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Digitalkameras, die speziell für die Filmproduktion hergestellt werden Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Digitale Kinokameras sind professionelle, hochwertige digitale Videokameras für Filmaufnahmen und werden bei allen Arten von Filmproduktionen eingesetzt. Sie kommen etwa seit Beginn der 2000er Jahre zunehmend als Ergänzung oder Ersatz für herkömmliche, d. h. mit analogem, fotografischem Filmmaterial arbeitende 16-mm- oder 35-mm-Filmkameras zum Einsatz. Anstelle von herkömmlichem Filmmaterial setzen diese Kameras elektronische Bildsensoren und digitale Speichermedien zur Bildaufzeichnung ein. Die Angaben 16 mm oder 35 mm dienen bei digitalen Kinokameras ebenso wie bei den herkömmlichen mechanischen, analogen Filmkameras zur Kennzeichnung der belichteten Fläche und sind in der Regel mit den entsprechenden Objektiven der Filmkameras kompatibel.
Die folgende Grafik zeigt einen Auflösungsvergleich verschiedener Systeme:
Auch wenn, insbesondere in Deutschland, noch viel Unsicherheit und kontroverse Diskussionen hinsichtlich der digitalen Kinoproduktion existieren, sind doch Pro und Contra leicht zu trennen. Die Bedenken bei der Transformation von chemisch-mechanischen Methoden hin zu digitalen sind klassische Kritik ähnlich wie beispielsweise beim Übergang von der traditionellen Fotografie zur elektronischen, vom Tonband zum Hard-Disk-Rekorder, vom Bleisatz zu Desktop-Publishing, von der Rillenschallplatte zur Compact Disc usw.
Die Hauptgründe für den Einsatz von digitaler Kinoproduktion sind
Der Hauptgrund gegen den Einsatz von digitalen Kinokameras ist die andere Bildästhetik. Viele namhafte Regisseure und Kameraleute bevorzugen nach wie vor den „Look“ vom analogen Filmmaterial gegenüber Digitalbildern. Auch wenn die technische Bildqualität moderner Digitalkameras mittlerweile sogar den analogen Film übertrifft, so können sie aber nicht die Ästhetik von chemischem Film gänzlich nachstellen. Digitalkameras werden von vielen als „zu sauber“ wahrgenommen. Berühmte Regisseure, die aus diesem Grund nach wie vor ausschließlich auf analogem Film drehen, sind Steven Spielberg, Christopher Nolan und Quentin Tarantino.
Oft angemerkt wird, dass in der Praxis digital häufig deutlich mehr Material gedreht wird, da die Kosten und die Arbeitsunterbrechung beim Materialwechsel vernachlässigbar sind. Dies begrüßen manche Filmschaffende, bspw. Dokumentarfilmer, oft, wobei allerdings mehr gedrehtes Material nicht nur einen Vorteil darstellen kann: Zwar kann gegebenenfalls die eine wichtige Aufnahme digital aufgezeichnet sein, mehr Material bedeutet meist jedoch auch erhöhte Kosten in der Postproduktion.
Die Geschäftsmodelle der Kamerahersteller unterscheiden sich deutlich. Panavision vermietet seine eigene Millennium DXL-Kamera sowie von ihnen modifizierte digitale Kameras von anderen Herstellern (Arri, Sony) ausschließlich über eigene Rentalhäuser. Arri, Sony, RED Digital Cinema und Canon verkaufen ihre Kameras.
Sony, die im Jahr 2000 als erstes den Markt betraten und außerdem an der Entwicklung der Panavision Genesis beteiligt waren, spielen heutzutage bei Kinofilmen eine eher untergeordnete Rolle. Der Großteil aller digitalen Kinofilme wird auf digitalen Kameras von Arri oder RED gedreht. Sonys aktuelle Flaggschiff-Kamera, die F65, hat bei den großen Hollywood Blockbustern bis auf die Filme Oblivion und After Earth wenig Referenzen vorzuweisen. Sonys günstigere CineAlta-Kameras werden jedoch auch gerne von semiprofessionellen Anwendern eingesetzt und sind auf diesem Markt sehr erfolgreich.
Das 2005 in den Markt eingetretene Start-up-Unternehmen Red Digital Cinema Camera Company konnte sich sehr schnell am Markt etablieren. Schon ihre erste Kamera RED ONE konnte den ein oder anderen Hollywood Blockbuster einfangen (Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten, Die Muppets, District 9). Mit der RED EPIC gelang ihnen aber der endgültige Durchbruch (Der Hobbit, Elysium, Pacific Rim, Der große Gatsby, The Amazing Spider-Man, Prometheus etc.) Gerade für 3D-Filme wird diese Kamera aufgrund der kompakten Größe sehr gerne eingesetzt.
