Þorlákur Þórhallsson entstammte einer adligen Familie. Er war der Sohn von Þórhall Þorláksson in Hlíðarendi im Fljótshlíð, und dessen Frau Halla Steinadóttir.
Mit 15 Jahren wurde er zum Diakon und mit 18 Jahren zum Priester geweiht. Seine Ausbildung erhielt er bei einem Priester in Oddi in Rangárvellir. Vermutlich wollte er eine Ehe eingehen.[1] Er studierte vermutlich von 1153 bis 1159 an der Schule des Chorherrenstifts von St. Victor in Paris. Er führte seine Studien am Chorherrenkapitel in Lincoln weiter.[2]
Nach seiner Rückkehr soll er sich für das monastische Leben entschieden und seine Verlobung gelöst haben.[3] Er lebte für sechs Jahre als Lehrer in Kirkjubær (Südisland).
Um 1168 gründete er mit Bischof Klængur Þorsteinsson (Klongr Thorsteinsson) von Skálholt das erste Stift der Augustiner-Chorherren in Island in Þykkvabæjarklaustur. Er leitete es zunächst als Prior, von etwa 1171 an als Propst.
1176 wurde er, von Klængur dazu ausersehen, Bischof von Skálholt. Am 1. Juli 1178 wurde er von Erzbischof Øystein Erlendsson in Nidaros (Trondheim) geweiht und nahm sein Amt bis zu seinem Tode wahr.
In Thorlaks Amtszeit wurde 1186 das Benediktinerinnenkloster in Kirkjubær (Kirkjubæjarklaustur) gegründet. Er erließ Vorschriften über die Fastenzeiten und reformierte die örtliche Kirche. Vor allem wandte er sich gegen die Sittenlosigkeit und die Gewohnheit einflussreicher Herren, sich Zweitfrauen (Kebsen) zu halten.
Im Sommer 1179 reiste er durch sein Bistum und bewog viele Bauern an den Ostfjorden dazu, ihre Höfe der Kirche zu übereignen und diese anschließend von der Kirche als Lehen zu empfangen. Der Vorteil für die Bauern lag darin, dass sie mit der Übergabe ihrer Höfe an die Kirche bei fortdauerndem Besitz diese vor dem Zugriff eines Goden oder eines anderen Mächtigen schützen konnten.
Nach seiner Rückkehr geriet er in heftigen Streit mit dem GodenJón Loftsson in Oddi, einem der mächtigsten Männer des Landes, über die Oberhoheit über das Kirchengut, das nach dem traditionellen Eigenkirchenwesen dem Eigenkirchenherrn gehörte.
Sein Nachfolger Páll Jónsson ließ seine Gebeine am 20. Juli 1198 zur Ehre der Altäre erheben (Translatio). Eine päpstliche Bestätigung wurde zunächst nicht eingeholt.[5]
Sein Todestag, der 23. Dezember, wurde im Jahr danach auf dem Althing zu seinem Feiertag erklärt. Bischof Páll ließ einen Schrein für die Leiche erstellen, der auf den Hochaltar von Skálholt gesetzt wurde. Der Schrein bestand aus Gold, Silber und Edelsteinen.
Sein „Grab wurde zu Islands wichtigstem Wallfahrtsort, seine Person stand programmatisch für die Freiheit der Kirche von laikalem Einfluß; die Thorlak-Verehrung erhielt zusätzl[ich] eine nationale Note, als Island 1262 sich dem norwegischen Königtum unterwerfen mußte.“[6].
1237 wurde auch der 20. Juli als der Tag der Translatio zum Feiertag erklärt. Ihm wurden 56 Kirchen in Island geweiht.
Am 14. Januar 1984 bestätigte ihn Papst Johannes Paul II. als Schutzheiligen Islands.
Am 23. Dezember feiert man zur Erinnerung an ihn in Island die Þorláksmessa (Thorlaksmesse), sowie in Norwegen, auf den Färöern wo er ebenso verehrt wurde und seit dem 18. Jahrhundert auch in Schweden, u.a. auch Torlaksmesse, Tollesmesse, Sjursmesse oder Lilla julafton genannt.
Quellen
Socii Bollandiani (Hrsg.): Bibliotheca hagiographica latina antiquae et mediae aetatis, 2 Bände, Bruxelles 1898–1901, Nr. 8273–8274. (altnorwegischer Wunderbericht)
Agnete Loth: Den Gamle jærtegnsbog om biskop Thorlak. Oversat med inledning og efterord af Agnete Loth. Odense: Odense universitetsforlag, 1984.
