Loading AI tools
ungarische Adlige und verurteilte Serienmörderin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Elisabeth Báthory (verheiratet Elisabeth Nádasdy; ungarisch Báthory Erzsébet [ ], slowakisch Alžbeta Bátoriová/Báthoryová; * 7. August 1560 in Nyírbátor, Ungarn; † 21. August 1614 auf Burg Čachtice (Schächtitz), Königliches Ungarn)[1] war eine ungarische Gräfin aus dem Haus der Báthory von Ecsed. Ihre Verurteilung als Serienmörderin im Jahr 1611 ließ die Legende der „Blutgräfin“ entstehen, die die Vorlage für zahlreiche künstlerische Bearbeitungen lieferte.
Elisabeth Báthory wurde 1560 als Tochter des adeligen Militärs Georg Báthory von Ecsed (ungarisch Báthory György) und Anna Báthory von Somlyós geboren, der älteren Schwester des regierenden polnischen Königs Stephan Báthory (ungarisch Báthory István). Georg war der dritte von vier Ehegatten der Anna Báthory. Elisabeth hatte einen älteren Bruder, Stephan (geboren 1555, ungarisch István), und die jüngeren Schwestern Sofia und Klara. Elisabeth wuchs in Ecsed auf und lernte Latein, Deutsch und Griechisch.
1571 wurde sie mit elf Jahren mit dem fünf Jahre älteren Franz Nádasdy von Fogarasföld verlobt. Dessen Mutter Ursula hatte zwei Jahre vorher Burg Čachtice als Mitgift für ihn gekauft und starb im Jahr der Verlobung. Die Hochzeit fand am 9. Mai 1575 statt, als Elisabeth 14 Jahre alt war. Báthory änderte ihren Nachnamen in Báthory-Nádasdy und trat zum Luthertum über. Das Paar Báthory-Nádasdy wohnte auf Burg Čachtice (deutsch: Schächtitz, ungar. Cséjthe) zwischen Piestany und Neustadt an der Waag in der Gegend von Neutra (ungar. Nyitra, slowak. Nitra).
Franz war oft außer Haus und kämpfte als Kommandant im königlichen Ungarn gegen die Osmanen. Er nahm an den Rückeroberungen von Esztergom, Vác, Székesfehérvár, Visegrád und Győr teil, wurde zum Ritter geschlagen und erwarb sich durch sein hartes Vorgehen den Beinamen „Schwarzer Ritter“. Elisabeth führte den Haushalt der Burg. Sie verwaltete das Erbe der Kanizsay und der Nádasdy für ihren Mann.
Das Königreich Ungarn unter Herrschaft des Hauses Habsburg verschuldete sich zur Finanzierung des Krieges hoch bei den Nádasdy.
1585 gebar Báthory im Alter von 25 Jahren ihr erstes Kind, die Tochter Anna. Ein Gemälde von Báthory wurde im selben Jahr gemalt. Zwischen 1586 und 1594 bekam sie Ursula und Andreas, die beide als Kinder starben, und danach Katharina. Báthory war 38 Jahre alt, als 1598 der Sohn Paul – Haupterbe des Paares – geboren wurde.
Ihr Bruder Stephan, Erbe der Báthory von Ecsed, war kinderlos geblieben, sodass er Elisabeth Báthory 1600 in seinem Testament bedachte. Ihr Bruder Stephan war Erzieher von Gabriel Báthory von Somlyó und seiner Schwester Anna. 1601 erkrankte Elisabeth Báthorys Ehemann Franz Nádasdy in Pressburg (ungar. Pozsony, slowak. Bratislava). In Keresztúr kam es 1602 zu Aktivitäten von Geistlichen gegen Nádasdy und Báthory.
