ist offizielle Zweitsprache auf den Färöern, verliert aber im 21. Jahrhundert zunehmend an praktischer Bedeutung gegenüber dem Englischen als Geschäftssprache. Beispielsweise sind die Website und der Briefkopf der Landesregierung der Färöer nur auf Färöisch und Englisch, nicht aber auf Dänisch, während färöische Gesetzestexte immer noch ins Dänische übersetzt werden müssen.
Die meisten Hinweisschilder auf den Färöern sind heute einsprachig auf Färöisch. Dort, wo Zweisprachigkeit vonnöten scheint, wird grundsätzlich Englisch verwendet. Dänische Schilder sieht man nur noch an dänischen Einrichtungen.
Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass 80 % der männlichen Gene der Färinger skandinavischen (norwegischen) Ursprungs sind und 20 % britischer Herkunft. Bei den Frauen ist dieses Verhältnis genau umgekehrt. Zu 90 % stammen ihre Gene von den Kelten und nur zu 10 % von den Wikingern.[37] Das ist dadurch erklärbar, dass die Wikinger Keltinnen als Frauen und Sklavinnen hatten. Ob sie direkten sprachlichen Einfluss hatten, ist nicht abschließend geklärt. Aber es finden sich einige typische keltische Wörter im Färöischen, wie dunna („Ente“), drunnur („Rumpf“ bei Schafen und Rindern), korki (eine auf den Färöern dominierende Flechte, aus der ein Purpurfarbstoff und Lackmus hergestellt wird) und Ortsnamen wie Dímun. Auch Redewendungen wie tað er ótti á mær („ich habe Angst“, wörtlich „da ist Furcht auf mir“) haben eine keltische, aber keine skandinavische Entsprechung.[7]
Durch die dänische Kolonialsprache, insbesondere seit der Reformation, gelangten viele dänische bzw. eigentlich niederdeutsche Lehnwörter ins Färöische. Diese findet man noch heute mehr in der gesprochenen als in der Schriftsprache.
Daneben gibt es auch charakteristische alte englische Lehnwörter, wie zum Beispiel trupulleiki (< trouble) „Problem“ und fittur (< fit) „fit; nett, süß; ziemlich viel oder gut“. Wenngleich die heutige färöische Sprachpolitik sehr puristisch ist, dringen immer wieder Anglizismen ins Färöische, insbesondere in die gesprochene Sprache.[7]
Das färöische Alphabet hat 29 Buchstaben, die wie folgt klingen können:
Graphem | Name | Phonem | Aussprache (lang, kurz) |
---|---|---|---|
A, a | fyrra a [ˈfɪɹːa ˈɛaː] („vorderes a“) | /a, æ/ | [ɛaː], (In Fremdwörtern auch: [aː]), [a] |
Á, á | á [ɔaː] | /å/ | [ɔaː], [ɔ] |
B, b | be [beː] | /b/ | [b], [b̥] (stimmlos) |
D, d | de [deː] | /d/ | [d], [d̥] (stimmlos) |
Ð, ð | edd [ɛdː] | (keins) | stumm oder Gleitvokal [j], [v], [w] zwischen bestimmten Vokalen; bei ðr als [gɹ] realisiert. |
