Warenhauskette in der DDR Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Centrum war eine Warenhauskette und Tochtergesellschaft der Handelsorganisation HO der DDR. Die Warenhäuser befanden sich in Ober- und Mittelzentren der DDR und waren zumeist größer als die Konsument-Kaufhäuser der Konsum-Genossenschaft. Viele während des Bestehens der DDR errichtete Gebäude besaßen als gemeinsames Merkmal rasterartig ornamentierte Metallfassaden, die sich stilistisch an Hortenkacheln orientierten.
Die ersten Centrum Warenhäuser entstanden in bereits bestehenden Kaufhausbauten, so in Chemnitz in den ehemaligen Kaufhäusern Schocken (bereits 1965) und Tietz und in Görlitz im HO-Warenhaus. In Dresden wurde der zum Altmarkt mit einem Eckbau ergänzte 1950er Bau an der Ernst-Thälmann-Straße zum Centrum-Warenhaus umfirmiert.
Im August 1965 erfolgte der erste Spatenstich zur Errichtung des ersten Warenhausneubaus der VVW Centrum in Montagebauweise der DDR in der Neustadt von Hoyerswerda (am heutigen Lausitzer Platz).[1]
Weitere Neubauten wie beispielsweise das „alte“ Centrum am Altmarkt in Dresden entstanden im damals vorherrschenden Stil des Sozialistischen Klassizismus. Teile der Kelleranlagen bei den Neubauten wurden als Zivilschutzraum für die Mitarbeiter angelegt, so im Centrum Warenhaus Suhl und Berlin (Anton-Saefkow-Platz).
Ab 1970 wurden Kaufhausneubauten im Stil der Klassischen Moderne geplant, die z.B. in Berlin am Alexanderplatz, in Dresden an der Prager Straße und in Magdeburg, Breiter Weg mit einer neuartigen Fassade aus Aluminiumelementen errichtet wurden. Dabei wurden auch Konstruktionen aus Stahlbeton verwendet, wie z.B. an statische Lastverläufe angepasste Decken (Dresden). Der Entwurf der Aluminiumfassade des Suhler Centrum stammte von Fritz Kühn. Das größte und modernste Centrum Warenhaus eröffnete im Jahr 1979 am Berliner Ostbahnhof.
Die experimentellen Metallfassaden stellten ein wiederkehrendes Element und Markenzeichen der Warenhauskette dar, ähnlich wie die Hortenkachel der früheren Horten AG in Westdeutschland – waren aber individuell für jeden Bau gestaltet. Trotz lokaler Initiativen für den Erhalt wurden die meisten Metallfassaden nicht unter Denkmalschutz gestellt und in der Regel von den neuen Eigentümern der Häuser ersetzt (Kaufhof, Berlin-Alexanderplatz) oder mit dem Gebäude abgerissen (Karstadt Dresden und Centrum Warenhaus Suhl[2]); das Magdeburger Centrum Warenhaus (seit 1991 Karstadt) hingegen befindet sich äußerlich noch weitestgehend im Originalzustand.
Fassade des ehemaligen Centrum Warenhauses Dresden (Prager Straße)
Nach 1990 wurden die damals betriebenen 14 Centrum Warenhäuser durch Entscheidung der Treuhandanstalt unter den westdeutschen Kaufhausketten aufgeteilt: Karstadt sollte 6, Kaufhof 5 und Hertie 3 Standorte übernehmen.
Nach der Wende wurden die meisten Centrum Warenhäuser von Kaufhof, Karstadt und Hertie übernommen und werden in der Mehrzahl bis heute weiter betrieben. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Karstadt-Konzerns traf die Konzernleitung die Entscheidung, eine Reihe von Häusern (z.B. Halle (Saale), Hoyerswerda – April 2007) zu schließen.
Am Standort Dresden übernahm nach der Übernahme der Hertie-Gruppe Karstadt deren begonnenen Neubau. Das Centrum-Warenhaus Dresden wurde sukzessive leergezogen und schließlich an einen Investor veräußert. Dieser ließ das ehemalige Centrum abreißen und durch einen größeren Neubau ersetzen. Der Neubau nach Plänen von Peter Kulka lehnt sich an die originale Fassadengestaltung an, auch trägt der Bau den Namen Centrum-Galerie.
