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grundlegende Einsatzbekleidung der Bundeswehr Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Feldanzug wird in der Bundeswehr die Grundform des Kampfanzugs bezeichnet, die von Soldaten im Innen- wie auch Außendienst als Uniform getragen wird. Umgangssprachlich wird er auch Flecktarn genannt.
Der Feldanzug kann mit verschiedenen Uniformteilen ergänzt oder auch abgewandelt werden.[1]:Nr. 214 ff. Witterungsbedingt können Jacken oder Handschuhe getragen werden.
Der Gefechtsanzug (manchmal auch als Kampfanzug bezeichnet) ist eine Abwandlung durch Ergänzung des Feldanzugs mit Gefechtshelm, Feld- (Gefechts-) und Biwakausrüstung mit Rucksack.[1]:Nr. 219, S. 240.
Außerhalb von Arbeits-, Ausbildungs-, Übungs-, Kampf- und Kampfbereitschaftseinsätzen tragen Soldaten der Bundeswehr in der Regel den Dienstanzug. Das Tragen des Feldanzugs (sowie des Bord- und Gefechtsanzugs) ist außerdem gestattet:
Ursprünglich sollte die Bundeswehr einen Kampfanzug erhalten, der im EVG-Bündnis (Europäische Verteidigungsgemeinschaft) einheitlich sein sollte und weitgehend dem deutschen Leibermuster entsprechen sollte. Nach dem Scheitern der EVG-Pläne entschieden sich die jeweiligen Länder für eigene Kampfanzüge und Tarnmuster.
Letztendlich entschied man sich in Deutschland für einen Anzug in leicht abgewandeltem Splittertarn M31 der Reichswehr bzw. Wehrmacht, der mehrere Monate nach Gründung der Bundeswehr im November 1955 schließlich im Sommer 1956 eingeführt wurde. Er bestand aus Zeltplanenstoff und war relativ weit geschnitten, da zur Winterausrüstung ein Unteranzug aus Webpelz getragen wurde. Dies war kein Futter im eigentlichen Sinne, da er separat angelegt wurde und mit der äußeren Hülle keine feste Verbindung bestand. Der Kampfanzug bestand aus einer Hose mit integriertem Gürtel und einer Jacke mit abknöpfbarer Kapuze, welche über den Stahlhelm gezogen werden konnte. Aufgrund der großen aufgesetzten Taschen an Jacke und Hose, welche auch Magazine fassen konnten, war nicht gedacht, dass ein Koppel zum Splittertarnanzug getragen werden sollte, sondern nur ein Rucksack, die Tragetasche, ABC-Schutzmaske, Zeltbahn im Amöbentarnmuster und der Klappspaten.
Als Kopfbedeckung trug man die Feldmütze des Arbeitsanzuges oder den zweiteiligen Stahlhelm M1 nach amerikanischem und belgischen Vorbild. Auch Handschuhe, Fäustlinge mit Schussfinger, wurden im Splittertarnmuster ausgegeben.
Grundsätzlich war der Splittertarnanzug unter anderem aufgrund seines modernen Schnittes mit Reißverschluss und großzügigen Taschen bei der Truppe beliebt, jedoch verursachte der steife Zeltplanenstoff laute Knistergeräusche beim Fortbewegen, weshalb man sich bereits 1958 entschied, einen neuen Kampfanzug zu beschaffen. Nach Aussonderung des Splittertarnanzugs stellten viele Soldaten und Standortverwaltungen Helmbezüge aus Restbeständen her.
Der neubeschaffte, gelbolive Kampfanzug (umgangssprachlich „Filzlaus“ genannt) wurde 1958 von einigen Einheiten im Vorfeld der Einführung erprobt. Die Entwicklung beruhte auf den Erfahrungen in Russland, einer teilweise trockenen Klimazone mit großer Kälte und Ausstattung der Wehrmacht, die sich bewährt hatte. Feldbluse und -hose bestanden aus einem lodenähnlichen Stoff. Die Hose und die Schulterpartie der Bluse waren mit einer PTFE-ähnlichen Membran (Gore-Tex) unterlegt, die allerdings bei Bewegung knisternde Geräusche verursachte. Durch Kratzen des Stoffs auf der Haut war der Kampfanzug bei der Truppe nicht beliebt. Um diesen Effekt zu vermeiden, wurde zusätzlich pro Mann eine lange olivfarbene Unterhose ausgegeben, die speziell für den Kampfanzug, jagdmeliert bestimmt war. Großer Beliebtheit hingegen erfreute sich der kurze Zeit später zusätzlich eingeführte Parka mit herausknöpfbarem Futter[A 1], welcher nahezu unverändert bis in die 1990er Jahre genutzt wurde.[A 2] Dessen Kapuze konnte über den Stahlhelm gezogen werden.