E, e | e [eː] | /e/ | [eː], [ɛ] |
F, f | eff [efː] | /f/ | [f], -ft- wird meist zu [tː] |
G, g | ge [geː] | /g/ | [g], [g̊]; im Anlaut vor i, y, e, ø und vor allen anderen Vokalen als gj-: [ʤ̥]; zwischen Vokalen wie ð, also stumm bis gleitend |
H, h | há [hɔa] | /h/ | [h], in der Kombination hj [ʧ] und als hv [kʰv] |
I, i | fyrra i [ˈfɪɹːa ˈiː] („vorderes i“) | /i/ | [iː], [ɪ] |
Í, í | fyrra í [ˈfɪɹːa ˈʊi] („vorderes í“) | /ui/ | [ʊiː], [ʊi], in der Verschärfung [ɪ] |
J, j | jodd [jɔdː] | /j/ | [j], gj bildet ein [ʤ̥], kj und hj ein [ʧ] und sj ein [ʃ] |
K, k | ká [kɔa] | /k/ | [k], [kʰ] aspiriert, [ʰk] präaspiriert, vor hellen Vokalen meist [ʧ] (vor allen anderen Vokalen wird kj als [ʧ] realisiert). |
L, l | ell [ɛlː] | /l/ | [l], [l̥] [ɭ]ˌ [ʎ], [ʎ̥], als ll meist [d̥l] zwischen zwei Vokalen und am Wortende. |
M, m | emm [ɛmː] | /m/ | [m], [m̥] (stimmlos). In der Dativendung -um stets [ʊn], vor k als [ŋ̊], und vor n als [u]. |
N, n | enn [ɛnː] | /n/ | [n], [n̥] (stimmlos), nn wird nach Diphthongen zu [d̥n]. |
O, o | o [oː] | /o/ | [oː], [ɔ] |
Ó, ó | ó [ɔuː] | /ou/ | [ɔuː], [œ]; auf Nólsoy [auː]; in der Verschärfung [ɛ] auf Suðuroy dann aber [ɔ] |
P, p | pe [peː] | /p/ | [p], [pʰ] aspiriert, [ʰp] präaspiriert |
R, r | err [ɛɹː] | /r/ | [ɹ], [ɹ̥] (Tendenz zum britischen r), rn wird meist zu [dn], rs zu [ɻ̊ʂ], rt zu [ɻ̊t], rd zu [ɻɖ̥] |
S, s | ess [ɛsː] | /s/ | [s] immer stimmlos, zusammen als sj [ʃ], oft auch als sk(j) |
T, t | te [teː] | /t/ | [t], [tʰ] aspiriert, [ʰt] präaspiriert, zusammen als tj [ʧ] |
U, u | u [uː] | /u/ | [uː], [ʊ] |
Ú, ú | ú [ʉuː] | /uu/ | [ʉuː], [ʏ], in der Verschärfung [ɪ] |
V, v | ve [veː] | /v/ | [v] |
Y, y | seinna i [ˈsaiːdna ˈiː] („hinteres i“) | /i, y/ | [iː], [ɪ]; in Fremdwörtern auch: [yː], [ʏ] |
Ý, ý | seinna í [ˈsaiːdna ˈʊiː] („hinteres í“) | /ui/ (identisch mit í) | identisch mit í: [ʊiː], [ʊi] |
Æ, æ | seinna a [ˈsaiːdna ˈɛaː] („hinteres a“) | /æ/ | [ɛaː], [a] |
Ø, ø | ø [øː] | /ø/ | [øː], [œ] |
Weitere Diphthonge | |||
ey | – | /ei/ | [ɛiː], [ɛ] (wie in „hej“), auch in der Verschärfung [ɛ] |
ei | – | /ai/ | [aiː], [ai] (wie im deutschen „ei“), in der Verschärfung [a] |
oy | – | /oi/ | [ɔi:], [ɔi] (wie im deutschen „eu“), in der Verschärfung [ɔ] |
Anmerkungen:
Die Buchstaben <ð> und <g> verhalten sich zwischen Vokalen identisch. Sie werden zu einem Gleitvokal /j, v, w,/ je nach Umgebung oder sind stumm. Diese Regeln gelten auch, wenn zwei Vokale in der Schrift aufeinanderstoßen.
