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deutscher Gefäßchirurg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wilhelm Sandmann (* 1942) ist ein deutscher Gefäßchirurg und Universitätsprofessor.[1] Während seiner Zeit als Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie und Nierentransplantation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf behandelte Sandmann das gesamte Spektrum arterieller und venöser Erkrankungen in allen Altersbereichen von der Schädelbasis bis zum Vorfuß einschließlich thorakaler Erkrankungen der Aorta und der Hohlvenen und entwickelte Monitoring und temporäre Bypassmethoden zum Schutz vor Gewebe- und Organschäden wegen Ischämie.[2] Er konzentrierte sich auf die Risikoreduktion der offenen Gefäßchirurgie und arbeitet vor allem an der Erkennung und Behandlung seltener und komplexer Gefäßerkrankungen, die im Kindes-, Jugend- und frühen Erwachsenenalter auftreten, wozu auch abdominelle und retroperitoneale Kompressionssyndrome gehören.
Sandmann studierte von 1962 bis 1968 Humanmedizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und an der Christians-Albrechts-Universität Kiel.[1] Anschließend arbeitete er als Medizinalassistent und Assistent 2½ Jahre am Städtischen Krankenhaus in Itzehoe in der Abteilung für Chirurgie und Angiologie bei K.E. Loose. Seine Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie setzte er von 1971 bis 1975 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf bei W.Bircks, E. Müller und K.Kremer fort. Sandmann ging mit einem Forschungsstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen 1974/75 an das Centre d’Études des Techniques Chirurgicales am Hôpital Broussais nach Paris, promovierte 1975 mit einer Arbeit über: „Die Bedeutung der elektromagnetischen Flussmessung für die rekonstruktive Chirurgie der peripheren Arterien“, erwarb die Befähigung für das Teilgebiet 'Gefäßchirurgie', und habilitierte sich 1977 mit einer Arbeit zur: „Untersuchung der Blutströmung an der Gefäßwand und der Turbulenz in der Aorta des Hundes“ im Hinblick auf die Frage, ob Arteriosklerose durch krankhafte Strömungsgeschwindigkeit („acute yield stress“) entstehen kann. 1980 erhielt Sandmann ein Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie für einen Aufenthalt an amerikanischen Zentren für Gefäßchirurgie.[3] Im Rahmen eigener Vortragsaufenthalte in den USA, Japan, Australien, Frankreich und Belgien bildete er sich gleichzeitig im kollegialen Austausch im Gebiet der Gefäßchirurgie weiter.
Sandmann wurde 1976 Oberarzt bei K.Kremer, übernahm 1979 die Leitung der Sektion Gefäßchirurgie an der chirurgischen Klinik der Univ. Düsseldorf, wurde 1981 zum außerplanmäßigen Professor und im gleichen Jahr zum Lebenszeitprofessor ernannt.[1] Ab 1979 leitete der Mediziner die Sektion Gefäßchirurgie und Nierentransplantation[4] welche in die von ihm gegründete Klinik für Gefäßchirurgie und Nierentransplantation umbenannt wurde und als deren Direktor er von 1984 bis zu seiner Emeritierung im September 2009 arbeitete. Zusammen mit B. Grabensee leitete er als Co-Direktor das Transplantationszentrum.[2] Er war Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (1984), gehörte dem ersten Vorstand an und wurde 1993 und 1994 deren Präsident. In dieser Funktion gelang es ihm, die komplette Abspaltung der Teilgebiete Herzchirurgie und Thoraxchirurgie zu verhindern und unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zusammenzuhalten (München 1993). Er ist Mitbegründer der „European Society of Vascular Surgery“ (London 1987) und arbeitete fünf Jahre im Vorstand.[5] 1994 wurde er auf den Lehrstuhl Gefäßchirurgie an der Universität Düsseldorf berufen.[6] Einen zuvor erhaltenen Ruf an die Universität Wien, verbunden mit der Leitung der Klinik für Gefäßchirurgie, lehnte Sandmann ab. Von 2011 bis 2016 wirkte Sandmann als Honorararzt am Westdeutschen Herzzentrum Essen, wo er die offene Behandlung thoraco-abdominaler Aortenerkrankungen ohne und mit Herz-Lungen-Maschine lehrte.[7]
Unmittelbar nach der Emeritierung baute Sandmann als Chefarzt die Kliniken für Gefäßchirurgie am St. Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort (2009–2012),[8][9] am Ev. Klinikum Niederrhein Duisburg (2012–2016) sowie am Ev. Krankenhaus Mettmann (2017–2019) auf.[10][11] Ziele und Leitgedanke waren, an mittelgroßen Krankenhäusern Gefäßchirurgie zu ermöglichen und den Universitäten mehr Raum und Zeit für Forschung einzuräumen.[6] Seit 2020 arbeitet Sandmann zusammen mit dem Neurochirurgen A. Schmitz (CEO) und dem Orthopäden Chefarzt Dr. Hüseyin Senyurt im Pradus Medical Center Düsseldorf und ist neben seiner operativen Tätigkeit im Rahmen klinischer Forschung mit dem Aufbau eines Zentrums zur Erkennung und Behandlung von Kompressionssyndromen an den Baucharterien, am Zwölffingerdarm (Duodenum) und den großen Venen der Nieren und des Beckens, vor allem im Zusammenhang mit Hypermobilitätssyndromen vom Typ des Ehlers-Danlos-Syndroms (Typ III), an der Clinic Bel Etage in Düsseldorf beschäftigt.[1] Sandmann ist Mitglied des Qualitätszirkels 'Ehlers-Danlos' der Universität zu Köln in Verbindung mit der Medizinischen Hochschule Hannover, sowie im Beirat der Bundesinitiative 'Ehlers-Danlos'.