Als Kopfbedeckung zum Kampfanzug, jagdmeliert wurde ein Schiffchen aus dem gleichen Stoff (mit herunterziehbaren Ohrenschützern) und ein neuer, einteiliger Stahlhelm M1A1 eingeführt. Über Feldbluse bzw. Überziehjacke wurde das olivgrüne Webkoppel mit einem gekörnten Kastenschloß aus Messing getragen.[A 3] Dazu wurden weitere Ausrüstungsgegenstände wie Koppeltragegestell, das Sturmgepäck groß und klein (die kleine Kampftasche blieb auch später noch in Verwendung), ABC-Schutzmaske in einer Umhängetasche und Magazintaschen getragen.
Überzählige Kammerware wurde nach der Aussonderung dieser Ausrüstung über Zwischenhändler an die Streitkräfte Pakistans verkauft. Dort ist der Feldanzug jagdmeliert teilweise heute noch bei Truppenkontingenten im Hochgebirge im Einsatz.
Analog zum Kampfanzug, der nur zu Großübungen und im Gefecht zu tragen war, gab es den sogenannten Arbeitsanzug. Dieser wurde im alltäglichen Dienstbetrieb jedes Soldaten getragen. Der im Fischgrätmuster aus Baumwolle hergestellte Anzug war rein zweckmäßig in olivgrüner Grundfarbe entworfen.
Er bestand aus einer Hose mit zwei aufgesetzten Bein- und einer Gesäßtasche, einer Jacke mit zwei Brusttaschen und einer Feldmütze, die weitestgehend dem Modell der Wehrmacht entsprach. Zum Arbeits- wie auch zum Kampfanzug Splittertarn und jagdmeliert wurde ein knielanges Hemd mit nicht durchgängiger Knopfleiste getragen (Hemd, oliv, gewirkt).
Jedoch hatte die Truppe einige Mängel festgestellt. Etwa ging der Stoff durch häufiges Waschen ein, verlor dadurch seine Farbe, Stabilität und war daher nicht mehr ansehnlich zu tragen. Außerdem äußerte man Änderungswünsche, wie eine Möglichkeit, die Jacke in die Hose zu knöpfen, bessere Durchlüftung und eine wasserabweisende Imprägnierung.
Daraufhin wurden 1963 Erprobungen unternommen, einen neuen Arbeitsanzug im Schnitt des Kampfanzugs, jagdmeliert aus einem Baumwoll-Moleskinstoff einzuführen.
Schließlich wurde der Arbeitsanzug zusammen mit dem Kampfanzug, jagdmeliert durch einen kombinierten Kampf- und Arbeitsanzug, den Feldanzug, oliv ersetzt.
Die Erprobungen des Moleskin-Arbeitsanzuges mündeten in der Einführung eines neuen kombinierten Kampf- und Arbeitsanzugs Mitte der 1960er Jahre:
Da der Kampfanzug, jagdmeliert, wie oben genannt, aufgrund seines dicken, kratzigen Stoffs unbeliebt und im Sommer zu warm war, wurde dessen Schnitt dem Moleskinanzug angepasst, um diesen im Sommer ersatzweise als Kampfanzug tragen zu können.
Schließlich verdrängte er bis Ende der 1960er Jahre den Kampfanzug, jagdmeliert vollständig und wurde nun als einziger Anzug bei der Truppe getragen. Somit gab es keine Trennung von Arbeits- und Kampfanzug mehr. Restbestände der „Filzlaus“ wurden jedoch teilweise noch bis in die 1970er Jahre als Winterzusatzbekleidung ausgegeben.
Im Feldanzug, oliv wurden die Forderungen der Truppe umgesetzt, der Schnitt war besser, man konnte die Jacke in die Hose einknöpfen und er war atmungsaktiver. Als Kopfbedeckung wurde ein Schiffchen eingeführt, da die jungen Soldaten dieses modischer als die alte Feldmütze empfanden.
Das auch hier zunächst noch getragene knielange Hemd, gewirkt wurde durch das Feldhemd ersetzt, welches sich großer Beliebtheit erfreute und unverändert bis in die 1990er Jahre getragen wurde.
Der Feldanzug, oliv erfuhr im Laufe der Jahre einige Anpassungen. So war die Hose zunächst mit Gesäßdopplung und zuknöpfbaren Hosentaschen versehen, was bei neueren Modellen wegfiel. Ebenso fiel bei der Jacke zunächst die Ellenbogendopplung und in den 1990ern die Leiste zum Einknöpfen in die Hose weg. Außerdem gab es wieder Feldmützen im Moleskinstoff.