In der färöischen Grammatik Mállæra 1997 wird nicht zwischen /v/ und /w/ unterschieden.[38]
Gleitvokale | |||||
Betonter erster Vokal | Auslautender zweiter Vokal | Beispiele | |||
i [ɪ] | u [ʊ] | a [a] | |||
Graphem | Phonem | Gleitvokal | |||
I-Umgebung 1 + 2 | |||||
i, y | [ | ][j] | [j] | [j] | sigið [ | ] „herabgestiegen“, siður [ ] „Brauch“, siga [ ] „sagen“
í, ý | [ | ][j] | [j] | [j] | mígi [ | ] „(ich) pinkele“, mígur [ ] „Bettnässer“, míga [ ] „pinkeln“
ey | [ | ][j] | [j] | [j] | reyði [ | ] „(der) rote“, reyður [ ] „(ein) roter“, reyða [ ] „(die) rote“
ei | [ | ][j] | [j] | [j] | reiði [ | ] „Zorn“, reiður [ ] „Nest“; „wütend“, reiða [ ] „ausrüsten“; „fertigen“; „bezahlen“
oy | [ | ][j] | [j] | [j] | noyði [ | ] „(ich) zwinge“, royður [ ] „Blauwal“, royða [ ] „Tuff“
U-Umgebung 1 | |||||
u | [ | ][w] | [w] | [w] | suði [ | ] „(ich) flüstere“, mugu [ ] „(wir, sie) müssen, (ihr) müsst“, suða [ ] „flüstern“
ó | [ | ][w] | [w] | [w] | róði [ | ] „(ich, er, sie, es) ruderte, (du) rudertest“, róðu [ ] „(wir, ihr, sie) ruderten“, Nóa [ ] „Noah“
ú | [ | ][w] | [w] | [w] | búði [ | ] „(ich, er, sie, es) wohnte, (du) wohntest“, búðu [ ] „(wir, ihr, sie)“ wohnten, túa [ ] „(unaufgefordert) duzen“
I-Umgebung 2, U-Umgebung 2, A-Umgebung 1 (regulär) | |||||
a, æ | [ | ][j] | [v] | – | ræði [ | ] „Macht, Gewalt“, æðu [ ] „Eiderente“ (Akk., Dat., Gen.Sg.), glaða [ ] „Blinklicht“
á | [ | ][j] | [v] | – | ráði [ | ] „(ich) rate“, fáur [ ] „wenig“, ráða [ ] „raten“
e | [ | ][j] | [v] | – | gleði [ | ] „Freude“, legu [ ] „Liegen; Brüten“ (Akk., Dat., Gen.Sg.), gleða [ ] „erfreuen“
o | [ | ][j] | [v] | – | togið [ | ] „das Seil“, smogu [ ] „schmale Gasse“ (Akk., Dat., Gen.Sg.), roða [ ] „röten“
ø | [ | ][j] | [v] | – | løgin [ | ] „merkwürdig“, røðu [ ] „Rede“ (Akk., Dat., Gen.Sg.), høgan [ ] „(den) hohen“
Quelle: Faroese: An Overview and Reference Grammar, 2004 (S. 38) |
Das Färöische ist im Gegensatz zu anderen germanischen Sprachen wie Dänisch oder Englisch reicher an Formen. Zum Beispiel ist das Genus-System dem Deutschen sehr ähnlich, es wird also bei Substantiven, Pronomina, Adjektiven etc. zwischen drei Geschlechtern unterschieden. Auffallend – und unter den germanischen Sprachen (das Isländische ausgenommen) alleinstehend – ist im Färöischen die Pluralform des Zahlworts und unbestimmten Artikels ein, der genauso geschrieben, gesprochen und (im Singular) verwendet wird wie im Deutschen, aber anders gebeugt wird. Hinzu kommen die distributiven Zahlwörter der färöischen Sprache für zwei und drei (siehe dort).
