kanadische Gruppe von First Nations Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Chipewyan (engl. Aussprache: ‘Chip-uh-WHY-an’), Denesuline (auch Denésoliné, Dënesųłiné, Dënë Sųłınë́ – ‘ursprüngliche/echte Menschen’, sprich [tɛ̀nɛ̀ sũ̀ɬìnɛ́] in Chipewyan, engl.: Aussprache: ‘Dene-su-lee-neh’)[1] oder einfach Dene (sprich: [tɛ̀nè]) sind eine kanadische Gruppe der sogenannten First Nations (kanadische Indianer). Zu Beginn der europäischen Expansion wurden sie von den Franzosen „Montagnais“ genannt (nicht zu verwechseln mit den Innu-Montagnais) und von den Engländern „Nördliche Indianer“.[2] Die Chipewyan-Sprache wird von den Gruppen außerhalb der Städte noch häufig gesprochen und überliefert.[3]
Die Chipewyan gehören zu den fünf Gruppen der Dene (Dené), die sprachlich zu den Nördlichen Athapasken der Na-Dené-Sprachfamilie zählen. Die Dene (Dene ist der unter Athapasken übliche Begriff für ‘Volk’) der Nordwest-Territorien, Nunavuts sowie der im Süden angrenzenden Gebiete von Manitoba, Saskatchewan und Alberta umfassen neben den Chipewyan die Yellowknife (T'atsaot'ine, Tatsanottine), Dogrib (Tłįchǫ oder Tåîchô, auch Thlingchadinne), die South Slavey (Deh Cho) sowie North Slavey (Sahtu Dene oder Sahtu).
Die Diné (Navajo) und Apachen (T'Inde, Inde, N'de, N'ne) haben ähnliche Namen wie die Dené, zählen jedoch zu den Südlichen Athapasken.
Der Name Chipewyan leitet sich, wie viele andere Stammes- und Ortsbezeichnungen auf den Nordwestlichen Plains, aus der Cree-Sprache ab, die zu den Nördlichen Algonkin-Sprachen gehört. Die südlich von ihnen lebenden Cree nannten sie Wetcipwayi Wiyiniwuk oder Cīpwayān (abgeleitet von cīpwāw (ᒌᐚᐤ) – ‘to be pointed’ und wayān (ᐘᔮᐣ) – ‘skin’ oder ‘hide’, d. h. ‘Cīpwayān’ (ᒌᐘᔮᐣ) – ‘People wearing Pointed Skins’ – ein Verweis auf den Schnitt und Stil der Chipewyan-Parkas).[4]
Trotz der offensichtlichen Ähnlichkeit der Namen dürfen die Chipewyan nicht mit den algonkianischen Chippewa (einer teilweise gebräuchlichen Übertragung des Namens ‘Ojibwa’), die sich selbst Anishinabe (‘das erste Volk’) nennen, verwechselt werden.
Die Chipewyan selbst bezeichneten sich als Dene, Denesuline oder Dënesųłiné – ‘die echten Menschen’. Ihre Sprache, die wie erwähnt zum Nördlichen Zweig der Athapaskischen Sprachen gehört, wird ebenfalls als ‘Denesuline’ (auch Dene Suline) oder meist von Linguisten als ‘Chipewyan’ bezeichnet. Die Chipewyan sprechen meist den 't'-Dialekt des Denesuliné, mit Ausnahme der Chipewyan von Fond du Lac, die den 'k'-Dialekt sprechen.
Die verschiedenen Gruppen der Chipewyan lebten in den weiten Wald- und Seengebieten in den südlichen Nordwest-Territorien zwischen der Hudson Bay im Osten und dem Großen Sklavensee im Westen. Ihr Wohngebiet erstreckte sich in den weiten borealen Wald- und Seengebieten vom Churchill River im Süden nordwärts in die Waldtundra und Tundra (Barren grounds), sowie zwischen der Hudson Bay im Osten und dem Großen Sklavensee und Lake Athabasca in Alberta im Westen. Es umfasst eine Fläche, die mit rund 400.000 km² noch deutlich größer ist als ganz Deutschland.
