Loading AI tools
Art der Gattung Bärenklau (Heracleum) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die oder der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), auch Gemeine(r) Bärenklau genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Bärenklau (Heracleum) innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie ist im Gegensatz zur Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) in Europa heimisch. Weil die lappig gestielten und behaarten Blätter Tierfüßen ähneln, hat diese auch Bärentap(p)e genannte Pflanzenart den Namen Bärenklau („Bärenklaue“) erhalten.
Wiesen-Bärenklau | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Heracleum sphondylium | ||||||||||||
L. |
Die Wiesen-Bärenklau ist eine zweijährige bis ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 Zentimetern bis zu 1,5 Metern erreicht.[1] Die Grundachse ist dick, verzweigt und tiefwurzelnd. Die Pflanze verströmt einen unangenehmen Geruch und enthält reichlich ätherische Öle. Der Stängel ist aufrecht, kantig gefurcht, steifhaarig, und im oberen Teil verzweigt.[1] Die Laubblätter sind einfach gefiedert, die Fiederabschnitte sind fiederspaltig sowie stumpf gesägt. Sie sind meist ober- und unterseits behaart.[1] Die Blätter haben eine große, als Knospenschutz dienende Blattscheide (Ochrea). Die unteren Laubblätter können sehr groß werden; sie sind lang (bis 60 Zentimeter) gestielt.[1] Der Blattstiel ist seitlich zusammengedrückt und oberseits tief rinnig.[1]
Blütezeit ist Mai bis Oktober.[1] In einem doppeldoldigen Blütenstand stehen viele Blüten. Die Doppeldolde kann bis 20 Zentimeter Durchmesser haben; sie besitzt 15 bis 20 Strahlen.[1] Es sind 0 bis 6 Hüllblätter vorhanden. Die Hüllchenblätter sind zahlreich; sie sind lanzettlich-pfriemlich, dicht behaart und bewimpert.[1] Die Doldenstrahlen sind sehr ungleich lang.[1] Ihre Blüten sind weiß, oft leicht grünlich oder hellrosa überlaufen. Die Kronblätter sind verkehrt herzförmig; sie sind vorn ausgerandet und haben ein eingeschlagenes Läppchen.[1] Der Griffel steht zur Blütezeit fast aufrecht und ist 0,75 bis 4 Millimeter lang. Später ist er verbogen oder zurückgeschlagen.[1] Der Nektar liegt ähnlich wie beim Wiesenkerbel offen in der Blüte und ist daher auch für kurzrüsselige Insekten gut erreichbar. Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Juni bis September. Die Früchte sind geflügelte Doppelachänen. Die Früchte reifen zwischen Juli und September. Sie sind etwa 5 bis 11 Millimeter lang, ihr Flügelrand ist 0,5 bis 1 Millimeter breit.[1]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[2]
Die Wiesen-Bärenklau ist eine Halbrosettenpflanze.
Die Blüten sind „Nektar führende Scheibenblumen“ und stehen in zusammengesetzten Dolden. Die Randblüten sind „strahlend“. Es ist die namengebende Art für den Heracleum-Typ. Die Blüten der Hauptdolde sind meist zwittrig, die übrigen besitzen neben zwittrigen Blüten oft männliche und durch sterile Staubbeutel oder Pollenkörner funktionell weibliche. Die Blüten sind vormännlich, d. h., die Staubblätter strecken sich nach ihrer Entfaltung nach außen und entladen den Pollen. Die Griffel mit der kopfigen Narbe entwickeln sich meist später. Sie sind von einem grünlichen, reichlich Nektar absondernden Diskus („Griffelpolster“) umgeben. Diese Pflanzenart wird von der auf Doldenblütler spezialisierten Bärenklau-Sandbiene (Andrena rosae) als Pollenquelle genutzt.[3] Wichtige Bestäuber sind verschiedene Mücken, Fliegen, Hautflügler, Schmetterlinge, Fransenflügler und Käfer, z. B. der bunte Bockkäfer.[4] Der Wiesen-Bärenklau ist die Raupen-Futterpflanze für die Schmetterlingsarten Silberpunkt-Höckereule, Weiderich-Blütenspanner, Bärenklau-Rauhaareule, Mondfleckiger Blütenspanner, Haarstrang-Blütenspanner, Brustwurz-Blütenspanner, Bärenklau-Blütenspanner und Purpurglanzeule.[5]
Die Früchte sind geflügelte Doppelachänen und verbreiten sich mit dem Wind als „Schirmchenflieger“ (Anemochorie). Die Hauptausbreitung erfolgt durch Wasserhaft- (Nautochorie) und Zufallsausbreitung durch Weidetiere (Zoochorie) und Stallmist.