Franz starb am 4. Januar 1604 an einer Krankheit, und Báthory erbte dessen gesamtes Vermögen. Nachdem sie 1605 auch ihren Bruder Stephan beerbt hatte, ballte sich große Macht in ihrer Hand. Sie besaß Lehen, Güter und Immobilien von Transsylvanien bis nach Österreich, hauptsächlich aber in Oberungarn, der späteren Slowakei: Burg und Dorf Čachtice, Burg Beckov, Burg und Stadt Sárvár, Burg Leka, Ecsed (Kreis Mátészalka), Kanizsa (Erbe der Kanizsay), Burg und Stadt Illava, Lendva, Weingärten um Tokaj, Sopronkeresztúr, Kapuvár (Kreis Kapuvár), Egervár (Kreis Zalaegerszeg), Nagycenk, Burg Füzér, Burg Devín (aus dem Erbe ihres Bruders Stephan) und Stadthäuser in Wien, Sopron, Trnava und Piestany. Viele der Burgen waren strategisch wichtig, insbesondere Devín an der Donau oberhalb von Pozsony (Pressburg).
Báthory agierte als Familienoberhaupt, was damals für eine Frau ungewöhnlich war. 1604 verheiratete sie ihre Tochter Anna mit Miklós Zrinyi. Ihren Sohn und Erben Paul ließ sie durch Graf Emmerich Megyéry den Roten erziehen. Die Tochter Katharina verlobte sie mit Georg Drugeth von Homonna, die Hochzeit fand am 6. Januar 1610 auf Čachtice statt.
Am 27. März 1606 waren Heiducken des Aufständischen István Bocskay in Čachtice. 1608 wurde Gabriel Báthory Wojewode von Transsylvanien.
Auf Befehl König Matthias’ II. (ung. Mátyás) von Ungarn stürmte und durchsuchte Graf Georg Thurzo von Bethlenfalva, seit 1609 Palatin von Ungarn und Vetter von Báthory, am 29. Dezember 1610 das Schloss von Čachtice. Báthory wurde wegen vielfachen Mordes an Dienerinnen 1611 unter Hausarrest gestellt. In Bitcse wurden zwei Prozesse abgehalten, einer auf Ungarisch und einer auf Latein. Da man Báthory selbst nicht Stellung nehmen ließ, bestand der Prozess nur aus der Vernehmung von Zeugen und Mitangeklagten, die gefoltert wurden. Darunter waren diverse Diener von Báthory:
In der Folge des Prozesses wurden Dorothea und Helena erst die Hände verstümmelt, dann wurden sie lebendig verbrannt.[2] Johannes wurde geköpft und seine Leiche verbrannt. Katharina blieb in Haft und wurde nicht verurteilt, da sie durch Zeugenaussagen teilweise entlastet wurde. Der katholische König Matthias II. aus dem Haus Habsburg verlangte das Todesurteil gegen die evangelische Báthory. Thurzo lehnte das ab und Báthory wurde bis zu ihrem Lebensende auf ihrer Burg Čachtice gefangen gehalten.[3]
Ende Januar 1611 wurde Báthory von Georg Drugeth von Homonna, dem Ehemann ihrer Tochter Katharina, der in ihrem Namen Erbansprüche geltend machte, aufgesucht. Am 8. Oktober gab es ein Treffen von ihm und dem Sohn Paul, bei dem die Aufteilung des Erbes diskutiert wurde.
Am 31. Juli 1614 machte Báthory ihr Testament, das eine gleichmäßige Aufteilung ihres Eigentums unter ihren Kindern vorsah und Paul als Stammhalter einsetzte. Elisabeth Báthory starb am 21. August 1614 nach vier Jahren Haft und wurde am 25. November in der Kirche zu Čachtice beigesetzt. Am 13. August 1615 starb ihre Tochter Anna kinderlos und fiel als Erbin aus, so dass Paul und Homonna am 9. März 1616 das Erbe aufteilten.
Die Prozessunterlagen schildern, dass Báthory viele junge Mädchen auf ihre Burgen gelockt habe. Báthory und ihre Diener sollen ihre Opfer auf verschiedene Weise gefoltert haben. Thurzo habe sofort nach Betreten der Burg Čachtice die ersten Mädchenleichen gefunden. Dorothea nannte 36 getötete Mädchen. Eine andere Zeugin gab an, auf Schloss Sárvár seien über 80 Mädchen getötet worden. Auch in Wien soll sie zahlreiche Mädchen ermordet haben, darunter sei die Sängerin Helene (ung. Ilona) Harczy gewesen, die Báthory in Wien kennengelernt hatte. In ihrem Wiener Stadtpalais in der Augustinerstraße 12, in dem die verwitwete Gräfin die Wintermonate zu verbringen pflegte, kam es angeblich regelmäßig zu nächtlichen Ruhestörungen in Form von Schreien, Weinen und Rumpeln.