In Suhl wurde das Warenhaus ab Oktober 2006 umgebaut. Dabei wurde das Gebäude, 1966–1969 erbaut (von Heinz Luther (Kollektiv), Ulrich Möckel, Fritz Popp), um zwei Geschosse zurückgebaut und um ein Parkhaus erweitert. Das ursprüngliche Gebäude wich damit bis zum Februar 2008 einem neuen Einkaufszentrum. Mit dem Umbau verschwand die stadtbildprägende metallplastische Strukturfassade von Fritz Kühn (bedeutender Metallgestalter aus Berlin) sowie die konstruktivistische Fächertreppe aus Stahlbeton und weitere Elemente der Kunst am Bau von Waldo Dörsch.[6]
Das 1981 eröffnete Centrum Warenhaus Mansfelder Straße in Halle (Saale) wurde nach der Schließung durch Karstadt 2007 teilweise für Ausstellungen und Kunstprojekte genutzt und beherbergt seit 2009 ein Möbelhaus, hierzu wurde die straßenseitige Fassade teilweise verkleidet.
In der MessestadtLeipzig wurde das 1914 von Theodor Althoff eröffnete Warenhaus bis auf die denkmalgeschützten Fassaden abgerissen und als erweiterter Komplex im Herbst 2006 wiedereröffnet. Das 8300 Quadratmeter große Areal wurde grundlegend saniert und umgestaltet. Kern des Neubaus ist ein zentraler Lichthof mit vier Rolltreppen. Das Warenhaus Karstadt sowie weitere Partner nutzten hier eine Gesamtfläche von 30.000 Quadratmetern. Karstadt schloss diesen Standort im Februar 2019 als Kaufhausfiliale.[7]
Das 1979 eröffnete Centrum-Kaufhaus am Ostbahnhof bestand aus baulich und farblich abgesetzten Komplexen. Der gesamte Bau ging nach 1990 zunächst an Hertie, dann in das Eigentum der Kette Galeria Kaufhof über, wurde mehrfach im Inneren umgestaltet, aber weiterhin als Kaufhaus genutzt. Die Schließung erfolgte 2017, gefolgt von einem Totalumbau. Das Gebäude wurde komplett entkernt, der Gebäudekörper an allen vier Seiten eingeschnitten, um zwei Geschosse ergänzt und die geschlossene Fassade durch eine neue Glasfassade ersetzt. 2021 wurde es fertiggestellt und als Büroimmobilie UP! (mit Einzelhandelsnutzung im Erdgeschoss) an die DWS Group verkauft.[8][9]
Berlin-Friedrichshain, am Ostbahnhof. Das Centrum-Warenhaus am Ostbahnhof war zur Versorgung in Friedrichshain für die umgebenden Neubauten 1979 erbaut worden. Die Nähe des Ostbahnhofs erforderte zudem eine Aufwertung des nördlichen Geländes.
