Seine Filme kollidierten oft mit der sowjetischen Zensur, er bekam aber Unterstützung von namhaften Regisseuren wie z.B. Andrei Tarkowski. 1991 veranschaulichte er die großen Umbrüche im letzten Jahr der Sowjetunion im Film „Einfache Elegie“ (Prostaja elegia), in dessen Mittelpunkt der kurz zuvor zum Staatspräsidenten gewählte litauische Pianist Vytautas Landsbergis steht.[1]
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde er für sein Werk mit vielfachen internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter 2006 mit dem Master of Cinema Award des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg. Obwohl hauptsächlich für seine Spielfilme bekannt, hat Sokurow auch über 20 Dokumentarfilme gedreht. Sein Film Russian Ark aus dem Jahr 2002 stellt ein dokumentarisches Meisterwerk und gleichzeitig einen Weltrekord dar, denn es besteht nur aus einer einzigen, 92 Minuten langen Einstellung ohne jeden Schnitt. (Siehe auch: Steadicam).
An der Filmhochschule wurde Sokurow wegen seiner politischen Ansichten das Weiterstudieren untersagt und einige seiner Filme waren in der Sowjetunion verboten. 18 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion formulierte er schon 2008 die Gefahr eines militärischen Konflikts mit der Ukraine oder Kasachstan.
Anfang 2012 kritisierte Sokurow in einem Offenen Brief Präsident Putin dafür, mit kommerzorientierter Filmförderung die russische Filmkunst zu hintergehen. Den Kapitalismus kritisiert Sokurow als den „falschen Weg“.
Dass Sokurows Film Faust nach der Trilogie (Hitler/Lenin/Hirohito) mit seinem Sujet weit in die Geschichte zurückgeht[4], interpretierte die FAZ[5] dahingehend, dass es hier um das Porträt eines „Machtmenschen [gehe], der noch am Anfang steht“ und es wird gefragt, ob sich Putin hier vielleicht wiederfinde, wenn er „diesen Film bewundert, vielleicht sogar gar privat gefördert“ habe. Sokurow ist laut Fred van der Kooij im Tages-Anzeiger Putin gegenüber sehr kritisch eingestellt. Sokurow zufolge habe Putin mit der Hilfe bei der Finanzierung des Films die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland verbessern wollen. Dagegen hasse Sokurow die Sowjetzeit so sehr, dass sie im Film «Russian Ark» gänzlich ausgeblendet wurde.[6] 2012 stimmte die Stadtduma St. Petersburgs gegen eine Verleihung der Ehrenbürgerwürde für Sokurow. Als Ursachen wurden die Schändung Lenins und angebliche Gotteslästerung in seinen Werken erwähnt.
2014 äußerte Sokurow, dass der Einsatz militärischer Gewalt gegen die Ukraine irreversible Folgen für Russland selbst haben werde. Er forderte die russische Regierung auf, den ukrainischen Wunsch nach einem eigenen Staat zu respektieren. Im Weiteren müssten Gefangene, die für ihre politischen Überzeugungen inhaftiert sind, freigelassen werden: „Es gab immer und es wird immer Menschen geben, die in unserem Land die Demokratie verteidigen, um die es gerade nicht gut bestellt ist.“[7]
Im Juni 2015 forderte Sokurow Präsident Putin anlässlich der Verleihung des Russischen Staatspreises im Kreml verklausuliert dazu auf, „das Leben von Soldaten und Offizieren zu schonen“.[8]
2022 veröffentlichte er seinen "letzten" Film auf dem Filmfestival in Locarno; die Hauptfiguren von „Märchen“ sind Stalin, Hitler, Mussolini und Churchill, die sich im Jenseits treffen. Es ist nicht klar, ob sie sich verstehen, aber es spiele keine Rolle; die Mehrdeutigkeit der Geschichte mache sie erst richtig bodenlos, so Meduza.[9]
Spielfilme
1978–87: Одинокий голос человека (eng.: A Lonely Voice of Man) (dt.: Die einsame Stimme des Menschen)
1980: Разжалованный (eng.: The Degraded) (dt.: Der Degradierte)
François Albera (Hrsg.): Alexandre Sokourov. Corlet, Condé-sur-Noireau 2009, ISBN 978-2-84706-304-2. (= CinémAction 133)
Birgit Beumers, Nancy Condee (Hrsg.): The Cinema of Alexander Sokurov. Tauris, London 2011, ISBN 978-1-84885-343-0.
Mara Rusch: Die Filme von Aleksandr Sokurov. Ein Rückblick auf die russisch-europäische Geschichte. edition text + kritik, München 2018, ISBN 978-3-86916-664-3.