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griechischer Dichter von Fabeln und Gleichnissen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Äsop (altgriechisch Αἴσωπος Aísōpos, latinisiert Aesopus, eingedeutscht Aesop, Aisop) war ein antiker griechischer Dichter von Fabeln und Gleichnissen, der wahrscheinlich im 6. Jahrhundert v. Chr. lebte. Er wird oft irrtümlich als Begründer der (europäischen) Fabeldichtung genannt, obwohl er eher als legendäre denn als historische Person gilt[1][2].
,Äsops Name wurde zum Gattungsnamen für die poetische Fabel; diese wird entsprechend auch als äsopische Fabel bezeichnet.
Um Äsops Leben ranken sich zahlreiche Legenden, von denen viele schon im Umlauf waren, als in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. die schriftliche Überlieferung zu seiner Person einsetzte. Gesicherte Informationen zu seiner Biografie gibt es daher kaum. Der in der frühen römischen Kaiserzeit zusammengestellte Äsop-Roman wartet zwar mit zahlreichen Details über seine Reisen zu bedeutenden Königen wie Kroisos von Lydien und über seine körperlichen Defizite auf (er sei sehr hässlich und zunächst stumm gewesen), hat jedoch klar legendarischen Charakter.[3]
Als Herkunftsort Äsops wird Thrakien angegeben,[4] in späteren Quellen auch Phrygien, Lydien oder die Insel Samos. Nachdem der Name Aisopos auf einer griechischen Inschrift des 6. Jahrhunderts v. Chr. aus der Schwarzmeerregion nachgewiesen ist,[5] stammte er wohl aus Thrakien.
Nach Herodot († um 424 v. Chr., die früheste Erwähnung des Äsop) war er Dichter, ein Sklave des Iadmon von Samos, dem auch die bekannte Hetäre Rhodopis gehörte, und wurde in Delphi getötet.[6] Aristophanes erwähnt in den Wespen (uraufgeführt 422 v. Chr.), dass er in Delphi wegen des Diebstahls eines sakralen Gegenstands angeklagt wurde.[7] Plutarch († um 125 n. Chr.) zufolge wurde Äsop Opfer eines Justizmords: Als er die Delphier der großzügigen Geschenke, die er von König Kroisos für sie erhalten hatte, nicht für würdig erachtete, verurteilten sie ihn zum Tode und stießen ihn von einer Klippe.[8]
Die spätantike Weltchronik des Hieronymus († 420 n. Chr.) datiert Äsops Hinrichtung auf 564/563 v. Chr.,[9] die moderne Forschung setzt die Regierungszeit des Kroisos allerdings einige Jahre später an (um 555–541 v. Chr.). Ob Äsop tatsächlich auf diese Weise starb oder eine aitiologische Sage vorliegt, die den Umgang mit Sakrilegen in Delphi erklären soll, lässt sich aufgrund der ungünstigen Quellenlage heute nicht mehr entscheiden.[10]
Bei den äsopischen Fabeln (griechisch Μῦθοι Mýthoi; lateinisch Corpus Fabularum Aesopicarum) handelt es sich um mythische und säkulare kurze Geschichten, die als Gleichnis in Erscheinung treten. Die angesprochenen menschlichen Schwächen sind nie außergewöhnlich: Neid, Dummheit, Geiz, Eitelkeit usw. Stoffe und Figuren stammen aus dem Horizont des kleinen Mannes im Griechenland des 6. Jahrhunderts v. Chr., Handlungsträger sind Tiere, Pflanzen, sogar Götter oder bekannte Menschen der Zeit.
Das Geschehen in den äsopischen Fabeln hatte für die Menschen seiner Zeit eine unmittelbar einleuchtende Aussage oder aber eine behutsam in Form einer Allegorie verpackte Bedeutung. Äsops Fabeln werten, urteilen und demaskieren zwar, vernichten oder verdammen aber nicht.
Äsops Fabeln erhielten sich in prosaischer Form lange nur durch Tradition in mündlicher Überlieferung des Volkes; eine Sammlung der Fabeln soll zuerst Demetrios von Phaleron um 300 v. Chr. vorgenommen haben, die aber im 10. Jahrhundert verloren gegangen ist. Die verschiedenen auf uns gekommenen Sammlungen äsopischer Fabeln sind teils späte prosaische Auflösungen der metrischen Bearbeitung des Babrios, teils Produkte der Rhetorenschulen aus verschiedener Zeit und von verschiedenem Wert.
Äsops Fabeln sind uns aus der Antike nur in den metrischen Bearbeitungen des Phaedrus, Babrios und Avianus bekannt. Kleine Fragmente sind im Papyrus Rylands 493 aus dem 1. Jahrhundert erhalten. Die erhaltene Auswahl der Fabeln ist im Codex parisinus suppl. gr. 690 aus dem 12. Jahrhundert erhalten.[11]
Häufig wird fälschlicherweise gesagt, die europäische Fabeldichtung gehe auf Äsop zurück,[1] nicht auf ähnliche Erzählungen mit Gleichnischarakter, die bereits im Alten Orient etwa in Sumer um 3000 v. Chr. erzählt worden sind. Nur zwei der Fabeln von Äsop ähneln Fabeln des indischen Panchatantra, der Grundlage auch der persischen und arabischen Fabel.
Die Fabeln Äsops waren in den mittelalterlichen Klosterschulen ein häufig verwendeter Lesestoff.
Nach Erfindung des Buchdrucks erschien eine Vielzahl von Ausgaben der Äsop-Fabeln. Wegen seiner qualitätvollen Holzschnittillustrationen gilt Heinrich Steinhöwels 1476 in Ulm erschienener Aesop als herausragende Edition. Der sogenannte Ulmer Aesop enthielt alle damals bekannten Fabeln Äsops. Die 190 prächtigen Holzschnittillustrationen werden dem Meister des Ulmer Chorgestühls, Jörg Syrlin, zugeschrieben. Steinhöwel ließ dem lateinischen Text eine von ihm gefertigte deutsche Übersetzung folgen.
Im 17. und 18. Jahrhundert belebten Jean de La Fontaine (1621–1695) und Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) die Fabeln Äsops neu. Lessing berief sich beim Schreiben seiner Fabeln explizit auf Äsop.
Noch heute finden sich Äsops Fabeln in gebräuchlichen Redewendungen; so geht z. B. „sich mit fremden Federn schmücken“ laut Georg Büchmann auf die Fabel von der Dohle und den Vögeln zurück.
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