Wie benachbarte subarktische Völker auch zogen die Chipewyan in kleinen Gruppen (engl. bands), bestehend aus einer oder mehreren Großfamilien (engl. extended families), als nomadisierende Jäger und Sammler durch ihr aus vielen Seen und Flüssen bestehenden Gebiet, jagten Wild (Karibu, Moschusochsen, Elche), lebten vom Fischfang (insbesondere Lachse) sowie vom Sammeln von Wurzeln, Beeren und Flechten. Für ihre Kleidung sowie später als Handelsgut im Pelzhandel jagten sie zudem Vielfraße, Minks, Hermeline, Biber und Otter. Obwohl die Chipewyan neben den Cree und Anishinabe eine der größten Bevölkerungsgruppen in Kanada waren, waren sie nicht zentralistisch organisiert und bildeten keine Stämme im kolonialen Sinn.
Es war ihre gemeinsame Sprache sowie Kultur, über die sich die Chipewyan als Einheit definierten und gegenüber anderen Dene abgrenzten. Innerhalb und zwischen den Gruppen gab es große Fluktuation und Flexibilität. Früher identifizierten sich die Chipewyan gegenseitig als Denesuliné durch ihre Sprache – ‘wenn er verstanden wird, dann ist er ein Chipewyan, wenn er nicht verstanden wird, so ist er kein Chipewyan’.[5]
Vor der Etablierung des Pelzhandels waren die Chipewyan – wie alle Athabasken – in kleinen, unabhängigen Jägerhorden mehr oder weniger herrschaftsfrei organisiert. Erst durch die Einrichtung der Pelzhandelsstationen und das Vorbild der Europäer entwickelten sich langsam politische Strukturen und abgrenzbare Chipewyan-Bands.[2] Die Häuptlinge hatten nur begrenzte Autorität, die auf ihrer Führungsqualität, Urteilsfähigkeit sowie Großzügigkeit beruhte. Trotz der für Jägervölker egalitären Sozialstruktur standen die Frauen der Chipewyan – die überdies die meisten anfallenden Arbeiten erledigten und für ihre Quillarbeiten, Perlen- und Seidenstickereien bekannt waren – unter dem Mann, dessen Willkür sie nicht selten ausgeliefert waren.[6] Da sie in ihrer Kultur traditionell individuelle Freiheit hochschätzten, hatten sie im Gegensatz zu den meisten Plains-Stämmen ihrer Zeit kein System der organisierten Kriegsführung mit Militär- und Kriegsgesellschaften entwickelt, obwohl sie die Inuit (Caribou Inuit) im Norden, mehrere Dene-Stämme (Yellowknife, Slavey, Dogrib) im Westen und Nordwesten sowie die in ihr Stammesgebiet vordringenden Cree im Süden zu ihren Feinden zählten.
In ihrer Lebensweise ähnelten sie hierbei stark den benachbarten Dene-Stämmen, besonders den nördlich lebenden Yellowknife, so dass diese oft als eine Untergruppe der Chipewyan angesehen wurden. Die Yellowknife galten jedoch im Gegensatz zu den benachbarten Völkern als kühne und wagemutige Krieger, sowie als skrupellos, anmaßend und selbstherrlich in ihrem Verhalten, die die Gutmütigkeit ihrer Nachbarvölker oft zu ihrem Vorteil nutzten. Aus Vergeltung wurden die Yellowknife schließlich von den benachbarten Völkern mit Rachezügen überzogen und dezimiert.[7]
In der ursprünglichen athabaskischen Religion hatte der Hund einen besonderen Platz bei diesem Volk. In ihrem Schöpfungsmythos war es ein Hund, der den Menschen erschuf. Hunde wurde daher – sofern keine Hungersnot herrschte – besonders gut behandelt. Ihre Toten ließen die Chipewyan im Freien aufgebahrt, so dass sie von den Tieren gefressen werden konnten.