Seine Kindheit und Jugend verbrachte Fleckhaus in Velbert nahe Düsseldorf. Dort war er in der katholischen Jugendbewegung aktiv. Zwischen 1943 und 1945 war er Soldat und geriet gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Norditalien in Kriegsgefangenschaft.
Fleckhaus hatte weder Abitur, noch hat er an einer Universität studiert. Als Grafiker und Artdirector war er Autodidakt.[1]
Ab 1946 arbeitete Fleckhaus zunächst beim Kunstverein Niederberg. Nach einer Ausbildung als Journalist[2] wurde er ab 1948 Redakteur bei der Zeitschrift Fährmann des Christophorus-Verlags in Freiburg im Breisgau. 1950 wechselte er als Redakteur zum Bund-Verlag und arbeitete für die gewerkschaftliche Jugendzeitschrift Aufwärts, deren gestalterische Leitung er ab 1953 übernahm. Es folgten Beratungsaufträge, unter anderem für das Kölner Verlagshaus DuMont-Schauberg. 1956 erstellte Fleckhaus die Neukonzeption des Ausstellungskatalogs der Photokina und das Ausstellungsdesign der Messe. Für die Photokina arbeitete Fleckhaus die nächsten zwanzig Jahre.
1959 wechselt er innerhalb des Bund-Verlags vom Aufwärts zur gewerkschaftlichen Wochenzeitung des Deutschen GewerkschaftsbundesWelt der Arbeit. 1959, nachdem seine Beratungstätigkeit für eine Publikation des Bundespresseamtes zum Thema Bundeswehr bei seinem Arbeitgeber Anstoß erregte, schied Fleckhaus auf eigenen Wunsch beim Bund-Verlag aus und machte sich als Graphiker selbständig[2].
Zu Fleckhaus’ bekanntesten Arbeiten zählen seine Gestaltung der Zeitschrift twen und seine Entwürfe für die Buchreihen des Suhrkamp Verlag:
Mit Adolf Theobald, Stephan Wolf und Rolf Palm gründete Fleckhaus 1959 die stilprägende Zeitschrift twen, und war mit Heinz Edelmann als Illustrator für das damals revolutionäre Layout der Zeitschrift zuständig: „mit pechschwarz hinterlegten Covern, […] weiß auf schwarz gestellter Schrift und rätselhaft-knackigen Teasertexten dazwischen […] seitenfüllende Schwarzweiß-Fotos, oft über den Bund hinaus gedruckt, exzentrische Bildanschnitte, kombiniert mit Überschriften in schmal-fetten Versalien.“[2] Nachdem Fleckhaus bis Ende 1970 alle bis dahin erschienenen 124 Ausgaben gestaltet hatte[3], wurde er zum Jahresende entlassen. Die letzten 5 Ausgaben der im Mai 1971 eingestellten Zeitschrift erschienen ohne ihn. Vor allem Henri Nannen hatte auf seine Entlassung gedrängt, für ihn war die Aufmachung der Zeitschrift "ästhetisierender Graphismus" und "unverpflichtende modische Kunsttümelei".[4]
Bibliothek Suhrkamp (1959): Nossacks Unmögliche Beweisaufnahme, der erste Band mit der neuen Einbandgestaltung war revolutionär im Vergleich Adornos Noten zur Literatur I, dem letzten Band mit dem bisherigen Design.[5]
Edition Suhrkamp (seit 1963): Für die bahnbrechende Umschlaggestaltung der neugeschaffenen Taschenbuchreihe unterteilte Fleckhaus das Farbspektrum in 48 Einbandfarben, „beginnend bei Blauviolett über Rot, Orange, Gelb, Grüngelb, Grün, Blau, um dann beim ersten Band des nächsten Jahres wieder mit Blauviolett zu starten“[6], so dass die 48 Bände eines Jahres einen jährlich wiederkehrenden Regenbogen (siehe Foto) bilden. Dazu kommt die einheitliche typographische Gestaltung des Vordereinbandes: von unten aufgebaut erst das Verlagskürzel, dann der Reihennamen, dann der Titel und zum Schluss der Verfassername. Alles in der gleichen Schrift und Schriftgröße, jeweils durch waagrechte Linien abgesetzt, bildete zusammen als untere Hälfte des Vordereinbandes ein Quadrat: Brechts Das Leben des Galilei in einem dunklen Blauviolett war Band 1 der Reihe (siehe Bild hier), die heute über 2500 Bände umfasst. Mit der mit Band 1000 beginnenden Neuen Folge wurde das Konzept dahingehend verändert, dass die Elemente an den Kopf des Buches rückten und die Linksbündigkeit aufgegeben wurde, stattdessen wurden alle Elemente zentriert, unter Beibehaltung der trennenden Linien.