F. Caraffa u.a. (Hrsg.): Bibliotheca Sanctorum, Rom 1961–1970, 12, 458f.
Ásdís Egilsdóttir (Hrsg.): Þorláks saga helga. Elsta gerð Þorláks sögu helga ásamt Jarteinabókog efni úr yngri gerðum sögunnar, Þorlákssjóður, Reykjavík 1989.
Ásdís Egilsdóttir: Þorláks sögur helga, in: Jónas Kristjánsson (Hrsg.): Biskupa sögur, Bd. 2, Íslenzk fornrit 16, Hið Islenzka Fornritafélag, Reykjavík 2002, 45–294.
Oddaverja-Þáttr - The Second Life of Thorlac. Icelandic-English. In: Origines Islandicae - A collection of the more important sagas and other native writings relating to the settlement and early history of Iceland. Edited and translated by Gudbrand Vigfusson and F. York Powel. Volume I. Oxfort at the Clarendon Press, 1905. Pp. 567–591.
Le Dit des Gens d'Oddi. Traduction de Grégory Cattaneo. Paris: Presses universitaires de Paris Sorbonne. Im Druck.
Róbert Abraham Ottósson: Sancti Thorlaci Episcopi officia rhythmica et proprium missae in AM 241a folio, Bibliotheca Arnamagnaeana, Supplement Band 3, Munksgaard, Kopenhagen 1959.
Stories of the Bishops of Iceland. I, The Stories of Thorwald the Far-Farer, and of Bishop Isleif, II, Húngrvaka [the Hunger-Waker], Being Chronicles of the First Five Bishops of Skalholt, III, The Story of Bishop Thorlak the Saint. Translated by Mary C. J. Disney Leith. London, J. Masters, 1895.
Thorlaks saga - Palls saga. Oslo: Aschehoug, 2011. (Thorleif Dahls kulturbibliotek,Bd. 43) ISBN 978-82-03-19784-0.
Þorláks saga - the Story of Bishop Thorlac. Icelandic-English. In: Origines Islandicae - A collection of the more important sagas and other native writings relating to the settlement and early history of Iceland. Edited and translated by Gudbrand Vigfusson and F. York Powel. Volume I. Oxfort at the Clarendon Press, 1905. Pp. 458–502.
Sekundärliteratur
Ármann Jakobsson, Ásdís Egilsdóttir: Er Oddaverjatþætti treystandi? In: Ný saga 11 (1999), S. 91–100 & 102 (summary in English: Is Oddaverja þáttur a reliable source?). (einsehbar bei Timarit.is).
Ásdís Egilsdóttir: St Þorlákr of Iceland. The emergence of a cult, in: The Haskins Society journal 12 (2003), 121–131. (teils einsehbar bei Google Books)
Hans Bekker-Nielsen: A Note on Two Icelandic Saints, in: The Germanic Review 36 (1961), 108–109.
Paul A. Bibire: Art. „Þorláks saga helga“ (the saga of St. Þorlákr), in: Phillip Pulsiano, Kirsten Wolf (Hrsg.): Medieval Scandinavia. An encyclopedia, Garland encyclopedias of the Middle Ages 1, New York 1993, 671.
Régis Boyer: Thorlákr Thórhallsson (1133–1193), in: André Vauchez u.a. (Hrsg.): Encyclopedia of the Middle Ages, Chicago 2000, Band 2, 1439.
Margaret Cormack: The Saints in Iceland. Their Veneration from the Conversion to 1400, Subsidia Hagiographica 78, Société des Bollandistes, Brussels 1994.
Susanne Miriam Fahn, Gottskálk Jensson: The Forgotten Poem. A Latin Panegyric for Saint Þorlákr in AM 382 4to, in: Gripla 21 (2010), 19–60.
Agnete Loth: Den Gamle jærtegnsbog om biskop Thorlak. Oversat med inledning og efterord af Agnete Loth. Odense: Odense universitetsforlag, 1984.
Ole Widding, Hans Bekker-Nielsen, Laurence Shook: The Lives of the Saints in Old Norse Prose. A Handlist, in: Mediaeval Studies 25 (1963), 294–337.
Kirsten Wolf: A Translation of the Latin Fragments Containing „the Life and Miracles of St Thorlákr“ along with Collections of „Lectiones“ for Recitation on His Feast-Days. In: Proceedings of the PMR Conference - Annual Publication of the Patristic. Medieval and Renaissance Conference 14 (1989), S. 261–276. Villanova (Pennsylvania): Villanova University, Augustinian Historical Institute.
Anmerkung: Isländer werden mit dem Vornamen oder mit Vor- und Nachnamen, jedoch nicht allein mit dem Nachnamen bezeichnet. Weiterführende Informationen finden sich unter Isländischer Personenname.