[6] Bis heute hält sich der Glaube an die Beseeltheit aller Lebewesen und natürlicher Erscheinungen (→ Animismus), insbesondere bei den traditionellen Bewohnern der Wälder. Eine Besonderheit bei den Chipewyan (und einigen benachbarten Denegruppen) ist der Glaube an Inkoze, eine unpersönliche und übernatürliche Macht, die alle Tiere bzw. ihre Geister in einem großen Tierbewusstsein verbindet und deren Besitz der Mensch in Träumen und Visionen erlangen kann. Inkoze verschafft dem Menschen außergewöhnliche Kenntnisse, die etwa zum Heilen von Krankheiten oder zum Aufspüren von Beutetieren genutzt werden können. Ursprünglich handelte es sich vor allem um eine Kraft, die dem Jäger Macht über die Tiere verschaffte. Es ist tabu, von seinem Inkoze zu sprechen. Stattdessen muss man durch kreative Taten beweisen, dass man es hat. Inkoze war früher der Dreh- und Angelpunkt der Chipewyan-Weltanschauung; die Weisheit, um zu überleben und das menschliches Leben zu organisieren. Besonders viel Inkoze wurde den Medizinmännern zugesprochen. Sie waren bis zur Christianisierung für ihre Gruppen als Heiler, Zauberer, Jagdmagier und Beschützer vor negativen Einflüssen tätig. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden ihre Aufgaben immer geringer und ihr Wirken findet seither nur noch im Geheimen statt. Die Chipewyan haben den Glauben an Inkoze und andere traditionell-religiöse Vorstellungen synkretistisch in das Christentum integriert, dem heute offiziell nahezu alle angehören. Real sind die meisten Chipewyan heute demnach sowohl Christen als auch Animisten.[8][9]
Im 17. und 18. Jahrhundert standen Franzosen und Engländer um die Hudson Bay in scharfer Konkurrenz um die Pelze von Füchsen, Bibern und Bisamratten.
Jedoch hatten Swampy Cree und Woodland Cree, die entlang der südlichen Hudson Bay und James Bay wohnten, bereits früher Kontakt zu den europäischen Händlern und deren Produkten (Eisenwaren, Waffen, Munition, Perlen). Besonders als 1670 die Hudson’s Bay Company mitten im Cree-Gebiet die Handelsstation York Factory errichtete, hatten diese einen unmittelbaren militärischen Vorteil gegenüber benachbarten Stämmen wie den südlich lebenden Assiniboine und nördlich lebenden Dene-Gruppen. Besonders Chipewyan und Slavey hatten unter den Raubzügen und der Ausbeutung ihrer Jagdgründe durch vordringende Cree zu leiden. Die Assiniboine bildeten daraufhin mit den Cree (Anfang des 18. Jahrhunderts kamen die west- und südwestwärts gezogenen Plains Ojibwa hinzu) eine starke Militärallianz, die als ‘Iron Confederacy’ bezeichnet wurde – die Cree nannten die Allianz jedoch Nehiyaw-Pwat (in Cree: Nehiyaw – ‘Cree’ und Pwat oder Pwat-sak – ‘Sioux (Feinde)’).
Diese Allianz ermöglichte es den verbündeten Stämmen ab 1680 ein umfangreiches Kanu-Handelssystem entlang des Winnipegsees und des Nelson River, des Rainy Lake, des Lake of the Woods, des Winnipeg River und vom Lake Winnipeg nordostwärts bis zur York Factory an der Hudson Bay aufzubauen. Viele Cree-Gruppen siedelten sich in der Nähe der Handelsstationen an, um so zunächst an die für sie wichtigen Güter (besonders Gewehre, Munition, Metallwaren, Messer, Ahlen, Äxte, Tomahawks, Kessel, Tabak und Alkohol) zu gelangen, um dann den Zwischenhandel mit den Völkern im Westen (Blackfoot, Gros Ventre, Sarcee), im Norden (Chipewyan, Dogrib, Daneẕaa, Slavey, Yellowknife) und im Süden (Hidatsa, Mandan) möglichst zu monopolisieren. So etablierten die Nehiyaw-Pwat ein Handelsmonopol mit den First Nations abseits der Forts um Pelze, die sie den Europäern, vor allem der Hudson’s Bay und der North West Company, anbieten konnten. Ohne die Cree und Assiniboine, die die Kontrolle über die einzigen Transportwege, die mit den sogenannten Pelzhandelskanus befahrenen Flüsse und Seen, innehatten, hätte es den Pelzhandel nie gegeben. Gleichzeitig gestattete ihnen die bessere Waffenausrüstung die Expansion nach Westen und Norden – wobei sie militärisch gegen die Chipewyan im Norden und die Dakota im Süden (1670–1700) vorgingen. Viele Cree verließen nun den Hudson-Bay-Raum (ab etwa 1740), wo die Pelzhandelsgesellschaft eine erste Handelsstation am Waswanipi Lake eingerichtet hatte.