Charakteristisch für die nominal flektierten Wörter im Färöischen ist deren häufige Endung -ur. Dabei ist das (aus dem Kontext gerissen) keineswegs ein Indikator für eine bestimmte Wortart noch für ein Geschlecht oder einen Numerus oder Kasus. Ebenso verhält es sich mit den typischen Endungen -ir und -ar. Wie oben bereits erwähnt, können unbetonte Silben (und das sind im Färöischen allgemein die Endsilben) keine anderen als diese drei Vokale a, i, u tragen. Damit ist es freilich komplizierter als im Deutschen (und anderen Sprachen), wo in diesem Fall meist das e verwendet wird, falls eine Flexionsendung einen Vokal trägt. Dieses System ist auch für Muttersprachler manchmal schwer durchschaubar, zumal erschwerend hinzukommt, dass die gesprochene Sprache bestimmte Endungsvokale anders realisiert und manchmal auch in der Rechtschreibung zwei Varianten einer Form zulässig sind.
Andererseits kann gesagt werden, dass sich sowohl bestimmte Paradigmen in der gesprochenen Sprache kaum oder gar nicht von dem altnordischen Ursprung entfernt haben als auch selbst unregelmäßige Formen in bestimmten Fällen Parallelen zum Deutschen aufweisen.
Die färöischen Nomen (Hauptwörter) werden dem Geschlecht (Genus) nach, wie im Deutschen, in drei Gruppen eingeteilt:
Stellvertretend für die drei Geschlechter seien hier zur Veranschaulichung drei häufige Klassen genannt, deren Stammvokale sich nicht ändern.
maskulin | feminin | neutral | |
---|---|---|---|
Singular | |||
Nominativ | træl-ur | oyggj | horn |
Akkusativ | træl | oyggj | horn |
Dativ | træl-i | oyggj | horn-i |
(Genitiv) | træl-s | oyggj-ar | horn-s |
Plural | |||
Nominativ | træl-ir | oyggj-ar | horn |
Akkusativ | træl-ir | oyggj-ar | horn |
Dativ | træl-um | oyggj-um | horn-um |
(Genitiv) | træl-a | oyggj-a | horn-a |
Bedeutung | Sklave | Insel | Horn |
Anmerkungen:
Allgemein unterscheiden sich die skandinavischen Sprachen von den anderen germanischen Sprachen dadurch, dass der bestimmte Artikel dem Substantiv angehängt wird, also ein Suffix ist. Dies ist im Färöischen nicht anders, und es bildet in dieser Hinsicht eine Gemeinsamkeit mit dem Norwegischen und Schwedischen, indem es in attributiven Stellungen eine doppelte Determination gibt – im Gegensatz zum Dänischen und Isländischen. Das heißt: Wenn ein determiniertes Substantiv durch ein Adjektiv näher beschrieben wird, taucht in dem Satz nicht nur der Artikel als einzelnes Lexem auf, sondern zusätzlich noch als Suffix an dem betreffenden Nomen.
Beispiel:
Wikipedia, | hin | frælsa | alfrøðin |
Wikipedia, | die | freie | Enzyklopädie-die |
Anmerkung:
Grundsätzlich gilt, dass die Nominativform des angehängten bestimmten Artikels bei männlichen und weiblichen Nomen immer -(i)n und bei sächlichen -(i)ð ist, wobei sich das in den anderen Kasus anders darstellt. Als Faustregel kann gelten, dass sich die oben aufgeführten Nominalflexionen auch im Neutrum (wie in den anderen beiden Genera) so verhalten, dass ein n zwischen Stamm und Flexionsendung tritt, und dass die Dativendung -um in diesem Fall nicht nur im Plural, sondern auch im Singular auftritt (als -num).
Der unbestimmte Artikel ein verhält sich wie folgt (identisch mit dem Zahlwort):
Anmerkungen:
Wie im Deutschen gibt es bei Adjektiven (Eigenschaftswörtern) eine starke und eine schwache Beugung. Erstere wird bei unbestimmten Artikeln (ein, kein, einige etc.) verwendet, oder wenn das Hauptwort allein steht. In diesem Fall trägt das Hauptwort auch keinen angehängten bestimmten Artikel. Adjektive werden nach Genus, Kasus und Numerus gebeugt. Im Wörterbuch steht stets die männliche Nominativform der starken Beugung (erkennbar an der Endung -ur, die in einigen Fällen aber auch zum Wortstamm gehören kann).