Arri ist mit den digitalen Alexa-Kameras sehr erfolgreich am Markt. Der Großteil aller internationalen TV-Serien und TV-Spielfilme wird heutzutage auf Alexa-Kameras gedreht. Viele große Hollywood-Blockbuster der letzten Jahre wurden auf der Alexa gedreht (James Bond 007: Skyfall, The Avengers, Iron Man 3, Hugo, Gravity, World War Z, Thor – The Dark Kingdom und viele andere).
Aber auch im Werbebereich ist die Kamera sehr erfolgreich. Alle Filme, die bei den Academy Awards 2014 in der Kategorie Beste Kamera oder Bester Film nominiert sind, wurden auf digitalen oder analogen Arri-Kameras gedreht.
Panavision waren mit der (in Kooperation mit Mitbewerber Sony entwickelten) Genesis-Kamera schon früh im Digitalmarkt vertreten. Nachdem andere Hersteller aber nach ein paar Jahren modernere, leistungsstärkere Systeme auf den Markt brachten, wurde die Genesis komplett vom Markt verdrängt. Daraufhin gab es von Panavision lange keine eigene Kamera mehr und sie konzentrierten sich stattdessen darauf, die Kameras ihrer Mitbewerber zu verleihen. Seit 2017 hat Panavision mit der Millennium DXL wieder eine eigene digitale Kinokamera im Angebot die ausschließlich exklusiv über ihrer eigenen Rentalhäuser zu mieten ist. Die Kamera wurde in Kooperation mit dem Mitbewerber Red Digital Cinema entwickelt.
Canon stieg im November 2011, nach dem großen Erfolg ihrer Spiegelreflexkameras mit Video-Funktion im Amateurbereich bzw. semiprofessionellen Bereich, ebenfalls in das Geschäft digitaler Kinokameras ein. Für Kinofilm und Serienproduktionen sowie Werbespots konnten sich die „Cinema Eos“ getauften Kameras jedoch nie wirklich als Hauptkameras etablieren. Dafür sind sie jedoch als Dokumentarfilmkamera oder als EB-Spezialkamera (mit geringer Tiefenschärfe) und bei semiprofessionellen Anwendern sehr erfolgreich.
Die aufgeführten digitalen Kinokameras stellen über 95 Prozent des aktuellen Marktes dar.
Das Kriterium für die Aufnahme in die Tabelle:
Spezialkameras (zum Beispiel High-Speed-Kameras, Consumer-Cameras, DSLRs etc.) werden der Übersichtlichkeit halber nicht aufgeführt.
Hersteller | Modell | Speichermedium | Sensor- format/ -größe |
Sensor- auflösung |
Ausgabe- auflösung |
Bildwiederhol- raten |
Objektiv- anschluss |
Sucher- optionen |
Format | Kontrastumfang | Empfindlichkeit | seit |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sony | Venice | externer Rekorder | Vollformat CMOS | 6048 × 4032 | 6K, 4K, 2K, HD | max.: 30 fps (6K), 60 fps (4K) | Arri PL | elektronisch | 16 bit RAW, XAVC | 15 Blenden | ISO 500 & 2500 (nativ) | 2017 |
Sony | Venice 2 | Sony AXS - Karte | Vollformat CMOS | 8640 × 5760 | 8,6K / 5,8K / 4K | max.: 30fps (8,6K), 48 fps (5,8K) | Arri PL | elektronisch | 16 bit RAW, ProRes | 16 Blenden | ISO 800 & 3200 (nativ) | 2021 |
Arri | Alexa 65 | Codex SXT Drive | 5-perf 65 mm CMOS | 6560 × 3100 | 6,5K / 5K / 4K | max.: 60 fps | Arri LPL | elektronisch | ARRIRAW | 14 Blenden | ISO 800 (nativ) | 2014 |
Arri | Alexa LF | Codex SXT Drive | Vollformat CMOS | 4448 × 3096 | 4,5K / 4K / 2K / HD | max.: 90 fps | Arri LPL | elektronisch | ARRIRAW / ProRes | 14 Blenden | ISO 800 (nativ) | 2018 |
Arri | Alexa Mini LF | Codex Compact Drive | Vollformat CMOS | 4448 × 3096 | 4,5K / 4K / 2K / HD | max.: 40fps | Arri LPL | elektronisch | ARRIRAW / ProRes | 14 Blenden | ISO 800 (nativ) | 2019 |
Arri | Alexa 35 | Codex Compact Drive | 4:3 S35 CMOS | 4608 × 3164 | 4,6K / 4K / 3,3K ANA | max.: 120 fps | Arri LPL | elektronisch | ARRIRAW / ProRes | 17 Blenden | ISO 800 (nativ) | 2022 |
Red | Monstro | RED Mini Mag | Vollformat CMOS | 8192 × 4320 | 8K | max. 60 fps | Arri PL, Canon EF, Nikon AF-S/D, Leica M |