Neben der Errichtung eines Handelsmonopols erlaubten die britischen und französischen Gewehre den Cree zudem ab 1670 auf Sklavenjagd unter den benachbarten Stämmen zu gehen. Besonders die als nicht so wehrhaft geltenden Dene im Norden wurden Opfer von Sklavenjagden. Thanadelthur (‘Marten Jumping’), eine junge Chipewyan (nach mancher Überlieferung eine Slavey), wurde 1713 von plündernden Stoßtrupps der Cree am Großen Sklavensee geraubt. Als ihr jedoch 1714 die Flucht gelang, führte sie William Stewart, einen Händler der HBC, und 150 Cree zum Ostufer des Großen Sklavensees und vermittelte Frieden zwischen Chipewyan und Cree. Daraufhin errichtete die HBC 1717 den Handelsposten Fort Prince of Wales am Churchill River und ermöglichte somit den Chipewyan erstmals direkten Zugang zu einem europäischen Handelsposten als auch den Cree einen ungestörten Zwischenhandel zwischen der HBC und dem Nordwesten.
Der Pelzhandel verschärfte die bereits existierenden Konflikte um die Ressourcen der Region zwischen den Chipewyan und ihren südlichen Nachbarn, den Cree (von den Chipewyan als ena – ‘Feind’ bezeichnet). Zwar wurden zwischen 1716 und 1760 friedliche Kontakte geknüpft und es etablierte sich sogar eine Allianz gegen ihre gemeinsamen Feinde, die Inuit, doch bestand zwischen einzelnen Chipewyan und Cree-Gruppen weiterhin erbitterte Feindschaft. Der Pelzhandel wirkte sich ab dem späten 18. Jahrhundert zudem negativ auf ihre Beziehungen zu ihren nördlichen Nachbarn, die Inuit (die sie hotel ena – ‘Feinde der (Tief-)Ebenen’ nannten), aus, da letztere südwärts zogen, um auch am Handel partizipieren zu können und daher mit den Chipewyan konkurrierten.[10]
Nachdem nun auch die Chipewyan mit Gewehren durch die Pelzhandelskompanien bewaffnet waren, dominierten sie im 18. Jahrhundert ihre athapaskischen Nachbarn, die Dogrib und die Yellowknife, verwehrten ihnen den Zugang zu den Pelzhandelsstationen und zwangen sie, ihnen die Pelze zu verkaufen. Manche Chipewyan-Gruppen zogen weiter nach Norden in die borealen Wälder, um dort zu jagen und Fallen zu stellen, da diese Gebiete mehr für den Handel wichtige Pelztiere aufwiesen. Andere Gruppen expandierten nach Süden, manche begannen sogar nördliche Gebiete der Aspen Parklands zu nutzen, um auf Bisonjagd zu gehen. Andere Chipewyan hielten sich vom Handel und den Stützpunkten der Europäer fern und behielten ihre traditionelle Lebensweise als Jäger und Sammler bei. Zwischen 1781 und 1784 beendete jedoch eine Blatternepidemie ihre Vorherrschaft, da ihr zwischen 50 und 90 Prozent der Chipewyan zum Opfer fielen.