Nach einigen Betreiber- und Besitzerwechseln nach der Wende richteten Interessenten in der fünften Etage ein Kart- und Eventcenter ein, im Erdgeschoss bot eine Apotheke ihre Dienste, ein Bowlingzentrum zog Besucher an. Dieses kleinteilige Konzept ging jedoch auch nicht auf und so schloss das gesamte ehemalige Kaufhaus im Jahr 2017 wegen fehlender Nachfrage und wirtschaftlichen Problemen.[10][11]
Der österreichische Signa-Konzern kaufte die Immobilie und fand mit dem Online-Händler Zalando einen neuen Hauptnutzer. Nach einem Entwurf des Architektenbüros Jasper Architects plante der Bauherr (Signa) und der Hauptnutzer nach einer kompletten Entkernung einen Totalumbau. Der neue Komplex erhielt die Bezeichnung Up! Berlin und wurde im März 2021 an Zalando übergeben. Hier sind Arbeitsplätze für rund 2500 Mitarbeiter der Zentrale entstanden, infolge der abnehmenden Nachfrage nach direkten Büroarbeitsplätzen jedoch weniger Räume als anfangs vorgesehen. Dafür konnten Untermieter gewonnen werden. – Die Fassadengestaltung lehnt sich an den Centrum-Bau an, wurde aber offener gegliedert und die markanten bunten Querstreifen wichen hellgrauen Aluminiumelementen.[12] Auf dem Dach wird eine nutzbare Terrasse eingerichtet, im Erdgeschossbereich sollen Gaststätten und Läden einziehen. Auch ein Outlet-Center von Zalando ist im Gespräch.[13]
Warenhaus Dresden, Altmarkt: Nach Eröffnung des folgenden Neubaus an der Prager Straße wurde der vorherige Standort aufgegeben.
Warenhaus Dresden, Prager Straße: Übernahme durch Karstadt, nach Zusammenschluss mit Hertie 1994 Änderung der Pläne: Karstadt übernimmt den begonnenen Hertie-Neubau mit Änderungen, Hertie zieht in das ehemalige Centrum-Haus. Später nach Schließung des Hertie-Hauses (2004) abgerissen und durch Centrum-Galerie ersetzt (mit Karstadt-Sport-Haus). Eine Original-Wabe war 2019 im Platten-Museum von Mathias Körner in Dresden-Gorbitz zu sehen.[14]
Erfurt, Anger: Übernahme durch Hertie, nach provisorischem Umbau später unter Karstadt-Regie Umbau zum Einkaufszentrum Anger 1, ab da Karstadt-Warenhaus.
Görlitz: Übernahme des Görlitzer Warenhauses durch Alteigentümer Karstadt (wie 1929–1945), Renovierung nach Denkmalschutzauflagen. 2004 ausgegliedert, 2005 Karstadt-Kompakt, anschließend zur Hertie GmbH ausgegliedert, 2009 geschlossen. 2013 Kauf durch Investor aus Lübeck, Neueröffnung geplant.
Halle (Saale): Übernahme durch Karstadt, Umzug zu Marktplatz in gepl. Neubau gescheitert, 2007 geschlossen.
Hoyerswerda (Kulturdenkmal): Übernahme durch Karstadt, 2004 Karstadt-Schnäppchenmarkt, 2007 geschlossen, anschließend Aldi Nord.
Karl-Marx-Stadt, heute wieder Chemnitz (wie bis 1952): Übernahme durch Kaufhof nach Intermezzo Karstadt 1990/91, 2001 Schließung beider Häuser (Tietz und Schocken) nach Eröffnung des Neubaus an der Zentralhaltestelle. Umbau des Tietz-Hauses zum Museum / Volkshochschule etc., des Schocken-Hauses zum Museum (Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz, SMAC).
Leipzig: Übernahme durch Alteigentümer Karstadt, 2005/06 Entkernung/Umbau und anschließende Neueröffnung, Schließung 2019.
Magdeburg: Übernahme durch Karstadt, anschließend kompletter Umbau und Renovierung. Außenfassade seit 2012 unter Denkmalschutz.[15][16]
Neubrandenburg: Übernahme durch Kaufhof. Zukunft ungewiss, da bisher kein grundlegender Umbau o.ä., immer noch „nur“ Kaufhof.
Rostock: Übernahme durch Kaufhof nach Karstadt-Intermezzo 1990/91, 1998 Umbau zur Galeria Kaufhof.
Schwedt/Oder: Übernahme durch Hertie, 1996 geschlossen, Umbau zum Einkaufszentrum.
Suhl: Übernahme durch Kaufhof nach Karstadt-Intermezzo 1990/91, 2000 geschlossen, Umbau zum Einkaufszentrum.
Die in Suhl als spektakulär beschriebenen Aluminium-Waben-Fassade wurde trotz starken Protesten 2006 abgerissen und durch einen uncharakteristischen Neubau ersetzt