elektronisch | Red RAW / ProRes | 14 Blenden | ISO 800 (nativ) | 2017 |
Red | Helium | RED Mini Mag | 16:9 S35 mm CMOS | 6144 × 3166 | 8K | max. 60 fps | Arri PL, Canon EF, Nikon AF-S/D, Leica M |
elektronisch | Red RAW / ProRes | 14 Blenden | ISO 800 (nativ) | 2016 |
Red | Gemini | RED Mini Mag | 16:9 S35 mm CMOS | 5120 × 3000 | 5K | max. 96 fps | Arri PL, Canon EF, Nikon AF-S/D, Leica M |
elektronisch | Red RAW / ProRes | 14 Blenden | ISO 800 (nativ) | 2017 |
Canon | C700 FF | CFast 2.0 | Vollformat CMOS | 5952 × 3140 | 5,9K / 4K / 2K | max. 60 fps | Arri PL, Canon EF | elektronisch | RAW, XF-AVC | 15 Blenden | ISO 850 (nativ) | 2018 |
Canon | C700 | CFast 2.0, Codex Capture Drive | 16:9 S35 CMOS | 4622 × 2469 | 4,5K, 4K, 2K, HD | max. 120 fps (4K RAW) | Arri PL, Canon EF | elektronisch | RAW, ProRes, XF-AVC | 14 Blenden | ISO 850 (nativ) | 2017 |
Panavision | Millennium DXL 2 | RED Mini Mag | Vollformat CMOS | 8192 × 4320 | 8K | max. 60 fps | Arri PL, Canon EF, Nikon AF-S/D, Leica M |
elektronisch | Red RAW / ProRes | 14 Blenden | ISO 800 (nativ) | 2018 |
Panasonic | Varicam 35 | externer Rekorder, SDXC-Karte (UHS-II) | 16:9 S35 CMOS | 4096 × 2160 | 4K, UHD, 2K, HD | max. 120 fps (4K & 2K) | Arri PL | elektronisch | RAW, ProRes | 14 Blenden | ISO 800 & 5000 | 2015 |
Panasonic | DC-S1H[1] | externer Rekorder, 2 × SDXC-Karte (UHS-II) | 16:9 Vollformat CMOS | 6000 × 4000 | 6K, 4K, UHD, 2K, HD | max. 120 fps (2K) | L-Bajonett | elektronisch | RAW | 14 Blenden[2] | ISO 640 & 4000[2] | 2019 |
Der Einsatz von digitaler Bewegtbildproduktion wird oft von Kameramännern, Regisseuren und Produzenten vorangetrieben. Neben weniger bekannten Filmschaffenden und unabhängigen Produktionsfirmen nutzen zahlreiche namhafte Vertreter digitale Kinokameras, zum Beispiel:
Die sechs Filmemacher James Cameron, Robert Zemeckis, David Lynch, Jean-Jacques Annaud, Tim Burton und Anthony Dod Mantle nutzten spezielle Vorteile der digitalen Kinoproduktion und demonstrierten damit deren vielseitige Einsetzbarkeit. Annaud mischte 35-mm-Film und HDCAM. Burton produzierte mit einer äußerst günstigen digitalen Spiegelreflexkamera Animation und James Cameron machte Unterwasser-3-D-Aufnahmen. David Lynch produzierte mit einer digitalen Kleinkamera. Robert Zemeckis produziert seine Filme mit Motion Capture. Anthony Dod Mantle produzierte mit dem besonders kompaktem Kamerakopf der SI-2K von P+S Technik authentische Bilder realer Szenen auf Mumbais Straßen.
Seit 2007 ist die Mehrheit aller verkauften, seit 2008 die Mehrheit aller gelieferten 35-mm-Kameras digital. 2009 wurde erstmals der Oscar für die beste Kameraarbeit an einen größtenteils mit digitalen Kinokameras gedrehten Film vergeben. 2010 schließlich wurde ein mit digitalen Kinokameras gedrehter Film, Avatar, der einspielstärkste Film in der Kinogeschichte.[3] Bei Neuverkäufen übertreffen digitale Kinokameras mechanische Kameras inzwischen erheblich, insbesondere im 35-mm-Segment.
2011 beendeten die beiden wichtigsten Filmkamerahersteller, Arri und Panavision, die Serienfertigung von Filmkameras. Beide fertigen nun nur noch digitale Kinokameras, im Verleih gibt es jedoch bei beiden noch mechanische Kameras.
In den Kinos ist die Verdrängung von Film durch digitale Wiedergabe inzwischen fast so weit fortgeschritten wie in der Fotografie, über 99 % aller verkauften Projektoren sind digital, und auch die Mehrzahl der bestehenden Kinos sind entweder bereits auf digitale Projektion umgestellt oder befinden sich derzeit in der Umrüstung.
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