Taschenbücher des Insel Verlags (seit 1963 Teil des Suhrkamp Verlags): Für die 1972 neugeschaffene Reihe Insel Taschenbücher (it) entwarf Fleckhaus die Umschläge; selbst Bände, die noch Jahre nach seinem Tod erschienen, trugen im Impressum den Vermerk „Umschlag nach Entwürfen von Willy Fleckhaus“.[7]
Auch zahlreiche Umschläge von Büchern des Suhrkamp Hauptprogrammes, u.a. die Bücher der legendären Weißen Reihe 1983ff., wurden von ihm entworfen.
Erst 2004 änderte der Suhrkamp Verlag das Titeldesign und die Typografie des Suhrkamp Taschenbuchs und der Edition Suhrkamp, doch auch nach über 2500 Bänden der Edition Suhrkamp seit dem Start am 2. Mai 1963 „setzt sich der Regenbogen der Buchreihe kontinuierlich fort.“[6]
Ab 1980 war Fleckhaus gestalterisch verantwortlich für das neu gegründete Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.[2] Die Logos der Zeitschrift Quick, der Aktion Ein Herz für Kinder und des WDR waren ebenfalls von Fleckhaus entworfen worden.
In den Jahren 1972 und 1973 war Fleckhaus Präsident des deutschen Art Directors Club.
Fleckhaus Archiv: Seit 2019 arbeitet Carsten Wolff im Rahmen seiner Dissertation an der HfG Offenbach mit Unterstützung der Familie Fleckhaus an einem für Forschung und Öffentlichkeit zugänglichen Archiv mit Dokumenten, Werken und persönlichen Gegenständen des Designers. Es wird vermutlich im Laufe des Jahres 2022 erstmals präsentiert und in den folgenden Jahren stetig erweitert und ausgebaut.
Fleckhaus starb am 12. September 1983 in Castelfranco di Sopra (Italien) an einem Herzinfarkt.[2]
Die beiden nachstehenden Abbildungen zeigen die einzigen von Fleckhaus entworfenen Briefmarkenblöcke.[9]
twen – Revision einer Legende. Hrsg. von Hans-Michael Koetzle. Klinkhardt & Biermann, München 1995, ISBN 3-7814-0392-0.
Michael Koetzle, Carsten Wolff: Das absolute Auge. Buchgestaltung, Werbung, Lehre. in: Fleckhaus. Deutschlands erster Art Director. München 1997. ISBN 3-7814-0405-6.
Michael Koetzle, Carsten Wolff: Fleckhaus – Deutschlands erster Art Director. Klinkhardt & Biermann, München 2000, ISBN=3-7814-0405-6.
Mathieu Lommen: Das Buch der schönsten Bücher. DuMont, Köln 2012, ISBN 978-3-8321-9378-2, S. 390, 391
Hans-Michael Koetzle, Carsten Wolff: Mit Intellekt und Emotion. Willy Fleckhaus als Buchgestalter und Lehrer. in: Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Köln, 2016, ISBN 978-3-96070-012-8.
Hans-Michael Koetzle, Carsten Wolff: Der kühl kalkulierte Rausch der Farben. Das Design der edition suhrkamp von Willy Fleckhaus. in: Deutsches Design 1949–1989. Zwei Länder, eine Geschichte, Katalog 2021, Vitra Museum, ISBN 978-3-945852-43-9.
Susanne Kippenberger:Und Willy ging zum Regenbogen.Er gab der BRD ein grafisches Gesicht: Er hat die farbige Suhrkamp-Reihe erfunden, 1959 „twen“ und später das „FAZ-Magazin“. Über den radikalen Artdirector Willy Fleckhaus.In:Der Tagesspiegel.27.Juni 2010,abgerufen am 9.Februar 2022(Digitalisat eines Artikels im Tagesspiegel).
Volker K.Belghaus:German Coolness.In:kultur.west.Abgerufen am 3.Februar 2022(Digitalisat eines Artikels vom 1. Oktober 2016 in kultur.west. Magazin für Kunst und Gesellschaft in NRW).
Andreas Bernard:Sensationen aus dem Archiv.In:Süddeutsche Zeitung Magazin.3.Juni 2020,abgerufen am 3.Februar 2022(Digitalisat eines Artikels aus Heft 22/2010 des Süddeutsche Zeitung Magazins mit Vergleichsphoto altes und neues Design).
edition suhrkamp: ausgeklappter Selbstdarstellungstext (Abschnittslink „Weiterlesen“) auf der Website von Suhrkamp | Insel, abgerufen am 6. Februar 2022.
Friedrich Hölderlin:Die Gedichte. Hrsg.: Jochen Schmidt (=insel taschenbuch. it 2796). 1. Auflage. Insel Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 2001, ISBN 3-458-34496-9, Impressum.
Michael Koetzle, Carsten M. Wolff (Hrsg.):Fleckhaus. Deutschlands erster Art Director. Klinkhardt & Biermann, München 2000, ISBN 3-7814-0405-6, S.208,209.