In dieser Tabelle sind auch die dazugehörigen Fragewörter angegeben (hvør? = wer?, hvat? = was? usw.).
Fall | ? | Maskulinum | ? | Femininum | ? | Neutrum |
---|---|---|---|---|---|---|
Nominativ | hvør? | ein stórur bátur | hvør? | ein vøkur genta | hvat? | eitt gott barn |
Akkusativ | hvønn? | ein stóran bát | hvørja? | eina vakra gentu | hvat? | eitt gott barn |
Dativ | hvørjum? | einum stórum báti | hvørj(ar)i? | einari vakari gentu | hvørjum? | einum góðum barni |
Genitiv | hvørs? | eins stórs báts | hvørjar? | einar vakrar gentu | hvørs? | eins góðs barns |
Plural: | (2 große Boote) | (2 schöne Mädchen) | (2 gute Kinder) | |||
Nominativ | hvørjir? | tveir stórir bátar | hvørjar? | tvær vakrar gentur | hvørji? | tvey góð børn |
Akkusativ | hvørjar? | tveir stórar bátar | hvørjar? | tvær vakrar gentur | hvørji? | tvey góð børn |
Dativ | hvørjum? | tveimum stórum bátum | hvørjum? | tveimum vøkrum gentum | hvørjum? | tveimum góðum børnum |
Genitiv | hvørja? | tveggja stóra báta | hvørja? | tveggja vakra genta | hvørja? | tveggja góða barna |
Fall | Maskulinum | Femininum | Neutrum |
---|---|---|---|
Nominativ | tann stóri báturin | tann vakra gentan | tað góða barnið |
Akkusativ | tann stóra bátin | ta vøkru gentuna | tað góða barnið |
Dativ | tí stóra bátinum | tí vøkru gentuni | tí góða barninum |
Genitiv | tess stóra bátsins | teirrar vøkru gentunnar | tess góða barnsins |
Plural | |||
Nominativ | teir stóru bátarnir | tær vøkru genturnar | tey góðu børnini |
Akkusativ | teir stóru bátarnar | tær vøkru genturnar | tey góðu børnini |
Dativ | teimum stóru bátunum | teimum vøkru gentunum | teimum góðu børnunum |
Genitiv | teirra stóru bátanna | teirra vøkru gentunna | teirra góðu barnanna |
Zahl | Name | Aussprache |
---|---|---|
0 | null | [ | ]
1 | ein ein eitt |
[ [ ] [ ] | ]
2 | tveir tvær tvey |
[ [ ] [ ] | ]
3 | tríggir tríggjar trý |
[ [ ] [ ] | ]
4 | fýra | [ | ]
5 | fimm | [ | ]
6 | seks | [ | ]
7 | sjey | [ | ]
8 | átta | [ | ]
9 | níggju | [ | ]
10 | tíggju | [ | ]
11 | ellivu | [ | ]
12 | tólv | [ | ]
13 | trettan | [ | ]
14 | fjúrtan | [ | ]
15 | fimtan | [ | ]
16 | sekstan | [ | ]
17 | seytjan | [ | ]
18 | átjan | [ | ]
19 | nítjan | [ | ]
20 | tjúgu | [ | ]
21 | einogtjúgu | [ | ]
30 | tretivu | [ | ]
40 | fjøruti | [ | ]
50 | hálvtrýss | [ | ]
60 | trýss | [ | ]
70 | hálvfjerðs | [ | ]
80 | fýrs | [ | ]
90 | hálvfems | [ | ]
100 | (eitt) hundrað | [ | ]
101 | hundrað og ein | [ | ]
1000 | (eitt) túsund | [ | ]
1100 | ellivuhundrað | [ | ]
2000 | tvey túsund | [ | ]
1.000.000 | (ein) miljón | [ | ]
2.000.000 | tvær mɪljónir | [ | ]
Färöisch als Fremdsprache wird nur von Ausländern auf den Färöern und einigen Skandinavisten und Färöerfreunden im Ausland beherrscht.