Die Wiesen-Bärenklau kommt ursprünglich in Europa und im nordwestlichen Afrika vor. In Island, Finnland und Neuseeland ist sie ein Neophyt.[6] Sie kommt in allen Ländern Europas vor.[7] Man findet die Wiesen-Bärenklau verbreitet in Fettwiesen und Staudenfluren, an Ufern und Gräben, in Auenwäldern und deren Säumen und in Hochstaudenfluren. Sie wächst bevorzugt auf lockerem, feuchtem Boden. Nach Ellenberg ist sie eine Halblichtpflanze, ein Mäßigwärmezeiger mit ozeanischer Kontinentalitätszahl, ein Frischezeiger, ein ausgesprochener Stickstoffzeiger und eine Ordnungscharakterart gedüngter Frischwiesen und -weiden (Arrhenatheretalia).[8] Sie steigt im Kanton Wallis bis 2400 Meter auf, im Kanton Graubünden im Berninagruppe bis 2500 Meter.[1]
Die Wiesen-Bärenklauz wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum Tomus I, S. 249 als Heracleum sphondylium erstbeschrieben.
Die Wiesen-Bärenklau, auch als Bärwurz[9][10] bezeichnet, ist eine sehr formenreiche Art. In der Flora Europaea[11] werden neun Unterarten genannt. Zwei weitere Unterarten werden für die Türkei, fünf für Nordafrika angegeben.[7] In Deutschland unterscheidet man drei Unterarten:
Weitere Unterarten sind:[11][7]
Aufgrund der großen Variabilität der Merkmale und des Auftretens von Zwischenformen erscheint die Einstufung von Heracleum alpinum, Heracleum elegans und Heracleum sibiricum als eigene Arten nicht gerechtfertigt.
Nach Berührung der Pflanze können unangenehme Rötungen und Schwellungen der Haut auftreten („Wiesen-Dermatitis“). Sie werden durch UV-A-Empfindlichkeit verursachende, phototoxisch[15] wirkende Furocumarine ausgelöst. Von dieser Stoffklasse sind in den Wurzeln Pimpinellin, Isopimpinellin, Sphondin und Bergapten enthalten, in den Früchten außerdem Xanthotoxin und Imperatorin. Unreife Früchte besitzen den höchsten Furocumaringehalt.
Junge Blätter sind ein gutes Viehfutter z. B. für Kaninchen. Für hellhäutige Tiere ist bei der Verfütterung großer Mengen jedoch Vorsicht geboten, weil durch den Furocumaringehalt des Krauts bei Sonnenbestrahlung auch hier entzündliche Hautreaktionen auftreten können.
Die Wiesen-Bärenklau ist jung ungiftig. Junge Blätter und Sprosse werden daher vom Menschen als Wildgemüse genutzt. Bei größeren Exemplaren kann der Stiel geschält und roh gegessen oder zu Kompott verarbeitet werden. Empfindliche Personen sollten beim Schälen der haarigen, stacheligen Stängel Handschuhe tragen, um Hautreizungen zu vermeiden.
Die jungen Blätter und Sprossen der Wiesen-Bärenklau waren im Mittelalter Bestandteil des Borschtsch. Höchstwahrscheinlich liegt der Ursprung des Namens Borschtsch im slawischen Namen für die Bärenklau.
Unreife sowie reife Samen können in kleinen Mengen als Gewürz genutzt werden. Sie sind sehr aromatisch und eignen sich gut für süße Speisen oder Suppe. Auch kann man unreife Samen als Liköransatz in Neutralalkohol einlegen. Sie geben dem Alkohol eine intensive grüne Farbe, die an Absinth erinnert.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.