Als Feldjacke gehörte zum Moleskinanzug weiterhin der Parka. Außerdem gab es nun gestrickte Fünffingerhandschuhe (später ersetzt durch gefütterte Lederhandschuhe). Des Weiteren wurde in den frühen 1980er Jahren der olivgrüne (bei Luftwaffe und Marine dunkelblau) Pullover nach britischem Muster eingeführt, der über dem Feldhemd an Stelle (oder unter) der Feldjacke getragen werden konnte. Mit Einführung des neuen Tarndruck-Feldanzugs wurde der grüne Pullover beim Heer nicht mehr ausgegeben. Inzwischen kann zum Dienstanzug ein ähnlicher Pullover im Farbton „anthrazit“ getragen werden.
Mitte der 1990er Jahre wurde nach langer Erprobung wieder ein mit Tarnmuster bedruckter Feldanzug eingeführt, der nun in Flecktarn[1] bedruckt ist. Der Feldanzug, Tarndruck besteht aus einer Feldbluse und Feldhose, einem zunächst oliven, inzwischen sandfarbenen Unterhemd, Kampfstiefeln und Strümpfen sowie der Feldmütze.[2] Er ist der Feldanzug, der in der feucht-kalten Klimazone, unter anderem in Deutschland getragen wird. Zusätzlich gehören zur Ausstattung die Feldjacke, ein Wind-Nässeschutz mit Überziehstiefeln sowie ein Kälteschutz (Unterziehjacke und-hose) und Unterziehhemd (oliv, lange Ärmel).[3]
Für Einsätze in heiß-feuchten Gebieten, wie dem im Kosovo, wurden Kleidungsstücke aus atmungsaktiveren Materialien[2] beschafft, die als Feldanzug, 5-Farb-Tarndruck geführt werden.
Der Feldanzug mit 3-Farb-Tarndruck wird umgangssprachlich auch Tropentarn oder fälschlicherweise Wüstentarn genannt. Er ist konzipiert für heiß-trockene Einsatzgebiete[1]:Nr. 221[2]:26, 27 wie beispielsweise in Afghanistan.
Diese Feldbekleidung 5-Farben-Tarndruck ist besonders robust, witterungsfest (wind- und wasserabweisend), antistatisch, flammhemmend[4] mit Vektorenschutz, – Materialzusammensetzung 49 % Viskose FR/49 % Aramid/2 % Antistatische Stapelfaser[5] – besteht aus
Die Beschaffung der LHBw erfolgt im Erprobungsrahmen derzeit auch in 3-Farb-Tarndruck und 5-Farb-Tarndruck Tropen.
Die „Kampfbekleidung Einsatz/Übung“ ist querschnittlich für alle Soldaten als zusätzliche Ausstattung vorgesehen.[8] Der bisherige Feldanzug wird durch die neue Bekleidung nicht ersetzt. Der neue Anzug wird seit 2016 eingeführt.[9] Die Stoffmaterialien sind jeweils auf die anderen abgestimmt, um ein leistungsfähiges Bekleidungssystem zu schaffen. Die Wind-Nässeschutz-Bekleidung kann im Kampfanzug verpackt werden. Der Kampfanzug verfügt über einen gefütterten Kragen, große Reißverschlüsse und Knöpfe sowie einschiebbare Knie- und Ellenbogenpolster. Das System darf um die Funktionalität zu erhalten nicht mit weiterer Bekleidung ergänzt werden.[10]
Die Bundeswehr geht damit einen bedingt anderen Weg als das Zwiebelschalenprinzip, um jeweils nur die Oberbekleidung mit einem anderen Tarndruck an die Klimazone anpassen zu müssen. Das Funktionsprinzip von Wind-Nässeschutzbekleidung und die Materialausführung der Oberbekleidung mit bedingt wasserabweisend widerspricht diesem.
Für das Projekt „Kampfbekleidung Einsatz/Übung“ sind derzeit Haushaltsmittel von insgesamt 101,1 Mio. Euro eingeplant, von denen 1,4 Mio. Euro auf die Vorbereitung und Durchführung der Einsatzprüfung entfallen und 99,7 Mio. Euro für die Beschaffung. Eine Auftragsvergabe zur Beschaffung der Kampfbekleidung Einsatz/Übung erfolgte zwischenzeitlich. Soldaten die in den Einsatz gehen, werden mit dem System zusätzlich ausgestattet.[11] [A 4]
Die Einführung ist im Zusammenhang mit der Gefechtsausrüstung IdZ-Gladius zu betrachten.
Das neue Tarnmuster der Bundeswehr Multitarndruck[12] wird seit 2016 vorerst nur an die Spezialkräfte ausgegeben und soll dem erweiterten Einsatzspektrum der Bundeswehr entsprechen sowie in Europa als auch in Einsatzgebieten wie dem Irak, Mali oder Afghanistan gute Tarnung bieten.
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