Außerhalb der Färöer wird es lediglich an der Universität Kopenhagen[39] und seit Januar 2011 auch am Nordkolleg Rendsburg[40] unterrichtet. Die Universität der Färöer ist die einzige Bildungseinrichtung mit Färöisch als Hauptstudiengang innerhalb der Skandinavistik.
Das bedeutet auch, dass Kinder von Färingern im Ausland nirgends einen färöischen Schulunterricht bekommen können, außer bei ihren Eltern und der Volkshochschule der Färöer, die seit 2007 einen Sommerkurs für diese Kinder anbietet.
Die Universität der Färöer bietet für erwachsene ausländische Interessenten ebenfalls einen intensiven Sommerkurs in Färöisch an. Dieser findet in der Regel jedes Jahr statt und dauert eine Woche.
Gelehrte im deutschen Sprachraum für Färöisch waren Ernst Krenn (1897–1954) an der Universität Wien und Otmar Werner († 1997) an der Universität Freiburg.
Färöisch | Lautschrift | Wortwörtlich (konkordant) | Übersetzung |
---|---|---|---|
Sigmundur fór at boða kristni í Føroyum. | [ | ]Sigmundur fuhr zu botschaften Christentum in Färöern. | Sigmundur sollte das Christentum auf den Färöern verkünden. |
Tá ið nú tók at vára, kom kongur ein dag upp á mál við Sigmund og segði, at hann vildi senda hann vestur til Føroya at kristna tað fólk, sum har búði. | [ | ]Da es nun nahm zu Frühling-werden, kam König einen Tag auf Sprache mit Sigmund und sagte, dass er wollte senden ihn westlich zu Färöer zu christinianisieren das Volk, das dort wohnte. | Als der Frühling nahte, kam der König zu Sigmund, um mit ihm zu reden, und sagte, dass er ihn auf die Färöer schicken wolle, um das Volk zu christianisieren, das dort wohnte. |
Sigmundur bar seg undan hesum starvi, men játtaði tá umsíður kongi tað, ið hann vildi. | [ | ]Sigmundur trug sich weg von dieser Arbeit, aber versprach dann umseitig König das, was er wollte. | Sigmund entschuldigte sich von dieser Aufgabe, aber später versprach er dem König das, was er wollte. |
Kongur setti hann tá til at vera valdsmaður yvir øllum oyggjunum og fekk honum prestar til at skíra fólkið og kenna teim tað fremsta í teirri kristnu trúnni. | [ | ]König setzte ihn dann hinzu zu sein Gewaltmann über alle Inseln-die und bekam ihm Priester hinzu zu taufen Volk-das und kennen-machen ihnen das Vorderste in dem christlichen Glauben. | Der König ernannte ihn dann zum Herrscher über alle Inseln und besorgte ihm Priester, die das Volk taufen und ihm die Grundlagen des christlichen Glaubens beibringen sollten. |
Sigmundur sigldi nú, tá ið hann var ferðabúgvin, og ferðin gekkst honum væl. | [ | ]Sigmundur segelte nun, da es er war fahrbereit, und Fahrt-die ging ihm wohl. | Als Sigmundur fahrbereit war, segelte er los, und die Fahrt verlief gut für ihn. |
Tá ið hann kom til Føroya, stevndi hann bóndunum til tings í Streymoy, og har kom stór mannfjøld saman. | [ | ]Da es er kam zu Färöer, versammelte er Bauern-die zu Tings in Streymoy, und dort kam große Mannfalt zusammen. | Als er die Färöer erreichte, versammelte er die Bauern zum Ting auf Streymoy, und dort kam eine große Menschenmenge zusammen. |
Beispiel aus: W.B. Lockwood, An Introduction to Modern Faroese. Lockwood verwendet hier eine neufäröische Version der Färingersaga und zitiert den Abschnitt, wo Sigmundur Brestisson vom norwegischen König beauftragt wird, die Färöer zu christianisieren. Die Forschung geht davon aus, dass sich das entsprechende Ting im Jahre 999 auf Tinganes versammelte.
