Bischwiller
Ort im Elsaß, bei Hagenau Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Bischwiller, deutsch Bischweiler[1], ist eine französische Gemeinde mit 12.435 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Bas-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est. Sie liegt im Arrondissement Haguenau-Wissembourg an der Moder.
Bischwiller Bischweiler | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Bas-Rhin (67) | |
Arrondissement | Haguenau-Wissembourg | |
Kanton | Bischwiller | |
Gemeindeverband | Haguenau | |
Koordinaten | 48° 46′ N, 7° 51′ O | |
Höhe | 123–147 m | |
Fläche | 17,25 km² | |
Einwohner | 12.435 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 721 Einw./km² | |
Postleitzahl | 67240 | |
INSEE-Code | 67046 | |
Website | www.bischwiller.com | |
Mairie Bischwiller |
Die Kleinstadt liegt im Unterelsass an der rechten Seite der Moder, etwa 25 Kilometer nordnordöstlich von Straßburg und acht Kilometer südöstlich von Hagenau.
Bischwiller, früher Bischofsweiler, lateinisch Episcopi villa,[2] ist eine Gründung der Bischöfe von Straßburg im Heiligen Römischen Reich, denen Kaiser Heinrich II. zu Beginn des 11. Jahrhunderts unbewohnte Ländereien und Jagdreviere geschenkt hatte. Ein erster dokumentierter Weiler namens „Bischofeswilre“ fiel 1263 einem Brand zum Opfer. Am Ende des 13. Jahrhunderts übergaben die Straßburger das Land in profane Hände, im Hoch- und Spätmittelalter wechselte es mehrfach den Besitzer.
1524 erwarben den Ort die Grafen von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, in deren Besitz er bis zur Französischen Revolution verblieb. Ihre Residenz war das 1795 zerstörte Schloss Tiefental mit einem weitläufigen Park nördlich der heutigen protestantischen Kirche.
Die Reformation wurde im Jahre 1588 durch Johann I. eingeführt.[3]
Nur wenige Wochen nach der Feier des Reformationsjubiläums nahm dessen Sohn Johann II. im November 1617 auch in Bischwiller Hugenotten und Wallonen aus den Spanische Niederlande auf.[4] Es kam zu einem Zuzug von Hugenotten aus Lixheim, Pfalzburg und Badonviller. Diese Ortschaften mit einer reformierten Kirche gerieten allmählich unter die Herrschaft des fundamentalistischen Katholiken Herzog Heinrich II. von Lothringen.
Von Beruf häufig Gerber, Tuchmacher und Tuchhändler, etablierten Hugenotten aus Lothringen, den Ardennen und der Picardie in der heutigen Rue Française, damals Welschgass, eine florierende Textil- und Wollindustrie.
Im Jahr 1680 wurde der Ort zusammen mit dem Besitz Pfalz-Zweibrückens im Rahmen der sogenannten Reunionspolitik Ludwigs XIV. vom Königreich Frankreich annektiert,[5][6] was im Frieden von Rijswijk 1697 bestätigt wurde.[7] Im 19. Jahrhundert gab es im Ort über hundert Werkstätten und Manufakturen.
Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen und der Ort wurde dem Kreis Hagenau im Bezirk Unterelsass zugeordnet. Zwischen 1870 und 1874 verließen rund 4000 Einwohner Bischwiller und wanderten nach Frankreich aus. Mehr als 2000 von ihnen ließen sich in Elbeuf in der Normandie nieder, weitere Standorte waren Vire, Sedan, Roubaix, Tourcoing und Reimsa.[8]
Am 4. Januar 1900 kam es zu einem schweren Eisenbahnunfall im Bahnhof Bischweiler, als ein aus Berlin kommender Schnellzug, der nach Basel unterwegs war, auf einen dort haltenden Güterzug auffuhr. Dessen letzter, mit 40 m3 Spiritus beladener Kesselwagen, explodierte. Vier Menschen starben.[9]
Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war das Gebiet von der deutschen Wehrmacht besetzt, und der Ort stand bis 1944 unter deutscher Verwaltung.
Im 20. Jahrhundert erholte sich Bischwiller nach zwei Weltkriegen nur langsam. Durch die Restaurierung seiner Fassaden, Werbung für seine historischen Wurzeln, Ausbau seiner kulturellen und sportlichen Initiativen und Einrichtung einer Reihe kleinerer Hotels und Gaststätten öffnet es sich allmählich dem Tourismus, die Infrastruktur ist aber nicht auf größere Besucherzahlen ausgerichtet.
Seit den 1960er-Jahren leben in Bischwiller zahlreiche türkische Einwanderer, die zunächst als Gastarbeiter für die Textilfabriken angeworben wurden; allmählich bildete sich hier dann ein Zentrum der türkischen Gemeinde für die gesamte Region, so besteht etwa der Sportverein Union sportive turc de Bischwiller. Vor allem seit dem Niedergang der örtlichen Textilindustrie kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen der einheimischen elsässischen Bevölkerung und den Migranten, deren Integration nur teilweise gelungen ist.[10]
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1780 | – | großer Marktflecken mit etwa 500 Feuerstellen (Haushaltungen)[2] |
1821 | 4806 | einschließlich einer abseits gelegenen Mühle und des Weilers Hanhofen mit 180 Häusern, davon 2844 Reformierte, 1663 Lutheraner und 301 Katholiken[11] |
1846 | 6642 | [12] |
1866 | 9911 | [13] |
1872 | 9231 | am 1. Dezember, in 1311 Häusern[14] |
1880 | 6827 | am 1. Dezember, auf einer Fläche von 1710 ha, in 1249 Wohnhäusern, davon 1448 Katholiken, 5160 Protestanten und 206 Juden[15] |
1885 | 6815 | davon 1586 Katholiken, 4962 Evangelische und 210 Juden[16] |
1890 | 7017 | [12] |
1900 | 7897 | mit der Garnison (eine Abteilung Feldartillerie Nr. 67), meist evangelische Einwohner[17] |
1905 | 8279 | [12] |
1910 | 8149 | [12][18] |
Blickfang des Ortszentrums ist der Rathausplatz (Place de la Mairie) in harmonisch geschlossener Fachwerkbauweise.
Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Sakralbauten: OSM (soweit bekannt)
Bischwiller hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Vendenheim–Wissembourg.
Bischwiller unterhält mit Hornberg in Baden-Württemberg (Deutschland) seit dem 13. September 1997 eine Städtepartnerschaft.
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