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US-amerikanisch-schweizerische Krimi-Schriftstellerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Donna Margaret Leon [28. September 1942 in Montclair, New Jersey) ist eine US-amerikanisch-schweizerische Schriftstellerin. Bekannt ist die Autorin für ihre Kriminalromane mit dem venezianischen Polizisten Commissario Guido Brunetti als Protagonisten.[1] 2020 wurde sie Schweizer Staatsbürgerin.
] ( ) (*Nach einem Studium in Englisch und englischer Literatur in ihrer Heimat (USA) sowie weiteren in Siena und Perugia unterrichtete sie diese Fächer.[2] Anschließend arbeitete sie als Reisebegleiterin in Rom und als Werbetexterin in London. Später unterrichtete sie an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran (bis 1979), in China und neun Monate lang[3] in Saudi-Arabien. Von 1981 bis 1995[3] war sie an der Außenstelle der Universität Maryland auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Vicenza (Nord-Italien) tätig.
Ihre Dissertation über Jane Austen konnte sie nicht abschliessen, da der Entwurf, die Bücher und sämtliche Notizen, an denen sie fünf Jahre lang gearbeitet hatte, 1979 während der Flucht vor der islamischen Revolution im Iran verloren gingen.[3]
„Das ist wahrscheinlich das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist. Wenn ich das Konzept nicht verloren hätte, hätte ich die Doktorarbeit beendet und mein Leben als Akademikerin zugebracht.“
Die Idee zu ihrem ersten Buch kam ihr 1992 während eines Opernbesuchs im Teatro La Fenice in Venedig. Bei einer Unterhaltung mit dem Dirigenten Gabriele Ferro und seiner Frau wurden Anekdoten und Klatsch über den verstorbenen Stardirigenten Herbert von Karajan und dessen Tod ausgetauscht.[5][4] Das Gespräch eskalierte, die drei sprachen schließlich über Mord in einer Operngarderobe.[6]
„Ich fand das eine interessante Art, einen Kriminalroman zu beginnen. Und da dachte ich, ich schreibe mal einen.“
Hieraus entstand ihr Romandebüt Venezianisches Finale mit dem Ermittler Guido Brunetti, der in dem ersten Fall den Tod des deutschen Stardirigenten Helmut Wellauer aufklärt. Der Roman erschien 1992 unter dem Titel Death at La Fenice bei Random House in New York und floppte. Leon vermutete, dass der Ermittler Brunetti dem amerikanischen Publikum „zu intellektuell“ sei.[7] Die deutsche Übersetzung wurde 1993 im Diogenes Verlag veröffentlicht. In Deutschland ist Leon seitdem eine Bestsellerautorin. Die Brunetti-Romane, die im jährlichen Rhythmus erscheinen, führen im Juni/Juli häufig die deutschen Bestsellerlisten an. Sie wurden in 35 Sprachen übersetzt und in zahlreichen Ländern veröffentlicht. Auf ihren Wunsch hin erscheinen sie aber nicht auf Italienisch,[8] damit die Venezianer, von denen sie ihre Geschichten und Anregungen hat, weiter unvoreingenommen mit ihr umgehen[9][10][11][12][13] und weil sie in Venedig unerkannt ein normales Leben führen wollte.[4]
Ihre Leidenschaft gilt der barocken Oper, daher besuche sie fast jede wichtige Inszenierung in Europa.[10] Besonders schätzt sie die Werke des Komponisten Georg Friedrich Händel.[14]
Donna Leon hält sich nur noch zeitweilig in Venedig, ihrem ehemaligen Wohnort, auf. Sie lebt seit 2007 im Val Müstair in Graubünden in der Schweiz.[15] Im Jahr 2020 hat sie die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen.[16] Gefragt nach dem Grund ihres Umzugs in die Schweiz antwortete Donna Leon: „Venedig hat etwa 50.000 Einwohner und jedes Jahr – wenn nicht gerade Pandemie ist – kommen 30 Millionen Touristen. Das heißt pro Einwohner 600 Touristen, stellen Sie sich das für Ihre Stadt einmal vor. Es wurde mir einfach zu voll. Es gab keinen Moment der Stille mehr. Ich weiß noch, wie es vor 50 Jahren war, als man in Ruhe durch die Straßen gehen konnte. Jetzt ist es so wie in London auf der Oxford Street am Heiligabend.“[17]
Der Protagonist in Donna Leons Kriminalromanen ist der kultivierte und bescheidene Venezianer Commissario Guido Brunetti. Seine Ehefrau Paola ist die Tochter eines Grafen aus der Familie Falier, einer der ältesten, wohlhabendsten und einflussreichsten Familien Venedigs. Sie arbeitet – wie die Autorin Donna Leon es früher selbst getan hat – als Professorin für Englische Literatur und ist vom Geist der 68er-Bewegung beseelt. Paola Brunetti wurde über ein Thema zu Henry James[18] promoviert. Die gemeinsamen heranwachsenden Kinder Raffaele und Chiara entwickeln in den Romanen einen menschenfreundlichen Enthusiasmus, der mit der korrupten und grausamen Welt des Verbrechens kontrastiert.
Paola und die Kinder haben ein inniges Verhältnis zu den Schwiegereltern. Dagegen ist Guidos Verhältnis zu seinem Schwiegervater Orazio Falier eher etwas steif. Dennoch ist der Conte für ihn ein wichtiger Informant, wenn es um die gesellschaftlichen, geschäftlichen und politischen Hintergründe der Stadt geht.