Färöisch | Lautschrift | Wortwörtlich (konkordant) | Übersetzung |
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Leygardagin varð nýggi Smyril doyptur í San Fernando í Suðurspania. Anita Eidesgaard, løgmansfrúa, bar fram hesa yrking, tá hon doypti skipið: | [ | ]Samstag-den war neue Smyril getaufter in San Fernando in Südspanien. Anita Eidesgaard, Løgmannsfrau, trug vor dieses Gedicht, da sie taufte Schiff-das. | Am Samstag wurde die neue Smyril in San Fernando in Südspanien getauft. Anita Eidesgaard, die Frau des Ministerpräsidenten, trug dieses Gedicht vor, als sie das Schiff taufte. |
Tú boðar um ljósar tíðir tú álit suðuroyinga ver ein knørrur so snøggur og fríður sum framburð til oynna ber |
[ | ]Du botschaftest um lichte Zeiten Du Hoffnung der Suðuringer sei Ein Knörr so geschniegelt und schön das Fortschritt zu Insel-der trägt |
Du kündest von hellen Zeiten Du Hoffnung der Suðuroyer Ein Schiff so stolz und schön Das den Fortschritt auf die Insel bringt. |
Má Harrin signa verkið og føra teg trygt í havn tað veri títt stavnamerki og Smyril verður títt navn |
[ | ]Möge Herr-der segnen Werk-das Und führe dich sicher in Hafen Das sei deine Stevenmarke Und Smyril werde dein Name. |
Der Herr segne das Werk Und führe dich sicher in den Hafen Das sei dein Schriftzug an der Bordwand Und Smyril sei dein Name. |
Quelle: Pressemitteilung der Färöischen Landesregierung vom 26. September 2005.[41] Die neue Smyril ist eine hochmoderne Autofähre, die die Fahrtzeit von Suðuroy nach Tórshavn erheblich verkürzt und insbesondere für die Bewohner der Südinsel von immenser Bedeutung ist.
In den folgenden Artikeln werden einzelne färöische Begriffe erklärt:
Es gibt in der deutschen Sprache zwei echte Lehnwörter aus dem Färöischen: Grindwal und Skua (Raubmöwe).
Einen konzentrierten Überblick in deutscher oder englischer Sprache geben:
Eine ältere Einführung der färöischen Sigurdlieder für das historisch-vergleichende Studium:
Nur auf Färöisch sind z. B.:
Das Standardwörterbuch ist seit 1998 das einsprachige Føroysk orðabók, das seit 2007 auch im Internet verfügbar ist (siehe Weblinks). Es wurde unter der Leitung von Prof. Jóhan Hendrik Winther Poulsen erstellt.
Das erste Färöisch-Deutsche Wörterbuch erschien 2013:
Die beiden hier aufgeführten Titel sind färöisch-dänische bzw. dänisch-färöische Wörterbücher. Das Føroysk-Donsk Orðabók erschließt einen großen Teil des färöischen Wortschatzes, während das Donsk-Føroysk Orðabók wichtige Rückschlüsse auf den färöischen Umgang mit Internationalismen, Anglizismen und niederdeutschen Lehnwörtern gestattet, die im Dänischen häufig sind und in der färöischen Schriftsprache meist vermieden werden.
Das zweibändige Wörterbuch Färöisch-Englisch/Englisch-Färöisch von 2008 ist das größte färöische Wörterbuch bisher:
Auf Färöisch:
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