Charles Dawes war ein Urenkel von William Dawes, einem bekannten Teilnehmer des Unabhängigkeitskrieges, und Sohn eines Brigadegenerals. Er machte 1884 seinen Abschluss am Marietta College und 1886 an der Cincinnati Law School. Danach arbeitete er von 1887 bis 1894 in Lincoln, Nebraska als Anwalt. 1889 heiratete er Caro Blymyer, mit der er zwei Kinder hatte und zwei adoptierte.
Politische Laufbahn und Karriere
Dawes unterstützte 1896 die Wahl William McKinleys zum US-Präsidenten und wurde im Gegenzug von diesem ab 1898 als Währungskommissar der US-Regierung (Comptroller of the Currency) eingesetzt. In dieser Funktion konnte er eine Reform des Bankenwesens durchsetzen; außerdem arbeitete er gegen die Monopolisierung von Wirtschaftsunternehmen. Nachdem McKinley 1901 ermordet worden war, zog sich Dawes erst einmal aus der Politik zurück und wurde Aufsichtsratsvorsitzender einer bekannten Bank in Chicago.
1923 wurde Dawes zur alliierten Reparationskommission versetzt und erarbeitete dort den nach ihm benannten Dawes-Plan. Gemeinsam mit Owen D. Young sollte er ein Konzept entwickeln, das zu einer finanziellen Entspannung der Situation in Europa dienen sollte. Mit Hilfe dieses Planes sollte Deutschland seine Reparationszahlungen bezahlen können, die nach dem Krieg eingefordert wurden, und eine Stabilisierung der deutschen Währung erreicht werden. Der Plan lag im April 1924 vor und sah eine Finanzierung über amerikanische Anleihen vor. Damit wurde die Situation entspannt und ein Grundstein für die Unterzeichnung der Verträge von Locarno war gelegt. Dawes erhielt 1925 für seine Arbeit an einem Programm, um die deutsche Wirtschaft zu stabilisieren, den Friedensnobelpreis.
Annette B. Dunlap: Charles Gates Dawes: A Life. Northwestern University Press and the Evanston History Center, Evanston 2016, ISBN 978-0-8101-3421-8.
Jules Witcover: The American Vice Presidency: From Irrelevance to Power. Smithsonian Books, Washington, D.C. 2014, ISBN 978-1-5883-4471-7, S. 279–289 (= 30. Charles G. Dawes of Illinois).