Komische Figur der Romane ist Brunettis Vorgesetzter Vice Questore Giuseppe Patta. Der ungeschickte, eitle und opportunistische Polizeichef von Venedig ist Sizilianer und meistens anderer Meinung als Brunetti. Seine größte Sorge bei gemeldeten Todesfällen ist der Imageschaden für die Stadt und den Tourismus. Er möchte in verdächtigen Fällen daher weitergehende Ermittlungen durch Brunetti am liebsten unterdrücken, und nur selten zeigt er sich einsichtig, wenn Brunetti am Ende den Fall aufgeklärt hat. Weitere Hauptfiguren sind ab dem zweiten Roman der loyale und umweltbewusste Sergente Lorenzo Vianello (ab dem elften Roman Ispettore und mit Brunetti per Du) und ab dem dritten Roman Vice Questore Pattas moderne und attraktive Sekretärin Elettra Zorzi. Signorina Elettra ist nebenbei Computerspezialistin und bringt Brunetti immer wieder mit oft fragwürdigen Recherchen in Gewissenskonflikte. Allerdings ist Brunetti häufig auf die so außerhalb legaler Kanäle beschafften Informationen angewiesen.
Als weiterer Kontrapunkt zu diesen Figuren treten die Polizisten Tenente Scarpa, Sergente Alvise und Sergente Riverre auf, die sich trotz eigener Beschränktheit, einem Hang zur Vorschriftenabhängigkeit und gelegentlichem Übereifer einer gewissen Wertschätzung seitens des Vice Questore erfreuen. Donna Leon weist in ihren Romanen regelmäßig darauf hin, dass Scarpa ebenso wie Patta Sizilianer ist und daher von Brunetti, Vianello und Elettra nicht gemocht werde.
Weitere regelmäßig in den Romanen auftretende Charaktere sind der Rechtsmediziner Ettore Rizzardi – ein ruhiger Zeitgenosse, der stets elegant gekleidet ist und in seinen Autopsieberichten einen Hang zur wortgewandten Prosa hat – sowie die Bootsführer Montisi (der jedoch im 10. Fall ermordet wird), Bonsuan und Foa (ab Fall 11), die Brunetti regelmäßig mit dem Polizeiboot der Questura nicht nur zu den Ermittlungsorten, sondern gelegentlich auch zu privaten Zielen fahren.
Brunetti findet immer den Täter und dessen Hintermänner, allerdings kommen diese meist ungeschoren davon, weil sie über ein weitreichendes Beziehungsgeflecht verfügen. Manchmal kann auch der Täter nicht bestraft werden, weil raffinierte juristische Winkelzüge ihn als unzurechnungsfähig hinstellen. Dabei ist die polizeilich verfolgte Tat häufig nur schmückender Rahmen für die Beschreibung der Stadt Venedig und ihrer Bewohner. Durch detailliertes Studium der Stadt gelingt es Donna Leon, die Stimmung von Venedig zu den unterschiedlichen Jahreszeiten und an den unterschiedlichen Orten einzufangen. Die Protagonisten äußern sich dabei häufig sehr negativ über den zunehmenden Tourismus in Venedig und die damit einhergehende Globalisierung der Stadt.
Donna Leon nimmt in ihre Romane aktuelle Themen auf, wie sie in den Zeitungen diskutiert werden: Bestechung in Behörden, Umweltskandale, Rauschgiftverkauf an Jugendliche, Umgang mit Asylbewerbern, Sextourismus oder sexueller Missbrauch von Kindern. Außerdem setzt sie sich kritisch mit der Art und Weise auseinander, wie sich Venedig zunehmend zum Nachteil der Einheimischen verändert, z. B. die Einkaufssituation. Läden für den täglichen Bedarf der Menschen verschwinden, etwa Bäckereien oder Schuhmacher. Sie werden ersetzt durch Geschäfte, die Dinge wie Masken oder Plastikgondeln für Touristen anbieten und die kein Venezianer braucht.[19]
Donna Leon beschreibt Venedig in ihren Romanen so detailliert, dass sämtliche Schauplätze mit Hilfe eines Stadtplanes nachvollzogen werden können.[20] Mittlerweile sind ein Stadtplan und ein Brettspiel erschienen, welche die Schauplätze der Brunetti-Romane zum Thema haben. Die Brunettis leben in einer weiträumigen Wohnung nahe der Kirche San Polo. Sie befindet sich im vierten Stock und besitzt eine große Dachterrasse. Auch die venezianische Küche ist immer wieder Thema, wobei Paola Brunetti meistens selber kocht und zu Hause auf der Dachterrrasse gegessen wird. Dank der Rezeptsammlung Bei den Brunettis zu Gast können die Dreigangmenüs von Paola Brunetti sogar nachgekocht werden. Die Dachterrasse ihrer Wohnung liegt am Zusammenfluss von Canal Grande und Rio di San Polo. Auf der anderen Seite des Rio fällt der Blick auf die Terrasse des Palazzo Barbarigo della Terrazza.
2003 erhielt Donna Leon den neben anderen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Landesverband Bayern), der Bayerischen Staatskanzlei und dem Bayerischen Rundfunk getragenen internationalen Buchpreis Corine in der Sparte Belletristik.
Die deutschen Buchausgaben sind alle im Zürcher Diogenes Verlag erschienen, zuerst als Hardcover, dann als Taschenbuch (detebe).
Darüber hinaus wurden eine Reihe von Hörbüchern auf CD und Kassette (Hörspiele und Lesungen) und DVDs (Filme) produziert.
Die meisten ihrer Romane wurden für das Fernsehen verfilmt und für den Rundfunk als Hörspiel inszeniert.
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