Manche sind der Auffassung, dass Báthorys brutales Verhalten gegenüber Untergebenen lediglich exzessiver war als das anderer Hochadliger. Sie sei nur angeklagt worden, weil sie sich nicht mit Bauernmädchen begnügt, sondern auch Mädchen aus dem niederen Adel Ungarns umgebracht habe.[4]
György Pollák[5] und Michael Farin, der als Herausgeber der aktuellen deutschsprachigen Quellensammlung zu Báthory sowohl die zeitgenössischen Quellen als auch die Entstehung der späteren Báthory-Legende dokumentiert hat, halten die historische Báthory nicht für unschuldig.[6]
Die Auffassung von Báthorys Unschuld wurde 1984 erstmals vertreten von László Nagy. Das Vorgehen gegen Báthory ist nach dieser Auffassung eine politische Intrige seitens des Hauses Habsburg.[7]
Die Habsburger und Báthorys waren schon seit Langem verfeindet. Der Konflikt der beiden Häuser begann 1571, als sich Stefan Báthory mit osmanischer Hilfe gegen den habsburgischen Kandidaten als Woiwode von Transsylvanien durchsetzte. Stefan setzte sich dann 1575 auch gegen Kaiser Maximilian II. als König von Polen durch. Die Habsburger waren katholisch und führten 1580 die Gegenreformation in Österreich ein. In Transsylvanien hingegen ließ der evangelische Woiwode Sigismund Báthory, ein Nachfolger Stefans, 1588 die Jesuiten ausweisen und 1592 die Unitarier aus Polen immigrieren. 1597–1602 kam es zur Auseinandersetzung zwischen Sigismund Báthory und dem Habsburger Rudolf II. um die Herrschaft über Transsylvanien, bei der sich Rudolf II. durchsetzte. Rudolfs Kommissar Georg Basta beschlagnahmte den Besitz diverser ungarischer Adliger und ging gegen die Evangelischen vor, sodass 1604 der Aufstand des Stephan Bocskai gegen ihn losbrach, durch den Transsylvanien wieder unabhängig von den Habsburgern wurde.
1608 wurde Gabriel Báthory Woiwode von Transsylvanien. Es drohte ein Feldzug von Báthory gegen die Walachei, die mit König Matthias II. verbündet war. Elisabeth Báthory hätte ihren Verwandten mit Truppen unterstützen können. Ihre Festnahme 1610 verhinderte das. Ein Prozess mit gekauften Zeugen, so die These, sei ein geringerer Aufwand als ein Krieg gegen die Báthorys.
Die Habsburger gingen mit allen Mitteln gegen die Báthorys vor. So unternahm Melchior Khlesl, Kanzler von König Matthias II., einen Mordversuch an Gabriel Báthory, der jedoch scheiterte. 1611 startete Khlesl einen Feldzug gegen Transsylvanien. Außerdem förderte Khlesl die Gegenreformation. Nachdem Gabriel Báthory 1613 gestürzt und ermordet worden war, starb im selben Jahr auch sein Amtsvorgänger Sigismund Báthory in Prag, so dass die Habsburger die konkurrierende Dynastie erfolgreich ausgeschaltet hatten.
Tony Thorne führt in seiner 1997 erschienenen Dokumentation Countess Dracula. The life and times of the Blood Countess, Elisabeth Báthory Gespräche mit Katalin Peter, Agnes R. Varkonyi, Pal Ritook, Borbala Benda, Zsuzsana Bozai und Tibor Lukacs, Beata Havelska, Pavol Stekauer, Stefan Franko, Jozef Kocis, Irma Szadeczky-Kardoss, die verschiedene Ansichten vertreten. Für die Unschuldsvermutung sprechen laut Thorne drei Argumente:
Gegen diese Hypothese spricht die Detailfülle und ungewöhnliche Art der Vorwürfe.
