Fuhse
Nebenfluss der Aller in Niedersachsen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Nebenfluss der Aller in Niedersachsen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Fuhse ist ein über 100 km langer, orografisch linker und südlicher Nebenfluss der Aller in Niedersachsen, Deutschland.
Fuhse | ||
Fuhse | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 484 | |
Lage | Niedersachsen, Deutschland | |
Flusssystem | Weser | |
Abfluss über | Aller → Weser → Nordsee | |
Quelle | Bei Flöthe am Westrand des Oderwaldes 52° 4′ 49″ N, 10° 30′ 1″ O | |
Quellhöhe | 145 m ü. NHN[1] | |
Mündung | In Celle in die Aller 52° 37′ 20″ N, 10° 2′ 56″ O | |
Mündungshöhe | 35 m ü. NHN[1] | |
Höhenunterschied | 110 m | |
Sohlgefälle | 1,1 ‰ | |
Länge | 100,9 km[2][3][4] | |
Einzugsgebiet | 917,5 km²[5] | |
Abfluss am Pegel Peine[6] AEo: 360 km² Lage: 45 km oberhalb der Mündung |
NNQ (15.12.1976) MNQ 1965/2015 MQ 1965/2015 Mq 1965/2015 MHQ 1965/2015 HHQ (04.01.2003) |
150 l/s 444 l/s 1,64 m³/s 4,6 l/(s km²) 11,9 m³/s 30,8 m³/s |
Abfluss am Pegel Wathlingen[7] AEo: 812 km² |
MNQ 1971/2006 MQ 1971/2006 Mq 1971/2006 MHQ 1971/2006 |
1,01 m³/s 4,16 m³/s 5,1 l/(s km²) 20,9 m³/s |
Abfluss[8] an der Mündung AEo: 917,5 km² |
MQ Mq |
4,6 m³/s 5 l/(s km²) |
Linke Nebenflüsse | Flote, Krummbach, Beeke, Katje-Fuhse, Sievershäuserbach, Kanalgraben Dollbergen, Kötjermühlbach, Wathlinger Poldergraben, Alte Aue | |
Rechte Nebenflüsse | Alte Fuhse/Meesche, Schölke, Krähenriede, Auebach, Pisserbach, Glindbruchschölke, Schwarzwasser, Plockhorster-Eltzner Graben, Erse, Katzhorngraben, Harlacke, Horstgraben | |
Großstädte | Salzgitter | |
Mittelstädte | Peine, Celle | |
Gemeinden | Flöthe, Lengede, Söhlde, Ilsede, Edemissen, Uetze, Bröckel, Nienhagen |
Der Name Fuhse ist vermutlich kognat zu dem althochdeutschen funs und altenglischen fūs (schnell, zielstrebig) und kann somit auf eine wahrscheinliche urgermanische Wurzel *funsaz (bereit, willig) zurückgeführt werden.[9][10]
Die Fuhse entspringt an den Westhängen des Oderwalds auf dem Gebiet der Gemeinde Flöthe. Sie nimmt weitere Bäche des Oderwalds auf, die wie auch die Fuhse regelmäßig trockenfallen.[11] Von ihrer Quelle aus fließt sie zuerst ein kurzes Stück nach Westen, wendet aber schon bei Flachstöckheim ihren Lauf nach Norden. Östlich von Lobmachtersen zweigt rechtsseitig die Alte Fuhse ab, welche die Grenze zwischen dem Landkreis Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter bildet. Dieser Wasserlauf ist der Rest des ehemaligen Fuhselaufs, in den wegen des höher liegenden Sohlniveaus nur bei Hochwasser Wasser der Fuhse gelangt. Der obere Lauf der Alten Fuhse fällt bis zur Einmündung des Nordbachs östlich von Lobmachtersen aus diesem Grunde auch regelmäßig trocken. In die Alte Fuhse mündet westlich von Cramme noch die Meesche, die im Oberlauf Knickgraben heißt.