Wegen des demografischen Wandels befürwortete Sandmann eigene Fachabteilungen für Gefäßchirurgie an Kliniken außerhalb der Universitäten.[9] Zudem warnte Sandmann davor, dass große Krankenhausketten den wirtschaftlichen Profit über das Wohl des Patienten stellten.[12] In Duisburg initiierte Sandmann die Veranstaltungsreihe „Rathausgespräche“ gemeinsam mit dem Theaterregisseur Holk Freytag und dem früheren Direktor des Clauberg-Gymnasiums, Dr. phil. Dierk Freytag.[13] Die Veranstaltungsreihe wird seit 2013 mit der Volkshochschule durchgeführt.[14] Experten diskutieren gesellschaftspolitische Fragen wie beispielsweise „Aktive Sterbehilfe – Recht auf Selbstbestimmung oder erzwungener Freitod?“[15] Sandmann trat ferner seit 2014 als Laienschauspieler bei den Festspielen Bad Hersfeld auf (in „Maria Stuart“ und „Der zerbrochene Krug“).[16]
Zu seinen Patienten zählen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer angeborenen oder erworbenen Gefäßerkrankung,[8] wobei die Vielfalt des Ehlers-Danlos-Syndroms erst seit 2017 bekannt und neu klassifiziert wurde.[17] Die Häufigkeit (Inzidenz) der hypermobilen Form wurde 2019 in einer Studie auf 1:500 eingestuft,[18] während die Mehrzahl der Literatur noch 1:5.000 ausgeht.[19] Früher therapierte Sandmann Aneurysmen der Hauptschlagader im Bauch- und Brust-Bauchbereich und wirkt heute als Ratgeber. Eines seiner Einsatzgebiete war die Wiederherstellung des tiefen Venensystems nach akuten und chronischen Thrombosen insbesondere bei Schwangeren und Wöchnerinnen ohne Einbringen von Stents oder Coils in das Venensystem. Dazu berichtete M. Pillny auf dem American Venous Forum 2004 in Anaheim /Californien und ermöglichte der Gruppe unter Leitung der Gerinnungswissenschaftler A. Gerhardt und R. Zotz im Jahr 2000 eine Publikation im New England Journal of Medicine.
Die Therapie seltener und angeblich inoperabler Gefäßerkrankungen ist ein weiterer Schwerpunkt. Der Ersatz und die funktionelle Wiederherstellung fehlentwickelter Arterien und Venen der Organe, aber auch der Hauptschlagader und der großen Hohlvene gelang ihm und seinem Team schon bei Kleinkindern und Kindern sowie jungen Erwachsenen 1978. Sandmann setzt dabei auf interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Gastroenterologie, der Nephrologie, der Radiologie und besonders der Pädiatrie (zusammen mit T.Scholbach, Leipzig). Bei den meisten seiner heutigen Patienten spielen Hypermobilität vom Typ des hypermobilem Ehlers-Danlos-Syndroms oder im Kindes-/Adoleszentenalter auftretende Kompressionssyndrome eine Rolle. Operative Techniken wurden verfeinert und Verfahren entwickelt, um Operationen an Arterien und Venen risikoärmer durchzuführen, sowie vormals z. B. bei Operationen an der Halsschlagader. Auch direkte Eingriffe am Gefäßsystem, insbesondere an den großen Venen, wie auch die Gefäßstabilisierung bei diesen durch Hypermobilität geschwächten Patienten mit Kompressionssyndromen wurde intensiv untersucht und weiterentwickelt.[20] Nach seiner Einschätzung und Erfahrung ist ein einmaliger großer Bauchschnitt zur gleichzeitigen Beseitigung von vier Kompressionssyndromen einschließlich Nephropexie, statt fünf Mal nacheinander zu operieren, relativ gesehen, auch ein 'kleiner Schnitt'.[21][2]
In einem Artikel des Magazins Der Spiegel Ende 2019 wurde Sandmann vorgeworfen, bei einer Patientin mit Kompressionssyndrom ohne ausreichende medizinische Indikation operiert zu haben.[22] Der Vorwurf wurde vom Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhaus Mettmann, Bernd Huckels, in einem Artikel der Rheinischen Post zurückgewiesen. Sandmann ist seit Ende 2019 nicht mehr am EVK Mettmann tätig.[23]
Im Laufe seiner Tätigkeit hat Sandmann über 230 Artikel in Fachzeitschriften (mit-)verfasst und ist mehrfacher (Mit)-Autor in Fachbüchern sowie mehrfacher Mitherausgeber. Sein Bemühen war es, die Gefäßchirurgie als Teilgebiet der modernen Medizin im Kontext mit allen anderen Fächern darzustellen, was auch in den Publikationen des jährlichen Symposiums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf „VASYNKON“ (1999–2009) zum Ausdruck kam. Sandmann war von 1994 bis 1999 Chairman des Editorial Board des „European Journal for Endovascular and Vascular Surgery“ und bis 2000 Co-Editor und Gründungs-Co-Editor der Zeitschrift „Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie“.[1] Außerdem war er Mitglied des Editorial Board der Zeitschrift „Gefäßchirurgie“.
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