1729, mehr als 100 Jahre nach dem Tod von Elisabeth Báthory, behandelte der Jesuit László Turóczi in seinem vom Geist der Gegenreformation geprägten Werk Ungaria suis cum regibus compendio data[8] die Verurteilung Báthorys vom Standpunkt des Gerichts aus und ergänzte sie um einige entscheidende, frei erfundene Details: Báthory habe beim Foltern eines Mädchens einige Blutspritzer abbekommen und auf der befleckten Stelle eine deutliche Verjüngung ihrer Haut verspürt. Sie habe sich daher entschlossen, systematisch junge Frauen zu töten und in deren Blut zu baden, um ihre eigene Haut jugendlich und attraktiv zu erhalten. Helena und Dorothea seien Hexen gewesen. Der Jesuit Turóczi gab zudem als Ursache für Báthorys Wahnsinn erstmals ihren Übertritt zum Luthertum an.
Turóczis Werk ist die älteste Schrift über Báthory, die, abgesehen von den besagten Ergänzungen, auf den Originalakten basiert. Seine Behauptungen wurden von späteren Autoren wiederholt, z. B. 1742 von Matthias Bel,[9] und oft noch weiter ausgeschmückt. Die Publikation der Prozessakten 1817[10] hatte keinen Abbruch der Legendenbildung zur Folge. Ein neues Erzählelement war z. B. eine Eiserne Jungfrau in Báthorys Folterkammer. Die reale Báthory geriet in Vergessenheit.
Neben pseudohistorische Schilderungen traten rein fiktive Werke ohne Wahrheitsanspruch, so schrieb Leopold von Sacher-Masoch von den Sagen um Báthory angeregt die Geschichte Ewige Jugend. 1611.[11]
Insbesondere durch die Legende, Báthory habe im Blut der ermordeten Mädchen gebadet oder es getrunken, um sich selbst jung zu erhalten, bekam Báthory den Beinamen „Blutgräfin“. Ob Bram Stoker von der Báthory-Legende angeregt war und sie für seinen Roman Dracula verwendete, ist umstritten.[12] Eine Verbindung zwischen der Blutgräfin und bluttrinkenden Vampiren wurde erstmals 1970 hergestellt, um einen Film zu bewerben. Mittlerweile ist sie ein typisches Thema im Vampir-Genre.[13] In etlichen Werken, die von den Legenden um die „Blutgräfin“ handeln, wird der Name Báthory gar nicht mehr genannt. Ab den 1970er Jahren avancierte Báthory zu einer beliebten Figur der Populärkultur.
Unter den zahlreichen Filmen, die sich um Elisabeth Báthory drehen, muss zwischen zwei Hauptrichtungen unterschieden werden: einerseits „historischen“ Filmen, die sich, einmal mehr, einmal weniger um Authentizität bemüht, mit dem geschichtlich überlieferten Charakter und der Biografie der „Blutgräfin“ befassen, und andererseits Filmen des „phantastischen“ Genres (besonders Horrorfilmen), die oft in der Gegenwart spielen und in denen Elisabeth Bathóry meist als Vampirin, als eine Art weibliches Gegenstück zu Dracula, in Erscheinung tritt. Natürlich gibt es auch Mischformen, so enthält etwa gleich der erste biographische Film, Comtesse des Grauens (siehe unten), auch Elemente des Gruselfilms.
Historische Filme (Auswahl):
Horror- und phantastische Filme (Auswahl):
10. Juli 2008, Slowakei) (2007(?)) 141 min.
Andreas Báthory | |||||||||||||
Stephan Báthory (1490–1530) | |||||||||||||
Juliana Drágfi von Béltek | |||||||||||||
Georg Báthory von Ecsed | |||||||||||||
Konrad III Rudy | |||||||||||||
Catharina von Rozgon | |||||||||||||
Anna Radziwiłł | |||||||||||||
Elisabeth Báthory | |||||||||||||
Nicolaus Báthory (1462–1500) | |||||||||||||
Stephan Báthory von Somlyó (1477–1534) | |||||||||||||
Sophia von Lossoncz | |||||||||||||
Anna Báthory von Somlyó (1539–1570) | |||||||||||||
Stephan Telegdi († 1514)[20] | |||||||||||||
Katherina Telegdi (1492–1547)[20] | |||||||||||||
Margit Bebek de Pelsõcz[20] | |||||||||||||
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.