Die Fuhse fließt weiter westlich auf dem Gebiet der Stadt Salzgitter durch Lobmachtersen und nimmt hier den Calbechter Bach auf. Südöstlich von Barum vereinigt sich die Fuhse dann wieder mit der Alten Fuhse und wendet ihren Lauf wieder nach Westen. Nördlich von Gebhardshagen münden die von Süden kommenden Wasserläufe Mühlgraben und Ahrbeek. Ein paar Kilometer weiter erreicht die Fuhse Salder, wo sie das Gelände des Schlosses Salder nach Südwesten begrenzt, und Salzgitter-Lebenstedt, das am westlichen Ortsrand umflossen wird. Hier münden linksseitig der Mühlengraben Bruchmachtersen, die Flote und der Ortsbach und rechtsseitig Schölke und Krähenriede.[12] Im Bereich des Salzgittersees wurde die Fuhse zwischen 1964 und 1971 nach Westen verlegt, so dass sie den See nicht mehr durchfloss. Hierdurch wurde eine Minderung der Wasserqualität des Sees durch den Fluss oder durch in diesen eingetragene Verunreinigungen verhindert.[13]
Südlich von Lengede mündet linksseitig der Große Bach in die hier in nördliche Richtung fließende Fuhse. Zwischen Woltwiesche und Klein Lafferde, nordwestlich von Lengede, wendet sich der Lauf wieder nach Westen. Hier mündet linksseitig der aus südwestlicher Richtung kommende Osterbach. Bei Steinbrück wendet sich die Fuhse dann wieder nach Norden. Nordwestlich der Ortschaft mündet rechtsseitig die Große Lafferder Riethe und linksseitig der Krummbach. Nach der Einmündung des Auebachs südöstlich von Adenstedt ändert die Fuhse erneut ihre Richtung und fließt ein kurzes Stück Richtung Nordosten. Dabei passiert sie die Lauenthaler Mühle, durchfließt Ilsede und nimmt westlich von Klein Ilsede die Beeke auf.
Südlich von Peine mündet rechtsseitig der Pisserbach, bevor die Fuhse den Mittellandkanal unterdükert. Anschließend durchfließt sie das Stadtgebiet, nimmt dabei die Glindbruchschölke auf und wendet ihren Lauf wieder nach Nordwesten. Ihr weiterer Weg führt sie nördlich an Vöhrum und südlich an Eixe vorbei, von links nimmt sie den Landwehrgraben auf. Südlich von Abbensen mündet linksseitig die aus Westen zufließende Katje Fuhse. Nordöstlich von Dollbergen nimmt die hier wieder in nordöstlicher Richtung fließende Fuhse das Schwarzwasser auf.
Westlich von Eltze, in der Nähe der Eltzer Mühle besteht eine etwa 400 m lange Verbindung, Prangenhol genannt, zur Erse, die sich hier der Fuhse bis auf 300 m Luftlinie genähert hat. Über diese Verbindung kann bei Hochwasser zur Vermeidung von Überschwemmungen in Uetze Wasser der Fuhse abgeschlagen werden. An dieser Stelle wendet sich der Lauf der Fuhse auch wieder nach Westen und erreicht nach einer kurzen Wegstrecke Uetze. Rund einen Kilometer nach Verlassen des Ortes erreicht der Fluss den Staatsforst Fuhrberg. Auf dem Weg durch den Laubwald bietet die Fuhse ein Bild, das dem ursprünglichen, vor dem Ausbau bestehenden recht nahe kommt.
Nach dem Verlassen des Waldes ändert die Fuhse ihre Flussrichtung erneut nach Norden. Südwestlich von Bröckel mündet dann die schon erwähnte Erse. Östlich von Wathlingen fließt von Osten die Harlake zu. Anschließend wendet sich der Lauf wieder nach Nordwesten. Nordwestlich von Nienhagen mündet die Alte Aue (Teil der Burgdorfer Aue) und zweigt der Fuhsekanal ab. In dieses von 1766 bis 1769 künstlich angelegte Gewässer wird bei Hochwasser Wasser der Fuhse abgeschlagen, um in Celle die Hochwassergefahr zu mindern. Der Fuhsekanal mündet nördlich von Hambühren in die Aller.
Die Fuhse fließt nordöstlich des Kanals weiter, nimmt östlich von Bennebostel (südlich von Celle-Burg) rechtsseitig den Horstgraben auf, durchfließt Celle und mündet im Nordwesten der Neustadt auf 33 m ü. NHN linksseitig in die Aller.
