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französischer Journalist und Politiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Yves Farge (* 19. August 1899 in Salon-de-Provence, Département Bouches-du-Rhône; † 31. März 1953 in Tiflis, Georgische Sozialistische Sowjetrepublik) war ein französischer Journalist und Politiker.
Yves Farge stammte aus einer Akademikerfamilie, brach jedoch selbst seine Schulausbildung mit 15 Jahren ab, wurde Zeichner und trat in den sozialistischen Jugendverband ein.[1]
Im Ersten Weltkrieg war er Krankenpflegehelfer und arbeitete anschließend als Journalist in Marokko. 1931 kehrte er nach Frankreich zurück und nahm eine Stellung bei der Zeitung La Dépêche dauphinoise an, deren Chefredakteur er 1932 wurde. Nach dem Münchner Abkommen 1938 trat er aus der sozialistischen Partei SFIO aus. Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 leitete er die Abteilung Auslandspolitik der Zeitung Le Progrès de Lyon.[1]
Nach dem Waffenstillstand von Compiègne (1940) nahm er seine journalistische Tätigkeit zunächst wieder auf und widersetzte sich wie viele andere Journalisten des Progrès de Lyon der Zensurpolitik des Vichy-Regimes. Gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen Georges Altman wurde er in der Résistance aktiv, arbeitete ab 1941 für die ersten Zeitungen des Widerstands und war an der Gründung der Widerstandsbewegung Franc-Tireur beteiligt.[1]
Im weiteren Verlauf des Krieges war er maßgeblich an der Organisation des bewaffneten Widerstands im Vercors-Massiv beteiligt und Mitglied des Generalstabs der von Jean Moulin gegründeten und von Charles Delestraint geleiteten Gruppierung Armée secrète sowie des Leitungskomitees (comité directeur) der kommunistisch dominierten Widerstandsorganisation Front national.[1]
Nachdem sowohl Delestraint als auch Moulin verhaftet worden waren, wechselte der von der Gestapo gesuchte Farge nach Paris, wo er im Auftrag des Conseil national de la Résistance das Comité d’Action contre la Déportation (deutsch Aktionskomitee gegen die Deportation) leitete.[1]
General Charles de Gaulle ernannte Farge im April 1944 zum Commissaire de la République für die Departements in der Region Rhône-Alpes. Als Reaktion auf das von der Gestapo am 20. August 1944 verübte Massaker von Saint-Genis-Laval ließ Farge 84 deutsche Gefangene der Résistance hinrichten und erreichte durch Drohung mit weiteren Exekutionen die Übergabe des Gefängnisses Montluc in Lyon, wodurch 800 Gefangene dort vor der Ermordung gerettet wurden.[2][3]
Nach der Befreiung am 3. September 1944 blieb er ein weiteres Jahr lang Commissaire de la République und nahm anschließend zunächst wieder seine vorherige Tätigkeit als Schriftsteller und Journalist an. Per Erlass vom 17. November 1945 wurde er zum Compagnon de la Libération ernannt.[1]
Politisch stand Farge der Kommunistischen Partei nahe. 1946 wurde er in die Provisorische Regierung der Französischen Republik als Minister für Versorgung (Ministre du ravitaillement) in das Drei-Parteien-Kabinett aus Kommunisten, SFIO und der christdemokratischen MRP von Georges Bidault berufen.
Als Minister bekämpfte er Korruption und Schwarzhandel, in den auch offizielle Funktionsträger verwickelt waren. Insbesondere machte er Machenschaften um algerischen Wein publik („Scandale du vin“, „Weinskandal“)[4] und löste eine Regierungskrise aus, indem er unter anderem auch den Vize-Ministerpräsidenten Félix Gouin (SFIO) beschuldigte, in kriminelle Handlungen verwickelt zu sein. Die Anschuldigungen Farges gegen Gouin wurden von einer parlamentarischen Untersuchungskommission später zwar widerlegt, und Farge wurde auf eine Klage Gouins hin letztendlich Anfang März 1953 wegen Verleumdung verurteilt. Gouins Karriere war jedoch nachhaltig beeinträchtigt.[5]
1948 gründete Farge die moskaunahe Bewegung Les combattants de la liberté, aus der 1951 das Mouvement pour la paix hervorging.[6]
1952 wurde Yves Farge der Stalin-Friedenspreis zuerkannt. Zur Preisverleihung am 25. März 1953 reiste Farge nach Moskau.[7] Wenige Tage darauf kam er in Tiflis in der Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik bei einem Autounfall ums Leben.[1]
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