1770 traf Samuel Hearne erstmals auf Gruppen von Yellowknife, als er das Gebiet im Auftrag der Hudson’s Bay Company für den Pelzhandel öffnen wollte. Hearne war einer der wichtigsten europäischen Entdecker im Norden Kanadas. Maßgeblich an seinen Erfolgen beteiligt war sein Chipewyan-Pfadfinder Matonabbee. Als der Pelzhandel nach Westen bis zum Großen Sklavensee im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert expandierte, nutzten nun auch die Yellowknife ihren strategischen Ortsvorteil und vertrieben für kurze Zeit die Dogrib aus dem Gebiet entlang des Yellowknife River. Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Yellowknife bereits durch von Weißen und Tlingit-Händler eingeschleppte Seuchen, kriegerische Konflikte um den Zugang zum Pelzhandel sowie durch Hunger stark dezimiert. Zudem erschwerten die durch europäische Händler eingeführten eisernen Waren den Yellowknife das Überleben, da sie nun nicht mehr ihre kupfernen Messer, Äxte und andere Werkzeuge gegen Nahrung bei benachbarten Stämmen eintauschen konnten.[11]
1823 überfiel ein Kriegstrupp der Dogrib als Vergeltung für ihre Vertreibung vom Yellowknife River ein Lager der bereits geschwächten Yellowknife am Großen Bärensee und zwang diese, ihre traditionellen Karibujagdgründe in dieser Region aufzugeben und bei den Chipewyan Schutz zu suchen. Manche Yellowknife schlossen sich auch den Dogrib an. Heute haben sie ihre Identität als eigenständige First Nation verloren und sind in den benachbarten Gruppen aufgegangen.
1858 kam mit Henri Faraud der erste (katholische) Missionar zu den Chipewyan. Er wirkte in Fort Resolution und übersetzte das Neue Testament in die Sprache der Indianer.[6] Bis zum Zweiten Weltkrieg erreichte die christliche Mission die weit verstreut lebenden Lokalgruppen jedoch fast gar nicht.[2]
Bis zum Beginn der 1950er Jahre blieb die subsistenzorientierte Karibujagd die wirtschaftliche Basis praktisch aller Chipewyans. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts jedoch gaben die meisten ihren traditionellen Lebensstil auf und ließen sich in den Kleinstädten nieder, die sich aus den Pelzhandelsstationen gebildet hatten. Statt „Bush Food“ ersetzte fortan modernes Essen die Ernährung. Bei den Chipewyan kam es nicht wie bei vielen anderen kanadischen Indianern zu einer gemischten Lebensweise. Stattdessen spaltete sich das Volk in die fast vollständig akkulturierten Stadtbewohner und einige kleine Gruppen, die in die Wildnis zurückkehrten, um dort wieder traditionell zu leben. Die Städter hingegen lebten bis in die 1980er Jahre vorwiegend von staatlicher Unterstützung. Danach nahm die Lohnarbeit – vor allem in und für die aufstrebende Ölindustrie – ständig zu.[8]
Manche Gruppen – etwa die Fort McKay First Nation – kamen dabei zu Wohlstand, da sie aus der Not (Verletzung der seit 1899 verbrieften, indigenen Landrechte durch die Ölfirmen) eine Tugend machten und die Firmen zur Kooperation veranlassten. Die aggressive Ausbeutung der Teersandminen Albertas seit den 1990er Jahren hat demnach für diese Gruppe positive Effekte: Es wurden lukrative Abkommen mit den Ölfirmen geschlossen, Entschädigungen gezahlt und die Wiederherstellung von Fauna und Wildtierbestand wurde vertraglich vereinbart, sobald eine Teersandmine ausgeschöpft ist. Andere Gruppen der Chipewyan – etwa jene von Fort Chipewyan am Westende des Athabascasees – sind indessen erbitterte Gegner der Teersandausbeutung und klagen die Industrie an, die Gewässer mit Arsen verseucht zu haben und für die vermehrt auftretenden Krebserkrankungen des Gallengangs verantwortlich zu sein. Der Zusammenhang liegt nahe, kann jedoch nicht bewiesen werden.[12][2]
Wie bereits erwähnt, zogen die Chipewyan in kleinen Gruppen (engl. sog. bands), bestehend aus mehreren Großfamilien (engl. extended families), zwischen Winter- und Sommerlagern wechselnd, als Jäger und Sammler umher. Später bildeten sich in der Nähe der europäischen Handelsposten mehrere regionale Großgruppen, um den Zwischenhandel sowie die Jagd auf die pelztragenden Tiere zu kontrollieren. Zudem ermöglichten ihnen die größeren Gruppen, ihre Dene-Nachbarn zu dominieren als auch sich besser der ab Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Peace River und Lake Athabasca vordringenden feindlichen Cree zu erwehren:
Heute leben ca. 27.000 Chipewyan in 27 Gemeinschaften im Norden Albertas, Saskatchewans, Manitobas und den Nordwest-Territorien:[16]
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