Auf ihrem 100 km langen Weg von der Quelle zur Mündung überwindet die Fuhse 102 Höhenmeter, was einem mittleren Sohlgefälle von 1 ‰ entspricht.
Das Flusssystem der Fuhse ist durch die wasserbaulichen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Bau des Fuhsekanals verkleinert worden.
Am Abzweigpunkt des Fuhsekanals mündet die heute nur wenig Wasser führende Alte Aue, der frühere Verlauf der Burgdorfer Aue. Wo sie früher in die Fuhse mündete, schwenkt die Alte Aue nun in den Fuhsekanal ein. Nur bei Hochwasser stehen die beiden Gewässerstränge in voller Verbindung, wobei der Fuhsekanal zusätzlich Wasser aus der Fuhse aufnimmt. Der Hauptstrang der Burgdorfer Aue verlässt bei Obershagen den alten Verlauf und folgt der Neuen Aue, die bei Celle-Wietzenbruch auf den Fuhsekanal trifft, womit sich dort das Wasser der Alten und der Neuen Aue wieder vereinigt und dann der Mündung in die Aller bei Hambühren zustrebt. Die Burgdorfer Aue ist damit vom einstigen größten Nebenfluss der Fuhse zu einem gleichrangigen Nebenfluss der Aller geworden. Das Einzugsgebiet der Fuhse hat sich dadurch von rund 1305 km²[14] auf 917,5 km² verringert, und der mittlere Abfluss an der Mündung sank von etwa 6,5 m³/s[15] auf 4,6 m³/s.
Die Bezeichnungen und Höhenangaben beruhen auf den Angaben des NLWKN Stand 2024.[16]
Die Prüfung der Gewässerqualität sowie die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie obliegt dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), das die Fuhse in drei Wasserkörper einteilt: Der etwa 21 Kilometer lange Oberlauf bis zum Salzgittersee führt die Wasserkörpernummer 16045, der etwa 60 Kilometer lange Mittellauf bis zur Einmündung der Erse die Nummer 16031 und der Unterlauf bis zur Aller die Nummer 16062.[2][3][4]
Im Quellgebiet und im Oberlauf weist die Fuhse gemäß Gewässergütekarte des NLWKN die Wasserqualität der Güteklasse II: mäßig belastet (betamesosaprob)[18] aus. Laut Wasserkörperdatenblatt wird auch der chemische Gesamtzustand als „gut“ angegeben. Der gesamte ökologische Zustand wird jedoch als „schlecht (5)“ bewertet, was u. a. auf den unbefriedigenden Artenbestand (Makrozoobenthos und Fischbestand) und weitere mit „schlecht“ angegebene Eigenschaften zurückzuführen ist. Die Gewässerstrukturgüte erhält wegen des begradigten Gewässerverlaufs, der Sohlabstürze und der fehlenden Ufergehölze die Noten VI und VII, also die schlechteste Bewertung.
Im Mittelteil und im Unterlauf sinkt die Wasserqualität auf die Güteklasse II-III: kritisch belastet (beta- bis alphamesosaprob).[19][20] Zwar ist auch dort der chemische Gesamtzustand „gut“, jedoch werden die Orientierungswerte für den Phosphor bzw. Phosphatgehalt nicht eingehalten. Dies ist ursächlich mit Pestizideinträgen aus der Landwirtschaft verbunden.[4] Die hydromorphologischen Parameter erhalten nahezu im gesamten Verlauf die zweitschlechteste Note VI. Im Unterlauf wird der ökologische Gesamtzustand mit „mäßig (3)“ bewertet, was einen günstigeren Artenbestand berücksichtigt. Die Struktur erhält in einigen Abschnitten eine bis zwei Noten besser als der übrige Fluss.
Der gesamte Fluss wird als „erheblich verändert“ (Heavily Modified Water Body) eingestuft.
An der Fuhse befanden sich eine Reihe von Wassermühlen. Einige sind noch heute erkennbar:
In Salzgitter-Salder wird das Gelände des Renaissance-Schlosses von der Fuhse begrenzt und der Teich im Schlosspark von ihr gespeist. In dem Schloss befindet sich das Museum der Stadt Salzgitter.
In Steinbrück kreuzt die historische Ost-West-Fernstraße, die heutige B1, die Fuhse. Dort befinden sich die Reste der Mühle und einer historischen Wasserburg.
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